Arachnologische Mitteilungen, Heft 11 (1996)
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In einem militärisch genutzten Binnendünenkomplex bei Oldenburg (i.O.) wurden in der Vegetationsperiode 1994 ökofaunistische Untersuchungen zur Spinnen- und Wegwespenfauna vorgenommen. Ein Ziel war die Erweiterung der Kenntnisse zur Verbreitung und Ökologie der Araneidenarten natürlicher Trockenstandorte in Nordwestdeutschland. Weiterhin wurde das im Untersuchungsgebiet ermittelte Beutespektrum der dort nachgewiesenen Pompilidenarten, einer auf Spinnen spezialisierten Familie der Hautflügler (Hymenoptera, Aculeata: Pompilidae) an den Ergebnissen der arachnologischen Untersuchungen gespiegelt. Zu den Räuber-Beute-Beziehungen zwischen Pompiliden und Spinnen liegen in der Literatur bisher nur Iückenhafte Aufzeichnungen vor (vgl. SCHMID-EGGER & WOLF 1992). ...
Bei umfangreichen biologischen Untersuchungen zur Arthropodenfauna in Streuobstwiesen wurden im Landkreis Ravensburg zwischen 1991 und 1993 auch Araneae erfarsst (s.a. BEIER et al. 1993, HOLSTEIN 1995, HOLSTEI Net al. 1994). Zum Einsatz kamen verschiedene Fangmethoden wie Boden- und Baum-Photoeklektoren, Ringbodenfallen, Klopfproben, Kescherfänge sowie Malaise-Fallen. Beim Auswerten des Materials fand sich 1 Männchen von Sitticus terebratus im Fang einer Malaise-Falle.
Vorkommen desselten gefundenen Lepthyphantes geniculatus KULCZYNSKI, 1898 sind aus Deutschland bisher nur vom Gipskarstgebiet des Kyffhäusers (N-Thüringen) bekannt. 1964 und 1965 wurden dort auf zwei Gipshügeln in der Umgebung von Bad Frankenhausen insgesamt 4 männliche und 2 weibliche in Bodenfallen nachgewiesen (v. BROEN 1965, 1966).
Neben Talavera aequipes kommt im Saarland eine weitere, sehr ähnliche Springspinne aus der Gruppe der "kleinen Euophrys-Arten" vor. Sie konnte jetzt als Talavera inopinata (WUNDERLlCH, 1993) identifiziert werden. Der einzige bisher bekanntgewordene Fundort dieser Art. in Deutschland Iiegt im südlichen Pfalzer Wald (HARMS, 1994). Im Saarland sammelte der Verfasser die Art im Zeitraum 1992-95 an 42 Standorten in den unterschiedlichsten Lebensräumen.
Untersuchungen über die Ernährung der Vögel sind ein traditionelles Arbeitsgebiet der Ornithologie (EMMRICH 1973). Spezielle Arbeiten zur Bedeutung von Spinnentieren (Arachnida) und ihrem Vorkommen in der Vogelnahrung sind aber selten. Gerade Angaben über Weberknechte verbergen sich oft unter dem Namen Arachnida (z. B. PFEIFER & KEJL 1958), selten ist die Ordnung Opiliones konkret angeführt (z. B. DORNBUSCH 1981, EMMRICH 1973, KRISTIN 1992). BURES (1986) erwähnt immerhin die gefundenen Gattungen. Das Spektrum der gefundenen Weberknechtarten geben nur wenige Autoren an (z. B. SACHER & DORNBUSCH 1990). Im Zuge eines Forschungsprojekts zur Ernährung von Vogelnestlingen in Wäldern und Hecken (z. B. KRISTIN 1992, 1993) konnten auch Daten über Weberknechte in der Nestlingsnahrung gesammelt werden. Sie sollen im Folgenden kurz dargestellt werden.
Glyphesis conicus LOKSA, 1981 ist synonym mit Glyphesis taoplesius WUNDERLlCH, 1969. Ein Vergleich der Beschreibungen und vor allem der detaillierten Abbildungen (vgl. Abb. 1-8) legt diesen Schluß zwingend nahe. Die Typen beider Arten können leider nicht zusammen untersucht werden, da nach Mitteilung von S. LOKSA (Bergheim) und S. MAHUNKA(Hungarian Natural History Museum, Budapest) der Typus von G. conicus nicht auffindbar ist. Die Synonymisierung muß daher ohne diesen wünschenswerten Vergleich vorgenommen werden. Der Nachweis von G. taoplesius in Ungarn durch SZINETAR (1995), der die Synonymie bereits als sicher annimmt, aber nicht formell vollzieht, stützt diese Interpretation.
Bestehen bei der relativ guterforschten Arachnidenordnung derWebspinnen Lücken in der Kenntnis über Verbreitung und Gefährdungsgrad, so trifft dies in stärkerem Maße für Pseudoskorpione (auch Trugskorpione oder Afterskorpione) zu. Nur in seltenen Fällen wurde diese Gruppe in freilandökologische Untersuchungen einbezogen. Dies ist wohl durch den meist geringen Materialanfall und nicht zuletzt durch die geringe Anzahl möglicher Bearbeiter begründet. Dies findet auch in der spärlichen Literatur seinen Niederschlag. So sind z.B. in den Bibliographien der neuen Bundesländer von BLISS & SACHER (1989, 1992) lediglich 28 Titel faunistischer Pseudoskorpionliteratur erwähnt. In den letzten Jahren ist ein Überblick zur Pseudoskorpionfauna Deutschlands erarbeitet worden (PLATEN et al. 1995). Dadurch erscheint eine Zusammenfassung und Bewertung des bisherigen Wissens sinnvoll, um damit auch diese Ordnung erstmals in naturschutzrelevante Vorhaben einbeziehen zu können.
Erstmals wird hiermit eine Rote Liste der Weberknechte vorgelegt, die sich auf das vereinigte Deutschland bezieht. Die beiden ersten Fassungen der Roten Liste (MARTENS 1977, 1984) waren auf die BRD in ihren alten Grenzen beschränkt; in der DDR gab es ein entsprechendes Verzeichnis nicht. Wegen des veränderten territorialen Bezuges und des besseren faunistischen Kenntnisstandes waren gegenüber der vorhergehenden Liste Veränderungen in den Einstufungen der Arten erforderlich. Sie ergaben sich z.T. zwangsläufig mit den aktuellen Definitionen für die Gefährdungskategorien bzw. den neu eingeführten Rubriken "R" (Arten mit geographischer Restriktion) und ,,u" (Arten, deren Gefährdungsstatus unsicher ist).