BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.16.00 Literarisches Leben > 03.16.06 Buch- und Bibliothekswesen
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Jedes literarische Werk wird durch seinen Titel identifiziert. Buchtitel sollen das Interesse des Lesers wecken und ihn zum Lesen des Werkes anregen. Sie sind wohl meist kurz, geben dennoch einen ersten Hinweis auf den Inhalt und wirken rezeptionssteuernd. Bekannt ist, dass literarische Werke in andere Sprachen nicht selten unter einem anderen Titel oder unter verschiedenen Titeln erscheinen. Ein Beispiel dafür ist Thomas Manns Erzählung Die Betrogene (1953). Sie ist zuerst von Kâmuran Şipal fast 'wortgetreu' unter dem Titel Aldatılmış Kadın [Die Betrogene] (1999) und sodann davon abweichend von Esen Tezel unter dem neuen Titel Aldanan Kadın [wörtlich: Die Sichtäuschende] (2012) ins Türkische übersetzt worden. Im Allgemeinen wird die nichtwortgetreue Übersetzung von Buchtiteln beanstandet und als ein Problem gesehen, was nach translationswissenschaftlich funktionalistischer Auffassung einer differenzierten Betrachtung bedarf. Vorliegende Fallstudie behandelt diverse translationswissenschaftliche Aspekte und Faktoren der unterschiedlichen Betitelungen von Kâmuran Şipal und Esen Tezel und leistet damit einen Beitrag zur Problematik des Übersetzens von literarischen Titeln.
Ein wichtiger Ausgangspunkt der Tagung war das lnteresse an der aktuellen Situation "des deutschen Buches" und an der materiellen Zukunft der gedruckten Überlieferung in Deutschland. Dieser Ausgangspunkt wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion noch einmal ausdrücklich aufgegriffen. Die wichtigsten Statements sind im folgenden wiedergegeben. [...] [Die Moderation fragte] die Gesprächsteilnehmer insbesondere nach den spezifischen Möglichkeiten von Organisationen der Wissenschaftsförderung bzw. nach denen der staatlichen Seite, um praktische Fortschritte bei der Erhaltung des schriftlichen Kulturguts zu unterstützen. Die Bibliotheken und Archive allein seien mit dieser Aufgabe überfordert. Die Anregung der Kultusministerkonferenz aus den neunziger Jahren, ein Prozent der Erwerbungsmittel für Aufgaben der Bestandserhaltung einzusetzen, reiche nicht aus und führe angesichts der rückläufigen Erwerbungsetats zu immer unbedeutenderen Beträgen.
Der vorliegende Text ist eine leicht überarbeitete Fassung des Vortrags, der am 27. Juni 2006 beim Workshop der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena zum Thema „Digitalisierung, Erschließung und Online-Präsentation der Zeitschriften des Weimar-Jenaer Literaturkreises um 1800“ gehalten wurde. Die bibliographische Erschließung hat in der Weimar Bibliothek eine bis 1959 zurückreichende Tradition. Mehr als fünfzig verschiedene Bibliographien sind von Mitarbeitern der Weimarer Bibliothek seither erstellt worden. Diese Arbeiten können als Spiegelbilder des gewandelten Selbstverständnisses von der Landesbibliothekszeit (bis 1969), über das der Institutsbibliothek bis zu demjenigen der seit 1991 etablierten Forschungsbibliothek gelten. Die Bibliographien sollen zur Förderung kulturwissenschaftlicher Studien dienen, indem sie herausragende Bibliotheksbestände erschließen.
Begibt man sich auf das Feld der regionalen und lokalen Verlagsgeschichte, so bewegt man sich in einem vielfältigen Beziehungsgeflecht von Voraussetzungen und Fragen. In den letzten Jahrzehnten hat die Untersuchung des deutschen Verlagswesens, insbesondere der Entwicklung an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert, deutlich an Breite und Tiefe, aber auch an methodischer Innovation gewonnen. Verlagsgeschichte wurde mehr denn je Teil der Erforschung komplexer kulturgeschichtlicher Zusammenhänge, bei denen neben den allgemeinen Zeitverhältnissen die wirtschaftlichen und gesellschaftlich-sozialen Bedingungen besonders zu beachten sind. Einen besonderen Stellenwert bekam in diesem Zusammenhang der Entwicklungsstand der öffentlichen Kommunikation mit den Mitteln des geschriebenen Wortes im weitesten Sinne. Der Verlagsbuchhandel stellte innerhalb dieses Kommunikationsvollzugs eine spezifische Erscheinungsform von außerordentlicher Breitenwirkung dar. Insofern ermöglichen verlagsgeschichtliche Untersuchungen einen wichtigen, ja unentbehrlichen Einblick in die literarischen Kommunikationsverhältnisse der jeweiligen Epoche, Region oder Stadt.
Im Folgenden geht es um 'Bibel als Litteratur' (von lettera, Druckletter) und 'Literatur als biblischer Text', also um wechselseitige Beziehungen von Letternsatz, Bibeldruck und schöner Literatur. Zugunsten dieser Fokussierung auf ihre typographische Umsetzung bzw. Drucklegung werden sonst zentrale stilistische, rhetorische, textsorten- oder gattungsspezifische Parallelen zwischen biblischen und literarischen Texten vernachlässigt. Unter biblischen Texten sollen nicht nur Vollbibeln, sondern auch Teilausgaben verstanden werden, solange sie auf biblischem Material der jüdisch-christlichen Tradition gründen; literarische Texte seien einfach alle anderen.
Die Hilfeleistungen nach dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vor drei Jahren haben in Weimar einen neuen, außergewöhnlichen Prozeß des Sammelns für die kulturelle Überlieferung in Gang gesetzt. Die innerhalb einer Nacht zerstörten historischen Buchbestände aus der ehemaligen zweiten Galerie des Rokokosaals und dem darüber befindlichen Dachboden werden - soweit dies möglich ist - seit Ende 2004 durch neu erworbene Originale ersetzt. […] Nun treffen im Zuge unseres Wiederbeschaffungsprojekts „neue“ Bücher in Weimar ein, die an individuellen Merkmalen ebenso reich sind, aber jeweils eine andere Geschichte haben. Sie kommen fast täglich in kleinen, weich gepolsterten Päckchen oder großen Kartons, werden sorgfältig ausgepackt und geprüft, auf Bücherwagen in die Büros der Bibliothekarinnen gefahren, dort inventarisiert und katalogisiert und schließlich mittels Buchförderanlage ins Tiefmagazin unter dem Platz der Demokratie transportiert. Fleißige Hände sortieren sie hier in die bereitstehenden Regale und beste konservatorische Bedingungen bieten ihnen den nötigen Schutz für die nächsten Jahrhunderte. Es ist ein Massengeschäft, das sich um diese einzigartigen Zeitzeugen aus fünf Jahrhunderten dreht. Was miteinander unvereinbar scheint, gehört in unserer täglichen Arbeit zusammen. Bereits drei Jahre nach dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek füllen 11.500 im Projekt erworbene Bücher schätzungsweise vierhundert Regalmeter im Magazin. Davon stammt knapp die Hälfte aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Wie hat dieses Projekt eine solche Dynamik entwickeln können?
Historische Adelsbibliotheken sind unschätzbare Geschichtsquellen. Überliefern die erhaltenen Adelsarchive überwiegend Dokumente, die sich einerseits auf Herrschaftsverhältnisse und Grundbesitz und andererseits auf "Familiensachen" beziehen, aus denen die verwandtschaftliche Verflechtung der adligen Häuser hervorgeht, so werfen die Adelsbibliotheken in ganz besonderer Weise Licht auf die Kultur-, Bildungs- und Sozialgeschichte des Adels seit dem ausgehenden Mittelalter.
Schon in der „Herzoglichen Liberey“ wurden nach ihrer Gründung im Jahre 1691 Musikalien gesammelt, damals von den weimarischen Herzögen Wilhelm Ernst (1662-1728) und Ernst August (1688-1748). Außer den Notenbeständen der Herzogin Anna Amalia (1739-1807) ist der größte Teil dieser herzoglichen Musikalien am 6. Mai 1775 beim Schloßbrand in der Wilhelmsburg verlorengegangen. Darunter waren Noten von Johann Hermann Schein, Samuel Scheidt und Adam Drese. Die von Richard Münnich in seinem Aufsatz „Aus der Musikaliensammlung der Weimarer Landesbibliothek, besonders dem Nachlaß der Anna Amalia“ nach dem Brand von 1774 als gerettet mitgeteilten Werke, so Kompositionen von Johann Philipp Krieger, Johann Paul von Westhoff sowie die sechs Konzerte des weimarischen Prinzen Johann Ernst, sind zusammen mit den Sammlungen der Herzoginnen Anna Amalia und Maria Pawlowna (1786-1859) beim Bibliotheksbrand am 2. September 2004 zerstört worden.
Je mehr Ressourcen in zentralen "virtuellen" Orten zusammengefasst werden, desto mehr stellt sich die Frage nach der Rolle der lokalen Bibliothek und der dort angesiedelten germanistischen Fachreferentinnen und Fachreferenten. Karolin Bubke zeigt in ihrem Beitrag am Beispiel einer mittelgroßen Universitätsbibliothek, wie zum einen die Erwartungen einer mit "Google und Co." aufgewachsenen Studierendengeneration, zum anderen aber auch digitalisierte Rechercheinstrumente wie Online-Fachbibliographien und "Discovery Systeme" den Bedarf an Unterstützung und Beratung vor Ort bei der Literaturrecherche eher erhöhen als vermindern. Deutlich wird aber auch, dass die Anschaffungspolitik lokaler Bibliotheken angesichts der Lizenzierungsmodelle für digitale Literatur vor erheblichen Herausforderungen steht.
In seinen Sammlungen bildet das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) das Netzwerk des literarischen Lebens in all seinen Facetten ab. Im Zentrum des quellenorientierten Sammelns und der Erschließung steht der Autor (bzw. die Autorin). Die Literatur wird dokumentiert vom Entstehungsprozess eines Werkes über die verschiedenen Ausgaben und dessen Rezeption in der Literaturkritik, seine dramaturgische Umsetzung in Hörfunk, Film, auf der Bühne und in der Musik. Seit 2008 bezieht das DLA auch Internetquellen wie literarische Zeitschriften, Netzliteratur und Weblogs in sein Spektrum mit ein und reagiert damit auf die zunehmende Bedeutung des Internets als Publikationsforum. Sammeln, Erschließen und Archivieren bilden eine notwendige Einheit; gerade die Flüchtigkeit der netzbasierten Ressourcen macht eine langfristige Sicherung der Verfügbarkeit erforderlich. Notwendig sind daher mehrere Säulen, auf denen diese neue Sammlung von „Literatur im Netz“ basiert.