BDSL-Klassifikation: 12.00.00 18. Jahrhundert > 12.13.00 Zu einzelnen Autoren
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In Lenzens Briefen, seinen „stets unmittelbar und originell hervorsprudelnden Herzensergüssen [...] spiegelt sich des Dichters innerstes Sein und Wesen in lebendiger Treue [...].“(...) Diese Ansicht formulierte Franz Waldmann 1894 in schöner Übereinstimmung mit der allgemeineren zeitgenössischen Überlegung zum sogenannten Sturm und Drang-Brief. (...) Als zunächst vielleicht paradox anmutende These sei vorangestellt: Waldmanns Aussage gilt um so weniger, je „unmittelbarer“ und persönlicher die Briefe erscheinen; sie dokumentieren des „Dichters innerstes Sein und Wesen“ nicht „unmittelbar“, sondern nur in vermittelter Weise, im Bewußtsein des Absenders von seiner Rolle als Schriftsteller und in seiner genauen Kenntnis der literarischen Gesetze des sogenannten Sturm und Drang-Briefes. (...) Nicht auf den Briefschreiber kommt es an, sondern auf den Brief. Dies wäre, wenn die Interpretation stimmt, dem literarischen Charakter der Briefe angemessen.
Der Aufsatz analysiert die Sudelbuchaufzeichnung J 528 als Modellstudie zu grundsätzlichen aufklärerischen Fragen und als Beispiel für Lichtenbergs besonderes Denk- und Schreibverfahren in drei Hinsichten: 1) in epistemologischer beleuchtet Lichtenbergs Text das Verhältnis der Vernunft zu anthropologischen und sozialen Faktoren und gibt eine Art Genealogie des Rationalen; 2) in methodologischer und poetologischer ist der Text ein Paradigma für den Transfer wissenschaftlicher Methodik auf nichtwissenschaftliche Gegenstände; 3) in rezeptionstheoretischer findet diese Poetik ihr Pendant in einer von Lichtenberg ebenfalls bedachten aktiven, gegenstandgenerierenden Lektüre. In anderen Notaten in den Sudelbüchern ist er wahrnehmungsphysiologischen und -psychologischen Problemen auf der Spur, die die Gestalttheorie des 20. Jahrhunderts beschäftigen werden. Kritisch gegen selbstverschuldete Unmündigkeit wie gegen Rationalismus betreibt er Aufklärung über Aufklärung.
Lessings Palast ist nicht Diderots Tempel. Die Unterschiede zwischen beiden sind groß, und die Gebäudebildlichkeit ist von sich aus viel zu allgemein, als daß nur über sie die Brücke von den ‚Bijoux indiscrets’ zum Auftakt der Anti-Goeze zu schlagen wäre. Dennoch gibt es drei Argumente, die Diderots Romankapitel mit Lessings Parabel verbinden. Erstens: Als motivische Vermittlung läßt sich eine Stelle in Lessings „Duplik“ ansehen, in der sich die Gebäudebildlichkeit der Parabel vorbereitet. (...) Zweitens: Mangoguls Traum und die Palast-Parabel zeigen eine analoge Figurenkonstellation, der die entscheidende Aussage des Textes anvertraut ist: auf der einen Seite die Fetischisten überkommender Bruchstücke (...), auf der anderen die wenigen Praktiker der Tugend. (...) Drittens ist es hier wie dort die gleiche charakteristische Art, wie literarische Anschauung zeitgenössischen Theorieansprüchen begegnet, ist es bei beiden die gleiche Strategie von parteilicher Provokation, ironischer Distanzierung und lakonischer Überwindung des Streits.
The idea of a global world is not a new idea as some may think. The idea was already on the agenda of many philosophers in the countries where German was native language. Leibniz’s, a universal philosopher, dream for an easy and common European Language dates back to the 16th century. His thoughts gains significance for the present idea of Globalizm, for a common language for all nations seems to be an essential prerequisite for a global world. Rotterdam, being a reformist and humanist philosopher, is also known to have used concepts and terms such as “Global Citizenship” and “World Citizen” . Similar expressions can also be found in Kant’s “World Citizenship Theory” in the 18th Century. Likewise, Marks and Engels are known to have used the concepts in the same way Kant and Rotterdam had formerly used them.
This paper aims at establishing a connection between the ideas of the 16th, 17th and 18th century philosophers and today’s projects to form a Global World in view of the significance and necessity of a common language in achieving that end.
Both Percy and Herder establish popular poetry within the horizon of modern literature, accentuating its strangeness compared to learned poetry or "Kunstdichtung". But there is a decisive difference between Percy's and Herder's handling of this strangeness. Percy tries to bridge the gap by way of historico-philological explanation and reconstruction. In the „Reliques“, he not only chooses, corrects and groups his poems. He also adds four historical essays to his edition […] and provides numerous introductory remarks, footnotes, bibliographical references, and glossaries of archaic words and idioms. Contrary to Percy, Herder preserves and even enforces the strangeness of the texts. On the other hand, he also wants his reader to bridge the gap […] through the modern reader's empathic grasping of the supposed archaic face-to-face-communication between poet-singer and audience. In order to reach this goal, the reader must try to supplement the fragmentary text through the intuition of the authentic situation in which the text originally was communicated. Such a supplement seems possible because popular poetry deals with stock situations common to all people. […] In order to reach this goal, by the way, Herder simulates in the „Auszug aus einem Briefwechsel“ and in the introduction to the „Volkslieder“ the same attitude which he wants to convey to his readers. Both essays display the rhetoric of an emphatic, fragmentary and consensual dialogue between friends.
Über die Kanonisierung eines literarischen Werkes entscheidet […] die Nachwelt. Gelegentlich ist jedoch bereits die Produktion durch kanonischen Geltungsanspruch geprägt. Dantes „Commedia“ und Klopstocks „Messias“ sind besonders markante Beispiele […]. Ein Vergleich von Dante und Klopstock kann sich allerdings nicht auf einen direkten Rezeptionszusammenhang berufen. […] Es geht hier vielmehr um einen kontrastiven Vergleich zweier Werke, die im Selbstverständnis ihrer Autoren, im Erzählstoff, in der literarischen Gestaltung und auch in der unmittelbaren Aufnahme durch die Zeitgenossen bemerkenswerte Gemeinsamkeiten aufweisen, deren spätere Rezeption aber diametral auseinanderläuft […] Wie haben diese Autoren ihren kanonischen Geltungsanspruch […] inszeniert? Warum wurde Dantes Werk auf Dauer im Kanon etabliert, Klopstocks hingegen nicht? Meine […] Antworten auf diese Fragen lassen sich vorweg in drei Thesen zusammenfassen: - Die selbstinszenierte Kanonisierung erfolgt bei Dante wie bei Klopstock im Rahmen einer religiös fundierten Poetik, in der das Konzept einer fiktionalen Literatur keinen Platz hat. - In beiden Fällen wird die religiöse Legitimationsstrategie jedoch durch den Einsatz fiktionaler Elemente zirkulär und damit theologisch prekär. - Das Gelingen bzw. Mißlingen einer dauerhaften Kanonisierung ist im unterschiedlichen Potential beider Werke begründet, unter den veränderten Bedingungen eines modernen, autonomen Literaturbegriffs rezipierbar zu bleiben.
Der Rekonstruktionsversuch der Werkgenese und der Editionsgeschichte des ersten in Druck erschienenen deutschsprachigen Schriftstellerlexikons der siebenbürger Sachsen mag angesichts des derzeitigen Forschungsstandes gewagt erscheinen, ist jedoch mehr als notwendig. Das 18. Jahrhundert ist – was Siebenbürgen betrifft – keine bevorzugte Epoche der Literaturgeschichtsschreibung, stellt Stefan Sienerth in der Geschichte der siebenbürgisch-deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert resigniert fest. Als beinahe unüberwindbares Hindernis tut sich die Gattungs-, Formund Gehaltvielfalt der Texte aus der Zeit des Pietismus und der Aufklärung auf, infolge dessen meistens nicht die Literaturwissenschaft, sondern die verwandten Disziplinen mit den schriftlichen Zeugnissen des 18. Jahrhunderts sich auseinandersetzen; aber auch das fehlende, da unerforschte und unedierte Quellenmaterial erschwert die (literatur)wissenschaftliche Erforschung der Epoche. Besonders deutlich manifestiert sich dies am Beispiel des Johann Seivert.
Jedem Leser Kleists ist die Häufigkeit vertraut, mit der Geschlechtsverkehr, Zeugung, Schwangerschaft und Geburt im Zentrum seiner Werke stehen. Offensichtlichen Beispiele sind die beiden Komödien Der Zerbrochne Krug und Amphitryon sowie die Erzählungen Die Marquise von O... und Der Zweikampf. Ihnen ist eine (mehr oder weniger) hinter die Kulissen verlegte und in ihren Umständen dunkle sexuelle Begegnung gemeinsam, aus der sich die konfliktträchtige Handlung entwickelt, die von der Dynamik einer detektivischen Aufklärung angetrieben wird. Hierin erschöpft sie sich freilich nicht. Denn in dem Maße, in dem sich der faktische Tatbestand klärt und die Frage "wer mit wem unter welchen Umständen" schließlich beantwortet erscheint, vollzieht sich ein anderer und gegenläufiger Prozeß, der jenen blinden körperlichen Moment zum Gegenstand kultureller Bedeutungsstiftung macht und dem nackten Blick entzieht. Aufklärung und Verbergung, Enthüllen und Verhüllen bilden hier unauflöslich ineinander verschlungene Vorgänge. ...
Johann Christoph Gottscheds (1700-1766) Definition der Komödie findet sich in seinem poetologischen Hauptwerk, dem "Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen" (CD). Es hatte mit seinem ersten Erscheinen 1730 bis zu dem im Jahre 1751 insgesamt vier Auflagen – eine für die damalige Zeit und in Anbetracht des Gegenstandes gewaltige Resonanz. Setzt man das 18. Jhd. einmal naiv als dasjenige der Aufklärung voraus, legt allein diese Verbreitung die Vermutung nahe, es müsse sich bei der CD um ein aufklärerisches Werk handeln. Und rechnet man sonstige Werke und Betätigungen Gottscheds hinzu, die allgemein als eindeutig von aufklärerischem Geist getragen gelten, so ist die Vermutung längst zur Gewißheit geworden. Das jedenfalls bei der sicherlich überwiegenden Anzahl von epochal deutenden Interpretationen.
Gleichwohl finden sich zum einen Gegenstimmen, zum anderen bei der genannten herrschenden Richtung Widersprüche. Deswegen soll hier das Problem des Verhältnisses der CD zur Aufklärung noch einmal behandelt, und zwar anhand Gottscheds Komödienbegriff. In Teil A wird er unter Rekurrierung auf die allgemeinpoetischen Grundzüge der CD erläutert, und zwar vornehmlich im Hinblick auf seine Zweckbestimmung. Anhand ihrer wird in Teil B die Auseinandersetzung mit der Aufklärung geführt, indem die abstrakt in Frage kommenden Verhältnismöglichkeiten der Reihe nach getestet werden. Das Ergebnis bringt schließlich Teil C.