BDSL-Klassifikation: 02.00.00 Deutsche Sprachwissenschaft > 02.07.00 Textwissenschaft
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Nach der erfolgreichen Monographie 'Stilistische Textanalyse. Grundlagen und Methoden' (Brno 2009), die besonders Studierende der Germanistik (nicht nur) in Tschechien als nützliches Hilfsmittel für den Stilistikunterricht begrüßt haben, setzt sich Jiřina Malá in ihrem neuen Buch wieder mit der Problematik der Stilanalyse auseinander. Diesmal stehen im Focus ihrer Untersuchungen Filmrezensionen und filmbezogene Texte wie Filmessays, Interviews, Sprachporträts oder Filmberichterstattungen, die in renommierten deutschsprachigen Magazinen und Zeitungen (bzw. ihren Onlineversionen) publiziert worden sind.
The 'Deutsche Referenzkorpus (DeReKo)' of the Mannheimer Institut für Deutsche Sprache currently contains over 28 billion words, and it is constantly being expanded. The sheer size of the corpus makes it impractical for researchers to analyze its entire content. On the other hand, the DeReKo offers the possibility of taking seriously the principle that every research project needs its own corpus - by acting as a 'reference corpus' that can be used in combination with special corpora. This paper addresses the question of whether a corpus should contain complete texts or only statistically relevant extracts; it also discusses the uses and necessity of 'small corpora'.
O presente trabalho discute diferentes estratégias de retextualização no processo de tradução de um texto acadêmico, especialmente no caso de transposição de um gênero mais próximo à oralidade a outro, mais próximo da escrituralidade. A edição crítica em português que incorpora estas estratégias de retextualização é desenvolvida tomando como base não só a primeira edição do manual didático-científico Textlinguistik de Eugenio Coseriu, fixada em alemão por Albrecht a partir de gravações em áudio de aulas ministradas por Coseriu em 1977/78, como também as edições em italiano e espanhol. Neste trabalho, diferentes estratégias de verbalização que permitem o deslocamento do texto em direção à escrituralidade são ilustradas e fundamentadas teoricamente, segundo os pressupostos teóricos do modelo de Tradições Discursivas, de base coseriana, que entende a língua como um diassistema de textos e variedades linguísticas localizadas no contínuo de oralidade e escrituralidade.
Im Beitrag wird gezeigt, dass sich mündliche Kommunikation im Zentrum sprachlicher Fehlertoleranz bewegt, während schriftliche Texte an seiner Peripherie verortet sind. Übersetzungen hingegen basieren auf Fehler-Intoleranz. Jede Übersetzung in die Fremdsprache, die ohne Rücksprache mit einem linguistisch geschulten und translatorisch erfahrenen Muttersprachler der Zielsprache in den Druck gegeben wird, weist ihren Urheber als unprofessionellen Einzelkämpfer aus, der respektlos gegenüber dem Autor des Originals, geringschätzig gegenüber seinem Auftraggeber, zynisch gegenüber dem Leser seiner Übersetzung und leichtfertig gegenüber seinen Landsleuten handelt, weil er das Scheitern internationaler Kommunikation billigend in Kauf nimmt. Indessen minimieren Übersetzungsteams aus Muttersprachlern der Ausgangs- und der Zielsprache, die eng mit dem Auftraggeber, dem Autor und ggf. mit den entsprechenden Fachleuten zusammenarbeiten, sprachliche und inhaltliche Fehler und dokumentieren dadurch ihren tiefen Respekt und ihre aktive und kreative Toleranz gegenüber dem anderen Land, seinen Menschen, Sprachen und Kulturen.
[Rezension zu:] Szczęk, Joanna: Absageschreiben auf Bewerbungen. Eine pragmalinguistische Studie.
(2016)
Rezension zu Szczęk, Joanna, Joanna (2015): Absageschreiben auf Bewerbungen. Eine pragmalinguistische Studie. Berlin: Frank & Timme, 415 S., ISBN 978-3-7329-01463
In einer Welt, in der die Arbeitslosenrate und dementsprechend die Bewerbungen um einen Arbeitsplatz hoch sind, ist die Frage, wie auf Letztere bezogene Absageschreiben gestaltet werden, der die vorliegende Habilitationsschrift von Joanna Szczęk nachgeht, von besonderer Aktualität. Nach einem akribisch recherchierten Überblick über einsprachig oder kontrastiv angelegte internationale Forschungsarbeiten zu ablehnenden Reaktionen, die sich mit u.a. linguistisch, soziolinguistisch, pragmalinguistisch bzw. kulturell geprägten Aspekten des Ablehnens beschäftigen und unter denen polonistische Forschungen einen wichtigen Platz einnehmen, erörtert Joanna Szczęk im ersten Kapitel ihre Zielstellung und ihr methodisches Vorgehen. Die Autorin richtet ihr Augenmerk in erster Linie auf die pragmalinguistische Beschreibung der Textsorte Absageschreiben unter Fokussierung auf deren textlinguistische Merkmale.
Anhand ausgewählter vor allem deutschsprachiger historiographischer Texte des Hoch- und Spätmittelalters werden die Strategien der Versprachlichung von 'Herrschaft' untersucht. Berücksichtigt werden einerseits die frühe volkssprachliche Produktion des 13. Jh.s (Sächsische Weltchronik), andererseits spätere Werke des 14.-15. Jh.s, die durch Provenienz in den böhmischen Ländern bzw. durch entsprechende thematische Ausrichtung gekennzeichnet sind, teilweise mit Einbeziehung von anderssprachigen Vorlagen oder Parallelfassungen (Textkomplexe der Dalimil-Chronik (mit dem vorangestellten annalistischen Abriss), Pulkava-Chronik und Vita Caroli). Dadurch wird die zentrale Rolle von 'Herrschaft' in dieser Gattung dargelegt, wobei zugleich der Einsatz relativ unterschiedlicher sprachlich-formulatorischer Mittel beobachtet werden kann.
Dieser Vortrag stellt Kriterien der Auswahl von deutsch-tschechischen und tschechisch-deutschen Teilkorpora für die Analyse der deutsch-tschechischen Wortstellungsunterschiede, einen Kommentar zur Analyse der Dependenzgrammatik und der Thema-Rhema-Gliederung und die Veröffentlichung einiger Erkenntnisse dieser Forschungsarbeit vor.
In der Gegenwart muss man sich im Alltag mit vielen Fachwörtern auseinandersetzen, sowohl im fachlichen als auch im nicht fachlichen Kontext. Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, mit welchen Fachausdrücken ein Leser / eine Leserin deutscher Zeitungen konfrontiert wird, also wie viel Fachwissen ihm / ihr zugemutet wird. Das Untersuchungskorpus besteht aus insgesamt zehn Ausgaben zweier seriöser überregionaler Zeitungen (der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung). Die Aufmerksamkeit wird vor allem den theoretischen Ausgangspositionen und der methodischen Vorgehensweise bei der Ermittlung von Fachwörtern sowie der Erläuterung ihrer Stellung in nicht-fachlichen Kontexten gewidmet.
Um die zentralen Spracherscheinungen von den peripheren unterscheiden zu können, braucht man sprachliche Daten. Nicht nur aus dem Bedürfnis heraus, authentische Beispiele einfach und schnell finden zu können, greift man heutzutage nach Textkorpora unterschiedlicher Art. Im Beitrag wird am Beispiel des deutschen Verbs lassen gezeigt, wie man sich ein Parallelkorpus bei prachvergleichenden Analysen zu Nutze machen kann und wie man die Korpusbelege auswertet, um die zentralen Phänomene des jeweiligen Sprachsystems hervorzuheben.
Die Sprache kann mit einem Schachspiel verglichen werden: Einerseits ist der jeweilige Spielstand ein System, in dem einzelne Figuren in einer bestimmten Relation zu anderen Figuren stehen. Darüber hinaus aber ist jedes Spiel ein dynamischer Vorgang, in dem aufgrund von Spielregeln und der Strategie der Spieler permanent neue Spielstände erreicht werden. In diesem Sinn hat das Sprachspiel systemischen Charakter. Das Prinzip von Zentrum und Peripherie kennzeichnet auch das System des Sprachspiels. Das Sprachspiel ist also ein Gebilde mit einem kompakten Kern und einer diffusen Peripherie, die in die Peripherie einer oppositiven Kategorie oder Klasse übergeht. Die Kategorien oder Klassen des Sprachspiels sind aber nicht oppositive Einheiten mit jeweils bestimmten Merkmalen. Die Kategorien des Sprachspiels sind vielmehr Situationen, in denen sich Texte gewissermaßen 'bewähren' müssen, also Situationen, die von Texten bewältigt werden müssen. Dies betrifft sowohl die Produktion als auch die Rezeption von Texten.
Zentrum und Peripherie wurde zum leitenden Thema der gleichnamigen Konferenz, die vom 25. bis 27. Mai 2016 an der Schlesischen Universität Opava stattfand. Die Tagung, an der beinahe 90 Fachleute aus 9 Ländern teilnahmen, wurde vom Germanistenverband der Tschechischen Republik und der Germanistischen Abteilung des Instituts für Fremdsprachen der Schlesischen Universität Opava organisiert. Die Tagung verfolgte das Ziel, Zentrum und Peripherie in unterschiedlichen Bereichen zu untersuchen und einen Überblick über neue Methoden und Erkenntnisse im Bereich der sprachwissenschaftlichen, literarischen und didaktischen Forschungen in fünf Sektionen zu bieten: Die deutsche Sprache: Zentrum und Peripherie; Korpuserstellung und -analyse; Literatur interkulturell vs. transkulturell; Kanon und Norm in Literatur und Literaturdidaktik; Fehler und ihre Behandlung, und stellte eine Vielzahl an Fragestellungen und eine Vielzahl an Ansätzen vor.
In der vorliegenden Studie wird die Textsorte ‚didaktisch angelegter fachsprachlicher Text‘ einer korpusbasierten Analyse unterzogen, wobei die Perspektive 'Autor - Text' und Prozesse der Informationsübertragung im Vordergrund stehen. Die theoretische Grundlage bilden zwei Ansätze der Pragmasyntax: (1) Der Ansatz 'Attention-Information-Flow' (vgl. SCHULZE 2004: 549f.) beruht auf dem Gedanken, dass der Textproduzent die Informationen versprachlicht, die seine Aufmerksamkeit anziehen. (2) Das Konzept 'Grammatik der Szenen und Szenarien' (vgl. SCHULZE 1998: 435ff.) bezieht sich auf die Strategien der Versprachlichung, dank derer der Autor für wichtig gehaltene Informationen vermitteln kann. Die Ergebnisse der Korpusanalyse bilden ein Tableau mit Eigenschaften der zu erforschenden Textsorte und die Beschreibung ihrer Auswirkung auf Textgestaltungsprozesse unter dem Aspekt einer effizienten Informationsvermittlung.
Der Beitrag setzt sich zum Ziel, auf eine verstärkt auftretende Entwicklungstendenz aufmerksam zu machen, die sich in Texten der Textsorte Einführung beobachten lässt. Die charakteristischen Ausprägungen dieser Tendenz lassen sich den Stilmustern 'Dialogisieren', 'Attraktiv machen' und 'Selbstdarstellen' zuordnen. Im Beitrag wird gezeigt, wie spezifische Inventare dieser drei Muster - abweichend von den stilistischen Konventionen der Wissenschaftssprache - eingesetzt werden bzw. eingesetzt werden können, um eine besondere Nähe-Beziehung zur Adressatengruppe der Studierenden zu gestalten. Dies wird an Einführungen aus dem Kommunikationsbereich der Linguistik illustriert. Anschließend wird die Frage aufgeworfen, ob diese Gestaltungstendenz ein Anzeichen eines sich anbahnenden Textsortenwandels sein könnte.
Der immer stärker spürbare Bedarf nach schnell rezipierbaren kurzen Textformen hängt unter anderem mit der Erwartung einer effektiven Informationsverdichtung zusammen. Eine sehr wichtige Rolle spielen dabei Sprachökonomie und Informationskondensierung. Der Beitrag konzentriert sich auf infinite Konstruktionen mit Partizipien und Infinitiven, die in bestimmten Textsorten ein besonders effektives stilistisches Mittel darstellen. Partizipien sind dank ihres verbalen Charakters fähig, durch Ergänzungen und Angaben erweiterte Partizipialattribute zu bilden und somit eine Aussage zu verdichten. Der instruierende Infinitiv wird häufig als Ersatzform des Imperativs verwendet. Als sprachökonomisches Stilmittel trägt er zur Übersichtlichkeit des Textes bei. In Fachtexten ist es dann vor allem der modale Infinitiv, der zur Einsparung von sprachlichem Mehraufwand dient.
In Anknüpfung an die neueren Forderungen der Textlinguistik, Texte als Teile komplexerer interaktionaler Zusammenhänge zu betrachten, werden in dem Beitrag publizistische Texte unter Berücksichtigung sozialer, situativer sowie emotionaler Aspekte verbalen Handelns erfasst und analysiert. Einbezogen werden daher sozio-kulturelle und politische Faktoren als auch etwa die Bereitschaft zur Konstitution kommunikativer Gemeinschaften. Gegenstand der Analyse sind ausgewählte Texte aus deutschsprachigen Wochen- und Tageszeitungen, die in den böhmischen Ländern zwischen 1848 und 1914 herausgegeben wurden und daher nicht zuletzt in den nationalpolitischen Diskurs involviert waren. Darüber hinaus werden exemplarisch auch Texte tschechischsprachiger Periodika dieses Zeitraums herangezogen, da sie einen bedeutenden Bezugspunkt deutschsprachiger Zeitungen darstellten und Teil derselben interaktionalen Zusammenhänge waren. Bei der Analyse wird diachron vorgegangen, um die Fragen nach dem Wandel resp. der Kontinuität kommunikativen Handelns zu erörtern.
Der Beitrag untersucht ausgewählte rechtsextreme Internetseiten hinsichtlich der auf ihnen gebrauchten spezifischen Lexik. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit zunächst darauf, wie dort lexikalisch auf die Sprache des Nationalsozialismus Bezug genommen wird. Weitere Themen sind das Vorkommen rechtsextremer Hochwertwörter, die Umdeutung demokratischer politischer Lexik sowie die lexikalischen Mittel zur Polemisierung. Ferner stellt der Beitrag dar, wie auf den betreffenden Seiten die germanische Mythologie für die rechtsextreme Ideologie instrumentalisiert wird. Generell zeigt sich, dass die lexikalischen Spezifika rechtsextremer Internetseiten mit denjenigen traditioneller Publikationen übereinstimmen.
Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Untersuchung, in der 120 verbale Phrasembelege aus 17 Leitartikeln des Mährischen Tagblatts (MT) vom August 1880 mit den Einträgen in ausgewählten Wörterbüchern der Gegenwartssprache verglichen wurden, um Informationen über die Entwicklung dieser Phraseme zu gewinnen. Die formalen und semantischen Unterschiede wurden nach dem Vergleich mit den Belegen im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm und ggf. im Deutschen Referenzkorpus in 20 Fällen als ältere Varianten bestimmt, siebenmal ging es um kontextbedingte Modifikationen und dreimal wahrscheinlich um unbeabsichtigte Kontaminationen mehrerer Phraseme. Bei 23 Belegen kann man erst nach einem Vergleich mit weiteren MT- bzw. anderen zeitgenössischen Texten ihre Konnotationen bestimmen und entscheiden, ob es sich um ältere Varianten handelt oder ob ihre Verwendung schon der heutigen Kodifizierung entspricht. Mehr als die Hälfte der Phraseme (67 Tokens) wurden in der heutigen Form und Bedeutung verwendet.
Bilimsel Metin Üretimi
(2014)
Rezension zu Canan Şenöz Ayata: Bilimsel Metin Üretimi. İstanbul: Papatya Yayıncılık Eğitim, 2014.
The unique situation in which job seekers and employers find themselves results in the necessity to formulate and accept refusal letters. Employers frequently express their emotions in such letters. They are, however, in the form of clichés which apparently do not contain any genuine emotions. The subject of this analysis is genuine German refusal letters collected in the years between 2000 and 2012. Our objective is to indicate the types of emotions verbalized in the analyzed text type and to present the linguistic means utilized to express those emotions.
Ziel des vorliegenden Artikels ist die Analyse von Motivationsschreiben, einer Textsorte, die bei der Bewerbung um einen Masterstudienplatz oder um ein Stipendium häufig eingereicht werden muss. Anhand eines Korpus von 30 Motivationsschreiben, welche im Rahmen der Masterarbeit von November 2013 bis Mai 2014 gesammelt wurden, sollen die Relevanz, der Kommunikationskontext und die Textfunktionen der offenen Textsorte aufgezeigt werden.
The aim of this article is to systematize selected existing definitions of texts and, from the perspective of research into text comprehension, to compare and contextualize the most frequent concepts applied in the field. These concepts are used in the description of the basic phases and aspects of the text comprehension process; they may be divided into three groups depending on whether they denote the comprehension process itself, the results of this process, or the properties of text. This division should not be viewed as an immutable set of concepts, but rather as a starting point for research into issues of text comprehension and comprehensibility.
This article focuses on the roles of temporal adverbs in the linguistic expression of emotions. Emotions are phenomena which we experience subjectively, and which we are unable to grasp without respect to time. The intersubjective linguistic expression of emotions in the novel involves the use of temporal adverbs accompanying the narrative structure of the text and helping to intensify the expression of emotions.
In this paper, the author describes the use of the prepositions "laut", "zufolge" and "gemäß". These phrases are used exclusively when adopting parts of a text in another one. Thus, phrases with these prepositions are understood here as explicit intertextuality markers. Furthermore, the paper examines the nouns from these phrases, as well as some text-pretext relations arising from them.
This article is based on the observation that the linguistic expression of emotions has three basic categories: intensity, quality, and the temporal dimension. The latter category has not yet received sufficient attention from linguistic research. The article takes the example of contemporary theatrical texts to demonstrate the close correlation between the linguistic means used to express emotion and their temporal dimension. The analysis of the use of these means and their meaning in the given dramatic situation shows that temporality is a linguistic phenomenon which plays a key role in the linguistic expression of emotions in this type of text. It was also shown that the organization of a dramatic text – including an exposition phase or authorial notes – provides a suitable tool for the mediation of various temporal levels, the understanding of which plays an irreplaceable role in the total emotional potential of the text.
This paper focuses on the emotion fear in film reviews of horrors and thrillers. The author analyzes the texts of three German and Czech reviews of the films 'The Ghost Writer' (Roman Polanski) and 'The White Ribbon' (Michael Haneke) to determine which linguistic means are used by the reviewers in their description and interpretation of the films in order to describe and evoke an atmosphere of fear.
The contribution deals with a selected lexical field related to the emotion 'anger'. It is treated from a German-Czech perspective and with respect to its underlying psychological aspects. It begins by investigating the nature of lexical fields, and explains the framework of the chosen field in terms of its content and form. On this basis the author tries to find an answer to the question whether this particular field can in fact be considered to be a lexical field. In conclusion the paper discusses the question of whether psychological findings on emotions generally, and on the emotion of 'anger' in particular, can be of help in establishing both an outer delimitation and an internal structuring of the field.
Při vyjadřování emocí v ústní komunikaci hraje hlas významnou roli. Článek se zabývá otázkou, jak je hlas v souvislosti s emocemi popisován v psaných textech, a sice německých románech. Na ukázkách z německého korpusu Cosmas II je ukázáno, jaké strategie volí spisovatelé, aby čtenáři přiblížili emoce prožívané postavami románu a která slovesa a přídavná jména používají nejčastěji při znázornění emoce "hněv".
V němčině se můţeme setkat s různými druhy výpůjček z angličtiny. Nejčastějším druhem výpůjčky je přímá výpůjčka, která bývá převzata do němčiny beze změny významu a pravopisu (vyjma velkého písmene u podstatných jmen). Anglická slovesa, která mají v němčině v infinitivu koncovku -en a časují se, jsou zpravidla rovněţ začleņována mezi přímé výpůjčky. Zajímavé jsou pseudoanglicismy, které často způsobují u rodilých mluvčích anglického jazyka nedorozumění. U výpůjček, které nejsou sloţeny z anglických morfémů, se někdy pochybuje o jejich správném zařazení mezi výpůjčky. Tyto výrazy jsou však rovněţ součástí vlivu anglického jazyka na německý.
Příspěvek zkoumá, v jakém rozsahu je kontaktová funkce titulkŧ jedněch německých, jedněch rakouských a dvou ĉeských internetových novin realizována pomocí lexikálních prostředkŧ popisujících nebo vyjadřujících emoce.
Výrazy emocionality v textu lze chápat jako (hyper)propozice, jako individuální stanovisko k propozici, ale také jako jakési na zkušenosti zaloţené oĉekávané verbalizované scénáře – tzv. skripty. Otázkou je, jakým zpŧsobem se tyto prvky zapojují v rovině textu. Analýzou textu zjišťujeme, ţe pro vyjádření emocionality není zavedena ţádná gramatická nebo stylistická norma. Emocionalitu rozpoznáme i v řadě zdánlivě neemocionálních textových pasáţí. Narativní text vede ve svých fiktivních situacích a kontextech k rekonstrukci oĉekávaného emoĉního schématu – skriptu – a tím k jeho aktualizaci, s níţ je autor i recipient konfrontován. Emocionalita v literárním textu tím získává specifickou kognitivní dimenzi.
Příspěvek pojednává o pojmu konotace 'emocionální'. Tato konotace je na jedné straně souĉástí slovního významu a koresponduje s denotativními komponenty významu. Jako příklad jsou uvedena verba dicendi oznaĉující řeĉový akt 'vychloubání'. Na druhé straně vystupuje 'emocionální' jako souĉást významu textu. Na příkladech z románu Almy M. Karlin jsou představeny dva zpŧsoby, kterými je moţno vysvětlit konotaci textu: jako aktualizaci a předání konotací daných jazykovým systémem a jako povědomí o uţití slov bez emocionální konotace v systému jazyka, které se vytváří teprve v textu.
Následující příspěvek se zabývá emocí radosti v liturgickém textu na příkladu přeloţeného liturgického textu (Svatá liturgie Jana Zlatoústého) z církevní slovanštiny do němĉiny. Teoretickými východisky pak byly práce domácích i zahraniĉních lingvistŧ.
Tento článek tématicky navazuje na přìspěvek "Nominalizačnì tendence v jazyce ekonomiky" v časopise Studia Germanistica 3, přičemņ podává odpovědi na otázky spjaté s tehdy vznikajìcì disertačnì pracì s názvem "Grammatische Mittel der Informationskondensierung in Wirtschaftstexten". V článku je zmìněna souvislost mezi mìrou abstrakce a jazykovou kondenzacì a také pragmatické faktory, které ovlivņujì jejì výskyt v odborném textu. Ve druhé části jsou souhrnně uvedeny výsledky empirické analýzy v oblasti infinitivnìch konstrukcì. Pozornost je věnována zejména faktorům, které majì vliv na jejich uņitì v textu oproti konkurenčnìm vedlejńìm větám.
Kommunikative Kompetenz und Identitätsentwicklung : Rezeption von Werbetexten in der Sekundarstufe I
(2009)
Mohou mít pragmatické texty vliv na vývoj nestabilní osobnosti dospívajících? Tento článek se snaží zhodnotit, jakou úlohu hraje tištěná reklama, zaměřená na cílovou skupinu mladistvých, jak při hledání jejich vlastní identity, tak při vytváření komunikativní kompetence v rámci výuky německého jazyka. Dále jsou prezentovány důsledky, které to má pro práci s odbornými texty ve školní výuce němčiny.
The following paper deals with the phenomenon of religious terminology in fiction. Katharina Beta’s novel Katharsis was analyzed with regard to the translation of the relevant lexical material into Czech language. The theoretical basis for the analysis was provided by works of both Czech and foreign linguists and translatologists.
Der Aufsatz präsentiert einen der historiographischen Texte aus den böhmischen Ländern, der am Ende des 16. Jahrhunderts vom Humanisten Matthaeus Meisner (1543–nach 1600) verfasst wurde. Das Manuskript über die Geschichte der Stadt Brüx (Most) in Nordwestböhmen ist zurzeit im Archiv der Prager Burg als Bestandteil der Bibliothek des Metropolitankapitels von St. Veit deponiert. Der Aufsatz behandelt die textologische Charakteristik des Manuskripts und die Aspekte, die für die Wahl der im Manuskript vorkommenden, also der lateinischen, deutschen und tschechischen, Sprachen relevant waren.
Partizipien und Adjektive gehören zu Sprachmitteln, die bei der Personendarstellung zur Beschreibung des Äußeren, der Interessen und der geistigen Welt in spezifischen Textsorten (hier: in Kontaktanzeigen lesbischer Frauen im Alter über 50 Jahre) verwendet werden. Im Vergleich zum Adjektiv kann das Partizip die zeitliche Dimension einer Eigenschaft oder der Lebenserfahrung ausdrücken; auf diese Weise können Sprechende den Wert der jeweiligen Eigenschaft oder Lebenserfahrung hervorheben. Das Partizip wird in bestimmten Kontexten bevorzugt, denn es kann die persuasive und appellative Funktion des Textes intensivieren. Die Autorin dieses Beitrags analysiert Motive und Strategien des Partizip-Usus' aus pragmalinguistischer Perspektive in 100 Kontaktanzeigen in der deutschen Frauenzeitschrift 'EMMA'.
Der Beitrag setzt sich zum Ziel, die Traditionen, aktuelle Tendenzen und Aufgaben der Erforschung der historischen deutschen Stadtkanzleisprachen auf dem Territorium Böhmens, Mährens und Schlesiens vorzustellen. Der erste Teil ist dem Phänomen des tschechisch-deutschen Bilingualismus in den böhmischen Ländern gewidmet, im zweiten Teil werden Geschichte und aktuelle Aufgaben der Untersuchung der historischen Kanzleisprachen in unserem Land präsentiert und der dritte Teil zeigt Möglichkeiten einer historiolinguistischen Untersuchung an Beispielen frühneuhochdeutscher Texte der Olmützer Stadtkanzlei.
Im Beitrag wird an einem Leitartikel des 'Mährischen Tagblatts' vom Juli 1880 gezeigt, wie Phraseme die meinungsbildende Funktion dieser Textsorte unterstützen können. Einer kurzen Charakteristik der Zeitung, der national-politischen Situation in der Donaumonarchie im Jahre 1880, auf die sich der Leitartikel bezieht, und der Textsorte Leitartikel folgt die Übersicht der im Text verwendeten Phraseme mit einem Kommentar zu ihren Typen und zur Art ihrer Verwendung (normal oder modifiziert). Danach wird der Inhalt des untersuchten Leitartikels wiedergegeben und gleichzeitig wird die Argumentationsstruktur des Textes beschrieben. Die für die Argumentation wichtigen Sprachhandlungsfunktionen der Phraseme, die dabei deutlich werden, werden abschließend zusammengefasst.
Interjeições e onomatopéias recebem pouca atenção dentro dos estudos lingüísticos, e gramáticas e dicionários freqüentemente restringem-se a apresentar uma definição estereotipada e alguns poucos exemplos. Desprezadas pela literatura tradicional, essas expressões encontram seu "habitat natural" nas histórias em quadrinhos, nas quais se tornam elementos imprescindíveis da linguagem própria desse gênero textual. Este breve experimento sobre interjeições e onomatopéias presentes em mangás (histórias em quadrinhos japonesas) traduzidos para alemão e português mostra que, embora haja padrões fonéticos básicos comuns de acordo com o que representam (riso, passos etc.), as interjeições e onomatopéias da amostra diferem muito em ambas as línguas, o que ressalta sua condição de signos lingüísticos, mesmo que diferenciados em relação aos demais elementos do léxico.
Bulas de medicamentos alemãs e brasileiras em contraste : alguns resultados da análise linguística
(2012)
Na presente pesquisa foi desenvolvido um estudo linguístico contrastivo de textos de bulas de medicamentos da Alemanha e do Brasil com o objetivo de verificar a existência de diferenças e semelhanças entre eles. Para isso, um total de 20 bulas foram comparadas em seus níveis macro e microestrutural, após uma investigação detalhada das principais características do gênero em questão. Ao final da análise contrastiva, foi confirmada a presença de convergências e divergências no gênero, tendo em vista o par linguístico adotado, e também identificadas algumas explicações para tal.
Estudo linguístico comparativo sobre onomatopeias em histórias em quadrinhos : Português / Alemão
(2011)
Nesta pesquisa foi investigado o uso peculiar das onomatopeias na linguagem das histórias em quadrinhos e como o processo de criação de novas expressões nesse context respeita o sistema fonético e fonotático de cada língua. Foi realizada uma pesquisa empírica, para a qual falantes nativos de língua portuguesa e alemã foram solicitados a sugerir ou criar as onomatopeias que julgassem adequadas para diversas cenas de histórias em quadrinhos que lhes foram apresentadas editadas, com as onomatopeias originais retiradas. Através da análise dos dados foi possível identificar algumas características específicas quanto à sequência fonética e a organização silábica das onomatopeias nesses idiomas.
Um sich in Brasilien auf eine wissenschaftliche Stelle zu bewerben, muss oftmals ein "Memorial Acadêmico" eingereicht werden. Eine Textart, die es so im deutschsprachigen Raum nicht gibt. Eine in funktionaler Hinsicht ähnliche Textart liegt im "Akademischen Lebenslauf" vor. In diesem Artikel sollen anhand eines Korpus von sechs "Memoriais" Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Illokution und Proposition dieser beiden Textarten aufgezeigt werden.
This article focuses on the rhetorical structure of introductory sections in Brazilian and German MA dissertations from the field of linguistics. The analysis is based on the CARS ("Create a Research Space") model proposed by Swales (1990) for examining introductions in English research papers. We also resort to Hutz (1997), who applies Swales' CARS model and compares English and German research papers from the discipline of psychology, and compare Brazilian with German text production (case study). The aim of this paper is to investigate whether Brazilian and German MA dissertations follow the same schematic patterns. Do the differences hold across the two cultures and different disciplines? To what extend can we talk about a 'universal academic discourse', as Widdowson (1979) claims?
Der vorliegende Aufsatz gibt einen Überblick über das syntaktische, prosodische und semantische Verhalten sowie die textuelle Funktion kausaler Konnektoren im heutigen Deutsch. Im ersten Abschnitt wird Textkohärenz in räumliche, zeitliche und kausale Kohärenz unterteilt. Räumliche und zeitliche Kohärenz werden zu einem erheblichen Teil durch grammatische Sprachmittel kodiert, während kausale Kohärenz vor allem durch lexikalische Mittel ausgedrückt wird: durch Präpositionen, Konjunktionen und Adverbien. Im zweiten Abschnitt werden die wichtigsten kausalen Konnektoren des Gegenwartsdeutschen vorgestellt und in ihren syntaktischen und semantischen Haupteigenschaften beschrieben. Der dritte Abschnitt behandelt das linguistische Konzept der Ursache vor dem Hintergrund allgemeinerer philosophischer Reflexionen über Kausalität. Das Konzept der Verursachung wird zurückgeführt auf die zugrundeliegenden Konzepte der Situation und der Bedingung. Der vierte Abschnitt ist der Unterscheidung zwischen drei Arten kausaler Verknüpfungen gewidmet, die als dispositionelle, epistemische und deontisch-illokutionäre bezeichnet werden. Empirisch erlauben kausale Verknüpfungen häufig mehr als eine dieser Lesarten. Die folgenden Unterabschnitte untersuchen im Detail die syntaktischen, prosodischen und semantischen Bedingungen, durch die epistemische und deontische Lesarten kausaler Verknüpfungen möglich werden. Als wichtigste Faktoren, die die Interpretation beeinflussen, werden herausgestellt: syntaktische, prosodische und informationelle Integration der verknüpften Ausdrücke, Definitheit der Ursache sowie modale Umgebungen.
Taking the notion of frame as a base for lexical dexcription, we elaborate a cognitive proverb-model. This model serves as an instrument for the understanding and the translation of proverbs. It makes it possible to trace the proverbs' structural, semantical and pragmatical recurrences in the text. In this paper we show the influence the proverb has on the text and discuss translation problems by means of examples.
This paper aims to investigate the dynamics of text-image interplay as exemplified by various text types applied to second language teaching and translation didactics. Based on examples of texts from the fields of Science, Technology, Literature and Language Teaching, the authors attempt to assess both successful and unsuccessful instances of the application of iconical resources in text production. Some didactic consequences are discussed.
Schoolbooks
(2006)
According to UNESCO estimates, there are approximately one billion people in the world who can neither read nor write. One sixth of the world population has never seen a schoolbook. In contrast, reading and writing in the industrialized nations are such commonplace objects of everyday life that they are completely taken for granted. We are taught to read and write at school, where we gain access to the cultural tool ofwriting, and it is this that forms the basis for all our further leaming activities. The teaching aids used in schools to impart us the skills of literacy are themselves based on the medium of writing. We can all remember what it was like to write things down on paper and in exercise books, to organize our notes in files, and to read up new information in text books. By teaching literacy to the individual, the schools as an institution are laying the foundation stone of literacy skills for entire societies. Many important developmental stages of this process in Europe took place in the Middle Ages, and the schools functioned as a dual participating force in this process. First of all, they were the institution in which competence in literacy was acquired, and they were themselves involved in leaming how best to communicate this task with the aid of the instruments of literacy. These tools, as employed in the schools, have undergone transformation over the centuries. Schoolbooks themselves have also had to adapt, to cope with the demands of literacy.
Gegenstand des Vortrags ist der mittelalterliche Schulunterricht in Gestalt der schriftlichen Materialien, die dem praktischen Textstudium im beginnenden Lateinunterricht zugrundegelegt wurden. Von zwei Handschriftenkorpora prominenter Schultexte ausgehend, zielt er auf eine mediengeschichtlich ausgerichtete Beschreibung des Textstudiums. Von diesen Korpora deckt der eine ('Aviani Fabulae', lat.) das gesamte Mittelalter ab, der andere ('Disticha Catonis', lat.-dt.) darüber hinaus die Durchsetzungsphase des Buchdrucks.
Eine zusammenfassende Darstellung der Bedeutungsgeschichte der Modalverben im Deutschen ist ein Desiderat der historischen Semantik. Beim gegenwärtigen Forschungsstand sind die Voraussetzungen für eine Gesamtdarstellung noch nicht optimal. Es gibt zwar reiche Materialsammlungen in den entsprechenden Bänden des Grimmschen Wörterbuchs und in älteren Arbeiten, wie z. B. Deggau 1907 und Klaren 1913. Diese Informationsquellen vermitteln aber nur in Ansätzen einen Überblick über den Entwicklungsstand der verschiedenen Verwendungsweisen eines einzelnen Modalverbs bzw. des ganzen Systems der Modalverben zu einem bestimmten Zeitpunkt und lassen deshalb die Entfaltungs- und Umbildungsvorgänge des Systems im Zusammenhang nur undeutlich erkennen.
Zur semantischen Entwicklungsgeschichte von „wollen“ : Futurisches, Epistemisches und Verwandtes
(2000)
Dieses Buch ist die leicht überarbeitete und um zwei Kapitel (Kap. 7 und 9) erweiterte Fassung meiner im Sommer 1978 abgeschlossenen Habilitationsschrift. Der Untertitel der früheren Fassung "Grundfragen der Dialoganalyse" sollte, bewußt mehrdeutig, darauf hinweisen, daß der Gegenstand der Untersuchung vor allem dialogische Kommunikationsformen waren und daß eine Besonderheit der Untersuchungsmethode in einem dialogischen Analyseverfahren lag. Im jetzt vorliegenden Text wird das dialogische Verfahren auch auf eine eher monologische Kommunikationsform, das Erzählen, angewendet, so daß noch deutlicher hervortritt, daß die behandelten Probleme allgemein als Grundfragen einer linguistischen Kommunikationsanalyse gelten können.
Coherence in hypertext
(1999)
At first sight hypertext does not look !ike a good subject for research on coherence. Hypertext is non-linear text, and coherence is typically defined for linear text. So coherence does not seem to be involved in hypertext at all. But on closer inspection it emerges that some of the basic structural problems with hypertexts are classical problems of coherence.
Während der Brief in Zeiten von persönlichen Krisen und Konflikten mancherlei Unannehmlichkeiten aus dem Kommunikationsweg räumt, stellt der Kontext Krieg für das Briefeschreiben in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar. Der Privatbrief (Epistula familiaris) ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Westeuropa – das heisst auch zur Zeit des 2. Weltkriegs – das wichtigste Medium informeller Distanzkommunikation, welche im Allgemeinen durch Inoffizialität und Spontaneität, durch Individualität und Vertraulichkeit gekennzeichnet ist. In der Regel ist der Privatbrief im juristischen Sinne nicht verfügbar. Ein Kennzeichen ist somit auch seine Nichtreproduzierbarkeit. Neben der thematischen Offenheit macht sich meist eine stärkere stilistische Freiheit bemerkbar. Zeichen von Flüchtigkeit oder Sorgfalt sind ausser den Formalia des Datums, der Anrede, des Textkörpers und der Unterschrift, über das geschriebene Wort hinaus nonverbale Informationen wie die Lesbarkeit der Schrift, die Wahl des Papiers, Schreibwerkzeug sowie die Länge eines Briefes (vgl. Ermert 1979, Nickisch 1991, Beyer/ Täubrich 1996, Zott 2003). Der Privatbrief wird zwar im graphischen Medium der Schrift realisiert, steht aber stilistisch der konzeptionellen "Mündlichkeit" näher. (Koch/ Oesterreicher 1994, 587) Der private Briefwechsel wird spontan aufgenommen und kann in der Regel ohne Zwang abgebrochen werden (vgl. Zott 2003). ...
Liebesbriefe sind im 20. Jahrhundert vieles: Brautbriefe oder Zettelchen, Berichte aus dem Alltag von Schülern, aber auch Soldatenbriefe, E-Mail-Korrespondenzen im Internet, Flirtbotschaften als Mail oder SMS. Sprachgeschichte als eine Geschichte des Kommunizierens, eine Geschichte der Texte beschreibt Veränderung oder Erneuerung. Sogar das vermeintlich vertraute 20. Jahrhundert, meist wahrgenommen als das Jahrhundert der Gegenwartssprache, zeigt sich in der historischen Perspektive und mit Blick auf die Texte in einem neuen Licht und in einer Vielfalt, die über das Bekannte und Vertraute hinausgeht. ...
Liebesbriefe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen : eine Textsorte im lebenszeitlichen Wandel
(2003)
Das Alter als soziolinguistische und – mit Bezug auf die Historizität des sozialen Alltags – als sozialhistorische Grösse ist in seiner Wirkung auf die Gestaltung des Liebesbriefs wenig offensichtlich. Unbestritten dürfte aber wohl sein, dass nicht alterslose Menschen einander Liebesbriefe schreiben. Und – Alter prägt, wie dies die hier vorliegende empirische Analyse zeigen wird, die Textsorte Liebesbrief vielleicht stärker als gemeinhin angenommen. Bereits die Briefstellerliteratur der Jahrhundertwende zeigt deutlich eine Altersspezifik der Sprache des Liebesbriefs. ...
Während das Begehren des Mannes eine Sprache findet, gibt es lange Zeit wenig Raum für den Ausdruck des Begehrens der Frau. Der Körper des Mannes spielt in diesem Fragment des Liebesdiskurses, dem Liebesbrief, anscheinend eine andere Rolle als der Körper der Frau. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts lösen sich die Grenzen auf.
Sprache nimmt eine zentrale Funktion ein bei der Bildung von Identität. Sprachtheoretisch fundierte Handlungstheorien sind ein Hinweis darauf. Eine Auswahl linguistisch relevanter Sprachtheorien des 20. Jahrhunderts wird auf die Frage nach der sprachlichen Identitätsbildung hin untersucht. Dabei etablieren sich neben Sprechhandlungen, Perspektiven und Empathie auch Name, Stimme, Schrift und Körper als zentrale Momente der Identitätsbildung. Gleichzeitig etabliert sich als Kategorie der Identität auch Gender, im sprachlichen Kontext als Genderkategorien und Genderpraxis. Sprachlich und hier im Speziellen schriftsprachliche Genderpraxis wird anhand einzelner herausragender Phänomene für den Liebesbrief im 20. Jahrhundert beobachtet und dargestellt: die Genderpraxis des Verfassertums und seine stilistischen Ausprägungen, die Differenz in Bezug auf Sprachhandlungen in einzelnen Texten, das ausgewählte Auftreten-Lassen des Körpers und die Verwendung von Kosenamen.
Intimität und Geschlecht : zur Syntax und Pragmatik der Anrede im Liebesbrief des 20. Jahrhunderts
(2000)
Die Trennung der Lebenswelt in Privatsphäre und Öffentlichkeit käme der Verortung von Intimität entgegen. Es scheint aber, als ob Intimität nicht einem klar abgegrenzten Bereich zugeordnet werden kann, sondern nunmehr als relationale Kategorie zu fassen ist. Gerade der historische Vergleich (Vgl. CORBIN 1992) erlaubt weder einheitlich räumliche oder körperliche noch ästhetische Kriterien zur Abgrenzung von Intimität. ...