BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.16.00 Literarisches Leben > 03.16.06 Buch- und Bibliothekswesen
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Goethe und Göttingen, insbesondere Goethe und die Göttinger Universitätsbibliothek - Bemerkungen zu diesem Thema werden sicher von einem Referenten aus Weimar erwartet. Ich kann das nicht versuchen ohne den sofortigen Hinweis auf die respektablen Arbeiten und Veröffentlichungen von Elmar Mittler und seinen Mitarbeitern im Goethe-Jubiläumsjahr 1999. Mit einer Ausstellung, einem Ausstellungskatalog und einem Studienband wurden diese Beziehungen vorzüglich aufgearbeitet und analysiert; all das kann und muss hier nicht wiederholt werden. So bleibt uns in Weimar und Jena vor allem, auf dieser Grundlage den übergreifenden Kontext für den Bibliothekstheoretiker und -praktiker Goethe und in diesem Zusammenhang besonders die Wirkungen und Folgen, die das Göttinger Erlebnis von 1801 für Goethe hatte, zu beschreiben und möglichst neue Erkenntnisse hinzuzufügen. Ich gehe dabei von Goethes bekanntem Satz über die Göttinger Bibliothek aus, den ich aber einmal anders, nämlich in seiner Textgenese, vorstellen möchte. Wie dieser Satz bezeugt, war das Göttinger Bibliothekserlebnis nicht nur von herausragender Bedeutung für Goethe, es hat auch nachhaltig gewirkt. Dies soll mit einigen Streiflichtern zu Goethes bibliothekarischem Wirken nach 1801, insbesondere im Zusammenhang mit der Erneuerung der Jenaer Universitätsbibliothek, erläutert werden.
Begibt man sich auf das Feld der regionalen und lokalen Verlagsgeschichte, so bewegt man sich in einem vielfältigen Beziehungsgeflecht von Voraussetzungen und Fragen. In den letzten Jahrzehnten hat die Untersuchung des deutschen Verlagswesens, insbesondere der Entwicklung an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert, deutlich an Breite und Tiefe, aber auch an methodischer Innovation gewonnen. Verlagsgeschichte wurde mehr denn je Teil der Erforschung komplexer kulturgeschichtlicher Zusammenhänge, bei denen neben den allgemeinen Zeitverhältnissen die wirtschaftlichen und gesellschaftlich-sozialen Bedingungen besonders zu beachten sind. Einen besonderen Stellenwert bekam in diesem Zusammenhang der Entwicklungsstand der öffentlichen Kommunikation mit den Mitteln des geschriebenen Wortes im weitesten Sinne. Der Verlagsbuchhandel stellte innerhalb dieses Kommunikationsvollzugs eine spezifische Erscheinungsform von außerordentlicher Breitenwirkung dar. Insofern ermöglichen verlagsgeschichtliche Untersuchungen einen wichtigen, ja unentbehrlichen Einblick in die literarischen Kommunikationsverhältnisse der jeweiligen Epoche, Region oder Stadt.
Die Hoffmannsche Buchhandlung ist die älteste in Weimar; ihr Ursprung läßt sich bis ins Jahr 1732 zurückverfolgen. Ihre Geschichte in der zweiten Hälfte des 18. und in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts spiegelt die Entwicklungsphasen des Verlagsbuchhandels in dieser Zeit deutlich wider. Das betrifft sowohl die interne typologische Entfaltung, kurz gesagt der Weg zum Kommissions- und Sortimentshandel, als auch die zeitbedingten Fortschritte und Krisen in den bewegten Jahrzehnten um 1800. [...] Die Hoffmannsche Buchhandlung und das 1791 von Bertuch gegründete Landes-Industrie-Comptoir können ohne Zweifel deshalb besondere Aufmerksamkeit beanspruchen, weil sie in einem kulturgeschichtlich bedeutsamen lokalen Umfeld, dem "vorklassischen" und "klassischen" Weimar, agierten. Unter diesem Gesichtspunkt erhalt eine Hauptfrage an die Thüringer Verlagsgeschichte dieser Zeit einen besonderen Akzent: Gelingt es den in den Fürstlichen Residenzen tätigen Verlagsbuchhändlern, über die speziellen lokalen und regionalen Verpflichtungen und Bindungen hinaus eine literarische Produktion von überregionaler Bedeutung auf den Markt zu bringen? In Weimar, aber auch mutatis mutandis in Gotha, entstanden im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts besondere, fördernde Bedingungen für eine solche höhere Geltung und überregionale Wirksamkeit, die es im einzelnen nachzuweisenund darzustellen gilt.
Ein wichtiger Ausgangspunkt der Tagung war das lnteresse an der aktuellen Situation "des deutschen Buches" und an der materiellen Zukunft der gedruckten Überlieferung in Deutschland. Dieser Ausgangspunkt wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion noch einmal ausdrücklich aufgegriffen. Die wichtigsten Statements sind im folgenden wiedergegeben. [...] [Die Moderation fragte] die Gesprächsteilnehmer insbesondere nach den spezifischen Möglichkeiten von Organisationen der Wissenschaftsförderung bzw. nach denen der staatlichen Seite, um praktische Fortschritte bei der Erhaltung des schriftlichen Kulturguts zu unterstützen. Die Bibliotheken und Archive allein seien mit dieser Aufgabe überfordert. Die Anregung der Kultusministerkonferenz aus den neunziger Jahren, ein Prozent der Erwerbungsmittel für Aufgaben der Bestandserhaltung einzusetzen, reiche nicht aus und führe angesichts der rückläufigen Erwerbungsetats zu immer unbedeutenderen Beträgen.
Die Sammelleidenschaft der Weimarer Herzöge richtete sich auf alles, was alt, selten, schön und teuer war. Das gilt natürlich auch für die Herzogliche Bibliothek und innerhalb des Bestandes für die Inkunabelsammlung. Besonders spiegelt sich in der Zusammensetzung dieses kostbaren Bestandes die Italienseligkeit Weimars im 18. und 19. Jahrhundert wider, aber nicht nur. Zwar stammen mehr als vierzig Prozent der Drucke aus italienischen Offizinen; wir finden aber auch Erzeugnisse aus Druckerwerkstätten des übrigen Europa im Inkunabelbestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Deswegen soll die Sammlung kurz vorgestellt werden, bevor vor allem die Herkunfts- und Besitzgeschichte der Inkunabeln, das heißt, ihre jeweilige Provenienz, näher betrachtet wird. Dabei werden sowohl größere Sammlungen, die in die Bibliothek Eingang gefunden haben, als Ganzes behandelt, als auch Einzelstücke mit besonders spannender Historie im wahrsten Sinn des Wortes unter die Lupe genommen. Manchem Besitzeintrag lässt sich wirklich nur mit einer solchen und unter zusätzlicher Verwendung einer Schwarzlichtlampe auf die Spur kommen. Zuvor jedoch etwas zum Begriff der Inkunabel und zu seiner zeitlichen Eingrenzung.
Der vorliegende Text ist eine leicht überarbeitete Fassung des Vortrags, der am 27. Juni 2006 beim Workshop der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena zum Thema „Digitalisierung, Erschließung und Online-Präsentation der Zeitschriften des Weimar-Jenaer Literaturkreises um 1800“ gehalten wurde. Die bibliographische Erschließung hat in der Weimar Bibliothek eine bis 1959 zurückreichende Tradition. Mehr als fünfzig verschiedene Bibliographien sind von Mitarbeitern der Weimarer Bibliothek seither erstellt worden. Diese Arbeiten können als Spiegelbilder des gewandelten Selbstverständnisses von der Landesbibliothekszeit (bis 1969), über das der Institutsbibliothek bis zu demjenigen der seit 1991 etablierten Forschungsbibliothek gelten. Die Bibliographien sollen zur Förderung kulturwissenschaftlicher Studien dienen, indem sie herausragende Bibliotheksbestände erschließen.
Betritt man heute eine alte Bibliothek, fällt auf, daß man fast nie nur eine Büchersammlung vorfindet, sondern immer eine Büchersammlung im Kontext von Kunstwerken. Wahrzunehmen sind sozusagen die Eierschalen der Entstehung von Bibliotheken aus den frühneuzeitlichen Museen heraus. Wie sich das Verhältnis von Büchersammlung und musealer Ausstattung im Fall des Weimarer Rokokosaals darstellt, steht im Mittelpunkt der folgenden Untersuchung.
Historische Adelsbibliotheken sind unschätzbare Geschichtsquellen. Überliefern die erhaltenen Adelsarchive überwiegend Dokumente, die sich einerseits auf Herrschaftsverhältnisse und Grundbesitz und andererseits auf "Familiensachen" beziehen, aus denen die verwandtschaftliche Verflechtung der adligen Häuser hervorgeht, so werfen die Adelsbibliotheken in ganz besonderer Weise Licht auf die Kultur-, Bildungs- und Sozialgeschichte des Adels seit dem ausgehenden Mittelalter.