BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.13.00 Literaturkritik. Wertung
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Unter welchen Bedingungen erlangen Wissensansprüche Geltung oder nicht? Dieser Frage geht das interdisziplinäre Forschungsnetzwerk "Wissensgeltung" an der Universität Heidelberg nach. Literaturtheoretisch relevante Aspekte der Forschungen des Netzwerks werden hier anhand einer Studie zur zeitgenössischen Literaturkritik unter der Frage "Was ist Literatur wert?" vorgestellt.
Goethe wird hier weitgehend im Gegenlicht erscheinen. Gegenlicht: das heißt in unserem Fall im Licht seiner Kritiker
und Gegner, insbesondere im Licht, in dem ihn Ludwig Börne sieht. In einer solchen Beleuchtung wird keine ganzheitliche Gestalt erkennbar, es werden lediglich Konturen wahrnehmbar; der selbstgeworfene Schatten des visierten Gegenstandes erschwert das Erkennen einzelner Züge. So wird meist ein unvorteilhaftes, ein dem Gegenstand der Betrachtung kaum gerecht werdendes, sogar ein entstellendes Licht entstehen. In einem derart unadäquaten Bild erschien Goethe sowohl in dem überhellen, blendenden Licht seiner blinden Verehrer, seiner 'Fans', wie wir diese Weise unreflektierter Anhängerschaft heute nennen würden, in einem Licht also, das die differenzierenden Züge ausblendete und ihn mit einer Art Aureole umgab, - ebenso wie in der bewußt ungünstigen
Beleuchtung, in die ihn seine von den 'Goetheanern' provozierten Kritiker stellten.
Der Vormärz ist eine Periode emphatischer Selbst- und Fremdwahrnehmung: der eloquenten Beschimpfung, des kämpferischen Angriffs, der messianischen Huldigung, der agitierten Publizistik. Vieles hiervon spielt sich in der Literaturkritik ab, die in den Mittelpunkt des folgenden Beitrags gestellt wird. Geboten werden soll ein Einblick in die Funktionen von Literaturkritik bei der Organisation von Märkten unterschiedlicher Wertskalen. Der betrachtete Zeitraum sind die 1830er bis 1850er Jahre. Der 'Markenwert' der Literatur bestimmt sich einerseits über ihre Unabhängigkeit und Widerständigkeit - die intellektuelle Autonomie ist ihr anerkanntes symbolisches Kapital. Das gilt für die Literatur des Vormärz in besonderem Maße. Auf der anderen Seite ist Literatur Ware in einem System, das an ökonomischen Maßzahlen ausgerichtet ist. Dieses System verzeichnet im Untersuchungszeitraum deutliche Wachstumszahlen. Beide Systeme, Ökonomie und Literatur, schreiben Werte zu und verteilen Anerkennungen; Autoren müssen sich in beiden positionieren, und Erfolge in dem einen Bereich haben keine notwendige Entsprechung im anderen. Im folgenden soll betrachtet werden, wie sich diese Perspektiven in der 'Laborzeit' entfalten, zusammenhängen oder einander im Wege stehen.
Schon vor Mitte des 19. Jahrhunderts war mit der Romantik auch der frühromantische, von Friedrich Schlegel vorgebrachte Grundsatz, Poesie kann nur durch Poesie kritisiert werden, zusamt der ihn begleitenden Konzentration auf Dichtungskritik obsolet geworden. Heine prägte 1831 die berühmte - Romantik und Klassik umgreifende - Formel vom Ende der Kunstperiode. Der konstatierte Paradigmenwechsel von einer autonomen, alltagsabgehobenen Dichtung hin zu einer politisch lebensbezogenen Literatur bedeutete aber nicht, dass poetische Ansprüche aufgegeben worden wären. Dies war, was keines neuerlichen Nachweises bedarf, weder bei Heine selbst der Fall, noch bei einer Vielzahl seiner gleichfalls innovativen literarischen Zeitgenossen im Vor- und Nachmärz. Es ist ferner geläufig, dass sie zumeist darin übereinkamen, eine neue Poesie, eine mehr oder weniger zukünftige Poesie des Lebens zu fordern und zu suchen - im einzelnen freilich auf unterschiedlichen Wegen. Vernachlässigt hingegen hat man die Rolle der Literaturkritik bei diesen Bemühungen. Zu fragen ist nicht nur nach dem Verhältnis von politischen und poetologischen Schriftstellerkonzepten, sondern insbesondere nach der ästhetischen Fundierung politisierter literaturkritischer Feststellungen, Wertungen und Forderungen der Zeit um 1850. Es geht um die Praxis damaliger Literaturkritik, die bisher hinter einem Forschungsinteresse an der Theorie und an programmatischen Selbstbekundungen der Kritiker zurückstand. Versucht wird deshalb zunächst ein Umriss am Beispiel dreier exponierter Autoren: Ludolf Wienbarg, Friedrich Theodor Vischer und Julian Schmidt - Literaturkritiker alle drei, die beiden erstgenannten zudem Schriftsteller und Ästhetiker.
Der Beitrag untersucht anhand von Amazon-Kundenrezensionen zu Werken Judith Hermanns die Beweggründe für deren Verwendung. Dabei wird ersichtlich, dass eine Abgrenzung zur professionellen Literaturkritik vorhanden ist und durch mindestens sechs folgende Gründe ergänzt werden muss: (1.) virtuelle Hilfsbereitschaft, (2.) Nacherzählung des Inhalts, (3.) Wertung und Kaufempfehlung, (4.) Beschreibung des Lektüreprozesses mit Empfehlung für Art und Weise des Lesens, (5.) Kommunikationsmittel zwischen Kunden und Autorin sowie (6.) vernichtender Umgang mit Hörbüchern.
Karl Wilhelm Friedrich Schlegel (1772-1829) compreendia a "Charakteristik" como uma obra de arte da crítica literária, na qual tanto os aspectos extrínsecos quanto os intrínsecos deveriam ser levados em consideração e compreendidos como uma unidade. De acordo com essa teoria, a tarefa do crítico de literatura era revelar a tendência e o ideal da obra literária através da observação e compreensão de certos aspectos que pertenceriam tanto à letra quanto ao espírito da obra, ou que poderiam transitar entre esses dois âmbitos. O intuito principal desse artigo é introduzir e discutir alguns aspectos da "Filosofia da caracterização" de Schlegel, exposta em seus "Fragmente zur Poesie und Literatur", os "Fragmentos sobre poesia e literatura" (1793-1803), e demonstrar como o crítico alemão concretizou sua teoria no "Meister-Aufsatz", o "Ensaio sobre os anos de aprendizado de Wilhelm Meister", de Johann Wolfgang Goethe, de 1798.
Die postmoderne Auflösung der Grenze zwischen Kunst und Leben und die daraus resultierende Frage, wieviel Wirklichkeit ein Roman verträgt, wird verstärkt von den Gerichten beurteilt und nicht von Literaturwissenschaftlern und Kritikern. Das in der Praxis schon übliche Gegenlesen von Manuskripten durch die Verlagsjustitiare auf die potentielle Verletzung Rechte Dritter birgt in sich die Gefahr einer ›Vorzensur‹. Die zunehmende Verrechtlichung und die damit einhergehende Regulierung ist eine bedenkliche Entwicklung, die schleichend zu einer Unterwanderung der Kunstfreiheit führen könnte. Besonders dringlich erscheint eine zunehmende Beteiligung von Literaturwissenschaftlern an dem Diskurs. Ein Ringen im Einzelfall scheint aus Mangel an generellen Lösungen und Definitionen, in literaturwissenschaftlicher sowie juristischer Hinsicht, auch in Zukunft unumgänglich zu sein.
Am 12. Oktober 2007 wurde der Roman "ESRA" von Maxim Biller (erschienen 2003 bei Kiepenheuer & Witsch) durch das Bundesverfassungsgericht wegen der Verletzung der Menschenwürde einer darin zu erkennenden Frau endgültig verboten. Das hat zahlreiche Äußerungen der Art nach sich gezogen, dass nach solchen Maßstäben auch Goethes "Werther", Fontanes "Effi Briest", Thomas Manns "Buddenbrooks" und wer weiß welche Werke noch hätten verboten werden müssen. Gegen diese historisch unsinnigen Gleichsetzungen wendet sich der hier wiedergegebene Artikel.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich vor allem mit der produktiven Wirkung und dem innovativen Potential von Störungen im Bereich der ästhetischen Wahrnehmung und Poetik. Unter dem genannten Konzept von Störung lässt sich zunächst eine Reihe von verschiedenen ästhetischen und poetischen Phänomenen subsumieren, die man als gezielte oder unbewusste Abweichung von der Erwartungshaltung des Rezipienten definieren kann. Jene poetischen und künstlerischen Erscheinungsformen von Störung reichen von der spielerischen Divergenz bis zur gezielten Unterbrechung und systematischen Irritation; sie umfassen auch markante Brüche mit literarischen Traditionen und etablierten Schreibkonventionen.