Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen, Band 18 (1992)
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Seit seiner Inbetriebnahme 1982 vollzieht sich im Alfsee eine kontinuierliche Umbesetzung in der Artenzusammensetzung. Auffälligste Änderung ist die seit 1986 fehlende Unterwasser-Vegetation, mit weitreichenden Auswirkungen auf die Benthos- und Planktongemeinschaft. Untersuchungen im Rahmen einer Diplomarbeit von April bis Dezember 1991 zeigen, daß Zooplankton und -benthos im Vergleich zu früheren Untersuchungen (ELGERet al. 1987, KOSTE& POLTZ1987) an Arten und zahlenmäßig ärmer geworden sind. Das Phytoplankton bleibt im gesamten Zeitraum in seiner Artenzusammensetzung gleich, zeigt sich aber in seiner Sukzession abhängig von Sichttiefe, P/N-Verhältnissen und Silikatversorgung.
Am 3. September 1770 fand bei Alfhausen im westlichen Niedersachsen ein Erdbeben statt. In der wissenschaftlichen Literatur wird es erstmals von SIEBERG(1940) erwähnt. Eine erste Abschätzung seiner Maximalintensität erfolgte durch AHoRNERu. a. (1970) mit I = VII (MSK). Danach würde das Erdbeben von Alfhausen zu den stärksten nachweisbaren seismischen Ereignissen im Norddeutschen Tiefland gehören. SIEBERG,der Ausgangspunkt für bisherige Intensitätsabschätzungen ist, gibt über die Herkunft der Quellen, die seiner Information zugrunde liegen, keine Auskunft. MEIER& GRÜNTHALfanden ein zeitgenössisches Dokument, das kurze Zeit nach dem Ereignis vom 3. September 1770 niedergeschrieben und am 3. November 1770 in: "Nützlicher Beylagen zum Osnabrückischen Intelligenz Blate" veröffentlicht wurde. Der Autor unterzeichnete seinen Artikel mit den Initialen J. H. B. P. (P in Antiqua), die mit Hilfe des Niedersächsischen Staatsarchivs in Osnabrück als J. H. BUCK,evangelischer Pastor von Neuenkirchen, identifiziert werden konnten. Die Aufzeichnungen von BUCKenthalten eine recht genaue Beschreibung der makroseismischen Erscheinungen des Alfhausen-Ereignisses. Ihre Analyse erlaubt, eine Neubewertung dieses Erdbebens und ermöglicht, die Angaben von SIEBERG(1940) und die darauf fußenden nachfolgenden Abschätzungen zu überprüfen. Die Ergebnisse der Analyse werden mitgeteilt, der seismologische Befund in den regionalgeologischen Rahmen eingeordnet und die mögliche Ursache für das Beben kurz dargestellt.
Drei im Landkreis Osnabrück erstmalig beobachtete Blütenpflanzenarten, Cerastium brachypetalum PERS. ssp. brachypetalum, Cerastium glutinosum FRIES und Ranunculus polyanthemophyllus W. Koca & H. HESS werden vorgestellt. Darüber hinaus werden Fundorte weiterer bemerkenswerter Farn- und Blütenpflanzen aufgelistet.
In einer Sandgrube östlich des Ortes Buer fand sich eine knapp 2 m mächtige Schichtfolge aus Torf, Mudde und humosem Schluff, unterlagert von Beckenschluff, Geschiebelehm und kieshaitigen Schmelzwassersanden aus dem Orenthe-Stadium der Saale-Kaltzeit. Überlagert werden die organischen Schichten von Beckenschluff und Lößlehm der Weichsel- Kaltzeit. Die pollenanalytischen Ergebnisse zeigen, daß die 30 cm mächtige Torfschicht im Hangenden des Beckenschluffs mit Sicherheit in das frühe Eem-Interglazial zu stellen ist. Die typischen Pollenabschnitte liegen in sehr komprimierter Form vor, lassen aber gleichwohl die kontinuierliche Abfolge der charakteristischen Waldzeiten erkennen. Besonders bemerkenswert sind die im Vergleich zu anderen Eem-Vorkommen des norddeutschen Flachlandes hohen Ulmen-Werte. Wegen seiner vegetationsgeschichtlichen Besonderheiten und da das Profil das einzige in einem Tagesaufschluß zugängliche Eem-Interglazial-Vorkommen Niedersachsens ist, wurde beantragt, es als geologisches Naturdenkmal unter Naturschutz zu stellen.
Eine 4jährige (1986, 1989, 1990, 1991) Erhebung der Brutvogelfauna im Osnabrücker Bürgerpark (13 ha) wird beschrieben unter Zuhilfenahme einiger avifaunistischer Kenngrößen wie Abundanz, Dominanz, Diversität, Evenness, Arten-Areal-Kurve und Biomasse. Von den in diesem Zeitraum erlaBten 51 Vogelarten brüteten 37 Arten in dem Park. Im Mittel betrug die Abundanz 156 Rev./10 ha, die Diversität 2,78, die Evenness 0,81 und die Gesamtbiomasse . der Brutpaare 48,4 kg (37,2 kg/10 ha). Die Brutvögel wurden in ökologische Nest- und Nahrungsgilden (Art der Nahrung und des Nahrungserwerbes) gruppiert und mit dem Brutvogelbestand Anfang der 1960er Jahre verglichen. In der Artengesellschaft dominierten Baum- und Buschvögel, somit ähnelte sie jener der Laubwälder. Bodenbrüter waren nur gering vertreten.
Die Horizontausrichtung von 44 jungsteinzeitlichen Steinkammern des Osnabrücker Raumes wurde vermessen. Wie in Mecklenburg sind die Zugänge zu den Gräbern nach Süden orientiert, während die Gräber (Dolmen) um Carnac/Bretagne nach Südosten ausgerichtet sind. Es wird diskutiert, inwieweit die Ausrichtungen nach astronomischen Gesichtspunkten erfolgt sein könnten.
Entwicklung der Flora im Raum Osnabrück im Hinblick auf mögliche Klimaveränderungen : mit 6 Tabellen
(1992)
Die Entwicklung der Flora im Lauf des Jahrhunderts im Raum Osnabrück wurde untersucht, um eine eventuelle Wirkung einer für diesen Raum recht geringen Klimaveränderung zu finden. Die Ergebnisse zeigen, daß ein solcher Einfluß auf keinen Fall nachgewiesen, aber für einige Arten auch nicht ausgeschlossen werden kann. Die menschlichen Aktivitäten sind fast für die ganzen Änderungen der Vegetation verantwortlich und überdecken andere Ursachen. Die Ab- oder Zunahme einiger Arten bleibt jedoch unerklärt und vollständigere Untersuchungen würden vielleicht erlauben, sie als Zeiger der Klimaveränderungen zu benützen.
Die Faunenhorizonte der "Subfurcaten-Schichten" (Bajocium, Niortense-Zone) in Nordwestdeutschland
(1992)
Aufgrund neuer Aufschlüsse der "Subfurcaten-Schichten" (Bajocium, Niortense- Zone) in Nordwestdeutschland ist es möglich, die Schichtenfolge in Ammonitenfaunen-Horizonte zu untergliedern. Eine paläontologische Revision der Ammonitengattung Strenoceras HYATTmit den Untergattungen Strenoceras HYATT(m) und Garantiana HYATT(M) wird durchgeführt.
Beim Bau eines Regenrückhaltebeckens am Roten Berg in Hasbergen traten zwei kleine Erdfälle auf. Sie werden auf Karsterscheinungen in lösungsfähigen Gesteinen des Zechsteins zurückgeführt. Zechsteinzeitliche Sulfatgesteine sind in einer Tiefe von etwa 70-100 m unter der Baugrubensohle zu vermuten. Es gibt keine Hinweise auf einen Zusammenhang der Bildung dieser Erdfälle mit dem in der Nähe umgegangenen Bergbau. Auch wenn das Gebiet des Roten Berges außerhalb der ehemaligen Bergbaugebiete nicht sehr erdfallgefährdet erscheint, sollten bei Baumaßnahmen in diesem Gebiet vorsorglich einige technisch-konstruktive Sicherungsmaßnahmen getroffen werden.
Dyschirius lucidus (Putzeys 1846) wurde an 3 UfersteIlen der Ems und Weser erstmalig für Niedersachsen nachgewiesen. Diese Funde stellen die nördlichsten Nachweise für diese Art dar. Da in den letzten Jahren Erstnachweise auch für Westfalen und Thüringen erfolgten, ist D. lucidus wahrscheinlich ein rezenter Ein"1'anderer im mittleren und nördlichen Mitteleuropa. Die Habitatbindung dieser Art wird beschrieben. Unterscheidungsmerkmale zu den nahe verwandten Arten D. nitidus und D. politus werden hervorgehoben.
Es werden 8 neue Federmilben, die die Federspule und den Federschaft besiedeln, aus der Familie Ascouracaridae GAUD & Atyeo, 1976 beschrieben und dargestellt. Die Gattung Petersonascus GAUD & ATYEO wird als Synonym von Orphanacarus GAUD & ATYEO, 1976 eingezogen. Für die Gattung Orphanacarus wird erstmalig ein Männchen beschrieben. Ein Bestimmungsschlüssel für die Gattungen und Arten der Familie Asouracaridae wird aufgestellt. Anhand von Freßspuren in Federn von Pionites melanocephalus wird der Lebenszyklus von Cystoidosoma psittacivora rekonstruiert.