BDSL-Klassifikation: 17.00.00 20. Jahrhundert (1914-1945) > 17.18.00 Zu einzelnen Autoren
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The article examines the reception of Hugo von Hofmannsthal's works by two Czechoslovak authors writing in German: Max Brod and Josef Mühlberger. The reception of Hofmannsthal's oeuvre is reflected primarily in Brod's novel "Mira", Brod's correspondence with Hofmannsthal, and Mühlberger's essay "Hugo von Hofmannsthal". The article explores how both authors depict the Viennese poet and what they consider to be Hofmannsthal's main significance and legacy for future generations. The article also compares Brod's and Mühlberger's statements with thematically similar texts by the Austrian author.
Schon Ingeborg Bachmanns eigene Konzeption rechtfertigt die Assoziation Undines mit Lulu nicht – viel weniger noch die literarische Entfaltung des Themas von der Meerjungfrau, der Mahrte, und ihrer Verbindung mit einem Sterblichen (...). (...) [Volker Mertens betrachtet] die Erzählungen von der Mahrtenehe strukturell als Thematisierung einer Differenz zweier Welten und als Integrations- und Harmonisierungsversuch, der scheitert, oder – selten – auch gelingen kann. Die beiden Welten sind durch komplementäre Defizite und Überschüsse gekennzeichnet, die einander kompensieren können.
Fundamentalkritik an der historistischen Annahme einer kohärenten, kontinuierlichen und sinnhaften Geschichte ist für die literarische Avantgarde um und nach 1900 ebenso charakteristisch wie für die Textwissenschaften des späten 20. Jahrhunderts. Doch hat sie weder hier noch dort zu einem völligen Verlust des Interesses an der 'Erforschung' und Darstellung geschichtlicher Konstellationen geführt. Wie kann dieses Paradox funktionieren bzw. welche Textstrategien sollen es entschärfen? Als zentrale Strategie zur 'Überwindung des Historismus' nehmen die hier behandelten Texte (Marie Eugenie delle Grazie: "Robespierre" 1894; Ricarda Ruch: "Der große Krieg in Deutschland" 1912-14; Alfred Döblin: "Wallenstein" 1920) einen Gattungswechsel vor: von der epistemologisch dem Historismus verwandten Form des realistischen Romans zum 'modernen Epos'. Sie bestätigen damit den geschichtstheoretischen Befund, daß Vorstellungen von bestimmten Geschichtsstrukturen und Textverfahren korrelieren, ja jene erst in diesen zur Geltung kommen. Dem Interpreten öffnet sich dadurch der Weg, das Ausmaß der Kritik am Historismus und der Ausbildung eines alternativen Geschichtsbegriffs in den Verfahren der Texte selbst zu analysieren.
Drei Erfahrungsberichte über Bertolt Brechts Theater auf brasilianischen Bühnen. Caco Coelho spricht über den Zyklus der Brecht-Lesungen, -Aufführungen und -Vorträge seiner Theatergruppe 'Os Fodidos Privilegiados ' 1998 in Rio de Janeiro. Fernando Peixoto vertritt die Ansicht, daß der zentrale Punkt von Brechts Theater darin besteht, Emotionen im zwischenmenschlichen Verhalten und in ihren politisch-historischen Kontexten verstehbar zu machen. Er erzählt unter anderm von einer "Wiederentdeckung" der Brechtschen Theaterästhetik durch eine Laiengruppe in Amazonien und vertritt insgesamt ein undogmatisches, auf die heutigen Verhältnisse ausgerichtetes Lernen mit Brecht. Willi Bolle berichtet von seiner Inszenierung von Brechts 'Die Hochzeit ' (1919) mit einer Laien-Theatergruppe in São Paulo 1997-1998, in der die lineare Struktur des Textes durchbrochen wurde durch die Einführung einer neuen Perspektive sowie einer neuen Figur, der Braut, die sich das Hochzeitsfest in der Erinnerung vergegenwärtigt.
In den Jahren 1912-1914 gelang es dem Deutschen Botschafter Karl Max Lichnowsky (1860-1928) und seiner Gattin, der Schriftstellerin Mechtilde Lichnowsky (1879-1958), die Botschafter-Residenz Carlton House Terrace zu einem Mittelpunkt des damaligen Londoner Kulturlebens und der Avantgarde zu verwandeln. Mechtilde Lichnowsky hatte mit ihrem ersten Buch "Götter, Könige und Tiere in Ägypten" (1913) einiges Aufsehen erregt und arbeitete in der Botschaft an ihrem zweiten Manuskript, dem Drama "Das Spiel mit dem Tod" (1915). Sie war eng mit Roger Fry befreundet und arbeitete in der britischen Avantgarde-Bewegung mit. Karl Max Lichnowsky bemühte sich bis zuletzt, den Krieg auf diplomatischem Wege zu verhindern. Die Mission der beiden Kosmopoliten scheiterte.
Nach einer Rekonstruktion des Forschungsstandes (I.) soll in dieser Studie die literarische Modellierung des Frauenmörders Moosbrugger aus Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" nach Bleulers (II.), vor allem aber nach Freuds Konzept der Paranoia (IJI.) untersucht werden. Im Mittelpunkt steht dabei Moosbruggers narzisstische Persönlichkeitsstruktur und die, aus einer freudschen Perspektive gesprochen, damit zusammenhängende Vorstellung, dass "hinter den Weibern der andere Mann" steckt. In einem letzten Schritt wird untersucht, inwieweit diese Persönlichkeitsstruktur die Voraussetzung für eine, mit Ulrich parallelisierte, mystische Öffnung Moosburggers darstellt (IV.).
Die Parallelen zwischen Cortázars 'Rayuela' und Musils 'Mann ohne Eigenschaften' wurden von wissenschaftlicher Seite schon mehrfach untersucht. Die Frage, ob und inwieweit sich die Berührungspunkte der Romane auf einen direkten Einfluss Musils zurückführen lassen, ist dabei weitgehend ausgeklammert geblieben. Einen ersten Schritt dahingehend soll hier durch die Aufarbeitung von Umständen und Umfang von Cortázars Musil-Rezeption, die bisher ebenso wenig beachtet wurde, getan werden. Ein weiterer Schritt ist die Analyse von Kontext und Funktion, die den Nennungen Musils in 'Rayuela' zukommt. Die im Zuge der Rezeptionsaufarbeitung durch die Durchsicht von Cortázars Exemplaren der Musilschen Werke gewonnenen Kenntnisse über jene Passagen, die ihm bedeutend erschienen sein dürften, erleichtern es außerdem, Musilsche Intertexte in 'Rayuela' aufzuspüren, die als Indiz eines Einflusses gewertet werden können. Dass es davon mehr gibt, als bisher angenommen, soll an einer exemplarischen Analyse des 71. Kapitels von 'Rayuela' verdeutlicht werden.
A single mother and her grown children. A team now. The fathers have come and gone and are barely remembered. These are her children. By contrast, Matthew (27; 56) identifies an anonymous woman as "the mother of Zebedee's children." We'll talk about it, for what it may mean. More important is the fact that this group is headed by a dominant female. Let's see if it makes a difference. Demian, as you'll remember, was the product of matriarchy, as it were, and seemed to be none the worse for it. It wasn't even worth mentioning. Fifty years later, Edgar Wibeau of Plenzdorf's The New Sorrows of Young W. (1972), a modern version of Goethe's bestselling novel Werther written 200 years earlier, and one of the most brilliant pieces of theatre post-Brecht, does find it worth mentioning. He is "sick & tired" of being paraded as living proof that "a single mother can successfully raise a male."
Der Titel des vorliegenden Beitrags verbindet drei Leitbegriffe - einen Autornamen: Musil, die Bezeichnung einer religiösen Denk- und Erfahrungsrichtung: Mystik, und eine Epochenbezeichnung: Moderne. Die sich hinter diesen Leitwörtern verbergenden phänomenologischen Strukturen werden zunächst gesondert betrachtet, um sie in einem nächsten Schritt systematisch aufeinander beziehen zu können. Die auf diese Weise sichtbar werdenden Zusammenhänge werden abschließend am Beispiel einer konkreten Textlektüre einer differenzierten Analyse unterzogen.
Musil uses the word 'Dichter', 'poet', as a dignified title reserved for artists of great achievement (different from 'Schriftsteller', 'writer'). His use of the word emphasizes the importance of the specifically poetic qualities of literature (and of the poetic sensibility of criticism,) not as an idle objection to the contemporary merging of literary works with either pure sensation and feeling, or with other forms of discourse. Focusing on "Törless", as well as on Musil's notebooks and essays, this article shows how Musil understands the relationship between rational thinking and the latent ideas and thoughts that emerge within the poetic dimension (the 'other state of mind' or 'other condition.') This approach illuminates Musil's conception of "precision and soul" - the interlocking of sensitive perceptiveness and intellectual rigor - as a necessary pre-condition for valuable literature and valuable life.
"Nicht von Göthe, Hebbel, Hölderlin werden wir lernen, sondern von Mach, Lorentz, Einstein, Minkowski, von Couturat, Russel, Peano .... Und im Programm dieser Kunst das Programm eines einzelnen Kunstwerks kann dies sein: Mathematischen Wagemut, Seelen in Elemente auflösen, unbeschränkte Permutationen dieser Elemente, alles hängt dort mit allem zusammen und läßt sich daraus aufbauen."
Diese Sätze schrieb Robert Musil 1912 im "Programm eines Profils". Nicht die Dichter stehen im Zentrum der Aussage, sondern Physiker, Mathematiker und Logiker rücken in das Blickfeld der Aufmerksamkeit. Selbst ein solch vielseitiger Poet und Naturwissenschaftler wie Goethe gerät in den erkenntnistheoretischen Schatten der Nachgeborenen. Musil betont in diesen Sätzen auch die Verwobenheit von Mystischem ("Seelen") und Rationalem ("Elemente"), die synthetische, vereinigende Kraft menschlichen Denkens wie auch die Fähigkeit zur Analyse, Trennung. Mathematik wird derart mit Kunstwerken in Verbindung gebracht, daß aus dieser Kreuzung zweier traditionell getrennter Denkweisen eine holistische Ästhetik entsteht. Insofern bringt Musil hier auf einen Nenner, was er seinerzeit schon seit einigen Jahren angestrebt hatte und mit den beiden Novellen der "Vereinigungen" zum Ausdruck brachte. Daß Robert Musil sich intensiv mit mathematischen Konzepten auseinandergesetzt hat, ist in der Sekundärliteratur zum Gemeinplatz geworden; es gibt zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema.
Wenn wir uns mit 'Fluß ohne Ufer' einem Werk zuwenden, in dessen Zentrum die Beziehung zwischen Männern steht, dann befinden wir uns damit nur 'in eroticis' in einer minoritären Zone, symbolisch jedoch im Herzen der Gender-Frage. Die männliche Geschlechtsrolle unterliegt zwangsläufig ebenso einer Inszenierung wie die weibliche, so daß es eine davon ablösbare, "uninszenierte" Geschlechtlichkeit nicht geben kann, wie auch ohne Rekurs auf Judith Butler offensichtlich ist - die Rede von der Geschlechtsrolle impliziert in diesem Zusammenhang daher keinerlei Wertung. Die Generierung einer bestimmten Variante von symbolischer Männlichkeit im Raume der Literatur wird hier anhand 'eines' Textes vorgeführt, wobei der vergleichende Blick auf englische, französische und russische literarhistorische Parallelen erweist, daß es sich nicht um einen isolierten Sonderfall handelt.
Fallada ist in aller Munde: 'Jeder stirbt für sich allein', der Roman von 1947, im Januar 1948 postum veröffentlicht, kehrte über England, USA und Israel als dortiger Bestseller von 2009/2010 nach Deutschland zurück … - der Laie liest begeistert, der Fachmann wundert sich und erklärt, es sei ("nach handwerklichen Kriterien") "ein verblüffend schlechter Roman", voll der "kuriosesten Schlampereien" und konstatiert dann aber doch noch – fast widerwillig - es sei - sähe man von ästhetischen Kriterien ab - "ein ganz großartiger Roman". Begeisterte Neuleser wehren sich gegen die abwertenden Passagen der Rezension, sprechen im Internet von "halbgar, überheblich und ignorant" und berufen sich auf eine "kraftvolle, unmittelbare, unverstellte, echte Ausstrahlung" dieses Buches. Der Yale-Professor Turner, so hört man, hält Fallada für einen der größten deutschen Autoren überhaupt. Falladas amerikanischer Verleger Johnson findet "seine Art zu schreiben einfach großartig, ebenso die Gedankengänge".
Und es mischt sich Scham in dieses sein Bekenntnis "Ich hielt mich für einen gut belesenen Modernisten. Wieso wusste ich nichts von Fallada?" Offenbar verblüfft ob des gewaltigen internationalen Echos der neuesten englischen Übersetzungen der Erstausgabe hat der Aufbau-Verlag in seinem Archiv recherchiert und konnte mit dem nunmehr aufgefundenen Ur-Manuskript aufwarten und dieses als deutsche Neuauflage des Bandes publizieren. Gelegentlich stiftet das Verwirrung bei deutschen Rezensenten, die vielfach davon ausgehen, erst die Revision hätte "die aus ideologischen Gründen gekürzte und verstümmelte Version, die in der DDR kursierte" ausgeschaltet und den phoenixartigen internationalen Aufstieg des Werkes ermöglicht. Doch nein, es war tatsächlich derselbe 1947 herausgekommene "alte Schmöker", wie bisweilen mit Herablassung formuliert wird. Schlagzeile in USA: "Ein literarisches Großereignis ...".
Erst in seinen letzten Lebensjahren in Berlin hat Kafka sich intensiver in Kursen der 'Hochschule für die Wissenschaft des Judentums' mit dem Talmud befasst: "Er hört in der Präparandie Professor Torczyner und Professor Guttmanns Vorträge über den Talmud. Er liest leichtere hebräische Texte. Nur dieser Kurse wegen kommt er regelmäßig aus dem stillen Vorort nach Berlin." Aus dieser Erfahrung heraus schrieb Kafka Ende 1923 an Robert Klopstock: "Daß Sie in die Iwriah gehen wollen, ist sehr gut, vielleicht nicht nur in die Hebräischkurse, sondern auch zu der Talmudstunde (einmal wöchentlich!, Sie werden es nicht ganz verstehn, was tut es? Aus der Ferne werden Sie es hören, was sind es sonst, als Nachrichten aus der Ferne)." Was aber heißt bei Kafka 'aus der Ferne'? Wäre nicht auch 'Eine kaiserliche Botschaft', hätte sie den Adressaten erreicht, aus der Ferne gekommen?
Navigare necesse est : de Magalhães a Vespúcio ; três navegadores reinventados por Stefan Zweig
(2010)
"Navigare necesse est" [...] Ao longo dos tempos, esta expressão de ousadia conservou-se no discurso literário da cultura ocidental. No século XX, serviram-se dela, por exemplo, dois autores indelevelmente inscritos na memória cultural da língua portuguesa: o poeta Fernando Pessoa, como vimos, e ainda o cantautor Caetano Veloso. […] Nesta linha de apropriação se situa também o escritor austríaco Stefan Zweig quando, em 1937, intitula “Navigare necesse est” o capítulo introdutório da biografia “Magellan. Der Mann und seine Tat”. Ao contrário dos autores de língua portuguesa acima mencionados, Zweig adopta apenas o primeiro segmento do axioma, pois no fenómeno de intertextualidade [...]. Zweig aproveita a expressão no enquadramento semântico original – as navegações –, para a aplicar à linhagem de bravos homens do mar e de eruditos cosmógrafos que tornaram possível a era dos Descobrimentos. Nesse capítulo inicial da narração biográfica, a voz autoral traça uma panorâmica da primeira fase das Descobertas, mostrando como o móbil económico, que desencadeou todo o processo, acabou por trazer à Humanidade ganhos de outra natureza. Assim, os Descobrimentos não terão permitido apenas chegar à Índia e às tão desejadas especiarias: a demanda corajosa e continuada ter-se-á justificado principalmente por desafiar os mitos do oceano, afastar os medos do mar e alargar a nossa dimensão do mundo.
Interessiert man sich im Hinblick auf den Primitivismus für das Wechselverhältnis von Ethnologie, Kunstgeschichte und den Künsten, versprechen Carl Einsteins kunstwissenschaftliche Schrift 'Negerplastik' und sein kubistisch inspirierter Text 'Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders' aufschlussreich für eine Untersuchung zu sein. 'Negerplastik' erörtert kunstgeschichtliche Fragestellungen zur Raumdarstellung am Verhältnis von kubistischer und primitiver Kunst und diskutiert letztere unter einem mit der Ethnologie geteilten Interesse an Kult und Ritual. 'Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders' wiederum macht kubistische Formprinzipien und die zirzensischen Künste als Importe des Primitiven in die moderne europäische Großstadt lesbar und betreibt dadurch eine literarische Variante innerkultureller Ethnographie. Die Hypothese teilend, Intermedialität stelle für den modernen Primitivismus ein konstitutives Moment dar, möchte ich ein Medium des Primitivismus in den Fokus rücken, das kulturelle Transfers bei der Konzeptualisierung und Repräsentation des Primitiven besonders greifbar und transparent macht: die Puppe.
Rezensionen zu:
- BINDER, Hartmut (2007): Mit Kafka in den Süden. Eine historische Bilderreise in die Schweiz und zu den oberitalienischen Seen. Prag: Vitalis, ISBN 978-3-89919-058-8, 418 S.
- BINDER, Hartmut (2008): Kafkas Welt. Eine Lebenschronik in Bildern. Reinbek: Rowohlt, ISBN
978-3-498-00643-3, 687 S.
- JAGOW, Bettina von/JAHRAUS, Oliver (Hrsg.) (2008): Kafka-Handbuch. Göttingen Vandenhoeck &
Ruprecht, ISBN 978-3-525-20852-6, 576 S.
- KOCH, Hans Gerd (2008): Kafka in Berlin. Eine historische Stadtreise. Berlin: Wagenbach, ISBN 978-3-8031-1252-1, 136 S.
- PRINZ, Alois (2007): Auf der Schwelle zum Glück. Die Lebensgeschichte des Franz Kafka. Frankfurt am Main: Suhrkamp, ISBN 978-3-518-45894-5, 392 S.
- SALFELLNER, Harald (2007): Franz Kafka und Prag. Prag: Vitalis, ISBN 978-3-89919-077-9, 336 S.
- SELG, Peter (2007): Rainer Maria Rilke und Franz Kafka. Lebensweg und Krankheitsschicksal im 20. Jahrhundert. Dornach: Pforte, ISBN 978-3-85636-175-4, 292 S.
- STACH, Reiner (2008): Kafka. Die Jahre der Erkenntnis. Frankfurt am Main: S. Fischer, ISBN
978-3-10-075119-5, 729 S.
- WITTE, Bernd (2007): Jüdische Tradition und literarische Moderne. Heine – Buber – Kafka – Benjamin. München: Carl Hanser, ISBN 978-3-446-20845-2, 271 S. (S.141-204).
Seit den 1880er Jahren tauchen Hungerkünstler kometenhaft in der Öffentlichkeit auf. Mit Fug und Recht kann man von einer "Mode" sprechen, wie es Franz Kafka in seiner "Hungerkünstler"-Geschichte von 1922 getan hat, einer seiner "Geschichten vom Ende", vom "Verlöschen und Verschwinden des Menschlichen", die der Kehrseite von Mode, dem Umschlag ins Vergessen zugewandt war. Über eine Generation hatten sich Hungerkünstler auf Jahrmärkten, im Zirkus und in Varietés präsentiert. Zeitungsmeldungen schürten die Sensationslust des Publikums und auch die Neugier der Wissenschaftler. So erforschte der Physiologe und Anthropologe Rudolf Virchow in Berlin im Beisein von Fachkollegen und Assistenten vor Ort Zustand und Entwicklung des Francesco/Francisco Cetti, bevor der berühmte Hungerkünstler sich öffentlich zur Schau stellte.
Heute sind es die Literatur- und Kulturwissenschaftler, die, maßgeblich angetrieben von Kafkas Geschichte, sich diesem sonderbaren Phänomen widmen; zumeist auf den Schultern von Gerhard Neumanns bahnbrechenden Untersuchungen und den Recherchen von Kafka-Forschern wie Walter Bauer-Wabnegg oder Hartmut Binder. Alles scheint inzwischen gesagt und entdeckt. Gleichwohl lassen sich noch immer Funde machen, womit allerdings nicht behauptet werden soll, dass die hier präsentierten fünf Zeitungstexte einen direkten Einfluss auf Kafka ausgeübt hätten.
This paper attempts to apply the concepts of proximity and distance to a literary text – Arthur Schnitzler's "Fräulein Else". The analysis builds on five different proximity-distance relations: spatial, temporal, social, emotional and cognitive. The purpose is to show how linguistic devices are used to describe individual relations and what roles these relations play in the given text.
Poucas obras marcaram tanto o imaginário acerca do Brasil como o livro de Stefan Zweig intitulado "Brasil – um país do futuro", escrito nos anos 1940. No entanto, não obstante a fama desse livro e de sua visão de um Brasil harmonioso, não se deve esquecer que existem livros de outros autores de língua alemã, escritos nessa mesma época, com visões e interpretações acerca do Brasil divergentes daquelas reveladas por Zweig. Neste artigo, são abordados alguns aspectos da imagem do Brasil presentes no "Romanceiro Brasileiro", de Ulrich Becher – um autor relativamente negligenciado pelos estudos germânicos. Zweig, na procura por benesses do governo de Getúlio Vargas, demonstra uma tendência de ocultar possíveis conflitos que poderiam ameaçar a harmonia que ele acredita ter encontrado no Brasil. Ao contrário disso, Becher – para quem esse país foi apenas um lugar de passagem - destaca justamente as contradições e dissonâncias presentes, focalizando aspectos conflitantes com uma imagem idílica, como os grandes problemas e injustiças sociais, e chega, assim, a elaborar uma imagem talvez mais plausível do Brasil.
O estilo em Alfred Döblin
(2010)
O objetivo do presente artigo é apresentar alguns aspectos teóricos postulados pelo escritor alemão Alfred Döblin em seus ensaios ao desenvolver sua própria concepção da obra épica na "era da técnica" à luz de questões estilísticas, propondo conceitos como "estilo cinematográfico", "despersonalização", "fantasia factual" e "fantasia cinética". Para uma delimitação conceitual em relação à noção de "estilo", serão tomadas por base as considerações de Antoine Compagnon, postuladas na obra "O demônio da teoria" (1999), bem como as reflexões de Walter Benjamin, presents na resenha "A crise do romance" (1930) e no ensaio "O narrador" (1936).
From the very beginning literary discourse plays a decisive role in the context of colonial discourse of power. Even Anna Seghers, a progressive socialist authoress with a fixation on the Enlightenment, the French Revolution and the Jewish-Christian tradition is unable to detach herself from the European claim on universality. In a tensely opposed relationship of projection and otherness, of "memoria" and intertextuality, Heiner Müller, however, understands literature in the sense of Emanuel Lévina's respect for the other being as a work on difference.
O presente artigo busca investigar como a fotografia, técnica em expansão no início do século 20, se faz presente na escrita de "Contemplação" (1912), de Franz Kafka. A técnica se faz presente em outros textos em prosa do autor, mas em "Contemplação" Kafka incorpora a fotografia à escrita. Em cartas, o autor se refere ao conjunto de prosas curtas publicado em 1912 como um retrato pessoal muito mais fidedigno do que a própria técnica fotográfica seria capaz de produzir. A partir da análise textual da narrativa breve "O passageiro", ao lado das referências de Franz Kafka em seus "Diários e Cartas", desenvolve-se aqui a hipótese de que há uma íntima relação da escrita do autor com a nova técnica de então.
O texto investiga os sentidos do isolamento na lírica de Mascha Kaléko. Interessa à abordagem em particular os significados sociais no tratamento do tema da solidão em algumas composições reunidas no título "Das lyrische Stenogrammheft", de 1933. O trânsito entre vida pública e privada, assim como as articulações daí resultantes, que tensionam os conflitos individuais no contexto da cidade moderna, organizam, aqui, os critérios de aproximação aos poemas. O objetivo é reconhecer na poesia da autora uma possibilidade de relacionar de maneira produtiva o momento presente e o potencial interpretativo implicado na representação da experiência da metrópole, partindo de Berlim, na República de Weimar.
O teatro épico de Brecht
(2000)
This article is a reduced version of the chapter "Sinta o drama" from the book with the Same title. It traces Brecht's reasons for qualifying his theater as epic, based on important literary critics such as Peter Szondi, Adorno. Lukács and Anatol Rosenfeld, including Brecht himself.
Através da ideia de quimera, esse ensaio tentará compreender a constituição aberta do personagem Odradek, da narrativa curta "A preocupação do pai de família" de Franz Kafka. O interestante nessa construção literária seria o deslocamento (inclusive das possibilidades de expressão de gênero nas línguas) que Odradek impõe ao esforço constante do narrador (representante de grupos sociais específicos) em categorizá-lo e, por consequência, do leitor, que tentaria encerrá-lo num tipo fechado de interpretação. Odradek parece um tipo de ser incapturável pelas principais categorias, sejam elas literárias, biológicas ou sociais, que ajudaram a fundar a ideia de Modernidade.
Islamophobia has arisen following to the event on 11 of September 2001 in Christian world. Remembering first reaction, all “Muslim” world was accused and new “Crusades” were on agenda. Concept and concept pairs of “Muslim Radicalism” “Muslim Terror” “Radical/Extreme Islam” “Radicalism” “Islamic” in pressor media after September 11 attacks and first shock. The aim was to differentiate “Islam” and terrorist who lost their identity via İslam. Representatives of the muslim world declared that these terrorist never represented Islam in any manner. The declaration was mutual and right. Despite mutual constructive efforts, due to discussion appeared after attacks, disintergration and polarization occured among believers of two monotheistic religions. In my opinion, regardless of place of birth, poets and writers who are philosopher, have specific issues national and local or world issues which they share, communicate and have information exchange on. Two main means of communication are philosophy and literature. The aim of the current paper is to discuss philosophic information included in “Avicenna and the Aristotelic Left” (Suhrkamp Verl.) by Ernst Bloch who lived in Tübingen released in 1963 and philosophic foundations of literature theory by Bertolt Brecht. My aim is to hope to declare that (Far) East and West have more in common compared to differences within limits of time and place given.
Franz Kafka manteve doze cadernos in-quarto ao longo de quatorze anos e fez neles o registro da sua peculiar existência. Conhecidos como seus diários íntimos, esses cadernos servem de valiosa fonte para a compreensão não apenas da vida do escritor como também – e especialmente – do seu legado literário. Não obstante, pouca atenção ainda é dada pela crítica e pela academia a esses textos como objeto exclusivo de investigação, ora pelo constrangimento exercido pelos resquícios das abordagens pós-estruturalistas, ora pela recepção e pela tradução a que se sujeitaram. Este artigo tem o propósito de apresentar um panorama desses doze cadernos, abrangendo sua origem, sua recepção, sua tradução, suas particularidades, sua estrutura e seu conteúdo. Por ser a crítica em nosso país tanto a respeito do gênero diário quanto dos cadernos in-quarto de Kafka escassa, essa apresentação pode auxiliar potenciais leitores e interessados nesses diários a contextualizá-los e consequentemente permitir o desenvolvimento de pesquisas mais aprofundadas acerca dessas notas.
Der 1889 in Brünn geborene Schriftsteller Oskar Jellinek verbrachte die größte Zeit seines Lebens in Wien, bevor er 1938 ob seiner jüdischen Herkunft in die USA emigrieren musste, wo er 1949 verstarb. Zu seinen überschaubaren literarischen Hinterlassenschaften zählen neben Gedichten und einem Romanfragment vor allem Novellen. In klassischer Manier behandelt Jellinek dort moralische Themen. Wie andere seiner österreichischen Zeitgenossen reagierte er damit auf die Verunsicherungen, die der Zerfall der k.u.k. Monarchie mit sich gebracht hat. Die mährische Landschaft, in der die Mehrzahl seiner Novellen angesiedelt sind, fungiert dabei als Projektionsfläche für die in Frage stehenden Werte, wobei besonders die Gegensätze Natur vs. Kultur und Mann vs. Frau moralische Aufladung erfahren.
Andreas Mauz betrachtet, methodisch und disziplinär zwischen der Theologie und der Literaturwissenschaft changierend, zwei theologische Kommentare zur Johannesoffenbarung aus dem 20. Jahrhundert, und zwar aus narratologisch-poetologischer Perspektive. Ausgehend von der Patmos-Szene von Offb 1, deren "Selbstsakralisierung" ihre hervorstechendste Autorisierungsstrategie ist, fragt Mauz danach, wie Bibelkommentare mit dieser umgehen. In den betrachteten Kommentaren von Bousset (1906) und Lohmeyer (1926) finden sich dabei 'säkularisierende' und 'sakralisierende' Bewegungen, in denen Vokabulare der "visionären Autorschaft" bewusst eingesetzt werden, um theologische Dogmen zu untermauern. Somit stellt sich die Frage nach Säkularisierungs- und Sakralisierungsdynamiken in der Kommentarpraxis selbst, wobei gerade die selbstreflexiven Eröffnungsgesten, oder "Schrift-Schriftstellen", oft zur Konsolidierung fundamentaltheologischer Autorisierungen herangezogen werden. Ein Korrektiv zu dieser Tendenz, so Mauz' Schlussfolgerung, könne ein literaturwissenschaftlicher Spezialkommentar zur Offenbarung darstellen, der bis heute fehle.
Die Österreichische Dichterin Paula Ludwig ist eine tragische Figur der Exilgeschichte deutschsprachiger Autoren in Brasilien. Der vorliegende Artikel behandelt den Weg der Autorin, die am Verlust ihrer Liebe, Iwan Goll, und vor allem ihrer Sprache nahezu zerbricht. Anhand verschiedener Stationen, Publikationen und anderen Lebensereignissen wird ihr Werdegang nachvollzogen. Hier soll es primär um die von der Exilerfahrung geprägte persönliche Geschichte einer Dichterin gehen, die ein nahezu vergessenes lyrisches Erbe hinterlassen hat, das womöglich weitaus bedeutender hätte ausfallen können.
Peter Weiss'ın Direnmenin Estetiği romanı tematik kurgusu içinde geçmişteki direnişleri belgeleyen sanat ve edebiyat eserlerini yeniden yorumlayan bir çizgi izlemektedir. Sosyalizmin pratiklerini içeriden eleştiren bu roman sosyalist gerçekçiliği de konu etmektedir. Bu kapsamda işçi perspektifinden yazılmış bir roman olan Klaus Neukrantz'ın Wedding Barikatları ile - sosyalist gerçekçilik çizgisinin dekadan (yozlaşmış) yazar kabul ettiği - Franz Kafka'nın Şato romanı arasında bir yakınlık ilişkisi kurmakta, Şato için 'işçi sınıfının romanı' ifadesini kullanmaktadır. Bu bağlamda Peter Weiss'ın sosyalist gerçekçiliği nasıl yorumladığı, sosyalist iktidarların sanat ve edebiyat üzerindeki denetimlerine itiraz etmesine rağmen sosyalist gerçekçilikte hangi değeri gördüğü ve Kafka’nın Şato romanına 'işçi sınıfının romanı' derken nasıl bir bağlantı kurduğu çarpıcı bir soru haline gelmektedir.
Bu makale, adı geçen iki eserin özelliklerini ve düzen karşısındaki konumlanmalarını karşılaştırmalı olarak incelemektedir; Direnmenin Estetiği'nde bu iki romanla ilgili bölümlerde, romanın genel kurgusu ve yaklaşımı dikkate alınarak değerlendirilmektedir. Bu incelemeyle, Peter Weiss'ın sosyalist gerçekçiliğe bakışındaki özgünlüğü ve bu bağlamda nasıl bir Kafka yorumu yaptığını göstermek amaçlanıyor. İncelemenin vardığı sonuç: Peter Weiss; Kafka'nın, mücadelenin hedefini gösteren sosyalist gerçekçiliğin eksik bıraktığı şeyi yaptığını, yani ezilenlerin kendi içsel yaşantılarını bulmalarını sağladığını düşünmektedir. Yine Direnmenin Estetiği'nde izlerine rastlandığı gibi, Peter Weiss hayatının önemli bir bölümünde kendini Kafka’nın dünyasında hissetmiştir. Bu da Kafka'yı Peter Weiss için önemli kılan bir başka unsurdur. Bu anlamda Direnmenin Estetiği romanı Franz Kafka, Klaus Neukrantz ve Peter Weiss'ın ortak noktalarının izini süren, üç kurgusal metnin iç içe geçtiği bir üst metin olarak görülebilir.
Poesie und Trauma der Grenze : literarische Grenzfiktionen bei Ingeborg Bachmann und Terézia Mora
(2006)
Meine Überlegungen in diesem Essay gelten zwei sehr unterschiedlichen Grenzfiktionen in der Prosa von Ingeborg Bachmann und Terézia Mora, die in der Kontrastformel meines Titels als Poesie und Trauma der Grenze umschrieben sind. Damit bezeichne ich die Tendenz dieser topographisch angelegten Geschichten, eine prekäre Marginalität im Hinblick auf eine imaginäre Herkunft zu transzendieren oder als allegorisches Verfallsszenario zu chiffrieren.
Es handelt sich um Ingeborg Bachmanns Erzählung 'Drei Wege zum See', die letzte und längste von fünf Geschichten des 1972 erschienenen 'Simultan'- Bandes und auch die letzte Publikation zu Bachmanns Lebzeiten, sowie um Terézia Moras ersten Erzählband 'Seltsame Materie', dessen zehn Geschichten allesamt im ungarisch-österreichischen Grenzgebiet in unmittelbarer Nähe des Eisernen Vorhangs angesiedelt sind. Für eine dieser Erzählungen mit dem Titel 'Der Fall Ophelia' wurde die 1971 in Ungarn geborene und seit dem Ende des Kalten Krieges in Berlin lebende Schriftstellerin auch mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis des Jahres 1999 ausgezeichnet. Der zeitkritische Gestus von Bachmanns Erzählung ist geprägt von einer modernen Entfremdungserfahrung und der Sehnsucht nach einem imaginären Ursprung; der anti-heimatliche Blick Terézia Moras auf das Terrain der eigenen Herkunft resultiert aus der alptraumhaften Erfahrung der Welt als Gefängnis, wie sie sie in einer Europa-Kolumne zum EU-Beitritt mittelosteuropäischer Länder im Mai 2004 skizziert hat: "Ich durfte zur ersten Generation gehören, die ihr Erwachsenenalter in einer neuen Welt begann. Vom Atomkrieg habe ich seither nicht mehr geträumt. Von Grenzschikanen bis heute. [...]"
In Carl Barks' 1963 comic strip "The Invisible Intruder", the bed becomes the main theme of the story. We get to know how Uncle Scrooge became a creative and successful entrepreneur. Since his parents were too poor to provide a proper sleeping place for their son, Scrooge had to sleep in a cabinet drawer. Therefore, Scrooge's only aim was to buy himself a bed. His capitalist creativity is, as he himself admits, driven by the "desire for a better bed." With the economic growth of his company, his bed becomes bigger too. But in the end, he throws out his enormous mattress because it is too sensitive to the vibrations caused by the money rammer in the money bin; and moreover, the investigation into the cause of the vibrations became far too expensive. Eventually, Scrooge is returning to his childhood bed: the cabinet drawer. What is striking about this story is not the idea that objects of everyday culture play a leading role within a narrative; it is the fact that the usual cultural function of furniture is altered in a significant way. The misapplication of the drawer draws attention to the object of everyday culture as signifier of the everyday experience in capitalist societies. The function of the bed is no longer defined by criteria of good sleep but of economic calculation. The bed thereby becomes an agency within the narrative that questions the stability of the cultural and linguistic semantics of the everyday. In the following, I will press the point that the representation of the bed in literary texts from Homer to Kafka can be read as an implicit linguistic theory of cultural signification.
Poetik der Gelassenheit. Zur mystischen und poetologischen Fundierung von Rilkes Armut-Konzeption
(2014)
Blickt man auf Rilkes Künstlerbild des armen und unbehausten Mystikers, Mönchs und Propheten, wird das Wechselspiel von Armut und Reichtum im übertragenen Sinn bestimmend: In der Nachfolge Nietzsches kennzeichnen den heiligen Künstler einerseits sein Arm- und Verlassen-Sein und seine Demutsgesten; andererseits
erfährt er gerade im Zustand der Armut den inspirativen Anstoß für ein kreatives Wirken und durch seine reichhaltige, gottgleiche Kunstproduktion eine Nobilitierung.
O presente artigo aborda alguns dos principais escritos de Anatol Rosenfeld sobre teatro, sobretudo O teatro épico, obra em que se debruça sobre os preceitos da dramaturgia de Brecht, bem como seu trabalho como organizador de antologias de autores canônicos da literatura alemã (Lessing, Goethe, Schiller), para mostrar como essas influências se cruzam em sua análise da produção teatral brasileira dos anos 1960. Nas entrelinhas da crítica de Rosenfeld, percebe-se a dimensão ética que ele atribuía à sua atividade intelectual e, ainda, um esforço de adaptar o potencial transformador do teatro brechtiano às demandas de um contexto político e cultural específico como o brasileiro.
In der Literaturwissenschaft werden die Werke von Leo Perutz zumeist einzeln oder aber gemäß ihrer Zugehörigkeit zu literarischen Genres als historische, als phantastische, als Spannungs-, Kriminal- oder Detektivromane untersucht. Im folgenden geht es mir stattdessen um ein Erzählverfahren, das über solche – sicherlich nicht trennscharfen – Genregrenzen hinaus die meisten von Perutz' Romanen prägt, ohne doch bislang als typische Struktur des Gesamtwerks erkannt worden zu sein. Die Beschreibung dieses Erzählverfahrens mitsamt einiger seiner Implikationen und Funktionen soll dazu beitragen, die besondere Physiognomie des Autors Perutz zu bestimmen.
Kafka war in der DDR kein Gegenstand der Poesie und Literaturwissenschaften allein. Spätestens seit der berühmten Kafka-Konferenz im tschechischen Liblice, im Mai 1963, war sein Werk ein Politikum, das kurioser Weise zeitweise sogar das Verhältnis zwischen den 'sozialistischen Bruderparteien' entzweite. In theoretischer Hinsicht war insbesondere der Versuch einiger tschechischer und westlicher Teilnehmer brisant, die Marx'sche Entfremdungsproblematik unter Inanspruchnahme des Prager Dichters auf den Sozialismus selbst zu beziehen. Insofern war es schon erstaunlich, dass Wolfgang Heise nur zwei Jahre später seinen, den Entfremdungsbegriff auf die DDR beziehenden Aufsatz 'Über die Entfremdung und ihre Überwindung' sogar in der 'Höhle des Löwen', nämlich in der Deutschen Zeitschrift für Philosophie veröffentlichen konnte. Rückblickend gesehen stehen verschiedene Themen und Thesen Heises ganz im Einklang mit den in Liblice diskutierten: etwa dem von Ernst Fischer modifizierten Begriff des Realismus und der Hervorhebung "des Künftigen, des Möglichen, des wie ein Schimmer oder Schatten in die Gegenwart Fallenden, [einer] mitunter tiefere[n] Wirklichkeit als die mit Händen zu greifenden sogenannten Tatsachen". Folgt man Camilla Warnke, so hat es in der DDR keinen anderen Theoretiker gegeben, "der so eindringlich und so konsequent wie Heise seine Kritik am realen Sozialismus im Rückgriff auf das Marxsche Entfremdungskonzept formuliert hat und seinen Implikationen unter den neuen, nicht mehr privateigentümlichen Verhältnissen nachgegangen ist." Auf Kafka hatte Heise in seinem Aufsatz nur kurz, aber an signifikanter Stelle verwiesen: "Kafka hat an den Gittern der Ohnmacht gerüttelt".
In Ralf Rulands Verfilmung der Kafka Erzählung "Ein Bericht für eine Akademie" werden verschiedene intermediale Markierungen verwendet, die eine Verweisstruktur zwischen literarischer Vorlage und Film aufbauen. Beispielsweise sind im Film Fotographien, Gemälde und Gegenstände zu sehen, die direkt oder indirekt auf Sprache und Inhalte der Erzählung Kafkas anspielen und eine sehr textorientierte Vorgehensweise des Regisseurs erkennen lassen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass der gesamte Kafkatext als Monolog von einem Schauspieler gesprochen wird. Dennoch wählt man durch jede Bebilderung von Literatur eine spezifische Interpretation, die den Grad der fiktionalen Abstraktionsmöglichkeiten gegenüber dem Text reduziert und ihm eine zwar ebenfalls fiktionale, aber dennoch bildlich reale Ebene gibt. Das heißt jedoch nicht, dass der Rezipient einer Literaturverfilmung zwangsläufig einer abgeschlossenen und offensichtlichen Deutung eines Textes gegenüberstünde, die zu weiteren Anschlussüberlegungen einlädt.
Raoul Hausmann gehört zu den zentralen Figuren der Avantgarde. Seine Manifeste sind Klassiker des Dadaismus, seine Collagen und Montagen markieren den Beginn einer neuen künstlerischen Gestaltungsform, seine Lautgedichte sind Umsetzungen eines neuen poetologischen Konzepts. Trotzdem wurden Teile seines umfangreichen Schaffens, wie etwa sein photographisches OEuvre, erst spät entdeckt. Seine Zeichnungen, Pastelle und Ölbilder sind nach wie vor eher Lagerbestände von Museumsarchiven als Teile öffentlicher Ausstellungen. Erstaunlicherweise sind auch seine literarischen Texte, beispielsweise der große autobiographische Roman "Hyle", bis heute nur in kleinen Teilen publiziert. Auch viele von Hausmanns theoretischen Texten, die so unterschiedlichen Bereichen wie der Photographie und dem Film, der Typographie und der Malerei, der Verteidigung des Dadaismus, aber auch der Theorie der sogenannten Glacialkosmogonie oder der Optophonetik gewidmet sind, werden nach wie vor in der Forschung kaum berücksichtigt. Einer der Gründe dafür ist sicherlich die Heterogenität der Arbeitsfelder Hausmanns und die Befremdlichkeit der von ihm ausführlich diskutierten Theorien. Schon Zeitgenossen ist dies aufgefallen; Hans Richter, der Experimentalfilmer und Filmtheoretiker, beschreibt den "Dadasophen" Raoul Hausmann als "Erfinder, Modeschöpfer und Photomonteur, Optophonetiker und Klytemnestra-Komplex-Entdecker, Welteisverfechter, philosophischer Photograph, photographischer Maler, malerischer Dichter und dichterischer Schauspieler, schauspielender Erotiker und erotischer Dadaist …"
In diesem Beitrag werden Raumkonzepte untersucht, die der Autor Erwin Guido Kolbenheyer in seiner Erzählung "Begegnung auf dem Riesengebirge" (1928) entwickelt. Es wird gezeigt, dass der belletristische Text neben einer ästhetischen Qualität zugleich eine beunruhigende politische Aussage beinhaltet. Sie wird ersichtlich, wenn die verschiedenen Raumpräsentationen analysiert werden. Es werden die vom Autor entworfenen Raumordnungen und seine Grundlagen vorgestellt und im Kontext der Zwischenkriegszeit verortet. Dabei wird auf die Kontinuität der großdeutschen Raumvorstellung von Zentraleuropa hingewiesen. Theoretisch geht der Beitrag von Henri Lefebvres theoretischen Überlegungen zum Raumverständnis aus.
Realismus revisited
(2016)
Während sich unsere Wirklichkeit medial, technologisch und politisch rasant wandelt, macht Realismus wieder von sich reden. In der Philosophie liest man vom spekulativen oder neuen Realismus, Politiker werben um mehr Realismus, in den Sozialwissenschaften beginnt man am Primat des Konstruktivismus zu zweifeln, und auch in der Literatur hat Realismus Konjunktur. Das Semesterthema des ZfL widmet sich der Rückkehr des Realismus und seinen unterschiedlichen Manifestationen. Dabei geht es uns nicht nur um Sichtung und Analyse der aktuellen Realismus-Diskurse, sondern auch um ihre mehr oder weniger latenten Vorgeschichten. In ihnen spielt der künstlerische Realismus seit langem eine besondere Rolle.
Edições publicadas entre 2011 e 2014 no Brasil e em Portugal dos romances Os sonâmbulos e A morte de Virgílio, de Hermann Broch, mais que indícios de um interesse crescente ou uma acolhida tardia, incentivam pensar que episódios vêm compondo a história de sua presença em língua portuguesa. O artigo apresenta um levantamento inédito da recepção lusófona das obras ficcional e teórica de Hermann Broch desde o fim da década de 1950 até o presente e fornece um quadro se não conclusivo ao menos organizador dos principais momentos - inclusões na historiografia literária, traduções, aproveitamentos teóricos e artísticos - que dão forma a essa história apenas começada. O objetivo é expandir o mapa de suas leituras e dispor referências a discussões futuras que resolvam avançar com a pesquisa do autor e sua obra.
In Menschenobhut können junge von Menschenhand aufgezogene Dachse sehr zahm werden. Daher kennt man eine Eigenheit der Dachsheit, auf die es mir hier ankommt: Man kann Dachse nur bedingt erziehen. Sie reagieren nämlich nicht auf negative Verstärker, wie man im Fachjargon all jene Bestrafungstechniken von Ausschimpfen, Futterentzug über Prügel bis zu Elektroschocks nennt, die immer noch die Grundlage fast jeder Dressur, sei es im Zirkus, im Pferdesport oder Hundespektakel bilden. Der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt ist an dieser Eigenheit des Dachses im Falle seines von Hand aufgezogenen zahmen Dachses schier verzweifelt, bis er erkannte: Dass es Tiere gibt, die die Reaktion auf den negativen Verstärker nicht in ihrem Verhaltensprogramm haben und somit undressierbar sind. Eibl mochte seinen Dachs aber trotzdem, und nachdem er es aufgegeben hatte, dem Dachs das freie Geruchsmarkieren im Haus verbieten zu wollen, gestaltete sich das Zusammenleben auch wieder ohne Verzweiflung. Damit bin ich bei meinem Titel angekommen: Reden wie ein Hund - Pfeifen wie eine Maus - Lernen wie ein Dachs. Über abgebrochene Serien des Tier-Werdens in Kafkas Erzählungen. Das Vorhaben ist der Versuch, anhand dreier Erzählungen Kafkas - nämlich die 'Forschungen eines Hundes', 'Josefine, die Sängerin' und 'Der Bau' - eine Art Entwicklungslinie im Tier-Werden Kafkas aufzuzeigen, die mit dem unerziehbaren Dachs abbricht, aber damit nicht, wie man Kafka oft unterstellt hat, im unentschiedenen Nichts landet, sondern einen Ausweg zeigt, mit dem man leben kann. Das hoffe ich zum Ende deutlich machen zu können.
Resistance
(2019)
The term 'resistance', as it appears in the writings of Walter Benjamin, marks the attempt to think a politics that emerges out of a certain experience of history and time. This entry shows that 'Widerstand' is conceived here principally as a resistance against the course of a catastrophic history - a desire for time to cease its flow and come to a standstill.
"Worüber ich schreiben will, hätte Erika Mann nicht gefallen, und ihrer Mutter Katia Mann auch nicht. Ich will über das Jüdische in der Familie des deutschen Dichters Thomas Mann schreiben." So beginnt Viola Roggenkamp ihre Biografie "Erika Mann - Eine jüdische Tochter". Im Verlauf des Buches wird tatsächlich immer deutlicher, dass es ihr nicht so sehr um die älteste Tochter des "Zauberers" geht, sondern um die Geschichte eines anderen "Familienmitglieds", eines verleumdeten, ignorierten: dem Jüdischen. Damit rückt Roggenkamp einen Aspekt in das Zentrum ihres Vorhabens, der in der umfangreiche Forschungsliteratur zur Familie von Thomas und Katia Mann sowie zu ihren Kindern kaum je erwähnt wird. Eben das aber macht ihn für neue Fragestellungen so interessant wie ergiebig: "Warum aber wurde in der Familie Mann das Jüdische verleugnet - im Gegensatz zur Homosexualität, worüber man am Teetisch offen plauderte?"
Dass Rilkes Besuche im Bernischen Historischen Museum nachvollzogen werden können, ist dem Umstand zu verdanken, dass auch dessen annotierter Museumsführer dank der Schenkung von Nanny Wunderly-Volkart ins Rilke-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek kam. Dieser Führer durch das bernische historische Museum diente Rilke auf seinen Rundgängen durchs Museum.