Mitteilungen zur floristischen Kartierung in Sachsen-Anhalt, Band 13 (2008)
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Wiederfund von Najas marina L. ssp. marina im Schollener See (Elbe-Havel-Winkel, Sachsen-Anhalt)
(2008)
Das Große Nixkraut (Najas marina L. s.l.) ist in der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Sachsen-Anhalts als stark bedrohte Art (Kategorie 1) verzeichnet (FRANK et al. 2004). Ein seit längerem bekannter Standort dieser Art in Sachsen-Anhalt ist der Schollener See an der unteren Havel, 12 km nördlich von Rathenow (BENKERT et al. 1996). Der jüngste Bericht von Najas marina ssp. marina im Schollener See stammt von HILBIG & REICHHOFF (1974) aus dem Jahre 1973. Seither wurde sie nicht wieder gefunden und ihr Vorkommen war in der Folgezeit auch höchst unwahrscheinlich, da im Zuge der extremen Eutrophierung der Fluss- und Auenseen der mittleren und unteren Havel und der damit verbundenen Verringerung der Sichttiefen auf 2–3 dm die gesamte Submersflora verschwand. Etwa seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre findet im Havelgebiet je nach Gewässertrübung eine kontinuierliche Rückkehr der submersen Makrophyten statt. Es handelt sich dabei zunächst nur um sehr eutraphente Arten, wie Ceratophyllum demersum, Potamogeton pectinatus und Myriophyllum spicatum. Im Zuge dieser Entwicklung wäre ein Wiederauftauchen von Najas marina durchaus denkbar, zumal sich im Gebiet meso- bis schwach eutraphente Arten langsam wieder etablieren, wenn auch zunächst mehr in den Kleingewässern und Entwässerungsgräben (TÄUSCHER 1994, 1996, 1998). Das Jahrhunderthochwasser in der Elbe im August 2002, bei dem die Havelniederung als Entlastungsraum diente, löste im Schollener See im Jahr 2004 offensichtlich die Ausbildung eines ganzjährigen Klarwasserzustandes aus (leider keine Information über das Jahr 2003). Sofort erschienen größere Bestände submerser Makrophyten und u. a. auch von Najas marina ssp. marina. Primäres Ziel dieses Beitrages ist es, das Wiedererscheinen von Najas m. möglichst umfassend zu dokumentieren. Darüber hinaus erlauben die Umstände des Wiederauftauchens einige Einblicke in die Autökologie dieser Art. Schließlich zeigten sich bei der Bestimmung der Subspezies einige Widersprüche, die es zu klären galt. So traf keine der im ROTHMALER (Bd. 4, 2002) angegebenen Merkmalskombinationen für die Subspezies N. m. marina und N. m. intermedia eindeutig für das vorgefundene Material zu.
Zu verwilderten Vorkommen von Taxa der Gattung Cotoneaster in Deutschland gibt es nur wenige Untersuchungen. Oft basieren diese aufgrund taxonomischer und nomenklatorischer Unsicherheiten und wegen Problemen bei der Einschätzung des floristischen Status bisher nur auf sporadischen Beobachtungen. In der Dölauer Heide, einem Stadtwald von Halle (Saale), wurden subspontane Vorkommen von Cotoneaster bullatus BOIS, C. cornifolius (REHDER et H. E. WILSON) FLINCK et B. HYLMÖ, C. dielsianus E. PRITZ. ex DIELS, C. divaricatus REHDER et H. E. WILSON, C. lucidus SCHLTDL., C. aff. multiflorus, C. villosulus (REHDER et H. E. WILSON) FLINCK et B. HYLMÖ und C. zabelii C. K. SCHNEID. festgestellt. In der weiteren Umgebung von Halle wurde auch subspontanes Auftreten von C. horizontalis DECNE. und C. nitens REHDER et H. E. WILSON ermittelt. Insbesondere C. villosulus und C. divaricatus werden als invasive Arten eingeschätzt. Cotoneaster cornifolius und C. lucidus sind fest eingebürgert und haben das Potenzial, invasiv werden zu können. Die synanthropen Vorkommen mehrerer Cotoneaster- Arten haben überwiegend auffallend höheren Wuchs sowie größere Blätter und Früchte als in den Originalbeschreibungen angegeben.
Seit Jahrhunderten werden Pflanzen fremder Florengebiete in Klosteranlagen, Botanischen Gärten und privaten Sammlungen als Zier- und Nutzpflanzen kultiviert. Und so ist es nicht verwunderlich, dass einige Arten verwilderten und sich in unserer Flora etablierten. Von manchen Sippen sind Diasporen entwichen oder wurden durch Tiere verschleppt, für die meisten Verwilderungen zeichnet jedoch der Mensch durch Entsorgung von Gartenabfällen und Ansalbungen verantwortlich. Während bei uns bis etwa 1990 die städtischen und ländlichen Schuttund Aschegruben als Zentren hortifuger Pflanzen anzusehen waren, kommt diese Rolle inzwischen den Weg-, Wald- und Heckenrändern zu. In Gebieten, wo organische Abfälle nicht gesondert erfasst und entsorgt werden, hat die Ablage des Gartenauswurfs in der Landschaft mancherorts schon bedenkliche Ausmaße angenommen. Die meisten Zierpflanzen verhalten sich zwar ephemer, einige robuste Sippen können sich aber auch über einen längeren Zeitraum behaupten oder sogar ausbreiten. Zur letzteren Gruppe gehören vorrangig Pflanzen, die durch unter- bzw. oberirdische Ausläufer ein hohes Regenerationspotenzial aufweisen, wie z. B. Fallopia japonica, F. sachalinensis und Galeobdolon argentatum. Beim Erwerb solcher Zierpflanzen – die aus diesen Gründen besonders kostengünstig angeboten werden – wird das oft nicht bedacht. Wuchernde Bestände werden dann verkleinert oder ganz entfernt und gelangen so als Gartenauswurf in die Natur. Über Vinca- und Miscanthus-Taxa, die eine große Einbürgerungstendenz besitzen und deren Verhalten unter den neuen Bedingungen in der Umgebung von Salzwedel (Altmark) größtenteils über mehrere Jahre verfolgt wurde, soll nachstehend berichtet werden.
Zu den Pflanzenarten, die ihr ursprüngliches Areal durch den Einfluss des Menschen erheblich ausdehnen, muss neuerdings auch das Dänische Löffelkraut (Cochlearia danica L.) gezählt werden. Die bislang als typische Küstensippe geltende Art dringt seit etwa 20 Jahren in zunehmendem Maße entlang der Autobahnen und Bundesstraßen ins Binnenland vor. DUNKEL (1987) verwendet die treffende Bezeichnung „Straßenrandhalophyt“ und weist auf Parallelen zum Gewöhnlichen Salzschwaden (Puccinellia distans) hin, der ein ähnliches Verhalten zeigt und dessen Ausbreitung an mit Streusalz behandelten Verkehrswegen in der Bundesrepublik seit etwa 1973 beobachtet wird (SEYBOLD 1973). Beide halophilen Arten profitieren von der Schädigung der Straßenrandvegetation durch die Salzbeeinflussung und nutzen als konkurrenzschwache Sippen dies für ihr eigenes Wachstum aus. Cochlearia danica benötigt für eine dauerhafte Ansiedlung eine turnusmäßige Dynamik des Standortes, wobei neben den Tausalzen auch die Mahd und das Abfräsen der Randstreifen von Bedeutung sind. Dabei scheint die Salzkonzentration der Bodenlösung nicht der entscheidende Faktor zu sein, denn diese kann, wie aus eigenen Beobachtungen abzuleiten ist, gegen Null tendieren. Für die Küstenstandorte wird von KOCH (1996) ein Optimumwert von 0,4 % Chloridionen im Bodenwasser angegeben. Cochlearia danica ist in Europa an den Küsten des Atlantiks, der Nord- und Ostsee bis zum 61. Grad nördlicher Breite auf wechselhalinen und wechselfeuchten Standorten (KOCH 1996), insbesondere in lückigen Strandrasen, auf sandigen bis tonigen Salzwiesen und an Grabenrändern anzutreffen (ROTHMALER et al. 2005). Die Vorkommen an den deutschen Küsten werden bei ROTHMALER et al. (2005) für Niedersachsen, Schleswig-Holstein und NW-Mecklenburg (Wismarbucht) als zerstreut und für NO-Mecklenburg (Hiddensee) als selten eingestuft (vgl. BENKERT et al. 1996).