BDSL-Klassifikation: 06.00.00 Mittelalter > 06.06.00 Handschriften
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Die Gemeinde Buxheim bei Memmingen im Südwesten Deutschlands wird seit mehr als 600 Jahren von der dort 1402 gegründeten Reichskartause dominiert. Die Geschichte dieses Klosters ist vor allem wegen dessen Bibliothek und deren eventuellen Schicksals bekannt. Die Kartause wurde 1803 säkularisiert und ging 1810 mit all ihren Einrichtungen in den Besitz der Grafen Waldbott von Bassenheim über. Graf Hugo, der zweite Eigentümer aus diesem Hause, verschleuderte die Buxheimer Kulturgüter, sodass er Konkurs anmelden und den größten Teil des beweglichen Besitzes verkaufen musste, einschließlich der Bibliothek, die auf insgesamt etwa 20.000 Bände geschätzt wird. Zusammen mit Hunderten von spätmittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln wurde 1883 die Bibliothek in München versteigert.
Unter deutschen Handschriften, die in tschechischen Archiven und Bibliotheken aufbewahrt werden, findet man zahlreiche Überlieferungen mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Fachliteratur. Ein Teil dieser Texte ist in Böhmen und/oder in Mähren entstanden und ist auf die jahrhundertelange Zweisprachigkeit und das Zusammenleben von Tschechen und Deutschen auf diesem Gebiet zurückzuführen. Ein beträchtlicher Teil der überlieferten Fachliteratur wurde jedoch anderswo geschrieben. Diese Werke, die auf verschiedene Art und Weise nach Böhmen oder Mähren gelangten, können heute als Zeugen der engen Kontakte zwischen tschechisch- und deutschsprachigen Ländern in der Vergangenheit angesehen werden.
Mit 457 Codices zählt Gießen zu den Standorten, die einen mittelgroßen Bestand an mittelalterlichen Handschriften vorweisen können. Es gibt allerdings zwei Besonderheiten, die die Handschriftenabteilung der Gießener Universitätsbibliothek gegenüber vergleichbaren Sammlungen auszeichnen: Das ist zum einen die so gut wie geschlossen überlieferte spätmittelalterliche Bibliothek der Fraterherren oder Brüder vom Gemeinsamen Leben zu Butzbach, die 1771 auf Befehl Landgraf Ludwigs IX. von Hessen-Darmstadt der Universitätsbibliothek Gießen übergeben wurde. Die intensivere Beschäftigung mit und die sorgfältige Arbeit an den Texten wird erst jetzt umfassend möglich. Die 221 Handschriften (von den ebenfalls an die Universitätsbibliothek gelangten Wiegendrucken soll hier nicht die Rede sein) sind durch moderne Kataloge (verfasst von Wolfgang Georg Bayerer und Joachim Ott) seit 2004 in Gänze erschlossen. Zum anderen ist es der hohe Anteil von fast einem Drittel (genauer 137) volkssprachiger Handschriften, die das weltweite Interesse der germanistischen Mediävistik, Rechtsgeschichte und Spätmittelalter-Geschichtsschreibung am Standort Gießen geweckt haben.
Die Handschriftendichte im Norden, speziell im Dreieck der Weser- und Elbemündungen, ist recht gering. Umso erfreulicher ist der Hinweis auf einen spätmittelalterlichen Codex, der - wie es scheint - auf eine bereits ältere Texttradition zurückgeht. Es handelt sich um das Bremervörder Stadtrechtsbuch in Bremervörde, Kreisarchiv des Landkreises Rotenburg (Wümme), Best. C1 Stadt Bremervörde, Nr. 1 (Kurzform: Kreisarchiv ROW, C1 Nr. 1).
Im Katalog "Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters" und bei seinen Ergänzungen, die regelmäßig in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte erscheinen, werden neben Handschriften und Fragmenten auch Hinweise auf Handschriften aufgenommen, die so unbestimmt sind, dass sie auf Anhieb keinem bekannten Textzeugen zuzuordnen sind. Diese Hinweise sollen es erlauben, neu aufgefundene Handschriften einzuordnen, wie im vorliegenden Beitrag gezeigt wird.
Das vorgestellte Projekt verfolgt das Ziel, die in den Bibliotheken und Archiven Rumäniens befindlichen mittelalterlichen deutschen Handschriften zu erschließen, um auf dieser Basis und in einer regional vornehmlich auf Siebenbürgen bezogenen Perspektive die Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters auf dem Gebiet des heutigen Rumänien in Form von Fallstudien zu beschreiben. Methodisch gilt es dabei […] einem ausschließlich dem Autor und Werk verpflichteten Konzept von Literaturgeschichtsschreibung eine stärker überlieferungsorientierte und regional ausgerichtete Literaturhistoriographie entgegen[zu]setzen, um auf dieser Weise den Literaturbetrieb einer bestimmten Region zu erfassen. Eine regional vornehmlich auf Siebenbürgen ausgerichtete Literaturgeschichte wird sich indes nicht nur auf die deutschsprachige Literatur beschränken, sondern sich für einen interdisziplinären Zugang öffnen und auch die ungarische und vor allem die lateinische Literaturproduktion und -rezeption im untersuchten Gebiet in ihre Überlegungen mit einbeziehen, um möglichen literarischen Interferenzen Rechnung zu tragen. Der Vorteil einer solchen, nicht einer bestimmten ‚Nationalliteratur’ verpflichteten Sicht auf die Literaturgeschichte ist, dass sie ermöglicht, Aussagen über den Literaturbetrieb einer Region (hier vor allem Siebenbürgen) als Ganzes zu treffen.
Die Universitätsbibliothek der 1527 gegründeten Philipps-Universität Marburg besitzt eine kleine Sammlung von gut einhundert mittelalterlichen Buchhandschriften, die jedoch von einer überraschend großen Zahl von mehreren Hundert Fragmenten flankiert wird. Es handelt sich bei diesen Fragmenten um eine nahezu unerschlossene Bestandsgruppe.
Die Papier-Hs. B II, 1 der Fürstlich Fürstenbergischen Bibliothek Donaueschingen enthält die Postille des Hartung/Heinrich von Erfurt (…). Sie wurde laut Schreiberkolophon f. 320v i.J. 1451 geschrieben. (…) Abschließend (…) [gibt Volker Mertens] eine Konkordanz der Überlieferung der Postille. Sie enthält den liturgischen Ort, bzw. das Textwort und für die Hss. Z, F, D, K und R die laufende Nummer und die jeweilige Seitenangabe, ausgerichtet an Z, weil diese Hs. in der Anordnung am zuverlässigsten ist.
Im Vorder- und Rückendeckel des Cod. 250 der Stiftsbibliothek Kremsmünster (...) um 1400, ‚In librum quartuor sententiarum’, waren je ein Pergamentdoppelblatt einer Pergamenths. des späten 13. Jahrhunderts in 4° eingeklebt. (...) Über dem Liedtext [des ersten Blattes] stehen, und zwar über allen 3 Strophen, linienlose Neumen. Diese Aufzeichnung der Melodie für mehrere Strophen ist nicht ungewöhnlich, wenngleich auch nicht der Normalfall: sie ist im Codex buranus ebenso belegt wie in jüngeren Liederhss. (...) Hier liegt eine der frühen musikalischen Quellen des Minnesangs vor, älter sind nur der Codex buranus um 1250 (...), Walther N, Schreibers Fragment (beide vor 1300), etwa gleichaltrig die Frankfurter Niedhartbruchstücke O (erste Hälfte des 14. Jahrhunderts) (...).
Drei Tagweisen schreibt die Kolmarer Liederhandschrift einem sonst nicht weiter bekannten ‚Graff peter von arberg’ zu, darunter befindet sich die bekannte ‚Große Tagweise’ mit dem Text ‚Ach starcker got’. (...) Originale Texte von Peter von Aarberg kennen wir nicht (...). Wahrscheinlich standen seine Lieder auch ganz in den traditionellen literarischen und gesellschaftlichen Formen, so daß nur seine Töne lebendig blieben: mit neuen Texten, die in ihrer religiösen Thematik eher als die an ein bestimmtes soziales Ideal gebundene Minnelyrik das trafen, was auch nach der Mitte des 14. Jh.s bis weit in das 15. Jh. hinein zeitgemäß war.