BDSL-Klassifikation: 01.00.00 Allgemeine deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft > 01.07.00 Germanistik im Ausland
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Türkische Germanistik: Alternativen für eine realitätsnahe, inhaltliche und methodische Gestaltung
(2010)
It seems that philologies function as the centers for teaching foreign language from the angle of society. Although this kind of idea is not totally true, some problems in practice take attention. Theoretical knowledge is given in the linguistics and literature classes, but analytical and critical suggestions are rarely made in the lectures. This situation creates a contradiction between the students and the transfer of scientific idea and knowledge. If the lessons are not student-centered they will not motivate students. Shortly, the relation between theory and practice should take its place in teaching.
For making students think critically in literature and linguistics classes, from the respect of method and content, the subjects in the lessons should be questioned and discussed. But historical prejudices belonging to cultures should not be evaluated radically. Turkish Germanistics should be shaped in the respect of theory and content by thinking globally but not violating the essential principles of germanistics.
„Seit Jahrzehnten“, so der Münchner Kunsthistoriker Walter Grasskamp am Ende des vergangenen Jahrhunderts in einem Beitrag zur „Bilanz“ der Postmoderne-Diskussion, „muss man nun schon mit der Ungewissheit leben, nicht mehr genau sagen zu können, in welcher Epoche man sich eigentlich befindet.“ (Grasskamp 1998: 757) Die damit angesprochene Erfahrung von Verunsicherung und das hiermit zugleich verbundene desillusionäre Lebensgefühl, deren zeitgenössische Verbreitung sich nicht zuletzt an der Beliebtheit der bereits Mitte der 1980er Jahre von Jürgen Habermas geprägten Formel einer „neuen Unübersichtlichkeit“ (vgl. Habermas 1985: 139) ablesen lässt, blieb freilich nicht nur auf jene westlichen Länder beschränkt, deren Fortschritts-, Planungs- und Freiheitsvorstellungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – vor dem Hintergrund einer bis in die Anfänge der Neuzeit zurückreichenden und namentlich im Jahrhundert der Aufklärung und dann im Zeitalter der Naturwissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts forcierten Rationalisierungs-Euphorie – ausgehend von den 1970er Jahren inzwischen an ihre Grenzen geraten sind.
Wer sich mit Literaturunterricht in der Fremdsprache auseinandersetzt, muss sich auf die besonderen Bedingungen der muttersprachlichen Literaturvermittlung im Heimatland der Lerner einlassen. Die muttersprachliche bzw. landestypische Arbeitsweise erhält sich sowohl im Sprachunterricht als auch im Literaturunterricht. Diese Anmerkung scheint besonders mit Blick auf den Literaturunterricht an russischen Universitäten angebracht. Traditionsgemäß haben sie ihre Schwerpunkte eher in der Sprachvermittlung (linguistische Schwerpunkte) als in einem motivierenden und fördernden Umgang mit der Literatur der zu erlernenden Sprache. In der Konsequenz bedeutet das für die germanistischen Lehrstühle in Russland einen recht konventionellen Prozess der Sprachvermittlung und einen Literaturunterricht entlang einem vermeintlichen Kanon der deutschen Literatur. Die Aufgabenstellung sollte sich nun auf die Vermittlung eines gesamtkulturellen Umfeldes konzentrieren, um die Vermittlung des Deutschen aus der muttersprachlichen Umklammerung zu lösen. Das bedeutet die Aktualisierung der literarischen Texte und die Vitalisierung des sprachlichen Prozesses.
Die Geschichte der Beziehungen zwischen Literaturwissenschaft und Linguistik im Rahmen der Germanistik in den letzten 50 Jahren ist durchaus wechselvoll: einer zunehmenden Abkühlung, ja Entfremdung auf der einen Seite steht auf der anderen das wachsende Interesse an gemeinsam fruchtbar zu beackernden Arbeitsfeldern gegenüber. Ein Streifzug durch die Jahrgänge der Siegener Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi) seit den frühen 70er Jahren gibt davon ebenso Zeugnis wie aktuelle Projekte kritischer Kooperation (Kasten/Neuland/Schönert 1997, Hoffmann/Kessler Hrsg. 2003) oder der Versuch einer wissenschaftsgeschichtlichen Aufarbeitung des Verhältnisses der beiden Fächer durch das Marbacher Literaturarchiv (Haß/König Hrsg. 2003). Im folgenden Beitrag wird ein kurzer Blick auf die diesbezügliche Situation in der Schweiz geworfen und ein konzeptueller Zugriff auf mögliche Berührungspunkte exemplarisch skizziert.
Unsere Erwartung war anders als sonst – freudig, doch nicht frei von Erregung und leiser Furcht: Wird man im Kreml das gegebene Wort halten und nach einem Jahr die Rückkehr in die russische Heimat erlauben? Als Gast Heinrich Bölls kam Lew Kopelew im November 1980 nach Deutschland. In der Bonner Wohnung des Slawisten Wolfgang Kasack konnte ich mich ihm wenige Tage später vorstellen: Er war groß, von beeindruckender Physiognomie – nicht nur durch den Prophetenbart –, allerdings fast bleich und in der ersten halben Stunde still und in sich gekehrt.
Länder, die an den Grenzen einer kulturgeographischen Zone liegen, stehen leicht unter dem allgemeinen Vorurteil, dass sie an den progressiven Entwicklungen des Zentrums und der anderen Teile dieser Region nicht teilhaben. Leicht könnte man dieses verallgemeinernde Vorurteil auch auf Russland übertragen wollen, das ja bis um 1700 – sieht man einmal von den Handelsverbindungen der Hanse bis nach Novgorod seit dem Mittelalter und bis 1484 ab – eine Position der Abschottung gegenüber den westlichen Teilen Europas einnahm. Erst die zaristischen Entscheidungen von Peter dem Großen, Katharina II. und Alexander I. führten zu unterschiedlichen Formen der Öffnung Russlands nach dem Westen, die von der westlichen Welt denn auch – bei aller Zwiespältigkeit der Charaktere dieser regierenden Häupter in Russland – aufs Höchste gepriesen und mit Anerkennung begleitet wurden.
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht nicht darin, verschiedene Varianten der Übersetzungen von Novalis’ Lyrik ausführlich zu analysieren und zu vergleichen (die russische Übersetzung von Vladimir Mikuševič wurde deshalb gewählt, weil sie einfach als die „neueste“ gilt) oder über theoretische Fragen der Übersetzung zu diskutieren und „bessere“ Varianten vorzuschlagen. Die Aufgabe der Arbeit besteht vielmehr darin, an einzelnen konkreten Beispielen aus den Hymnen an die Nacht und den Geistlichen Liedern zu veranschaulichen, dass bei einer Übersetzung unvermeidlich die Semantik von vielen Wörtern, die im Deutschen nicht nur eine bestimmte Bedeutung haben, sondern auch den Leser auf ein bestimmtes Feld von kulturellen Parallelen und Assoziationen führen, verlorengeht. Es geht also um solche Ausdrücke, die selbst im Deutschen eines Kommentares, einer Erläuterung bedürfen.
Wenn wie im Falle des Instituts für Angewandte Linguistik und Translatologie der Universität Leipzig eine mehr als zehnjährige Germanistische Institutspartnerschaft mit gleich zwei russischen Partnern – den Übersetzer-Fakultäten der Linguistischen Universitäten Moskau und Pjatigorsk – nunmehr ihren Abschluss findet, so bietet es sich natürlich an zu fragen, was die GIP-Langzeitkooperation beiden Seiten an messbaren wissenschaftlichen, wissenschaftsmethodischen und curricularen Ergebnissen, an „Zuwächsen“ im Sinne der Nachwuchsförderung, des Austauschs von Dozenten und Studierenden gebracht hat. Die Bilanz – von uns dargelegt im Jubiläumsband 52 der Dokumente & Materialien des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes – kann sich durchaus sehen lassen und rechtfertigt nicht nur die aufgewandten Mittel, sondern auch die kontinuierliche Arbeit, den nachhaltigen Einsatz und die vielfältigen Initiativen der zahlreichen Beteiligten auf beiden Seiten.
Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie als selbständige Institution an der Philologischen Fakultät der Staatlichen Universität St. Petersburg besteht schon mehr als 80 Jahre. Um die Bedeutung des Lehrstuhls in der Geschichte der russischen Germanistik zu verdeutlichen, möchte ich einige Namen hervorragender Germanisten nennen, die in verschiedenen Perioden des 20. Jahrhunderts den Lehrstuhl geleitet haben und die auch in Deutschland weit bekannt sind.