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Erbe ausgeschlagen?
(2011)
Vom 28. bis 30. Januar [2011] lud Günter Grass auch in diesem Jahr wieder ausgewählte Autoren zum Lübecker Literaturtreffen ein, um über dies und das zu debattieren. Mit einer Neuauflage der berühmt berüchtigten Gruppe 47 hat das Treffen nichts zu tun. Aber wofür stehen die Autoren? (...) Neun Autoren sind angereist, so viele wie noch nie; Altbekannte und weniger Bekannte, manche zum ersten, einige bereits zum sechsten Mal: Sherko Fatah, Olga Flor, Eleonora Hummel, Eva Menasse, Norbert Niemann, Knud Romer, Fridolin Schley, Jens Sparschuh und Tilman Spengler.
Most texts that deal with Martin tom Dieck’s black-and-white comic "hundert Ansichten der Speicherstadt" (Zürich: Arrache Cœur, 1997, French title: Vortex) claim that it depicts the eponymous warehouse district (Speicherstadt) in Hamburg. As this paper shows, this claim is inaccurate: although the architecture in tom Dieck’s drawings clearly refers to buildings in the warehouse district, the differences in the details are so obvious, that to speak of a straightforward depiction of the Speicherstadt is oversimplifying. After a brief comparison with Christoph Schäfer’s picture book "Die Stadt ist unsere Fabrik" (Leipzig: Spector Books, 2010), the paper concludes with a discussion of the depiction of urban environments in general and in tom Dieck's book in particular.
Ekphrasis is a tool used with the purpose opening different levels of meaning in a literary text, which can be seen in Patricia Görg’s tale “Glücksspagat”. In the tale, parallel to the representation of the daily life of the museums keeper Maat, the reader is faced with fragments of ekphrasises of paintings and TV-simulations. The richness of this tale is achieved particularly due to the alternations between the ekphrasises. This article discusses the various functions of the use of Ekphrasis and simulations in the tale and focuses on the way they contribute to the creation of meaning.
Recently the changing and the internationalization of the German philology are increasing continually. On this development not only the cooperation of its actants plays an important role, but also the subject of the German philology itself has been extended. One of the factors of the extension of its subjects is the so called ‘intercultural literature’ in Germany, which is the result of the migration since the beginning of the sixties. In this kind of the literature, among other things, the cultural differences are made a subject of discussion with specific literary means. One of the novels of the intercultural literature is “Selam Berlin” written by Yade Kara. In this article, it should be worked out which identity discourses are developed, how the new social formation in Germany has an effect on the individuals and which role the self and strange perceptions play in this novel.
The life of humans goes on through the coincidence of time and space. Every human has a different environment in life. According to Otto Friedrich Bollnow, humans can have prosperous and healthy life if they set up a balance between their lives in and outside their homes. This idea has been confirmed in the German author Herrad Schenk’s ,,Am Ende” and the Turkish author Orhan Pamuk’s ,,Die Geschichte des Prinzen” (,,Das schwarze Buch”) . It is the aim of this study to examine comparatively this balance expressed in both books.
„[...] Goethe [liebte] die Herzogin Anna Amalia [...] und [blieb] ihr ein Leben lang treu“, so lautet die zentrale Hypothese des in Weimar lebenden Juristen und Schriftstellers Ettore Ghibellino, mit der sich angeblich sämtliche „Widersprüche“ in Goethes Leben und Werk erklären ließen. In seinem Buch „J. W. Goethe und Anna Amalia / Eine verbotene Liebe“, zuerst 2003 erschienen, unternimmt der Autor nichts Geringeres als den Versuch, die Goethe-Forschung auf eine ‚neue Grundlage‘ zu stellen. [...] Ghibellionos Ansatz ist historisch so fragwürdig, das zugrunde liegende Kunst- und Literaturverständnis derart einseitig biographistisch, der Umgang mit den Quellen so unreflektiert, ja manipulativ, die Kenntnisnahme und Einbeziehung der aktuellen Forschungsliteratur so selektiv, dass sich eine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung eigentlich verbietet. In der Fachwelt hat Ghibellinos Veröffentlichung daher weder Interesse noch Unterstützung gefunden. Allerdings vermarktet der Autor mit seinem Buch geschickt das große allgemeine Interesse an der Person Goethes, dabei auch voyeuristische Bedürfnisse des Publikums bedienend. Inzwischen sind bereits zwei Nachauflagen (2004 und 2007) und eine englische Übersetzung (2007) erschienen. Aus diesem Grund muss diese neue ‚Weimar Legende‘ in aller Deutlichkeit als das benannt werden, was sie tatsächlich ist, nämlich eine Erfindung des Autors.
Metaphern als Stil : Bilder des Weiblichen in Theatertexten von Elfriede Jelinek und Botho Strauß
(2006)
Der Vortrag analysiert den weiblichen Sprachstil im modernen deutschsprachigen Drama. Am Beispiel des Autors Botho Strauß erfolgt eine Abgrenzung der weiblichen zur männlichen Sprechweise mit einem vergleichenden Blick auf den Sprachstil der Dramenfiguren Elfriede Jelineks. Sprachstil wird hier aufgefaßt als eine Art des „subjektiv gefärbten Artikulierens“, als „pointierte Artikulation, die das Sagbare von innen heraus definiert, um über die als repressiv und unzeitgemäß kritisierten Konventionen der ästhetischen und politischen Gegenwart hinauszuweisen“ (Eckhoff). Der Vortrag konzentriert sich weniger auf syntaktische und pragmatische als vielmehr auf bildhafte Elemente, die bei Botho Strauß über eine rein sprachliche Verwendung hinausgehen und ein umfassendes semiotisches Verweisungssystem von Sprach-, Körper- und Raumbildern entstehen lassen. Deshalb richtet sich ein weiteres Augenmerk auf den Zusammenhang der verschiedenen Zeichensysteme und die Funktion der Stilisierung, die im Sinne Julia Kristevas eine Relativierung des Textes und die Ambivalenz des Wortes zur Folge hat. Im Zentrum der Überlegungen stehen die Besonderheiten, die Frauen und Männer in ihrer Art zu sprechen kennzeichnen, und die Bildhaftigkeit, die sich damit verbindet. Die Bilder in den dramatischen Texten der genannten Autoren werden mit Bildern von Weiblichkeit korreliert, die sowohl in der Kunsttheorie als auch in der feministischen Diskussion seit längerem eine Rolle spielen. Ziel ist herauszufinden, inwieweit Botho Strauß und Elfriede Jelinek in ihren Dramen stereotype Bilder des Weiblichen entwerfen bzw. festschreiben oder durchbrechen und inwieweit diese Bilder übereinstimmen oder differieren.
Die Gegenwart des Vergangenen : Stephan Wackwitz’ "Ein unsichtbares Land" als postkolonialer Roman
(2005)
Viele Publikationen jüngeren Datums beschäftigen sich erneut mit der deutschen Vergangenheit, die wieder einmal dem Vergessen entrissen werden soll, jetzt aber aus anderer Perspektive, indem sie nämlich in vielerlei Einzelheiten dokumentiert und so festgehalten werden soll. Zu der Kategorie von Texten, die die deutsche Vergangenheit aus den Brüchen wie der Kontinuität der Familiengeschichte betrachten, verdienen drei besondere Erwähnung: „Am Beispiel meines Bruders“ (2003) von Uwe Timm, das 2004 erschienene „Meines Vaters Land“, die „Geschichte einer deutschen Familie“, von Wibke Bruhns und der im Untertitel als „Familienroman“ bezeichnete Text von Stephan Wackwitz, „Ein unsichtbares Land“. Diese drei Texte stehen im Kräftefeld unterschiedlicher familiärer Beziehungen: zum Bruder bei Timm, zum Vater bei Wibke Bruhns, schließlich im Verhältnis Enkel-Großvater bei Wackwitz. Darüber hinaus geben die drei Werke einen Blick auf die deutsche Familie aus drei unterschiedlichen soziologischen Perspektiven: Bei Bruhns handelt es sich um die großbürgerliche Unternehmerfamilie, Uwe Timm beschreibt eine kleinbürgerliche Familie. Als dritte Variante tritt bei Stephan Wackwitz das Bildungsbürgertum in der Person des evangelischen Pfarrers und seiner Angehörigen auf. Allen dreien ist jenes unbestimmbare ‚echt Deutsche‘ gemeinsam, das auf verhängnisvolle Weise dem faulen Zauber des Nationalsozialismus zum Opfer fallen sollte.
Durs Grünbein’s cycle of poems “Nach den Satieren” is a tense combination of Roman satire and modern urban poetry. One hears a wise moralist who presents himself as a part of the insane visionary of the evil, which he accuses. Grünbein’s satirist persona is a hybrid: half moralist and half flaneur.
Seit gut einem Jahrzehnt wird in Deutschland gewartet: Auf Literatur wird gewartet, auf den großen Berlin-Roman, auf den großen Nachwende-Roman. Und trotz diverser Romane, die Wiedervereinigung und Berlin zum Thema erhoben, ob nun von Günter Grass oder Thomas Brussig, wird weiter gewartet, kann es anscheinend kein Autor recht machen, wird unterhaltsames Erzählen begehrt oder eine Darstellung auf der Höhe moderner Erzählkunst verlangt. Doch die Alternative ist vielleicht falsch gestellt: Könnte denn nicht ein kunstvoll geschriebener Roman mit präziser und variantenreicher Sprache, ausgeklügelten Erzählstrukturen auch unterhaltsam sein? Schließlich ist Döblins nicht gerade schlichter Roman "Berlin Alexanderplatz" ja auch ein Lesevergnügen, vergleichbar mit "Joyces Ulysses" oder Pynchons "Gravity’s Rainbow". Nun lassen sich solche Romane schlecht wiederholen, hinge jeder Nachahmung des Stils der Verdacht an, Plagiat oder Kopie zu sein. Etwas Ähnliches wäre also immer etwas Anderes, neuartig, artifiziell und darin genaueres Abbild seiner Zeit als die Vielzahl schlichter Romane, die von Berlin oder der Wiedervereinigung erzählen. Nun, in letzter Zeit mehren sich im deutschen Feuilleton Stimmen, die eine gewisse, dementsprechende Kunst des Erzählens bei Ulrich Peltzer ausmachen, weswegen hier die Gelegenheit ergriffen wird, einen Gang durch seine drei letzten Publikationen ["Stefan Martinez", "Alle oder keiner", "Bryant Park"] zu unternehmen, um die Entwicklung derselben darzustellen - im Hinterkopf die Frage: Liegt hier vielleicht schon einer der erwarteten großen Berlin-Romane vor?