Sprachwissenschaften
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"Das beseufze ich oft ..." : antiker Papyrus neu gefunden: Sapphos lyrische Klage über das Alter
(2007)
Die Gedichte der Sappho, die um 600 v. Chr. auf der Insel Lesbos lebte, stehen am Anfang der griechischen und damit der europäischen Literaturgeschichte; nur wenige ältere Texte sind erhalten, darunter allerdings die beiden großen Epen Homers, die Ilias und die Odyssee, auf die sich auch Sappho in ihrer Poesie häufiger bezieht. Unter den wenigen Dichterinnen der Antike ist Sappho ohne Zweifel die berühmteste: Schon das Altertum pries sie wegen der Eindringlichkeit ihrer oft homoerotisch gefärbten Dichtung als »zehnte Muse« oder schlichtweg als »Wunderding. « Trotzdem hat es die Überlieferung nicht gut mit ihr gemeint. Denn von den insgesamt neun Büchern, in denen man in der Antike ihre Gedichte las, sind heute nur noch kümmerliche Reste erhalten. Wir verdanken sie zum einen späteren Autoren, die Verse der Sappho in ihren Schriften zitiert haben. Zum anderen enthalten Fetzen von antiken Papyri, die systematische Ausgrabungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in Ägypten ans Licht gebracht haben, auch Fragmente aus Sapphos Poesie.
Auf nur 25 Seiten schuf Tacitus gegen Ende des 1. Jahrhunderts »Germania« und damit auch das Volk der Germanen, das so gar nicht existierte. In der Antike lebten auf diesem Territorium völlig unabhängig voneinander vielerlei Stämme. Warum zeichnete Tacitus das positive Bild eines unverdorbenen, kampfeslustigen Naturvolks? Wollte er damit den dekadenten Römern einen Spiegel vorhalten? Wollte er vor den starken Gegnern im fremden Norden warnen, gegen die die Römer nicht wieder zu Felde ziehen sollten?
Deutsche Sprache, schwere Sprache? : Einsichten aus Spracherwerbsforschung und Sprachförderung
(2009)
Die erhaltene Sammlung von achtzig Schriften des Dio von Prusa stellt ein bunt zusammengewürfeltes Durcheinander von Prosastücken dar, die in Stil, litterarischer Form und Umfang mannichfach von einander abweichen. Durch Philostratus, Synesius, Suidas wissen wir von der Existenz einer beträchtlichen Anzahl dionischer Schriften, die in unserer Sammlung nicht erhalten sind. Abgeselien von ihrer Unvollständigkeit, zeigt der ganze Zuschnitt derselben, dass wir es nicht mit einer vom Autor selbst besorgten Sammlung zu thun haben. Es ist von Wichtigkeit, mit voller Scharfe die Schlüsse zu ziehen, die sich theils aus dem Zustande der Sammlung, theils aus sonstiger Ueberlieferung für die Entstellung und Geschichte derselben ziehen lassen. ...
Das Dorf Omutiuanduko in einem "Herero-Homeland" im mittleren Nordwesten Namibias hat wie viele Kommunen in dieser wüstenreichen Region mit Wasserproblemen zu kämpfen. 2002 erhielt Omutiuanduko von Namwater, der staatlichen Wasserversorgung, ein Bohrloch und eine Dieselpumpe sowie praktische Anleitung zum organisatorischen Aufbau einer Wasservereinigung (orutu yorwi), in der die Herero ihre Belange selbst verwalten müssen. Danach zogen die Experten ab, die Gemeinde musste allein zurecht kommen – ein typisches Beispiel, wie lokale Entwicklungshilfe abläuft. Doch was passiert, wenn die Experten das Feld räumen? Wie wird externes Wissen angeeignet und umgesetzt? Wie verträgt sich das mit den lokalen Sprachen und der sozialen und kulturellen Dynamik vor Ort? Um solche Phänomene wissenschaftlich zu untersuchen, hat die Volkswagen-Stiftung im Schwerpunkt "Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften" im Juni 2003 das Forschungsprojekt "Language, Gender, Sustainability" angestoßen: In multidisziplinär orientierten Studien sollen lokale Entwicklungsprojekte in der Elfenbeinküste, Indonesien und Namibia soziolinguistisch untersucht werden. Ausgangspunkt der Forschung ist die Beobachtung, dass zwar die Arbeit von Entwicklungsprojekten sehr gut dokumentiert ist und regelmäßige Kontrollen zur Durchführung vorgenommen werden. Lokale Prozesse können aus unserer Sicht erst dann verstanden werden, wenn berücksichtigt wird, wie sie in den lokal verwendeten Sprachen formuliert werden.
Kanada ist ein offiziell zweisprachiges Land, in dem der Dualismus von Englisch und Französisch Geschichte hat. Die Frankophonie in Kanada ist in den letzten 20 Jahren in Bewegung geraten: Wirtschaftswandel und Migration aus französischsprachigen Ländern haben ihre soziale Struktur deutlich verändert. Damit einher geht auch ein Wandel in der Politik: Die Basis-Alphabetisierung für frankophone Erwachsene hat Priorität, um damit die Voraussetzung für bessere ökonomische Chancen zu schaffen. Dagegen rücken kulturelle Interessen, wie sie noch in den 1980er Jahren eine wesentliche Rolle für die "Selbstidentifikation" der Frankophonen spielten, in den Hintergrund.
Der Aufsatz sieht in Freuds Begriff des Unheimlichen einen Schlüssel zu seiner Poetik. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bietet allerdings nicht seine bekannte Interpretation des Textes von E.T.A. Hoffmann, sondern die narrativen Elemente des Textes, in denen er auf indirekte Weise Aufschluss über seinen Begriff der Psychoanalyse gibt. Als Theorie und Praxis der Dichtung ist Freuds Aufsatz über Das Unheimliche nicht nur eine Theorie ein wichtiger Bestandteil seiner Poetik.
Seit den 1980er Jahren erfreut sich die kritische Theorie im intellektuellen Diskurs Chinas großer Beliebtheit. Dank der chinesischen Reformpolitik wird die Sozialphilosophie der Frankfurter Schule zunehmend als Methode verwendet, um den politischen Alltag und den gesellschaftlichen Wandel kritisch zu analysieren. Hierbei spielen die Schriften von Jürgen Habermas und besonders seine Ansichten zur Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und zur Schlüsselrolle der Kommunikation eine wichtige Rolle. Im Rahmen der vom Interdisziplinären Zentrum für Ostasienwissenschaften der Goethe-Universität veranstalteten Konferenz »Kritik – Theorie – Kritische Theorie. Die Frankfurter Schule in China« gab der Habermas-Experte und Übersetzer Cao Weidong Einblick in das chinesische »Habermas-Fieber«.
Wer heute ins Baltikum reist, gelangt in eine europäische Kulturregion, die jugendlich wirkt und ihrer Traditionen sich wieder besinnt, anders als Mitteleuropa, das die seinigen nicht mehr sehr hoch zu schätzen bereit ist. Die Menschen dieser Länder ziehen Kraft aus dem Bewusstsein ihrer so lange unterdrückten Eigenart.
Ineditum Vaticanum
(1892)
Während die Papyrusforschung uns in neuerer Zeit so grosse Gaben wie eine neue Schrift des grössten Philosophen und einen neuen griechischen Dichter geschenkt hat, sind aus der Handschriftenforschung wohl kaum noch neue classische Texte von solchem Umfang und solcher Bedeutung zu erwarten. Dass aber doch auch auf diesem Felde, ganz abgesehen von Dichterfragmenten, die aus Wörterbüchern und Anthologien vereinzelt nachtrüpfeln, einzelne interessante Texte, meist von geringem Umfang, der Aufmerksamkeit der Editoren bisher entgangen waren, dafür bildet das schöne epikureische Gnomologium, welches Herr Dr. WODTKE im Vatican gefunden hat, einen interessanten, zu fortgesetzter Nachforschung ermunternden Beleg. Ganz ähnlicher Art ist der Fund, der im folgenden der wissenschaftlichen Welt vorgelegt wird, obgleich es sich um einen Litteraturfetzen von geringerer Vornehmheit handelt. Nachdenklich stimmen muss namentlich auch der Umstand, dass beide Inedita, sowohl das epikureische Gnomologium als das hier folgende, in dem handschriftlichen Katalog der Vaticana, der seit lange jedem Besucher der vaticanischen Bibliothek zugänglich ist, verzeichnet sind. ...