Kulturwissenschaften
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Mit dem Beginn der COVID-19 Pandemie mussten Forscher:innen in den Geistes- und Sozialwissenschaften weltweit ihre Forschungsvorhaben unterbrechen, neu konzeptionieren und ihre qualitativen methodischen Vorgänge überdenken. COVID-19 und die damit einhergehenden Maßnahmen intervenieren in lang etablierte und für ‚normal‘ empfundene Praktiken der Feldforschung. Die Frage (von) wo und mit wem Forschung möglich ist, erfährt neue Dringlichkeit und Reflexion. Für Feldforscher:innen bedeutet diese Intervention, neue Feldzugänge und Wege der Materialerhebung finden zu müssen. Dieser Beitrag analysiert sowohl qualitative, leitfadengestützte Interviews mit Ethnograph:innen als auch Blogbeiträge, um Forschungsherausforderungen und -praktiken, die unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie entstehen, zu diskutieren. Im Fokus steht die Analyse impliziter Annahmen und etablierter Gütekriterien ethnographischer Forschung, die durch die aktuelle Intervention sicht- und diskutierbar werden. Wir reflektieren diese Erkenntnisse und ihre Bedeutung für das Forschen in pandemischen Zeiten und darüber hinaus.
Die Covid-19-Pandemie macht die Fragilität von Lebensmittelversorgungssystemen sichtbar (vgl. IPES-Food 2020). Die aktuelle Krise löste eine neue Welle der Kritik an fehlender Resilienz von Produktions- und Distributionsstrukturen aus (vgl. ebd. Clapp 2020; Gustin 2020). Die Produktionskrisen im Globalen Norden und die sich beängstigend schnell abzeichnende Ernährungssicherheitskatastrophe in vielen Regionen des Globalen Südens sowie das Auftreten von Zoonosen überhaupt werden dabei zum Anlass genommen, eine Umkehr vom produktivistischen Paradigma (mehr, kostengünstiger, schneller) zu fordern (vgl. IPES-Food 2020; Clapp 2020; Vogel in Carstens 2020). Das Streben nach Effizienzsteigerung bringt Ökosysteme aus dem Gleichgewicht und verhindert dabei keine Versorgungslücken. Damit untergraben die gegenwärtigen Dynamiken die natürliche Grundlage der Agrarproduktion, ohne sich im akuten Krisenfall durch zuverlässig verfügbare Outputs auszuzeichnen. Resilienz – im Sinne der »anhaltenden Kapazität eines Lebensmittelversorgungssystems (…) im Angesicht verschiedener und sogar unvorhergesehener Störungen ausreichend angemessene und zugängliche Nahrung für alle zur Verfügung zu stellen« (Tendall et al. 2015: 19, eigene Übersetzung) – sieht anders aus...
During the government-imposed contact restrictions in Germany, Austria and Switzerland, older adults feared that they may no longer be able to experience physical contact with family members. They were, however, given hope by a ‘cuddle curtain’, a device that promised to enable familial intimacy while blocking the exposure of older bodies to the coronavirus. Our research team traced how one such artefact was used in nursing homes in Switzerland. Here, we discuss its cultural biography to explore notions of intimacy by relating discussions about the curtain to anthropological discussions about entanglement and detachment. We contrast positive associations between the curtain and familial intimacy with regulations surrounding body fl uid barriers in sex work, in order to relate the ‘thing’ to the larger context within which it circulates.
Social-Media-Ethnografie
(2023)
Social Media-Plattformen sind Teil des Alltags vieler Menschen und die Erforschung von Medienpraktiken auf solchen Plattformen ist entsprechend etablierter Gegenstand ethnografischer Forschung. Doch wie forscht man eigentlich ethnografisch auf und mit Social Media? Und welche ethischen Implikationen hat die digitale Feldforschung? Dieser Beitrag skizziert die Grundlagen einer solchen Forschung anhand konkreter Schritte und nimmt dabei verschiedene Dimensionen in den Blick. Neben der Frage, wie sich ein ethnografisches Forschungsfeld im digitalen Raum überhaupt konstituiert und abgrenzt bespricht der Artikel, inwiefern teilnehmende Beobachtung und Chat-Interviews für ethnografische Forschung auf Social Media produktiv gemacht werden können. Für eine reflexive Analyse erhobener Daten und gemachter Beobachtungen eignet sich die Nutzung von QDA-Software – die Codierung ist hier nicht als nachgelagert, sondern als integrativer Bestandteil der ethnografischen Interaktion zu verstehen. Mögliche weitere Problemfelder in der Erforschung digitaler Räume sind der Umgang mit der (Un-)Sichtbarkeit von Algorithmen und die Analyse von big ethnographic data, die in diesem Beitrag angeschnitten werden. Da Ethnografie stets adaptiv ist, soll der Artikel nicht als statische Anleitung, sondern eher als Angebot zur Orientierung und als Übersicht verstanden werden.
Wie funktioniert Feldforschung, wenn das Feld eine Internetseite ist? Anhand eines Praxisbeispiels auf der Medienplattform YouTube zeigt der Artikel eine Möglichkeit auf, wie die klassisch ethnografische Methode der Teilnehmenden Beobachtung digitalisiert werden kann. Das heißt, wie bekannte und bewährte Forschungspraktiken in einem sozialen Raum online verwendet werden können und welche Herausforderungen ein solches Feld mit sich bringt. Dabei geht es zum einen um Hintergründe zum algorithmischen Aufbau von Internetseiten und zum anderen um praktische Fragen des Bewegens im Feld bzw. der Materialsammlung und ‑handhabung. Als Vorschlag dient ein STS-geprägter, Flow-orientierter Ansatz, der die Besonderheiten digitaler Felder ernst nimmt und gleichzeitig Kontinuitäten zu klassischen Forschungsumgebungen aufzeigt.
Obwohl sie einst buchstäblich undenkbar und im günstigsten Fall ein Widerspruch in sich war, ist die „Digitale Anthropologie“ heute auf bestem Wege, eine vollwertige Teildisziplin zu werden — neben Formationen wie die der Rechtsanthropologie, der Medizinanthropologie und der Wirtschaftsanthropologie oder den Anthropologien der Migration, des Geschlechts und der Umwelt. Inzwischen gibt es Lehrveranstaltungen im Grund- und Aufbaustudium (ja sogar ganze Studiengänge), die mit der Ausbildung eines Kanons einhergehen, wenngleich ein Kanon, der im engen Dialog mit den Kommunikations- und Medienwissenschaften, der Soziologie sowie anderen Disziplinen entsteht. Dieser Zeitpunkt sollte uns gelegen kommen, um die Inhalte und Entfaltungsmöglichkeiten einer Digitalen Anthropologie neu zu denken.
Dieser Text erschien ursprünglich als Rethinking Digital Anthropology im Sammelband Digital Anthropology, 2. Auflage, herausgegeben von Haidy Geismar und Hannah Knox (2021) bei Routledge. Wir danken Tom Boellstorff und dem Verlag für die freundliche Genehmigung der Übersetzung und Veröffentlichung in den KA Notizen 85. Timo Roßmann danken wir für die sorgfältige Übersetzung.
Daten erfahren und situieren. Datenspaziergänge als explorative Methode ethnografischer Forschung
(2023)
Der Beitrag nimmt verschiedene Ansätze zu und Erfahrungen mit data walking zum Ausgangspunkt, um sich systematisch mit aktuellen Vorschlägen zur experimentellen Kombination von (Spazieren) Gehen, Beobachten und Daten-/Wissensproduktion auseinanderzusetzen. Dabei wird sowohl auf historische Vorläufer des methodischen Gehens im Bereich der Stadtforschung eingegangen (z.B. Wahrnehmungsspaziergang, Flanieren, Dérive) als auch auf deren Aktualisierung und erweiterten Einsatz im Zuge von digitalen Massendaten. Auf diese Weise wird das Potenzial von Datenspaziergängen zum einen als ein exploratives Instrument in der (partizipativen) ethnografischen Forschung ausgelotet, zum anderen als eine – auch in der Lehre verwendbare – Möglichkeit der Auseinandersetzung damit, was Daten sind, wie sie produziert und erfahrbar werden und wie sie soziale Welten selbst erfassen und mitproduzieren. Dies erlaubt insbesondere die Materialität und Situiertheit von Daten (ihrer Generierung wie Konsequenzen) in Lebenswelten in den Vordergrund zu stellen. Ein Grundrezept für einen Datenspaziergang und mögliche Variationen sowie ein Beispiel runden den Beitrag ab.
Alltage sind zunehmend durch programmierte Algorithmen und Computercode strukturiert, während Alltage und Menschen diese wiederum gestalten. Doch wo genau lässt sich Computercode ethnografisch in seinen Wirkungsweisen begegnen? Er ist niemals eines, sondern immer vieles. In diesem Beitrag beleuchten wir unterschiedliche methodische Herangehensweisen an Computercode in seinen verschiedenen Dimensionen und veranschaulichen diese anhand von Fallbeispielen. Dabei unterscheiden wir die folgenden fünf Dimensionen: a) Code als Text und seine Einschreibungen b) Computercode in seiner Performanz und Ausführung, c) Programmieren als Praxis: Entwickeln, Basteln, Debuggen und Hacken, d) Infrastrukturieren mit und durch Computercode, und e) Gouvernance und Gouvernementalität: Regieren mit und durch Computercode. Die Perspektivierungen sind nicht exklusiv und überschneidungsfrei, vielmehr erlaubt das Zusammendenken verschiedener Dimensionen von Code als soziotechnische Assemblage ein tiefergehendes Verständnis. Wir diskutieren, welche Dimensionen bei welchem Forschungsinteresse hilfreich sein kann und betonen gleichermaßen die Notwendigkeit einer Reflexion jener perspektivischen Entscheidungen, die wir im Forschungsprozess treffen.
Zeitgenössische Forschungsfelder konfrontieren Ethnograf:innen mit multiplen digitalen und medialen Praktiken. Ethnografische Anwesenheit beschreibt dabei nicht nur vor Ort zu sein (co-location), sondern folgt Prozessen und Praktiken in multi-lokalen, multi-temporalen und multimodalen Ethnografien. Anhand einer Forschung zu Computerspielevents wird gezeigt, wie in lokaler Feldforschung vor Ort auch digitale und virtuelle Präsenzen wichtig werden, um ein dichtes Verständnis für das Feld zu entwickeln. Die Praktiken vor Ort inkludieren eine Vielzahl unterschiedlicher digitaler Schauplätze und erfordern multiple Ko-Präsenzen online und offline. Verschiedene Modi ethnografischer Anwesenheiten produzieren auch multimediales Material in der Erhebung, Dokumentation und Auswertung. Die Logiken und Komplexitäten der Praktiken des Forschungsfeldes bilden dabei die Grundlage für die Schnürung eines ethnografischen Methodenbündels. Der Ansatz von multi-präsenter Ethnografie versucht die Trennung von digitalen und analogen Praktiken zu überwinden und ihren Verflechtungen und Relationen in mehr-als-digitalen Feldern zu folgen.
Forschungsdaten werden zunehmend in digitalen Repositorien gespeichert und Dritten zur Nachnutzung zugänglich gemacht, teils beschränkt auf wissenschaftliche Anliegen. Es stellt sich die Frage, wie entsprechende Datensätze genutzt werden können, nachdem alle ethischen Dimensionen berücksichtigt sind. Dies wird anhand der exemplarischen Bearbeitung eines umfangreichen Datensatzes aufgezeigt, der lebensgeschichtliche Interviews mit Sozialwissenschaftler:innen des 20. Jahrhunderts enthält. Während der Schwerpunkt in der Erhebung auf Lebenserzählungen lag, wird in der Nachnutzung nach Veränderungen der Berufsbiografien im 20. Jahrhundert gefragt. Der Beitrag beschreibt, wie die Datensätze explorativ mit digitalen Methoden untersucht werden und geht der Frage nach, welche Erkenntnisse aus dieser Nachnutzung von Interviewtranskripten gezogen werden können. Wie viel Aussagekraft haben die Interviewpassagen, welche zur eigenen Fragestellung identifizierbar sind? Welche Leerstellen bleiben in der Interpretation? Hierbei werden verschiedene Standardverfahren des Text Mining im Rahmen von digitalen Methodenanwendungen, wie Wortfrequenzen, n-Gramme und Topic Modeling, auf ihre Nutzbarkeit und Nützlichkeit für die Bearbeitung der Datensätze hin befragt.