Neuere Philologien
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Das Unsichtbare hat Konjunktur. Dies spiegeln nicht nur akademische Diskurse, sondern auch populärkulturelle Erzeugnisse wider. Die Aktualität des Themas scheint hierbei mit Neudefinitionen des Wissens, mit veränderten medialen Möglichkeiten und dadurch erschlossenen epistemischen Feldern, mit neuen ways of seeing und den damit einhergehenden Verunsicherungen zu tun zu haben. Idee der Tagung war es daher, den Blick zurück ans Ende des 19. bzw. den Beginn des 20. Jahrhunderts lenken, auf einen historischen Moment, der ebenfalls von einer Krise der Wahrnehmung geprägt ist. In der Medialisierung des "Unsichtbaren" treffen sich hier technischer Optimismus und phantasmatisches Begehren, die Verfahren der wissenschaftlichen Visualisierung und die entpragmatisierten Spiel-Räume der Kunst. ...
Von kultureller Akzeptanz noch weit entfernt, entwickelte der Comic gegen Ende der 1960er Jahre ganz neue Qualitäten: In der bewegten gesellschaftlichen Atmosphäre dieser Zeit aufgeladen mit politischen und künstlerischen Ambitionen fi ndet er seine Adressaten nicht mehr nur beim Kinderpublikum, sondern richtet sich zunehmend an eine politisch bewegte Öffentlichkeit der Heranwachsenden und Erwachsenen.
Der kubanische Schriftsteller Leonardo Padura Fuentes, Autor des Krimi-Quartetts Los cuatro estaciones, versucht in jedem seiner Romane ein Kuba zu zeichnen, wie er es wahrnimmt. Hierfür bediente sich Padura bisher des Genres des Kriminalromans und kreierte damit ein für seine Texte typisches Schema, das in der Figur des Mario Conde Ausdruck findet. Eine meiner Absichten ist es nun herauszufinden, ob Padura dieses Muster auch als Grundlage für seinen ambitionierten Roman La novela de mi vida genommen hat. Spricht der Schriftsteller auch in diesem Roman von einem Kuba, wie er es wahrnimmt? Wie viel ist von Kuba zu sehen und welche Facetten der vielseitigen Insel sind im Roman skizziert worden? Trifft man auf das Kuba, das hier bisher unter anderem mit den Worten Éduardo Manets beschrieben wurde? Gibt dieser Text Antworten auf die Fragen, die ich mir stelle? Kann man aus dem Werk heraus die kubanische Kultur und Identität begreifen und wenn ja, in welchem Ausmaß? Zwar werde ich versuchen mit Hilfe des Romans Antworten zu finden, doch es bedarf mehr als nur der Betrachtung eines literarischen Werks, um solch komplexen Begriffen, wie denen der kubanischen Kultur und Identität eine Definition oder Beschreibung abzuringen. Es ist wichtig, nicht nur den Text an sich zu betrachten, sondern sich auch den Hintergründen zu widmen. Die ersten drei Kapitel dienen daher als Basis, von der zur Analyse des Romans übergegangen werden kann. Zu Beginn wird Kuba als geographischer Ort mitsamt dem kulturhistorischen Hintergrund eingeführt. Es wird sowohl eine räumliche Situierung als auch eine Beschreibung der sozialen Strukturen des Landes und der Geschichte Kubas vorgenommen, soweit es für die Analyse von La novela de mi vida nötig ist. Der historische Teil wird ein wenig mehr Raum einnehmen, da nicht nur wichtige Ereignisse der Vergangenheit aufgelistet werden sollen, sondern die Entwicklung nachvollzogen werden soll, um zu den Wurzeln Kubas, seiner Kultur und Identität zu gelangen. Der erste Grundpfeiler dieser Arbeit wird mit einer Art Bestandsaufnahme über die Herausbildung der kubanischen Identität abgeschlossen. Der zweite wichtige Strang ist die Beleuchtung des Diskurses über Hybridität und hybride Identität. Die an dieser Stelle vorgestellten Theorien sollen im Kapitel der Analyse auf ihre Anwendbarkeit hin untersucht werden. Dafür wird zunächst ein Überblick über die Entwicklung des Diskurses und die Weiterentwicklung der Terminologie gegeben, die Fernando Ortiz durch sein Werk Contrapunteo al tabaco y azúcar geprägt hat. Anschließend werden die Konzepte und Theorien von Homi K. Bhabha, Édouard Glissant und Néstor García Canclini vorgestellt und zum Abschluss vergleichend resümiert. Der dritte Grundpfeiler beinhaltet erstens die Vorstellung des Autors Leonardo Padura, zweitens die inhaltliche Betrachtung in Form einer Zusammenfassung und drittens die Formanalyse des Werks. Das fünfte zentrale Kapitel der Arbeit soll unter Rückbezug auf die drei Grund-pfeiler klären, wie der Roman funktioniert. Das bedeutet, dass festgestellt werden soll, was La novela de mi vida an kulturellen Elementen und Werten vermittelt. Die Hauptfrage, auf die eine Antwort gesucht wird, ist, wie Kuba in der kubanischen Literatur dargestellt wird. Die in den einführenden Kapiteln vorgestellte kubanische Realität wird in der Analyse der Fiktion gegenüber-gestellt. Wie stellt sich die ethnische Beschaffenheit der fiktionalen im Vergleich zur realen Gesellschaft dar? Und wie viel Historizität findet sich im Roman wieder? Wie wird Kuba aus landschaftlicher und geographischer Perspektive in der Literatur wiedergegeben? Trifft man in La novela de mi vida auf eine Idylle oder werden auch soziale Probleme berücksichtigt? Und wie steht es um das kubanische Thema, das Exil? All diese Fragen werden in diesem ersten Teil der Analyse bearbeitet, bevor in einem zweiten Schritt herausgestellt wird, inwieweit die Konzepte der eingeführten Wissenschaftler anwendbar sind. Jede der drei ausgewählten Theorien wird dem Roman gegenübergestellt, um eine Antwort darauf zu erhalten, wie auf Kuba mit der Mischung verschiedendster Elemente umgegangen wird und inwieweit sich auch die kubanische Identität als hybrid beschreiben lässt. Es wird an dieser Stelle auch der Frage nachgegangen, ob die Homogenisierungspolitik der Insel in der Realität weiterhin funktionstüchtig ist. Außerdem wird es um Literatur als einer Komponente der Kulturvermittlung gehen. Welchen Anteil hat Literatur an der Mediation kultureller Werte und Güter? Und welche Bedeutung hat die Literatur mit ihren Instrumenten für Leonardo Paduras La novela de mi vida?
Writing against the odds : the south’s cultural and literary struggle against progress and modernity
(2008)
Die Literatur und Kultur der Südstaaten ist entscheidend geprägt von ihrer Orientierung an der eigenen Geschichte und Vergangenheit. Die düstere Vergangenheit, die die Gegenwart überschatten und die Zukunft determiniert ist ein Südstaatenthema par exellence und allgegenwärtig in ihrer Kultur und Literatur. Nach dem Bürgerkrieg und der Reconstruction Era ist der Süden kulturell und ökonomisch ausgeblutet, am Boden und isoliert. Nach dem Krieg weitet sich die Kluft zwischen Nord- und Südstaaten immer weiter aus, ein Prozess, der jedoch schon so alt ist wie die Vereinigten Staaten selbst und bereits im beginnenden 18. Jahrhundert seinen Anfang nimmt. Die Isolation ist gleichzeitig gewollt und ungewollt, bewusst und unbewusst. Die Scham des verlorenen Krieges und die Marginalisierung sind die Katalysatoren für die Kultivierung und das Bestreben nach Erhalt der Besonderheiten der Südstaaten, mit ihrer vermeintlich überlegenen Kultur und Moral. Es beginnt die kommerzialisierte, hoch ideologisierte Konstruktion der Geschichte und Identität der Südstaaten, die in alle Lebensbereiche strahlt. Der melancholische Blick in die Vergangenheit als wichtigste Referenz und kulturellen Fluchtpunkt ersetzt den Eintritt in die Moderne und Modernität mit ihrer Schnelllebigkeit, Austauschbarkeit und die Aufgabe der Tradition für eine rasante Gegenwart. Das Individuum der Südstaaten sieht sich statt mit einer Flut an Wahlmöglichkeiten und Optionen, mit einer einengenden Gesellschaft konfrontiert, die wenig Spielraum für Abweichungen übriglässt und ein harsches Kontrollsystem hat. Es ist eine einzigartige Mischung aus Stolz, Scham und einem Gefühl der gleichzeitigen Unter- und Überlegenheit, die einen besonders guten literarischen Nährboden hervorbringt. In dieser Arbeit wird den historischen, kulturellen, und literarischen Wurzeln der Südstaatenliteratur seit der Southern Renaissance nachgegegangen, um dann die ständig perpetuierten formalen und inhaltlichen Strukturen darzustellen, die wenig Veränderungen erfahren haben. Diese Perpetuierung resultiert aus der einzigartigen Situation der Südstaaten, aus der historischen Last, die unvermindert aktuell bleibt und längst nicht verarbeitet ist. Südstaatenautoren konnten und können nicht die traditionellen Formen und Themen ablegen, solange diese konstituierende Bestandteile der Kultur und Identität der Südstaaten bleiben. Die Südstaaten verweigern sich der Modernität und empfinden Fortschritt und die moderne Massengesellschaft nicht nur als Bedrohung, sondern als Einfluss aus den Nordstaaten, der die eigene Kultur bedroht und eine Einmischung von außen ist, die es abzuwenden gilt. Traditionsbewusste, reaktionäre Tendenzen und Elemente ziehen sich selbst durch vermeintlich progressive, moderne Entwicklungen und Phänomene. Ich kombiniere identitätskonstituierende, isolierende und melancholische Elemente und beleuchte sie historisch, kulturell und literarisch, um eine mehrschichtige Perspektive zu erlangen. Das Verständnis dieser historischen Last und deren unverminderte Bedeutung und Auswirkung auf die Literatur und Kultur der Südstaaten ist essentiell für eine tiefere Einsicht in deren Strukturen und Bedeutung.
Die guten bayerischen Ergebnisse der PISA-Studien haben ihren Preis. Hohe Hürden vor dem Gymnasium führen nicht nur der Realschule viele Schüler/innen zu, die in anderen Bundländern das Gymnasium besuchen. Profitiert davon hat lange Zeit auch die bayerische Hauptschule mit einem hohen Schüler/innen-Anteil, der außerhalb Bayerns vor allem Real- und Gesamtschulen besucht. Diese Situation hat sich nun ausgerechnet durch PISA auch für das deutsche PISA-Siegerland Bayern geändert. Zum einen findet auch in Bayern bei der Zuordnung zu den drei Regelschulformen Hauptschule, Realschule und Gymnasium die für ganz Deutschland so beschämende soziale Selektion statt. Was die bayerische Schulpolitik jedoch härter trifft, ist die im internationalen Vergleich viel zu geringe deutsche Quote an Schüler/innen mit Hochschulreife. Darin ist Bayern nun auch Spitze unter den Bundesländern mit gerade einmal 20 Prozent Abiturienten. Was die PISA-Debatte noch öffentlich gemacht hat, ist der hohe Anteil an „Risikoschüler/innen” mit oder ohne Hauptschulabschluss, die immer geringere Vermittlungschancen auf dem Ausbildungsmarkt haben, in der Konkurrenz zu denen mit einem Mittleren Abschluss oder Abitur, und das auch in traditionellen Handwerksberufen. Dieser Trend der Abwertung der Hauptschule und des Hauptschulabschlusses macht auch vor den bayerischen Landesgrenzen nicht Halt und es hilft wenig, dass Bayern bei PISA gerade aufgrund seiner verschärften Auslese mit dem geringsten Anteil an „Risikoschüler/innen” im innerdeutschen Vergleich aufwarten kann. Ausgelöst wurde die Hauptschulkrise bereits durch eine innerbayerische Strukturmaßnahme, die bereits vor PISA durchgeführt wurde. Bayern war, wie die ostdeutschen Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, bis Ende Klasse 6 zweigliedrig, ehe die Staatsregierung sich entschloss, Haupt- und Realschüler/innen auch bereits nach der Grundschule zu trennen. Damit verschärften sich die Probleme an Hauptschulen und begann das schleichende Hauptschulsterben, das der CSU schwer zu schaffen macht. Wer will noch freiwillig sein Kind einer Schule anvertrauen, in der im Verbund mit der Sonderschule sich die meisten der „Risikoschüler/innen” versammeln? Die Folge ist auch in Bayern ein verstärkter Druck auf die Grundschule, die ja verpflichtet ist, bis zum Ende von Klasse 4 verbindlich zu entscheiden, wer die Realschule oder das Gymnasium besuchen darf und wer in die Hauptschule muss. ...
Einleitung Politischer Agitator, Schriftsteller und Menschenfreund - mit diesen Begriffen beschrieb Wolfgang Hildesheimer den Hessen Georg Büchner (1813-1837) im Jahre 1966 bei seiner Rede zur Verleihung des Büchner-Preises. Damit würdigte er einen überragenden Autor des deutschen Vormärz, der unter anderem mit dem revolutionären Pamphlet Der Hessische Landbote sowie mit der Sozialtragödie Woyzeck zwei außergewöhnliche Werke schuf, die seit rund 170 Jahren nichts an Aktualität eingebüßt haben. Büchners literarische Arbeiten faszinieren das heutige Publikum ebenso stark, wie einst die Menschen im 19. Jahrhundert. Weniger bekannt als sein OEuvre sind jedoch die Hintergründe und Voraussetzungen, die den in Goddelau geborenen Schriftsteller zu jener Person werden ließen, auf die Hildesheimers Bezeichnungen zutreffen. Die Wurzeln hierfür sind in Büchners Gießener Studienzeit (Oktober 1833 bis September 1834) zu finden, während welcher der mit den Unterdrückten „mitleidende[ ] Dichter“ begann, sich erstmals aktiv in die deutsche Politik einzumischen und gleichzeitig den ersten Schritt in die schriftstellerische Tätigkeit zu wagen. Bisher beschäftigte sich die Forschung lediglich am Rande mit Büchners Aufenthalt in der ehemals oberhessischen Universitätsstadt, so dass es an einer ausführlichen Analyse seiner dort entwickelten revolutionären Ideen noch fehlt. Besonders interessant ist die Tatsache, dass Büchner an seinem ersten Studienort Straßburg (1831-1833) von den Nachwirkungen der Französischen Revolution inspiriert wurde und diese Anstöße in Gießen zu eigenen sozialrevolutionären Ansätzen weiterentwickelte, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland absolute Innovationen darstellten. Das Ideengut, das er während der Gießener Zeit sammelte, verarbeitete er sowohl im Hessischen Landboten als auch Jahre später in Woyzeck. Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist es, eine Verknüpfung von Büchners eigenen Erfahrungen aus der Gießener Studienzeit mit seinem Wirken als Schriftsteller und politischer Agitator sichtbar zu machen, um schließlich dessen revolutionäre Errungenschaften, die aus diesem Lebensabschnitt hervorgegangen sind, herauszuarbeiten. Zum ersten Mal sollen nun Büchners gesamte Neuerungen aufgezeigt werden, die er während einer für ihn höchst brisanten Zeit entwickelt hatte.
Es gab in Hamburg seit PISA 2003 und verstärkt dann mit Blick auf die Bürgerschaftswahl 2008 viel Bewegung in der Debatte über eine Reform der Schulstruktur, und das vor allem bei der alleinregierenden CDU. Sie zog schließlich nach intensiver Beratung in einer parteiübergreifenden Enquetekommission mit einem schulpolitischen Programm in den Wahlkampf, dessen Eckpunkte waren: ...
Die Überzeugung, dass der Computer nicht als Werkzeug, sondern als Medium zu denken sei, hat in den zurückliegenden Jahren die Debatte zu einer Medientheorie des Computers wesentlich geprägt. Damit war insbesondere eine bestimmte Auffassung des Technischen verbunden. Die Effekte der technischen Medien lassen sich, so der Gedanke, nicht über die Aktivierung anthropologischer Schemata begreifen, vielmehr müssen die Medien in ihrer Technizität ernst genommen werden. Dies heißt aber nichts anderes, als dass der Technik ein Eigenwert zuzugestehen sei, der sich gerade nicht vom Menschen her konturieren lässt. Hierüber diskreditiere sich dann letztlich eine Rede von den Medien als werkzeughaften Extensionen des Menschen. Demgegenüber soll in dieser Arbeit der Vorschlag unterbreitet werden, den Computer eben doch wieder vom Werkzeug her zu denken. Damit soll jedoch keinesfalls über den erreichten Stand medientheoretischer Positionen hinweggesehen werden. Mit dem Medienbegriff umzugehen bedeutet nicht zuletzt, den epistemischen Status mitzureflektieren, den die Medien inne haben. Sie geben den Rahmen vor, in dem sich die Subjekte äußern können. Die Medien strukturieren diese Äußerungen bereits vorab bzw. ermöglichen überhaupt erst bestimmte Äußerungsformen. Sich hierüber Rechenschaft abzulegen bedeutet aber nicht notwendig, die Metapher einer werkzeughaften Nutzung des hoch technischen neuen Mediums als trügerisch verwerfen zu müssen. Gerade diese Nutzungsweise unterscheidet den Computer vom vorherrschenden Medienparadigma des 20. Jahrhunderts, von Film und Fernsehen und dem daraus abzuleitenden Status des Rezipienten als Rezipienten. Die vorliegende Arbeit betreibt also Werbung für einen produktiven Gebrauch des neuen Mediums, wobei es jedoch nicht darum geht, den Computer als eine Art Befreiung von den "Zwängen" der anderen technischen Medien zu positionieren. Sofern Medien überhaupt -- im strengen Sinne – Zwänge ausüben, so wäre doch nicht einzusehen, warum dies beim Computer anders sein sollte. Dennoch: Dass es so etwas wie eine "Creative Commons" gibt, dass es immer selbstverständlicher wird, wenn Nutzer ihre kreativen Produkte nicht nur mit anderen Nutzern teilen, sondern sie es darüber hinaus ermöglichen, dass auf Basis ihrer Produkte weitergearbeitet werden kann, nährt die Vermutung eines sich ändernden Verhältnisses zwischen den Nutzern und den Medien. Zentrales Ziel dieser Arbeit ist daher zunächst, die sich in der Medienwissenschaft bereits etablierte Perspektive auf den Computer als eines Textmediums zu kritisieren, da hierüber allzu leichtfertig eine bestimmte Nutzungsweise des Computers verabsolutiert werden kann: Einzig der programmierende Zugriff gilt als emanzipativ. Daran anschließend möchte ich nach einer kurzen Diskussion des Medienbegriffes das in der Softwareentwicklung lange Zeit bestimmende Gestaltungskonzept der Werkzeugnutzung für eine neuerliche Verwendung in der Medienwissenschaft vorschlagen. Vorteil ist, dass hiermit auch Nutzerpraxen adäquat einbezogen werden können, die sich auf den "Oberflächen" der Software abspielen. Betrachtet man Medien nicht als bloße Übertragungskanäle und versucht man, die produktive Seite von Medientechnologien in den Blick zu nehmen, dann weist die "Botschaft" des neuen Mediums in die Richtung eines Wechsels vom Rezipienten zum Produzenten. In dieser Perspektive erscheinen die Nutzer nicht mehr nur als Anhängsel der Technik. Sie sind nicht von ihr aus zu bestimmen, ebenso wenig wie die Medientechnik rein vom Menschen her zu bestimmen wäre. Um die These einer werkzeughaften Verwendbarkeit des Computers auszuführen, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf bestimmte Texte, die genauer diskutiert und in die Argumentation integriert werden. Dies erscheint mir fruchtbarer als der Versuch, das gesamte Spektrum der neueren Diskussion um den Computer als Medium aufgreifen und synthetisieren zu wollen. Die Gliederung verläuft dementsprechend weitgehend entlang dieser (theoretischen) Referenzen.
Im Januar 2008 gab es von der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag eine kleine Anfrage an die Bundesregierung in der Absicht, das Grundgesetz zu ändern, um Privatschulen besser fördern zu können. In Art.7, Abs.4 heißt es, dass private Schulen „als Ersatz für öffentliche Schulen” „der Genehmigung des Staates” bedürfen und den Landesgesetzen unterstehen. Die Genehmigung ist zu erteilen, „wenn die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird”. In ihrer Antwort auf die FDP-Anfrage sieht die Bundesregierung keine Notwendigkeit, das Grundgesetz zu ändern und verweist auf einen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1992. In ihm wird bestätigt, dass der Staat dafür sorgen solle, dass Kinder verschiedener sozialer Schichten nicht durch Schulen getrennt werden. Privatschulen dürften deshalb nur eingerichtet werden, wenn spezielle pädagogische Konzepte oder religiöse Gründe vorlägen, die nicht durch eine öffentliche Schule abgedeckt würden. Das Gericht habe sich damals besorgt gezeigt, dass Privatschulen Kindern durch eine zu homogene Schülerschaft ein einseitiges Bild von der Gesellschaft vermitteln könnten. Die Bundesregierung ihrerseits befürchtet, dass Bundesländer noch unterschiedlicher über die Einrichtung von „freien Ersatzschulen” entscheiden würden als bisher schon, sollte der entsprechende Absatz im Grundgesetz gestrichen werden. (http://bildungsklick.de/pm/58086/regierung-gegen-grundgesetzaenderung) ...
Twentieth-century scholars have thought little about the attractions of Descartes’ thinking. Especially in feminist theory, he has a bad press as the ‘instigator’ of the body-mind-split – seen as one of the theoretical bases for the subordination of women in Western culture. Seen from within seventeenth-century discourse it is the dictum that can be inferred from his writings that ‘the mind has no sex’ and which can be seen as an appeal to think about rational capacities in the utopian perspective of a gender neutral discourse. My work analyses this “face” of Cartesianism as it was adapted in favour of English seventeenth-century women. How were the specific tenets of Descartes’ philosophy employed on behalf of English women in the second half of the seventeenth century in England? My focus is on Descartes as a thinker, who – whatever his real or imagined intention might have been – provided women in seventeenth-century England with tools with which to change their status, in other words: with instruments of empowerment. So why were Descartes’ arguments so attractive for women? Descartes had argued for equal rational abilities among individuals in a gender neutral way. He had further critiqued generally accepted truth with his universal doubt. I believe this specific combination of ideas, affirming their rational capabilities, was seen by a number of women as an invitation to become involved in spheres of activity from which they were previously excluded. Moreover, a specific set of Descartes’ arguments provided a number of English women with a strategy to extend female agency. Not only did Descartes’ views legitimate female rationality, they also allowed an acknowledgement that this female intellect was equally connected to “truth” as that of their male contemporaries. As a consequence, women developed an increased self-esteem and inspiration to pursue their own independent study (and in some cases publishing). These ideas eventually helped to bring forward a demand for female education, as girls and women were still excluded from formal education in seventeenth-century England. My general thesis is that Cartesianism, as one of the earliest universalist theories on the nature of human reason, introduced new possibilities into the English debate over the nature and, hence, social position of women. It brought a radical twist to the already existing discussion on women by offering new critical tools which were taken up to argue on behalf of English women. In my work I examine the specific historical conditions of the reception of Descartes’ thought in England, the philosophical appeal of his ideas for women and analyse the writings of two English ‘disciples’ of Descartes: Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle and Mary Astell.