BDSL-Klassifikation: 04.00.00 Allgemeine Literaturgeschichte > 04.02.00 Studien
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Die Situation des zeitgenössischen Romans wird heute zunehmend von globalen Faktoren bestimmt: global im Sinne einer politischen, wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Internationalisierung, die jedoch Spielräume, Schreib-Räume, für individuelle, für differente Erzählweisen läßt. Eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung spielt der sogenannte postkoloniale Roman. Ich möchte im gegebenen Zusammenhang drei Aspekte aufgreifen: den kritischen Diskurs über postkoloniale Literatur (1), die Interdependenz von postmoderner und postkolonialer ästhetischer Theorie (2) sowie die konkrete Umsetzung von Inter- und Multikulturalität in den Texten selbst (3).
Tagungsbericht zum Symposion an der Universität Potsdam vom 20.-22. Oktober 2000
Endlich ist es vollbracht: Nach verschiedensten juristischen, verlagstechnischen u.a. Peripetien, die Maria Sommer, die Leiterin des Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs und Inhaberin der deutschen Pirandello-Werkrechte, bei der Präsentation plastisch schilderte, liegt nun die deutsche Pirandello-Ausgabe (Propyläen-Verlag) vollständig in 16 Bänden vor. Allemal ein Anlaß für den Herausgeber Michael Rössner (München), gemeinsam mit Helene Harth (Potsdam) und dem Istituto Italiano di Cultura (Berlin), dort sowie an der Universität Potsdam vom 20.-22. Oktober 2000 ein Symposion zu veranstalten.
Rezension zu Holger Schulze: Das aleatorische Spiel. Erkundung und Anwendung der nichtintentionalen Werkgenese im 20. Jahrhundert. München (Fink) 2000. 406 Seiten.
Einem spezifischen Typus von Antworten auf die Frage nach den Gründen von Literatur und Kunst ist die Monographie Holger Schulzes (ursprünglich eine Erlanger Dissertation von 1998) gewidmet, nämlich Modellen aleatorischer Produktion von Literatur und Kunst sowie deren praktischer Umsetzung.
[Rezension zu:] Alfred Messerli/Roger Chartier (Hg.): Lesen und Schreiben in Europa 1500-1900
(2002)
Rezension zu Alfred Messerli/Roger Chartier (Hg.): Lesen und Schreiben in Europa 1500-1900. Vergleichende Perspektiven/Perspectives comparées/ Perspettive comparate. Basel (Schwabe-Verlag) 2000. 652 Seiten.
Der Band versammelt Referate und Diskussionsbeiträge einer Tagung zum Thema "Lesepraktiken und Schreibpraktiken in Europa, 1500-1900", die 1996 in Ascona, sinnigerweise auf dem Monte Verità, stattfand.
Rezension zu Alf Mentzer: Die Blindheit der Texte. Studien zur literarischen Raumerfahrung. Heidelberg (Winter) 2001 (= Anglistische Forschungen; Bd. 293). 252 Seiten.
An der Kluft zwischen Sehenden und Blinden setzt Alf Mentzer in seiner ausgezeichneten, komparatistisch angelegten Studie über literarische Raumdarstellungen ein. Das Phänomen der Blindheit wird dabei nicht allein als Darstellungsgegenstand in den Blick genommen, sondern es geht Mentzer weit mehr darum, ob und wie mit dem Thema Blindheit immer schon "die Blindheit der sprachlichen Repräsentation thematisch wird". Denn, so Mentzers These, der Leser eines literarischen Textes verhält sich hinsichtlich der Räume, die im Text dargestellt werden, wie ein Blinder. Der Leser 'sieht' nicht, was der Erzähler 'sieht' und erzählt, und dennoch gelingt es literarischen Texten immer wieder, bei Lesern Raumerfahrungen zu evozieren. Wie aber vollzieht sich dieser Prozeß der textuellen Konstitution von Wahrnehmungsräumen bzw. wie wird überhaupt die Möglichkeit der Wahrnehmbarkeit von literarischen Räumen erzeugt?
Wir haben mit der Studie des Berliner Komparatisten Winfried Menninghaus eine faszinierende Theoriegeschichte bekommen, die Literaturgeschichte des Ekels bleibt zu schreiben. Es steht zu vermuten, daß sie in den nächsten Jahren (pessimistischer vielleicht: Jahrzehnten) geschrieben oder vielleicht eher doch aus vielen einzelwissenschaftlichen Teilen zusammengesetzt werden wird, denn das Thema hat ganz offensichtlich schlagartig begonnen, Interesse auf sich zu ziehen. Die Gründe, warum es gerade jetzt emergiert, sind kaum in der Sache gegründet, sondern in der Dynamik der Literatur- und Kulturwissenschaften selbst zu suchen, eine Problematik, der eine eigene metatheoretische Studie zu widmen wäre. Die Präsenz der Ekelthematik in der gesamten Moderne und ihr konstitutiver Zusammenhang mit für sie zentralen ästhetischen Kategorien kann jedenfalls nicht mehr übersehen werden. Neben der postulierten historischen Verschiebung in Funktion und möglicherweise auch im Inhalt des Ekels muß die Frage nach seiner Genderisierung beschäftigen, die im folgenden eher als ein Nebenthema mitgeführt wird, obwohl es unzweifelhaft ist, daß Ekelhaftes überwiegend mit weiblichen Konnotationen versehen ist und literarisch genauso inszeniert wird. Aber - und damit komme ich auf die historische Perspektive zurück - war das stets so?
Rezension zu Susanne Stemmler: Topografien des Blicks. Eine Phänomenologie literarischer Orientalismen des 19. Jahrhunderts in Frankreich, Bielefeld (transcript Verlag) 2004. 266 Seiten.
Die Rückwendung des Blicks vom Überwachten und seine Wirkung auf den Betrachter ist seit Homi Bhabhas Weiterführung von Edward Saids Untersuchung zum Orientalismus zu einem der wichtigsten Topoi der 'postcolonial studies' geworden. Doch erstaunlich selten sind nach wie vor Forschungen, die das auch an der visuellen Wahrnehmung untersuchen, obwohl dieser ja in fast allen Beschreibungen die Metaphern entnommen sind. Hier genau setzt Susanne Stemmlers spannende Untersuchung an. Sie zeigt in einer Neulektüre von in der Romanistik eher kanonisierten Texten des Orientalismus des 19. Jahrhunderts, wie sich das Spiel von Faszination und Abwehr, von beherrschendem Sehen und irritierendem Begehren des Blicks tatsächlich als ein Ereignis der Sichtbarkeit vollzieht.
Rezension zu Martin Sexl: Literatur und Erfahrung. Ästhetische Erfahrung als Reflexionsinstanz von Alltags- und Berufswissen. Eine empirische Studie, Innsbruck (STUDIA Universitätsverlag) 2003. 532 Seiten.
Was passiert, wenn ein Literaturwissenschaftler mit einer Gruppe von sechs Krankenpflegerinnen Sophokles' 'Antigone', Tolstois 'Der Tod des Iwan Iljitsch' und Shakespeares 'King Lear' liest? Er wird natürlich zu zeigen versuchen, wie Literatur zur Bildung beiträgt. Das ist einerseits recht einfach, weil er ja die Krankenschwestern selbst zu Wort kommen und sie eine Vorher/Nachher-Analyse ihrer Lektüreerfahrung und der darauf folgenden Gruppendiskussion machen lassen kann. Andererseits ist das alles andere als einfach, weil ein solch empirischer Ansatz zwar noch den Bildungsansatz teilt, aber sonst sämtliche Prämissen traditioneller und etablierter Literaturwissenschaft radikal in Frage stellen muß. Folgerichtig nimmt Martin Sexl eine Position zwischen 'bloßer' Empirie und 'reiner' Literarästhetik ein und macht sein Sozial-Experiment fruchtbar im Spannungsfeld zwischen Textanalysen (Kapitel 5) und Reflexion von Berufserfahrung seitens der Krankenschwestern vor und nach der Lektüre (Kapitel 4 und 6).
Rezension zu Helmuth Kiesel: Geschichte der literarischen Moderne. Sprache, Ästhetik, Dichtung im zwanzigsten Jahrhundert, München (C.H. Beck) 2004. 640 Seiten.
Helmuth Kiesel, Germanist in Heidelberg, der insbesondere mit Arbeiten über Lessing, Döblin und Ernst Jünger hervorgetreten ist, legt mit dieser Monographie ein Resultat jahrzehntelanger Forschung und Lehre vor. Leitbegriff: 'Moderne'.
Die Metropole als kultureller und ästhetischer Erfahrungsraum : komparatistische Perspektiven
(2005)
Bericht zur Tagung der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft am Germanistischen Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, vom 12. bis 14. Juni 2003, gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung.
Anläßlich des 60. Geburtstages von Prof Dr. Dolf Oehler veranstaltete die Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft am Germanistischen Seminar der Universität Bonn im Juni 2003 ein dreitägiges Colloquium zum Thema 'Die Metropole als kultureller und ästhetischer Erfahrungsraum: Komparatistische Perspektiven'. Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und Frankreich trugen Ergebnisse ihrer Arbeiten in verschiedenen Disziplinen zusammen und diskutierten den Gegenstand sowohl in seinen historischen als auch in seinen komplexen aktuellen Bezügen.