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Bekanntlich bieten die Sangspruchdichterœuvres von dem Walthers über das Konrads und bis zu dem Frauenlobs und Mügelns ganz unterschiedliche Entwürfe dieses beim Stricker episch entfalteten Zusammenhangs, die vorschnelle Verallgemeinerungen oder gar die Konstruktion von Entwicklungslinien verbieten. Gleichwohl ist ein Verbindendes in den minnethematischen Sangspruchstrophen wie in manchen Minnestrophen der genannten Autoren und anderer darin zu sehen, daß es in ihnen (...) um Rechtfertigung des eigenen Tuns geht. (...) Sprechen über Minne, im Sangspruch wie im Minnelied (...) bedarf besonders dann einer Begründung, wenn es jenseits individueller Minneerfahrung angesiedelt ist. (...) Die Autoren des 14. und frühen 15. Jahrhunderts hatten offenbar, wenn sie alte Strophen erweiternd aufgriffen oder sich charakteristischer Töne bedient haben, in vielen (...) Fällen eine sie leitende Vorstellung von der impliziten Poetik und der argumentativen Struktur der Texte ihrer jeweiligen Vorgänger. (...) Was hier noch einmal am Sangspruch erkennbar wurde, prägt auch (...) des Kanzlers Minnesang.
Schillers Balladen genießen einen mehrdeutigen Ruf: Ihre Popularität ist nicht zu bezweifeln, und fast jeder hat einzelne Wendungen und Bilder vor Augen wie jenen Kranichschwarm, der plötzlich dunkel über dem Theater erscheint. Aber die Balladen sind didaktisch in fragwürdiger Form instrumentalisiert worden – ‚23 Strophen bis zur nächsten Woche auswendig lernen’ – und zudem lassen sie sich nur schwer in den Entwicklungsgang der modernen Lyrik einordnen. (...) Dies hat zur Unterschätzung der Texte und auch zu einer intellektuellen Herabstufung geführt. (...) Nun erschließen sich ‚Die Kraniche des Ibycus’ in der Tat beim ersten Lesen dem Verständnis, aber sie enthalten gleichwohl ein Programm, und so sollen sie gedeutet werden: Als Popularisierung zentraler Postulate der Weimarer Klassik, als exotische Form poetologischer Ideen, die in anderen Texten Schillers, etwa in seinem Aufsatz über die ‚Schaubühne’ oder in seinen ‚Briefen über die ästhetische Erziehung’, in esoterischer Form vorliegen. (...) Die Implikationen der Ballade und im Besonderen das in ihr dargestellte Verhältnis von Kunst und Religion lassen sich am besten in jener Passage erfassen, in der das Theater und die Theateraufführung, die zur Enttarnung der Mörder führt, beschrieben werden.
Johann Jakob Bodmer verdanken wir die Wiederbelebung der mittelhochdeutschen Literatur. (...) [Volker Mertens] interessiert die Erweckung des Minnesangs aus etwa dreihundertjährigem Schlaf. (...) Die Rezeption geht im 19. Jahrhundert in zwei Formen auseinander: in die maßvoll der zeitgenössischen Sprache angepaßte Übersetzung wie bei San Marte und Simrock oder in die der tatsächlichen oder erschlossenen Sprachgestalt des 12./13. Jahrhunderts verpflichteten Ausgaben etwa Karl Lachmanns oder Moritz Haupts. (...) Tiecks Minnelieder-Ausgabe stellte seinerzeit einen Befreiungsschlag dar, der die Hermetik des Handschriftendrucks einerseits und die Neutralisierung des eigentümlichen poetischen Potentials durch die galante Vereinnahmung andererseits durchbrach. Sie war ein buchhändlerischer und dichterischer Erfolg und läutete Mennesangs zweiten Frühling ein.
Die Entdeckung von Johannes Rothes ‚Geistlicher Brustspange’ verdanken wir Conrad Borchling. Der Text ist in einer heute in Kopenhagen befindlichen Sammelhandschrift (...) überliefert (...). Die Tendenz zur allegorischen Summe und zur Anhäufung von Väterweisheiten [in der ‚Geistlichen Brustspange’] deutet immer auch in der Vielfalt der Bezüge auf eine das Klosterleben übersteigende Vielfalt der Lebensformen hin. Die allegorische Deutung in einer solchen Komplexität und Mannigfaltigkeit verbindet das ‚geistlich’ mit dem ‚wertlich mensche’ vor einem Horizont von zwar unterschiedlich verpflichtenden, aber im Prinzip gemeinsamen Tugenden. Der Text ist so gleichsam gegen den Willen seines Autors zu viel mehr als einer Klosterlehre geworden – zu einer ganz verschiedene Institutionen und Lebensformen verbindenden allegorischen Tugendsumme.
(…) [Volker Mertens] beschäftigt (…) die Frage, ob (…) [man] in Siegfried tatsächlich einen (…) „Helden im Nirgendwo“ sehen k[ann], der hinter und über dem Merowinger Sigibert von Austrasien steht, der i.J. 575 ermordet wurde im Rahmen politischer Machtkämpfe und blutiger Familienzwistigkeiten –oder auch einem burgundischen Spross ähnlichen Namens. „Hat Siegfried gelebt?“ (…) Im Jahre 2000 lautet die Antwort: Helden leben in der Erzählung.
Kippfiguren : Erzählmuster des Schwankromans und ökonomische Kulturmuster in Strickers „Amis“
(2007)
Jede Dichotomie von Affirmation und Negativierung, von Ordnungsentwurf und Kontingenz unterbietet (...) die spannungsreiche Komplexität des Textes. Und man kann dies sehen, wenn man den Aufbau des ‚Pfaffen Amis’ aus unterschiedlichen Erzählkomplexen ernst nimmt, wenn man die Differenzen ihrer Handlungsordnung und narrativen Prinzipien beachtet, und wenn man von daher Relationen neu durchdenkt. (...). Der primäre Handlungsantrieb des Pfaffen Amis ist (...) nicht Besitzgier, sondern im Gegenteil die auf Dauer gestellte entdifferenzierende Verschwendung der Reichtümer im ‚milten’ Statuskonsum. In der Schwankhandlung tritt (...) ein zielgerichtetes Interesse [zutage]: die Kontinuität der Freigiebigkeit. Sie aber konstituiert ein endloses Fest in Tranis als dauerhafte Besiegelung dauerhafter Ordnung. (...) Freilich sind die Vorder- und die Rückseite repräsentativen Handelns, das Karriere-Syntagma in Tranis und das Schwank-Paradigma, nicht allein auf der Handlungsebene funktional zusammengeschlossen. Der Stricker entdeckt zwischen ihnen auch strukturelle Differenzen, und in denen zeigt sich die Welt der Erzählung als eine Kippfigur. Deren beide Seiten, die Bühne und die Freigiebigkeit und Statuskonsum einerseits, die Hinterbühne des betrügerischen Besitzerwerbs in der Schwankreihe andererseits, existieren sozusagen synchron, sie sind funktional verkoppelt, und sie gehören doch ganz verschiedenen Ordnungen an. (...) [So entdeckt der Text] die Knappheit jener Ressourcen, die Voraussetzungen aller Freigiebigkeit [ist], zeigt (...) jene Begrenztheit von Reichtümern, welche die idealisierenden literarischen Entwürfe feudaler Konsoziation (...) gerade ausblenden.
Es mag generell lohnend sein, bei Fazetien und Schwänken die eingefahrenen Wege von Stoff- und Gattungsgeschichte zu verlassen und analytisch genau zu werden, denn in den Niederungen des ‚niederen’ Erzählens sind komplexe Spuren epistemischer Verunsicherungen zu entdecken. Was indes speziell die Repräsentationen religiöser Praxis in frühmodernen Schwankerzählungen anbelangt, wäre von Fall zu Fall zu urteilen. So sehr Reliquienpraxis im 16. Jahrhundert ins Zentrum konfessioneller Konflikte gerät, so wenig kann das schwankhafte Erzählen von ihr immer schon eindeutig auf die Seite frühmoderner Pluralisierungen geschlagen werden. Solches Erzählen kann vielmehr einerseits als Ort konfessionalistischer Verarbeitung und Eindämmung sozialer, religiöser, ideologischer Differenz genützt werden. Andererseits steht es aber fallweise auch dort als Raum literarischen Probehandelns zur Verfügung, wo es schwer oder unmöglich zu sein scheint, Konkurrenzen relevanter Propositionen, Orientierungskomplexe oder Geltungsfonds durch Negativierung und Asymmetrisierung zu entschärfen. Dann dürfte indes von Pluralisierungen, auch solchen des Religiösen, die Rede sein. Einstweilen offen bliebe hierbei allerdings, ob es sich allein um die Verarbeitungs-, oder auch um Produktionsformen des frühzeitlichen Umbaus der Welt handelt.
Im Anschluss an Foucault könnte man sagen, dass die Funktion 'Herausgeber' darin besteht, erster Leser und zweiter Autor eines Texts zu sein, dadurch Kohärenz zu stiften und dem Text einen Rahmen zu geben. Dies geschieht durch eine Reihe editorialer Tätigkeiten: erstens das sammelnde Zusammenlesen von Manuskripten, zweitens das arrangierende Zusammenstellen der Textteile (ein Vorgang, den man auch als Zusammenschreiben bezeichnen könnte); drittens das kommentierende Dazuschreiben, das sich auf den Text als ein Gewebe von Spuren bezieht. Mit dieser kommentierenden Bezugnahme auf den Text findet eine diskursive Rahmung statt, die sich häufig als Paratext manifestiert: als Fußnote, als Überschrift, als Marginalie, als Inhaltsverzeichnis oder als Index der erwähnten Namen und behandelten Themen. Dergestalt etabliert das kommentierende Dazuschreiben des Herausgebers – und zwar gleichgültig, ob es sich um einen fiktionalen oder einen faktualen Herausgeber handelt – ein zweites Netz editorialer Indices, die vom Rande her wie mit Zeigefingern auf den Text verweisen.
"Ich soll nicht zu mir selbst kommen" : Werther, Goethe und die Formung des Subjekts in der Moderne
(2006)
Die Leiden des jungen Werther: Sie gehen aus einem neuen Reflexions- uns Ausgleichungsbedürfnis hervor, aus der Suche nach einem konsistenten Ich. Werther erlebt die kognitiven und affektiven Veränderungen, die die Moderne heraufführt, und aus diesen Erfahrungen geht sein Verlangen nach Einheit hervor (...). Die Suche nach dem einheitlichen, festen, verläßlichen Ich hält den Briefroman zusammen, und die Gattungswahl korrespondiert mit der Fragestellung, denn das Medium des Briefes hat im 18. Jahrhundert seine rasante Ausbreitung erfahren, weil ein historischneuer Individualitätstyp aufgetreten ist und das Bedürfnis nach einem entsprechenden anthropologischen Diskurs vorhanden war. Die übergreifende Frage nach der Identität verbindet auch die scheinbar so verschiedenen Themen im ‚Werther’: Natur, Liebe und Gesellschaft.
Heine-Leser werden sich leicht darüber verständigen können, dass sein Werk in hohem Grad Ironie enthält. Schwieriger ist die genaue Beschreibung dieser Ironie. Hier stellt sich die Frage der Intention, die der Autor damit verfolgt, nach der Reichweite der ironischen Dementis. (...) [Die Ironie, die sich in Heines Werk findet, geht daraus hervor,] dass verschiedene Perspektiven aufeinander treffen. Heine weiß um die Grenzen der jeder Weltbeschreibung, um die Vielzahl der Geltungsansprüche in der Moderne und bezieht sich selbst in die Realität mit ein (...). [Ihm geht] es weniger um ein zweckgebundenes und zielgerichtetes Verlachen und mehr um ein Widerspiel verschiedener Positionen, um ein Vermeiden von Fixierungen (...). Man kann die Ironie als jene Größe ansehen, die Heines Werk Einheit gibt.
Ähnlich wie Robert Musils Kakanien sollte auch das postkoloniale Indien als ein Land des »Sowohl als auch u(nd) des Weder noch« gedacht werden. Statt der aristotelischen Logik des »Entweder-oder« sollte eine Art dialektischer Logik helfen, der Komplexität der geschichtlichen Entwicklung Indiens gerecht zu werden. Auf dem günstigen Boden eines säkularen Staats sollten die Traditionen von kultureller Toleranz, kommunikativer Mehrsprachigkeit und religiösem Synkretismus wieder ihren gerechten Platz bekommen, nachdem die Epistemologie des Kolonialismus die Komplexität Indiens als Chaos begriffen hatte und durch Grenzziehungen in allen lebensweltlichen Bereichen ›Homogenisierung‹ als identitätsstiftenden Wert erfunden und als handlungsbestimmend installiert hatte. Das säkulare Projekt war, wie wir wissen, eine Utopie, deren Charme durch den Angriff auf sie eher erhöht als vermindert wird. Sie lebt im fundamentalistisch geprägten Indien im ironischen Modus zwar weiter, aber der konzentrierte Angriff von Hindu-Fundamentalisten auf Monumente aus der Zeit der islamischen Herrschaft unterstreicht ja nur die Fragilität utopischer Projekte in Indien. Es geht um Moscheen, die angeblich auf dem Fundament (!) von zerstörten Tempeln gebaut wurden. Sie sind juristische und wissenschaftliche Streitobjekte; Orte eines neuen, religiös geprägten Gedächtnisses, das im triumphalen politischen Aufstieg historische Wiedergutmachung durch Zerstörung der Symbole der nationalen Schmach erlangen will. Es geht also nicht um die historisch behutsame Pflege von alten Monumenten oder um Restaurierung, sondern schlicht um Zerstörung und um Auslöschung des historischen Gedächtnisses.
Das von Klaus Scherpe geleitete DFG-Projekt zur Kulturgeschichte des Fremden in der deutschen Kolonialzeit hat neben literarischen auch medizinhistorische und ethnologische Texte in den Blick genommen, soweit sie zeittypische Wahrnehmungsmuster und Darstellungstechniken markierten. Ein anschauliches Beispiel dafür sind die Expeditionsberichte des frühen Leo Frobenius. Über eine ideologiekritische Perspektive hinaus - die dem Rassisten allerdings angemessen bleibt - sind die rhetorischen und medialen Mittel zu erkunden, mit denen der bekannteste Vertreter der wilhelminischen Völkerkunde Bilder vom schwarzen Menschen lancierte. Von Interesse ist desweiteren, wie sich das so triviale wie publikumswirksame Konzept des Ethnologen als Unterhaltungsliteraten zum wissenschaftlichen Ansatz verhielt (Kulturkreis-Lehre) und wie zu "Heart of Darkness", einer topographisch benachbarten, da ebenfalls am Kongo angesiedelten Erzählung, die freilich zur Weltliteratur zählt.
The article argues that within the genre of the Arthurian romance the tales about King Arthur’s vow to fast, show a possibility to conceptualize the status of ‘text’, a possibility which has historically become unfamiliar. Under these circumstances the act of telling and the content of what is told differ, if at all, slightly and this seems to be an explanation for the fact that the medieval language provided only one word for the tale and its plot: âventiure.
The discourses on textuality and literacy that can be observed in the Kyot-Excursus in 'Parcival' by Wolfram von Eschenbach and in the Magnetbergerzählung of the 'Reinfried von Braunschweig' will serve here as examples in an attempt to historicize textual models. My essay will focus on how the limits of textuality could be defines within those 13th-century aristocratic orders of knowledge to which court literature can provide an access. What emerges within this context are concepts and ideas that lie beyond the scope of modern scholarly systems; these narratives indicate a way of dealing with textuality and literacy that, rather than referring to the textual discourse, may remain instead on the phenomenal surface of the material or (as if the textual discourse did not exist) may embody implicitly the circumstances that it signifies.
Was die altgermanistische Fachidentität wo nicht zu gefährden droht, da doch neu zu bestimmen nahe legt, das lässt sich am einfachsten unter jenem gängigen Stichwort 'Kulturwissenschaft' fassen, welches überhaupt in den Programm- und Legitimierungdebatten solcher akademischen Fächer eine zentrale Rolle spielt, die man einmal ohne weiteres die Geisteswissenschaften nannte. Dabei scheint durchaus umstritten zu sein, ob mit 'Kulturwissenschaften' ein Bruch mit den Traditionen der Deutschen Philologie angesagt ist oder im Gegenteil deren neuerliche Stabilisierung.
In der oberen Mittelradde-Niederung wurden im Jahr 2005 das Ansiedlungsverhalten und der Bruterfolg von Wiesenlimikolen auf konventionell bewirtschafteten und geschützten Flächen mit angepasster Bewirtschaftung untersucht. Das konventionell bewirtschaftete Gebiet umfasste ca. 84 ha, das angrenzende Vertragsnaturschutzgebiet wies eine Fläche von ca. 120 ha auf. Durch wöchentliche Kontrollen wurden in beiden Gebieten zwischen Mitte März und Ende Juli die landwirtschaftliche Bewirtschaftung und die Brutvogelbestände ermittelt. Der Schlupferfolg von Limikolengelegen wurde im Vertragsnaturschutzgebiet durch Gelegekontrollen verifiziert, wobei gefundene Gelege mit Thermologgern ausgestattet wurden. Im konventionell bewirtschafteten Gebiet war eine Nestersuche nicht möglich. Hier sind stattdessen, wie im Vertragsnaturschutzgebiet auch, Küken führende Brutpaare gezählt worden.
Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung beider Gebiete unterschied sich grundlegend: Im konventionell bewirtschafteten Kontrollgebiet wurden im Zeitraum Ende März/Anfang April alle Grünlandflächen gewalzt oder geschleppt, einige danach zusätzlich mit Gülle gedüngt. Im Vertragsnaturschutzgebiet erfolgte im Frühjahr keine maschinelle Bearbeitung der Grünländer. Fast alle Grünlandflächen wurden zunächst gemäht: Während im Kontrollgebiet ab dem 10.05. mit der Mahd begonnen wurde, erfolgte der erste Grasschnitt im Vertragsnaturschutzgebiet Ende Juni. Aufgrund des strukturellen Wandels in der Landwirtschaft sind im Kontrollgebiet viele Grünländer in Ackerflächen umgewandelt worden. Die feuchteren Ackerflächen wurden vor allem mit Sommergetreide und Mais bestellt, wobei die Einsaat in der zweiten Aprilhälfte erfolgte. Im Vertragsnaturschutzgebiet fehlten bewirtschaftete Ackerflächen völlig. Im Vertragsnaturschutzgebiet wurden 20 Kiebitzgelege gefunden, die von insgesamt 22 Brutpaaren stammten. Die Schlupfrate der Gelege lag bei 66 %. Gelegeverluste wurden fast ausnahmslos durch nachaktive Prädatoren verursacht.
Der Schlupf der Kiebitzgelege begann Ende April mit einem Höhepunkt in der ersten Maiwoche. Zu dieser Zeit wurden auch die meisten Küken führenden Kiebitzpaare beobachtet. Im konventionell bewirtschafteten Kontrollgebiet erfolgte im Laufe des Aprils zunächst eine auffällige Verlagerung der Kiebitzreviere. Wurden Anfang April noch etwa die Hälfte aller Paare auf Grünland angetroffen, so siedelten Anfang Mai fast alle Kiebitze auf frisch eingesäten Getreide- und Maisäckern. Der Schlupf der Kiebitzgelege setzte hier etwa 3-4 Wochen später ein als im Vertragsnaturschutzgebiet. Dies bedeutet, dass fast alle im Kontrollgebiet siedelnden Kiebitze ihre Erstgelege verloren haben müssen, vermutlich ganz überwiegend durch landwirtschaftliche Einflüsse. Dennoch lag der Reproduktionserfolg des Kiebitzes im Kontrollgebiet höher als im Vertragsnaturschutzgebiet (0,8 vs. 0,4 Küken pro Brutpaar). Auch Uferschnepfe und Großer Brachvogel siedelten in wenigen Paaren in beiden Gebieten. Schlupf- und Bruterfolge stellten sich bei ihnen ausschließlich auf Vertragsnaturschutzflächen ein.
Als Ergebnis einer Herbarstudie wird erstmals eine deutschlandweite Verbreitungskarte für Arabis sagittata vorgestellt. Die zerstreuten Vorkommen liegen vornehmlich im Mittelgebirgsraum und in Beckenlandschaften nördlich bis zur Mittelgebirgsschwelle. Isolierte Einzelfundstellen gibt es zudem im Norddeutschen Tiefland. Die Ergebnisse weichen regional vom Datenstand publizierter Angaben ab. Dies dürfte teilweise auf Verwechslungen mit A. hirsuta beruhen, aber auch der unzureichenden Dokumentation von Herbarmaterial in öffentlichen und zugänglichen Privatherbarien. Insgesamt lässt die Studie jedoch vermuten, dass das Potenzial von Herbarien für die Erstellung von Verbreitungskarten kritischer Sippen bei weitem nicht ausgeschöpft wird.
(1) Rubus adscitus GENEV. kommt in Deutschland nicht nur im Saarland, sondern auch in Aachen (Nordrhein-Westfalen) und im Südschwarzwald (Baden-Württemberg) vor. (2) Für R. condensatus P. J. MÜLL. werden unpublizierte, überwiegend ältere Nachweise genannt. Die Art ist identisch mit dem aus der Schweiz beschriebenen R. densiflorus GREMLI. (3) Auf der Grundlage des Basionyms R. leucandrus subsp. belgicus H. E. WEBER wird R. hermes MATZK. als Art validiert. In diesem Zusammenhang wird das Synonym R. weihei LEJ. lectotypisiert. (4) R. palaefolius MATZK. wird als neue Art der Serie Discolores (P. J. MÜLL.) FOCKE beschrieben und abgebildet. Er kommt in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vor. Die Unterschiede zu R. flaccidus P. J. MÜLL., mit dem er bislang verwechselt wurde, sind dargestellt. (5) Die als R. praestans H. E. WEBER bekannte Art wurde bereits 1906 beschrieben, allerdings in der Rangstufe einer Varietät (R. pyramidalis var. insignis WIRTG. ex SUDRE). (6) Die Verbreitung von R. fimbriifolius P. J. MÜLL. & WIRTG. in Deutschland ist enger begrenzt als früher angenommen; eine mit dieser Sippe verwechselte Art der Serie Radula (FOCKE) FOCKE wird als R. roberti MATZK. neu beschrieben. Der letztere wächst in der Eifel, im östlichen
Hunsrück und im Nahebergland (Rheinland-Pfalz).
Alle Farn- und Samenpflanzen, die in den Mittelgebirgen Schwarzwald, Vogesen, Nord-Jura und Schwäbische Alb oberhalb 1000 m Höhe nachgewiesen sind, werden aufgelistet; zusätzlich wird die Höhenstufe zwischen 900 und 1000 m berücksichtigt. Die Liste enthält zahlreiche Neufunde, vor allem bestimmungskritischer Taxa, und beinhaltet Angaben zum Indigenat; sie kann als Grundlage dienen zur Bewertung von Farn- und Samenpflanzen als Zeiger der Temperaturverhältnisse.