Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen, Band 32 (2006)
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Der vorliegende Beitrag beleuchtet die derzeitige Situation der landwirtschaftlichen Betriebe, die in den Dauergrünlandgebieten des norddeutschen Küstenraumes wirtschaften. Von großer Bedeutung ist aktuell die Milchviehhaltung und Jungrinderaufzucht. Es wird aufgezeigt, dass die Bewirtschaftung dieser Grünlandstandorte auch unter den geänderten Produktionsbedingungen der Europäischen Union eine Zukunft hat. Dies wiederum eröffnet auch Möglichkeiten für den Schutz von Wiesenvögeln durch ein gemeinsames Handeln von Landwirten und Naturschützern.
Die Untersuchung von vier bundesdeutschen Projektgebieten im Rahmen eines F&E-Vorhabens zum Schutz des Wachtelkönigs (Crex crex) zeigt auf, wie das Überleben von Wiesenvogelpopulationen mit der historischen Entwicklung der regionalen landwirtschaftlichen Nutzungssysteme insbesondere im Bereich der Rinderhaltung zusammenhängt. Ausgehend von der prognostizierten Weiterentwicklung dieser Systeme werden Schutzstrategien entworfen, um die vorgefundenen landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im jeweiligen Projektgebiet für den Wiesenvogelschutz gezielt zu beeinflussen. Flächenbezogener Vertragsnaturschutz reicht hierzu nicht aus. Er muss betriebsbezogen durch investive, langfristig wirksame Förderung ergänzt werden, die kommunikativ begleitet wird.
Innerhalb von sieben Jahren wurde die Populationsdynamik der Kleinsäugetiere auf zwei Fluss- Inseln untersucht. In den ersten Jahren vernichteten Winter-Überflutungen die Inselfauna. Es wanderten aber in jedem Jahr wieder bis zu 5 Kleinsäugetierarten auf die Inseln. In den letzten zwei Jahren blieben die Überflutungen aus, so dass Kleinsäugetiere auf den Inseln überwinterten und sich jeweils im nächsten Frühjahr Populationen aufbauten. Diese Gelegenheiten und ein Wiederansiedlungsprojekt der Sumpfmaus Microtus oeconomus im selben Gebiet ermöglichten Vergleiche. Die erfolgreichsten Pionierarten waren die Feldmaus Microtus arvalis und die Erdmaus Microtus agrestis. Deren Populationswachstum begann im Frühjahr mit einer Verzögerungsphase, an die sich eine exponentielle Dichtezunahme anschloss. Wie das Experiment der Wiederansiedlung der Sumpfmaus zeigte, lag auch ohne eine Flutkatastrophe eine Dichte-Depression im Winterhalbjahr. Aus dieser geringen Dichte heraus entwickelte sich im folgenden Frühjahr ein Populationswachstum. Daraus kann geschlossen werden, dass die Pionierarten in der Lage sind, mit wenigen immigrierten fortpflanzungsaktiven Tieren individuenreiche Populationen aufzubauen. Diese Kenntnisse sind von Bedeutung, um einschätzen zu können, welche Erfolge die Überflutungen zur Vernichtung von Kleinsäugetieren haben, um Prädatoren der Wiesenbrüter zu vergrämen. Offensichtlich kann mit dieser Methode ein Populationsaufbau der Pionierarten nicht verhindert sondern nur verzögert werden. Diese Verzögerung führt zu einer Gefährdung der Bruten der Wiesenbrüter, da aufgrund der geringen Nagetierdichten im zeitigen Frühjahr die Prädatoren während der Nahrungssuche häufiger auf Wiesenbrüter als auf Wühlmäuse treffen. Es sollte daher zukünftig in der Managementplanung mehr das Nahrungssuchverhalten der Prädatoren und die Populationsdynamik der Beutetier-Populationen berücksichtigt werfen.
Meadow birds on organic and conventional arable farms in the Netherlands: abundance and nest success
(2006)
Als eine der Hauptursachen für den Rückgang der Wiesenvögel in westeuropäischen Grünland- und Ackerbaugebieten wird die Intensivierung der Landwirtschaft gesehen. Es stellt sich deshalb die Frage, ob eine weniger intensive Bewirtschaftung, z.B. in Form des ökologischen Landbaus, diese Abnahmen stoppen oder sogar wieder umkehren kann. Die hier präsentierte Studie beschäftigt sich vergleichend (1) mit den Siedlungsdichten von Wiesenvögeln auf konventionell und ökologisch bewirtschafteten Ackerflächen, sowie (2) mit dem Schlupferfolg von Kiebitzgelegen auf diesen Standorten. Die Studie wurde in zwei Poldergebieten (Oostelijk Flevoland, Noordoostpolder) durchgeführt, die erst in den 1950er bzw. den 1930er Jahren dem Meer abgerungen wurden. Beide Gebiete weisen homogene, großräumige Ackerflächen auf. Insgesamt wurden 20 „Hofpaare“ ausgewählt, wobei jedes Paar aus einem ökologisch und einem konventionell bewirtschafteten Betrieb bestand. Die beiden Betriebe eines jeden Paares wurden so gewählt, dass sich ihre Betriebsflächen in Landschaftsstruktur und Bodenverhältnissen nicht unterschieden. Alle ökologisch geführten Betriebe produzierten seit mindestens 5 Jahren in dieser Weise. Während die konventionell wirtschaftenden Betriebe mehr Kartoffeln, Zuckerrüben und Wintergetreide anbauten, wiesen die ökologisch arbeitenden Betriebe ein größeres Spektrum an Anbaufrüchten und mehr Flächen mit Sommergetreide auf. In 2004 und 2005 wurden die Brutvogeldichten auf Betriebsflächen von 10 bzw. 20 „Hofpaaren“ ermittelt. Dabei wurden insgesamt 6 Arten in größerer Dichte festgestellt: Schafstelze (Motacilla flava), Kiebitz (Vanellus vanellus), Wiesenpieper (Anthus pratensis), Feldlerche (Alauda arvensis), Wachtel (Coturnix coturnix), und Austernfischer (Haematopus ostralegus). In beiden Jahren war die Feldlerche auf ökologisch bewirtschafteten Flächen häufiger vertreten. Kiebitze traten in solchen Flächen ebenfalls in höherer Dichte auf, wenn auch nur in 2004 statistisch signifikant. Die Schafstelze dagegen siedelte in 2005 auf konventionell bewirtschafteten Flächen in höherer Dichte. Für alle anderen Arten konnten keine Abundanzunterschiede zwischen beiden Bewirtschaftungstypen ermittelt werden. Flächenunterschiede im Fruchtanbau zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben scheinen für die Abundanzunterschiede bei Feldlerche und Schafstelze verantwortlich zu sein. Feldlerchenreviere fanden sich vor allem in Sommergetreide, das stärker von ökologisch arbeitenden Betrieben angebaut wird. Schafstelzen besiedelten dagegen vor allem Kartoffeläcker und Wintergetreideflächen. Diese Früchte werden häufiger auf konventionell bewirtschafteten Äckern angebaut. Ein Vergleich der Siedlungsdichte beider Vogelarten auf der Ebene einzelner Feldfrüchte (z.B. Öko-Kartoffelfläche vs. konventionell bewirtschafteter Kartoffelacker) ergab keine Unterschiede. Es zeigt aber, dass die Feldfrucht für die Habitatwahl wichtiger ist als die Bewirtschaftungsweise. Beim Kiebitz gehen die Abundanzunterschiede zwischen ökologisch und konventionell bewirtschafteten Flächen nicht auf Flächenunterschiede im Anbau einzelner Feldfrüchte zurück. Vielmehr scheinen Unterschiede in der Bewirtschaftung einzelner Feldfrüchte wesentlich entscheidender zu sein. In 2005 wurde vergleichend der Schlupferfolg von Kiebitzgelegen auf ökologisch bewirtschafteten (n = 80 Gelege) und konventionell bewirtschafteten Ackerflächen (n = 45 Gelege) ermittelt. Die Überlebenswahrscheinlichkeit der Gelege war auf ökologisch bewirtschafteten Flächen deutlich niedriger. Ursächlich war der höhere Maschineneinsatz sowohl bei der Feldbestellung als auch beim Jäten der Flächen.
Der "Feuerwehrtopf" für Wiesenvögel – ein erfolgsorientierter Ansatz beim Vertragsnaturschutz
(2006)
Landwirte und Naturschützer erproben im Grünlandgebiet Meggerkoog (Flusslandschaft Eider- Treene-Sorge, Schleswig-Holstein) eine neue, flexible Vertragsnaturschutzvariante zum Schutz wiesenbrütender Limikolen. Im Einzelnen erhalten Landwirte, auf deren Flächen Kiebitze, Uferschnepfen, Rotschenkel oder Große Brachvögel brüten, einmalige Ausgleichszahlung, wenn sie dem Brutgeschehen angepasst wirtschaften. In den ersten Jahren erfolgte die Finanzierung über Spendengelder, aber schon im Jahr 1999 übernahm das Ministerium für Umwelt, Natur und Landwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein (heute Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein) die Kosten für die Ausgleichszahlungen. Die Ergebnisse der siebenjährigen Begleituntersuchung werden vorgestellt und diskutiert.
Durch die Realisierung von zwei Straßenbauprojekten wurden in der Wesermarsch (Landkreise Cuxhaven, Wesermarsch) Kompensationsmaßnahmen für Wiesenlimikolen im Umfang von ca. 560 ha erforderlich. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte in sieben Grünlandgebieten in den Jahren 1997 – 1999, wobei ein Zonierungskonzept zum Tragen kam: Jedes Kompensationsgebiet wurde in drei etwa gleichgroße Zonen (Kernzone I, Kernzone II, Randzone) aufgeteilt, die sich in Bewirtschaftung und Wassermanagement unterschieden. Die umfangreichsten Nutzungseinschränkungen und höchsten Wasserstände während der Brutzeit wurden für die Kernzone I festgesetzt. Auch erfolgten hier im Winter partielle, temporäre Überflutungen. In den Randzonen beschränkten sich die Maßnahmen auf eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (reduzierte Weideviehdichte, späte Mahdtermine, Düngung nach vorheriger Ermittlung des Bedarfs). Die Kernzone II nahm in Bewirtschaftung und Wassermanagement eine intermediäre Position ein. Auch hier erfolgte eine Optimierung der hydrologischen Verhältnisse durch Anhebung der Grabenwasserstände während der Brutzeit, doch wurde auf winterliche Überstauungen verzichtet. Im Rahmen von Funktionskontrollen sind die Auswirkungen dieses unterschiedlichen Managements auf die Brutdichten von Limikolen untersucht und mit dem Ausgangszustand verglichen worden. In allen Untersuchungsgebieten nahm die Dichte brütender Wiesenlimikolen mit Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich zu. Einen deutlichen Einfluss auf die Bestandsentwicklung hatte dabei das praktizierte Wasser- und Bewirtschaftungsmanagement. Während die Bestandsdichten in den wiedervernässten Kernzonen I und II deutlich anstiegen, blieben sie in den lediglich landwirtschaftlich extensivierten Randzonen annähernd konstant. Die hier beschriebene Bestandsentwicklung wurde bei Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel beobachtet. Der Austernfischer profitierte dagegen von keiner der durchgeführten Kompensationsmaßnahmen.
Viele Untersuchungen zu Brutvogelarten in der Agrarlandschaft setzen die Abundanzen einzelner Arten in Beziehung zu bestimmten Eigenschaften (Parametern) der Landschaft. Nur wenige Studien berücksichtigen interspezifische Wechselwirkungen, wie etwa den Einfluss von Prädatoren auf die Habitatwahl. Im Allgemeinen wird angenommen, dass Beutetierarten ein Habitat mit geringem Prädationsrisiko bevorzugen, wobei allerdings die populationsbiologischen Konsequenzen für Beutetiere mit einem solchen Meidungsverhalten weitgehend unbekannt sind. Die Habitatwahl und Reproduktion des Neuntöters (Lanius collurio), eines in buschreichem Grünland lebenden Singvogels (Passeriformes), wurde über 7 Jahre hinweg untersucht. Dabei standen Einflüsse von potentiellen Gelegeräubern, insbesondere Corviden, im Mittelpunkt der Untersuchung. Verschiedene Experimente mit künstlichen „Neuntöternestern“ ergaben, dass hauptsächlich Elstern (Pica pica) als Gelegeprädatoren auftreten. Daneben konnten aber auch mit geringerer Intensität Nebelkrähen (Corvus corone cornix) und Eichelhäher (Garrulus glandarius) als Nesträuber nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Experimente mit Kunstnestern bestätigten sich im Freiland dahingehend, dass Neuntöter bei der Brutplatzwahl die Nähe von Elstern und Nebelkrähen mieden. Darüber hinaus fand sich über die Jahre eine gegenläufige Beziehung zwischen den räumlichen Verteilungsmustern des Neuntöters und denen brütender Elstern und Nebelkrähen. Nahm etwa die Distanz zur nächsten brütenden Elster von einem zum nächsten Jahr hin ab, oder stieg die Brutdichte der Elster im Umkreis von einem km2 an, so wurden selbst gut geeignete, traditionelle Bruthabitate verlassen. Dieses Meidungsverhalten gegenüber Rabenvögeln hat einen hohen adaptiven Wert: Neuntöter, die in größerer Entfernung zu besetzten Elstern- und Rabenkrähennestern brüten, tragen ein geringeres Prädationsrisiko als in Nachbarschaft brütende Individuen. Die vorliegenden Ergebnisse widersprechen teilweise anderen Studien, wonach die Habitatwahl von Vogelarten der Kulturlandschaft nicht von Prädatoren beeinflusst wird. Darüber hinaus legen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit nahe, dass interspezifische Interaktionen (z.B. Risiko der Gelegeprädation) Individuen durchaus dazu veranlassen können, in Bruthabitate minderer Qualität zu wechseln. Es ist daher möglich, dass die festgestellten Populationszunahmen bei zahlreichen generalistischen Prädatoren (z. B. Corviden) sowohl direkt (z.B. geringerer Bruterfolg durch Prädation) als auch indirekt (z.B. Produktion von Küken geringerer Qualität in suboptimalen Habitaten) zur Abnahme von Vogelarten der Agrarlandschaft beitragen. Allerdings sind hier weitere detaillierte Studien an anderen Populationen und Arten der Agrarlandschaft notwendig um genauere Angaben zu einer möglichen Populationsregulation durch Nestprädatoren machen zu können.
Die vorliegende Studie thematisiert am Beispiel der Fließgewässerniederung der Drentse A, einem großflächigen Schutzgebiet im Nordosten der Niederlande, die Folgen einer langjährigen Heuwiesennutzung ohne Düngung. Im Einzelnen wurde von uns die Zusammensetzung der Vegetation und Bodenfauna auf fünf Grünlandflächen untersucht, die sich in der Dauer der Ausmagerung unterschieden. Getrennt betrachtet wurden dabei die bachnahen, moorigen Niederungsbereichen und die angrenzenden sandigen Geestbereiche. Die ausgewählten Grünlandflächen waren zum Zeitpunkt der Aufnahmen seit 5, 15, 25, und 32 Jahren gemäht aber nicht mehr gedüngt worden. Eine weitere, nach wie vor konventionell bewirtschaftete Wiesenfläche (incl. Düngung) diente als Kontrolle. Auf allen Flächen wurde die Vegetation und Regenwurmfauna in 10 Plots mit einer Größe von jeweils 4 m² bzw. 0.04 m² untersucht. Darüber hinaus wurden über 28 Jahre hinweg die Brutvögel des Gebietes mittels Revierkartierung erfasst. Die Pflanzenartendiversität hat sich mit Dauer der Ausmagerung signifikant erhöht. Sie stieg in den bachnahen Bereichen von 13 Arten in der Kontrollfläche (40 m²) auf 49 Arten in der am längsten ausgemagerten Grünlandfläche an. In den trockenen Geestbereichen war der Anstieg deutlich schwächer. Bezogen auf die Gesamtfläche von 40 m² wurden die meisten Arten hier in der 15 Jahre lang ausgemagerten Grünlandfläche gefunden, während bei Betrachtung der 4 m² großen Aufnahmepunkte die höchste Artenzahl ebenfalls in der ältesten Untersuchungsfläche lag. Die Diversität und Abundanz der Regenwürmer nahm mit Dauer der Ausmagerung ab. Die festgestellten Arten gehörten zu 4 Gattungen, wobei die Gattung Allolobophora am individuenreichsten vertreten war. Mit Dauer der Ausmagerung sank besonders im trockenen bachfernen Geestbereich der Boden-pH-Wert auf unter 3,8 ab. Die damit einhergehenden pessimalen Lebensbedingungen erklären hinreichend die geringe Diversität und Dichte von Regenwürmern in diesen Bereichen. An fast allen Standorten sank die Biomasse der Regenwürmer zum Sommer hin auf Werte unter 25 g/m², so dass für viele Limikolen zu dieser Zeit pessimale Ernährungsbedingungen bestehen. Die Zahl der Brutvogelarten war aufgrund des recht kleinen Untersuchungsgebietes insgesamt gering. Dennoch konnten auffallende Veränderungen in der Brutvogelgemeinschaft beobachtet werden. Während Limikolen wie Kiebitz (Vanellus vanellus) und Uferschnepfe (Limosa limosa) vollständig aus dem Gebiet verschwanden, wanderten der Große Brachvogel und die Bekassine ein. Allerdings sind auch sie aktuell nur noch selten im Gebiet vertreten. Dafür hat sich inzwischen das Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) als Brutvogel eingestellt – möglicherweise eine Folge der sich ändernden Grünlandvegetation (hier: Zunahme von Pflanzenarten, die als Ansitzwarten fungieren können wie etwa Cirsium palustre) in Kombination mit einem verbesserten Nahrungsangebot an Makroinvertebraten. Eingewandert sind zwischenzeitlich auch eine Reihe weiterer Vogelarten, wie Pirol (Oriolus oriolus) und Kleinspecht (Dendrocopos minor), die charakteristisch für sich entwickelnde Bruchwälder sind. Letztere haben sich, meist kleinflächig, auf ehemaligen Feuchtgrünlandstandorten entwickelt.
Seit 2001 wird in einer Langzeitstudie der Frage nachgegangen, welchen Einfluss unterschiedliche Managementmaßnahmen auf den Reproduktionserfolg des Kiebitzes besitzen. Untersuchungsgebiet ist die Stollhammer Wisch, ein ca. 3.000 ha großes küstennahes Grünlandgebiet in der Wesermarsch (Niedersachsen, Deutschland). Im Einzelnen wurden Schlupferfolg und Überlebensraten von Küken in 3 unterschiedlich bewirtschafteten Teilgebieten von jeweils 25-46 ha untersucht. Bei Untersuchungsgebiet I (Großer Schmeerpott) handelte es sich um ein konventionell bewirtschaftetes Gebiet, in dem lediglich Gelegeschutzmaßnahmen durchgeführt wurden. Die Untersuchungsgebiete II und III (Flagbalger Sieltief, Zwickweg) dagegen wurden im Vertragsnaturschutz bewirtschaftet, d.h. hier lagen unter anderem Einschränkungen hinsichtlich Weideviehdichte und Terminierung des ersten Grasschnittes vor. Die Untersuchungsgebiete II und III selbst unterschieden sich vor allem im Wasserhaushalt: Untersuchungsgebiet III wies zur Brutzeit hohe Grabenwasserstände und temporäre Gewässer auf. Abgesehen von der Brutsaison 2005 wiesen die 3 Untersuchungsgebiete keine signifikanten Unterschiede im Schlupferfolg der Gelege auf. Dagegen traten zwischen den Jahren deutliche Unterschiede zutage: Während in den Jahren 2001 und 2005 im Mittel jeweils weniger als 20 % aller Gelege schlüpften, lag der Schlupferfolg in den Jahren 2002-2004 mit 53-64 % deutlich höher. Es war nicht möglich, das Überleben von Kiebitzküken in Relation zu Unterschieden im Gebietsmanagement zu analysieren, da fast alle Küken die Untersuchungsgebiete kurz nach dem Schlupf verließen. Grundsätzlich nahm die Überlebenswahrscheinlichkeit besenderter Küken (n = 288) mit dem Alter zu. Die Überlebensrate der Kiebitzküken schwankte zwischen den einzelnen Untersuchungsjahren erheblich, wobei die niedrigsten Werte (erneut) für die Jahre 2001 und 2005 ermittelt wurden. In Hinblick auf die Verursachung von Gelege- und Kükenverlusten war die Prädation in der Stollhammer Wisch der wichtigste Faktor. Prädation bedingte 67.4 % alle Gelege- und 74.2 % aller Kükenverluste. Anhand von Thermologger-Aufzeichnungen konnten Raubsäuger als die bedeutendsten Nestprädatoren identifiziert werden. Das Prädationsrisiko der Küken war während der ersten Tage nach dem Schlupf am höchsten. Insgesamt konnten in der vorliegenden Studie 12 Prädatorenarten nachgewiesen werden, wobei über alle Beobachtungsjahre hinweg der Mäusebussard (Buteo buteo) die größten Kükenverluste verursachte. Viehtritt war die Hauptursache für landwirtschaftlich bedingte Gelegeverluste. Auch zahlreiche Kükenverluste gingen auf diesen Faktor zurück. Darüber hinaus kamen Kiebitzküken in steilwandigen Drainagegräben mit geringem Wasserstand ums Leben. Eine Änderung der Grabenunterhaltung reduzierte letztere Verluste deutlich. Für die Jahre 2002-2004 konnte für die Stollhammer Wisch ein Reproduktionserfolg von 0,83-1,31 Küken pro Brutpaar ermittelt werden, was nach Literaturangaben für eine stabile Kiebitzpopulation ausreichend ist. In den Jahren 2001 und 2005 allerdings wurde eine bestandserhaltende Reproduktionsrate nicht erreicht.
Die Fläche des Feuchtgrünlandes in Schweden hat sich im letzten Jahrhundert durch Nutzungsaufgabe und Kultivierung drastisch verringert. Zeitgleich sind auch erhebliche Veränderungen in der Wiesenvogelfauna feststellbar. Die vorliegende Studie beleuchtet die Bestandsentwicklung von 33 in schwedischen Grünlandgebieten auftretenden Brutvogelarten. Von diesen weisen 16 Arten abnehmende Bestände auf. Bei 7 Arten konnte eine Bestandszunahme festgestellt werden. 10 weitere Arten schließlich sind im Bestand stabil. Allerdings ist bei dieser Analyse zu berücksichtigen, dass einige dieser Arten auch in anderen Habitaten vorkommen. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass die Populationsveränderungen im Grünland bei einigen Vogelarten möglicherweise weit reichender sind als es die landesweiten Trends vermuten lassen. Allgemein zeigt sich derzeit, dass alle auf eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung angewiesene Brutvogelarten (z.B. viele Limikolen) deutliche Populationseinbußen verzeichnen. Singvögel dagegen, die auch eine gewisse Bindung an bestimmte Brachestadien besitzen, sind im Bestand stabil oder nehmen sogar zu. Seit den 1980er Jahren hat der Schutz von Wiesenvögeln in Schweden Priorität. Dies äußert sich u.a. in einer Zunahme restaurierter Feuchtgrünlandgebiete. Monitoringdaten legen den Schluss nahe, dass bestimmte Arten (hier: Kiebitz, Schafstelze, Großer Brachvogel und Rotschenkel) zumindest in einigen dieser restaurierten Gebiete zugenommen haben. Allerdings erfolgte keine grundsätzliche Zunahme aller Zielarten nach erfolgter Restauration. Wir präsentieren Belege für vier Hypothesen, die diesen Befund zu erklären suchen: (1) Eine Zunahme bei Zielarten ist wahrscheinlicher, wenn diese vor Durchführung der Restaurationsmaßnahmen noch als Brutvögel im Gebiet vertreten sind. (2) Restaurationsmaßnahmen führen bei Zielarten dann nicht zum Erfolg, wenn vorhandene Landschaftsstrukturen den Habitatansprüchen der Zielarten entgegenstehen. (3) Da Beweidung und Mahd, praktiziert in unterschiedlichen Intensitäten, auch zu unterschiedlichen Grünlandtypen in Struktur und Pflanzenartenzusammensetzung führen, kann die vor Ort praktizierte Grünlandnutzung durchaus nicht mit den Habitatansprüchen bestimmter Zielarten im Einklang stehen. (4) Die fehlende Effektivität von Restaurationsmaßnahmen auf bestimmte Brutvogelarten des Feuchtgrünlandes steht möglicherweise in Verbindung mit einer ungenügenden Optimierung des Wasserhaushaltes. Letztere resultiert vielfach aus früheren Eingriffen an schwedischen Flüssen und Seen. Es wird empfohlen, die Auswirkungen von Restaurations- und Managementmaßnahmen im Grünland stärker als bisher wissenschaftlich zu begleiten, da belastbare Daten in diesem Bereich nach wie vor selten sind.
Wiesenvögel zählen zu den in Mitteleuropa am stärksten gefährdeten Vogelgilden. Monitoring-Daten der im Grünland brütenden Watvogelarten Austernfischer, Kiebitze, Alpenstrandläufer, Kampfläufer, Bekassine, Großer Brachvogel, Uferschnepfe und Rotschenkel zeigen erhebliche Bestandsveränderungen in den letzten Jahrzehnten. Sowohl in den Niederlanden, dem wichtigsten „Wiesenvogelland“ Europas, als auch in Deutschland und in anderen Ländern gehen die Bestände fast aller Arten zurück. Lediglich Rotschenkel weisen keine negativen Trends ihrer Gesamtpopulation auf. Die Brutpopulationen von Kampfläufern und Alpenstrandläufern in Mitteleuropa stehen offensichtlich kurz vor ihrem Erlöschen. In den Niederlanden hat sich der Rückgang fast aller Arten in den vergangenen Jahren noch einmal beschleunigt. Auch in Deutschland gibt es keine Hinweise auf eine Verbesserung der Situation in jüngerer Zeit. Die Bestandsveränderungen weisen in beiden Ländern große regionale Unterschiede auf. In Deutschland ist das Binnenland am stärksten vom Rückgang betroffen, während der Nordsee-Küstenbereich vergleichsweise stabile Bestände aufweist. Die Verbreitung etlicher früher häufiger Arten wird lückenhaft.
Die Beobachtungen der ringförmigen Sonnenfinsternis vom 3.10.2005 in Spanien und der totalen Sonnenfinsternis am 29.3.2006 an der türkischen Mittelmeerküste bei Side werden beschrieben. Neben langbrennweitigen Aufnahmen wurden Spektren aufgenommen, Temperatur-, Luftfeuchte- und Beleuchtungsstärkeverlauf erfasst.
Im westlichen Teutoburger Wald (Riesenbecker Osning) wurden in bodensauren Kiefernbeständen als floristisch-vegetationskundliche Grundlage für interdisziplinäre Daueruntersuchungen detaillierte Erhebungen in einem 10 cm x 10 cm-Quadratraster durchgeführt. Einige erste Ergebnisse aus den untersuchten Transekten werden hier vorgestellt. Es handelt sich um von Pinus sylvestris beherrschte, vertikal wenig gegliederte Bestände, die sich in der Krautschicht durch eine typische Artenausstattung bodensaurer Waldstandorte auszeichnen. Die relativ einheitliche floristische Grundstruktur wird vom Vorkommen des Neubürgers Ceratocapnos claviculata im Gebiet überlagert, mit dessen Hilfe Bestände mit bzw. ohne den Rankenden Lerchensporn unterschieden werden und in Rasterkarten gegenübergestellt sind. Einzelheiten der floristischen Feinstruktur der Krautschicht werden an horizontalen Verbreitungsmustern der vorkommenden Arten erläutert. Die Ausbreitungspotenzen („Strategien“) von Ceratocapnos und Verbreitungsmuster von Ceratocapnos, Deschampsia flexuosa und Vaccinium myrtillus werden vor dem Hintergrund einer veränderten Konstellation der Standortfaktoren (N-Deposition, milde Winter, Lichteintrag, Hemerochorie, Mineralisierung) im Untersuchungsgebiet für Vorkommen und Vitalität des Lerchensporns diskutiert. Allerdings ermöglichen erst Wiederholungsinventuren auf den Dauerflächen eine kausale Deutung der erkannten Strukturen.
Bisher in Nordwestdeutschland seltene oder sogar unbekannte Unkräuter treten im Raum Vechta zerstreut in Maisfeldern auf. Echinochloa muricata und Setaria faberi wurden erstmals 2003 beobachtet. Die bereits früher im Raum Vechta nachgewiesenen Setaria verticillata und S. verticilliformis sind heute deutlich häufiger als in den 1980er und 1990er Jahren.
Im Wiehengebirge und dem gesamten westlichen Niedersachsen-Becken zeichnen sich die Oxford- und Kimmeridge-Sedimente durch einen starken Fazieswechsel aus. Das gilt sowohl für die im Anstehenden ca. 120 m mächtige Abfolge als auch für die Ausbildung der einzelnen Horizonte im Becken. Auffällig sind vor allem im Kimmeridge-Profil Fazieswiederholungen einzelner Bänke, aber auch von Gesteinsfolgen mit charakteristischen Faziesverknüpfungen. In einem Modell werden die sedimentologischen Zusammenhänge dieser Sequenzen aufgezeigt und beschrieben als Stadien vollständiger Zyklotheme mit der Ingression, Stagnation und Regression des Meeres sowie schließlich der Bodenbildung im trockengefallenen Becken.