Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 47 (2010), Heft 1/2
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Zum Gedenken an Günter Natho
(2010)
Am 20.9.2009 starb nach langer Krankheit im 84. Lebensjahr der im Altkreis Wanzleben wohl bekannteste Naturschützer Günter Natho. Für viele seiner Mitstreiter kam sein Tod trotz seines Alters und dem Wissen um seine Krankheit dennoch plötzlich. Umfangreiches Wissen, ein wacher Geist und sein freundliches, bescheidenes Wesen mit einer Portion an hintergründigem Humor ließen ihn zu dem werden, was er für viele Menschen seiner Umgebung war – Sympathieträger und Synonym für den Naturschutz in der Börderegion.
Als die Mitteldeutsche Zeitung im August 2010 über zahlreich aus einem Dorfteich bei Halle (Saale) abwandernde Krebse berichtete, lag von Anfang an der Verdacht nahe, dass es sich nur um eine fremdländische Krebsart handeln kann. Der ehemals flächendeckend Deutschland, Zentraleuropa und angrenzende Regionen besiedelnde Edelkrebs, Astacus astacus, ist nämlich in Sachsen- Anhalt sehr rar. Die beschriebenen Landgänge ließen für einige der weit über 600 amerikanischen und asiatischen Krebsarten schließen. Und von diesen gibt es in Deutschland aus verschiedensten Gründen eine leider stetig zunehmende Anzahl von Arten und Vorkommen. Schließlich ließen sich die Krebse des Dorfteiches als invasive Marmorkrebses, Procambarus fallax (Hagen, 1870) f. virginalis, identifizieren.
[Buchbesprechung:] Richarz, K. & M. Hormann (2008): Nisthilfen für Vögel und andere heimische Tiere.
(2010)
Wenn zwei Vollblutornithologen mit einem langjährigen beruflichen und publizistischen Erfahrungsschatz den Themenkomplex „Nisthilfen für Vögel“ auch noch auf Hilfsmittel für Wohnstätten anderer Tiergruppen ausdehnen, kann als Ergebnis der Bearbeitung wohl nur ein Handbuch entstehen. Doch selbst ein Handbuch vermochte dem Autorenduo offensichtlich nicht auszureichen, um die ihnen wichtigen Aspekte eines allumfassenden Vogel- und Artenschutzes darzustellen. Daher enthält die dem Buch beigefügte CD-ROM neben den 80 Quartier-Bauanleitungen für Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger und Insekten auch Hinweise zur sachgerechten Winterfütterung und sommerlichen Vogeltränke.
Im Rahmen des Fortbildungsprogramms zu rechtlichen Aspekten und aus Anlass der 3. Landesgartenschau hatte die Architektenkammer Sachsen-Anhalt am 9. Juni 2010 zu einem gemeinsamen Kolloquium mit der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt eingeladen. Unter der Überschrift „Landschaftsplanung und Naturschutz“ wurden von fünf Fachreferenten Beiträge mit einer Schwerpunktsetzung auf Landschaftswert, Eingriffsregelung und Ökokonto vorgetragen.
Seit 1990 besiedelt der Bienenfresser (Merops apiaster) ununterbrochen mit stetig wachsendem Brutbestand Sachsen-Anhalt. Eine ähnlich rasante Bestandsentwicklung konnte in Deutschland nur am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg beobachtet werden, die etwa zeitgleich einsetzte. Im Gegensatz zu Sachsen-Anhalt kam es in Südwestdeutschland in den letzten Jahren aber zu keinem deutlichen Bestandszuwachs. Die thermophile Art zählt nicht zu den ausgesprochenen „Neubürgern“, denn langjährige Brutvorkommen wurden in den vergangenen Jahrhunderten in klimatisch begünstigten Regionen des nördlichen Mitteleuropas immer wieder beobachtet. Gefördert werden diese invasionsartigen Ansiedlungen durch Zugtrupps, die auf dem Frühjahrszug gelegentlich weit über das eigentliche Ziel hinausschießen. Brutansiedlungen über mehrere Jahre oder Jahrzehnte werden bei entsprechendem Bruterfolg schließlich durch eine hohe Nist- und Geburtsorttreue ermöglicht.
In memoriam Herbert Kühnel
(2010)
In den Morgenstunden des Silvestertages 2009 verstarb plötzlich und unerwartet Herbert Kühnel. Wir verlieren mit ihm einen äußerst engagierten und kompromisslosen Kämpfer für die Sache des Natur- und Artenschutzes in Sachsen-Anhalt. Mit ihm geht eine Ära zu Ende, eine Ära, in der Personen wie Herbert Kühnel, uneigennützig, nachhaltig und mit Sachargumenten beharrlich für den Naturschutz in all seinen Facetten eintraten. Als einer der dienstältesten Kreisnaturschutzbeauftragten übte er dieses oft sehr undankbare Amt von 1964 bis 2008 ohne Unterbrechung aus. Im Heft 2/1994 dieser Zeitschriftenreihe wurde bereits gebührend auf die Vita und die Verdienste von Herbert Kühnel eingegangen. An dieser Stelle soll noch einmal die Persönlichkeit in den Mittelpunkt gerückt und entsprechend gewürdigt werden.
„Man kann nur schützen, was man kennt.“ Getreu diesem Grundsatz des Naturschutzes gibt das Buch „Naturschutzgebiete in Sachsen“ einen umfassenden Überblick, nicht nur über die 212 Naturschutzgebiete (NSG) und den Nationalpark des Bundeslandes, sondern einführend auch über wichtige Grundlagen der Landeskunde Sachsens mit Erläuterungen zur Geologie, zu den Böden, zum Klima und zu den Gewässern. Ein Kapitel widmet sich dem Schutz der Pflanzen- und Tierarten, gefolgt von einem Abschnitt mit Beschreibungen der Wälder, der Moore und des Grünlandes als wichtige Lebensräume in Sachsen. Zum Abschluss des Allgemeinen Teils wird die Geschichte der Naturschutzgebiete kurz vorgestellt und ein Überblick über die Systematik der Naturschutzgebiete gegeben.
Landespolitik und -verwaltung zollen Frau Dr. Gerda Bräuer Respekt und Anerkennung für jahrzehntelanges unermüdliches Engagement in zahlreichen Ehrenämtern. Diese verfolgten stets das Ziel des Schutzes, der Entwicklung und der Bekanntmachung einer einzigartigen Kulturlandschaft an der Mittelelbe. Beruf und Berufung waren im Erwerbsleben von Gerda Bräuer stets eine wahrhaft gelebte Einheit. Die Liste ihrer mit überragender fachlicher Befähigung, Herzenswärme und Überzeugung ausgeübten Ehrenämter ist lang und ruft Interesse an jener Person wach, die sie allesamt ausfüllte und noch ausfüllt. Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Wolfgang Böhmer, überreichte Dr. Gerda Bräuer am Montag, den 16. August 2010 die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt.
Hugo Weinitschke, langjähriger Direktor des Instituts für Landschaftsforschung und Naturschutz Halle (ILN), verschied kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres in Halle (Saale). Mit Ihm verlieren wir einen Repräsentanten des Naturschutzes in der DDR, der sein gesamtes berufliches Leben der wissenschaftlichen und ehrenamtlichen Aufgabe des Schutzes von Natur und Landschaft gewidmet hat. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde sein Lebenswerk bereits im Jahr 2000 in dieser Zeitschriftenreihe (37. Jg. H.1, S.35) gewürdigt.
An den Ufern der Elbe bilden sich durch die Sedimentation gröberen Geschiebes Uferrehnen, d. h. Uferwälle, die das Einfließen von Wasser in die Flutrinnen und Senken bei bordvollem Abfluss des Flusses verhindern. Die Uferrehnen wirken sich negativ auf die Auendynamik aus, insbesondere an ausgebauten Flüssen, bei denen durch die Festlegung des Flusslaufes die ufernahe Sedimentation örtlich stetig erfolgt. Die Senkensysteme außerhalb des eigentlichen Fließgerinnes sind aber für das Einströmen des Hochwassers und dessen flächige Ausbreitung in der Aue bei Hochwassern von großer Bedeutung. Insgesamt verursachen diese Verwallungen an den Flussufern und in den Rinnen- und Senkensystemen eine deutliche Einschränkung des natürlichen Wirkens des Hochwassers. Der Pflege- und Entwicklungsplan (LPR 2005) sowie der Managementplan für das Naturschutzgroßprojekt Mittlere Elbe sehen deshalb die örtliche Absenkung von Uferrehnen im Anschluss an Flutrinnen und Senken sowie den Rückbau von Wegedämmen vor. Die praktische Umsetzung dieser Maßnahmen soll nachfolgend vorgestellt werden.
Nach Erscheinen von Band 2: Sachsen-Anhalt des „Lexikon der Naturschutzbeauftragten“ im Jahre 2006 legt Hermann Behrens mit dem Band 3 „Naturschutzgeschichte und Naturschutzbeauftragte in Berlin und Brandenburg“ ein in Konzeption, Inhalt und Umfang beeindruckendes Werk vor. Allein schon der Umfang von 933 Seiten lässt die Erwartungen nach inhaltlicher Tiefe und Breite aufkommen. Und der Leser wird nicht enttäuscht! Das Werk hat die Qualität, zu einem Standard der deutschen Naturschutzgeschichte zu werden.
Nunmehr im dritten Jahr in Folge legt Dr. Uwe Zuppke einen naturwissenschaftlich-heimatkundlichen Band über die Pflanzen- und Tierwelt seiner Heimatregion Lutherstadt Wittenberg vor. Nach einer Übersicht über die Lebensräume und Arten (2008) und die Vogelwelt (2009), stellt er zum Jahresende 2010 die Fischfauna und ihre Lebensräume einschließlich der Krebse, Muscheln und Hohltiere vor. Das Buch vermittelt Ergebnisse faunistischer Aufzeichnungen des Autors aus dem Gebiet für den zurückliegenden Zeitraum von 50 Jahren.
Im vorliegenden Heft 5 der Zeitschriftenreihe werden die Fachbeiträge der Mittelwaldtagung des Förder- und Landschaftspflegevereins Biosphärenreservat „Mittelelbe“ e. V. und der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, die am 29. September 2009 in Oranienbaum stattfand, publiziert. Die Tagung basiert auf einem Projekt des Fördervereins zur Wiedereinrichtung von Mittelwald. Beim Mittelwaldprojekt sollten ebenso kulturhistorische Aspekte berücksichtigt wie positive Wirkungen für den Naturschutz erzielt werden. Weiterhin galt es, das Wertholz- und Energieholzpotenzial des nachwachsenden Rohstoffes Holz optimal zu nutzen.
Bis 2003 konnte die Art der Zierlichen Moosjungfer Leucorrhinia caudalis (Charpentier, 1840) nicht nachgewiesen werden. Im Jahre 2008 gelang nunmehr auch für Sachsen-Anhalt in Sekundärbiotopen (Abgrabungsgewässern) erstmals der Nachweis der Zierlichen Moosjungfer. L. caudalis ist damit die 70. in Sachsen-Anhalt nachgewiesene Libellenart. Sie gilt in Deutschland als „vom Aussterben bedroht“ und ist nach Anhang IV der FFH-Richtlinie als Art von gemeinschaftlichem Interesse zu betrachten.
Dies ist ein Nachruf für Herr Dr. Gerhard Hecht, der am 2. Februar 2009 nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben ist. Herr Hecht war langjähriger Vorsitzender der Regionalgruppe des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AKHO) des Bezirkes Halle, dem Vorläufer des Arbeitskreises Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt e. V. (AHO). Ein bewegtes Leben voller Engagement ist damit viel zu früh zu Ende gegangen.
Mit der Zielstellung, die Entwicklung des UNESCO-Biosphärenreservates an der Mittleren Elbe zu unterstützen, wurde am 6. November 1992 der Förderverein Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ e. V. gegründet. Da sich das Aufgabenspektrum ab 1994 durch die Organisation und Durchführung landschaftspflegerischer Maßnahmen erweiterte, wurde eine Namensänderung in Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ e. V. vorgenommen. Der Erweiterung des Großschutzgebietes auf die gesamte Elbeauenlandschaft in Sachsen-Anhalt wurde mit der Umbenennung im Jahr 2008 in Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ e. V. (FÖLV) Rechnung getragen. Den Verein prägt ein breit gefächertes Tätigkeitsspektrum aus den Bereichen Natur- und Denkmalschutz, Landwirtschaft sowie der Kommunalentwicklung, die ein interdisziplinäres Wirken und effektives Handeln ermöglicht. Im vorliegenden Artikel beispielhaft aufgeführte Projekte und Maßnahmen sollen diesen themenübergreifenden Ansatz verdeutlichen.
Der Artenschutz gehört zu den ältesten Instrumenten des Naturschutzes. Wo jedoch der Schutz innerhalb der natürlichen Lebensräume allein das Überleben gefährdeter Arten nicht mehr garantieren kann, dort sind weiterreichende Maßnahmen in Botanischen Gärten oder „Schutzgärten“ erforderlich. Die in dem Übersichtsbeitrag vorgestellten Verfahren gehen insofern auch über die reine Erhaltung von Sippen in „Genbanken“ hinaus, als die Wiederansiedlung am natürlichen Standort angestrebt wird.
Inhalt des vorliegenden Werkes sind die Ergebnisse des mehrjährigen Hutewaldprojektes des Naturpark Solling-Vogler. In dieser Form ist es das erste Projekt für einen Wald in der Bundesrepublik Deutschland. Es hat das Ziel, ein auf andere Regionen übertragbares Pflegekonzept, kombiniert mit Fragen der Natur- und Umweltbildung, der naturverträglichen Erholungsnutzung und Aspekten der Regionalplanung modellhaft zu entwickeln. Ein Hutewald ist ein als Weide genutzter Wald und der Vorteil der Waldweide wird im Zusammenhang mit Fragen zur Waldbewirtschaftung, zur Landschaftspflege und zum Naturschutz kontrovers diskutiert, sodass vorliegendes Buch zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen könnte.
Im Zusammenhang mit der Hutelandschaftspflege im Naturpark Soling-Vogler stellt das vorliegende Werk die Inhalte populärwissenschaftlich dar, um auf diese Art und Weise eine möglichst breite Öffentlichkeit zu informieren und von dem Sinn der Bemühungen zu überzeugen. Entstanden ist ein sehr sehenswertes, mit bestechend schönen Naturaufnahmen gefülltes Werk, das dem Laien ebenso wie dem Fachmann einen guten Überblick über das gesamte Vorhaben ermöglicht und die Begeisterung der an dem Projekt aktiv Beteiligten widerspiegelt.
Bei der Goitzsche handelt es sich um einen ehemaligen Braunkohlentagebau im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, von dem große Bereiche als Naturschutzflächen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND e. V.) erworben wurden. Dort soll sich die Natur ungestört entwickeln können und so tragen die Flächen mittlerweile den Namen Goitzsche-Wildnis. Zum Gebiet gehören die ehemaligen sogenannten Tagesanlagen am südlichen Ufer des Großen Goitzsche-Sees südwestlich der Bärenhofinsel. Dort fanden am 12.6.2010 die GEO-Tage der Artenvielfalt statt. Im Rahmen einer Exkursion im Vorfeld am 5.6.2010 wurde auf der längs der Tagesanlagen verlaufenden Straße eine überfahrene Schlingnatter (Coronella austriaca) entdeckt.
Am 5. Oktober 2010 verlieh die Stiftung EURONATUR auf der Insel Mainau bei Radolfzell am Bodensee den EURONATUR-Preis an Ernst Paul Dörfler. EURONATUR ehrt damit Persönlichkeiten, die europaweit besondere Verdienste um den Schutz der Natur erworben haben. Ernst Paul Dörfler wurde 1950 in Kemberg nahe dem Fluss Elbe geboren, der zu dieser Zeit ein Teil der DDR und gleichzeitig Grenze zwischen Ost und West während der 40-jährigen Teilung des Landes war. Vieles, was in der DDR die Umwelt belastete, was Natur zerstörte und Menschen verunsicherte, forderte Ernst Paul Dörfler heraus und ließ ihn bis zur politischen Wende persönlich oder in der Gesellschaft für Natur und Umwelt aktiv sein. Die friedliche Revolution und die Zeit des politischen Umbruchs waren gefüllt mit Runden Tischen und politischer Arbeit. Endlich wurden seine Anliegen gehört. Umweltschutz wurde ein Thema.
Die Fachdaten für die nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt werden mit den Naturschutzbehörden jeweils zum Jahresende abgeglichen. Die nachfolgende Tabelle gibt eine statistische Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt mit Stand 31.12.2009.
Selten ist ein Biologe seiner Heimat Sachsen-Anhalt so treu geblieben wie Dietrich Heidecke. Am 4. Juni 1945 in Köthen (Anhalt) geboren, wurde bereits in seinem Elternhaus durch die Nutria- und Nerzzucht seines Vaters der Grundstein für die spätere Beschäftigung mit semiaquatischen Säugetieren gelegt. Von 1970 bis 1984 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Biologischen Station Steckby des Instituts für Landschaftsforschung und Naturschutz (ILN). Hier galt sein Interesse vor allem dem Schutz und der Erforschung vom Aussterben bedrohter Wirbeltierarten. Praktisch vor seiner Haustür wohnten die letzten Elbebiber, die ab sofort Gegenstand seiner wissenschaftlichen Arbeit wurden. Die Ergebnisse dieser Arbeit bildeten die Grundlage für seine Dissertation zum Thema „Untersuchungen zur Ökologie und Populationsentwicklung des Elbebibers, Castor fiber albicus, Matschie 1907“. Den (Elbe)Bibern ist Dietrich Heidecke bis heute treu geblieben. Dank seiner Initiative ist die Bestandsentwicklung des Elbebibers im heutigen Sachsen-Anhalt seit 1970 lückenlos dokumentiert. Der Biberschutz lebte und lebt ganz wesentlich von seinem Engagement. Nun wurde Dietrich Heidecke in den Ruhestand verabschiedet, der (wer ihn kennt, weiß es) zu einem Unruhestand werden kann. So hat er sich schon längere Zeit um die Organisation der Bearbeitung einer Säugetierfauna des Landes Sachsen-Anhalt verdient gemacht und möchte diese Arbeit jetzt fortsetzen. Die große Anerkennung seiner Arbeit beschreibt wohl am besten die Meinung seiner Studenten: „Herr Heidecke ist toll“. Dem können sich die vielen ehrenamtlichen Naturschützer, die er im Laufe der Jahre begeisterte, nur anschließen. Alles Gute, Herr Dr. Heidecke!
Seit einigen Jahren wird für Teilpopulationen der Wildkatze (Felis s. silvestris) in Deutschland ein positiver Ausbreitungstrend beobachtet. Auch an der Peripherie ihres nördlichen Verbreitungsgebietes, dem Harz, wird die Art wieder häufiger nachgewiesen. Dennoch beschränkt sich die Verbreitung der Wildkatze heute lediglich auf einen Bruchteil ihres ursprünglichen Areals, so dass die Art weiterhin als gefährdet gilt und eines hohen internationalen wie nationalen Schutzes bedarf. Neben der Gefahr einer zunehmenden Hybridisierung mit Hauskatzen (Felis catus), ist heute der Straßenverkehr die häufigste anthropogen bedingte Gefährdungsursache für die Wildkatze. Wie stark der Einfluss der Straßenverkehrsmortalität auf die Entwicklung einer Population ist, wurde bisher nicht untersucht. Die genaue Erfassung von Verkehrsopfern ermöglicht, Gefahrenschwerpunkte zu benennen, um effektive Artenschutzmaßnahmen herzuleiten. Diese Studie, die im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung Karstlandschaft Südharz erstellt wurde, fokussiert auf die Ermittlung von Verkehrsstrecken mit erhöhter Mortalität und Unfallschwerpunkten. Im Folgenden werden Methoden und Ergebnisse vorgestellt sowie Handlungsempfehlungen für den Wildkatzenschutz formuliert.
Sagan – so hieß der Ort, in dem Reinhard Keller am 29.12.1929 das Licht dieser Welt erblickte. Dieser Ort lag in Schlesien und so musste auch die Familie Keller im Jahr 1945 ihren Heimatort verlassen und es verschlug sie in das Zerbster Land. Viele Entbehrungen waren hinzunehmen und Reinhard Keller musste, wie viele andere Kinder auch, mithelfen, die Familie mit dem Nötigsten zu versorgen. Durch die Arbeit des Vaters in der Landwirtschaft, bei der Reinhard Keller ihm half, bekam er Einblick in die Zusammenhänge der Natur und sein Interesse für die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten in ihren Lebensräumen wuchs. Nach dem Abschluss seines Studiums auf dem Gebiet der Landwirtschaft, arbeitete er als Berufsschullehrer für Landwirtschaft in der Kreislandwirtschaftsschule in Zerbst. In den Jahren von 1954 bis 1965 richtete er in seiner Tätigkeit als Agronom auch Augenmerk darauf, wertvolle Landschaftsräume in den Gemarkungen Lübs und Flötz zu erhalten und zu schützen. Hieran schlossen sich viele Jahre als Biologielehrer in Güterglück und Dobritz. Bis zum Jahr 1990 prägte er viele Schülergenerationen und konnte so bei diesem und jenem das Interesse für den Naturschutz erwecken.
Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) war in Sachsen-Anhalt nicht immer ein regelmäßiger Brutvogel. So gab es von 1900 bis 1986 nur sporadische Ansiedlungen im Lande. Im Jahre 1987 entstand an der Saalemündung im Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst eine beständige Kolonie mit neun Brutpaaren (Dornbusch 2002). Erst fünf Jahre später, im Jahre 1992, wurde eine weitere Kolonie gegründet. Ein stärkerer Bestandszuwachs, verbunden mit weiteren Koloniegründungen, begann dann im Jahre 1994 und erreichte mit 1.096 Brutpaaren im Jahre 2009 seinen bisherigen Höhepunkt in Sachsen-Anhalt. Ein Jahr zuvor erlangte der Brutbestand mit 810 Brutpaaren einen ähnlichen Wert wie im Jahr 2006 (Dornbusch 2002, Fischer & Dornbusch 2009). Verschiedene Koloniestandorte sind inzwischen wieder aufgegeben worden. Offenbar tolerieren die Vögel Störungen in den Kolonien sowie die Prädation insbesondere durch Mink (Mustela vison), Waschbär (Procyon lotor) und Seeadler (Haliaeetus albicilla) nicht. Mit der deutschland- und europaweiten Zunahme des Brutbestandes (Keller et al. 2003) nahm auch der Durchzugs- und Überwinterungsbestand in Sachsen-Anhalt zu. Dieser wurde jedoch nicht regelmäßig erfasst. Eine Mittwinter-Synchronzählung an Schlafplätzen im Januar 2003 ergab einen Winterbestand von 1.570 Kormoranen. Die Zählung erfolgte jedoch während einer extremen Kälteperiode und spiegelt aufgrund der vorher einsetzenden Winterflucht vermutlich nicht den realen Winterbestand der Art wider (Dornbusch & Fischer 2004). Datenerhebungen im Rahmen der internationalen Wasservogelzählung (z. B. Schulze 2008) lassen für die Jahre 2003 bis 2008 auf einen Winterbestand von ca. 3.000 Kormoranen schließen. In den Zugzeiten von Oktober bis November können kurzzeitig auch bis zu 5.000 Kormorane auftreten.
Am 28.11.2010 verstarb Wilhelm Kühle plötzlich und unerwartet im Alter von nur 58 Jahren. Mit ihm verlieren wir einen tatkräftigen und engagierten Mitarbeiter und Kollegen in der Naturschutzverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt. Wilhelm Kühle trat am 16.9.1991 in den Dienst des Landes Sachsen-Anhalt und übernahm an der damaligen Bezirksregierung Magdeburg in der oberen Naturschutzbehörde die Aufgaben eines Fachdezernenten für Naturschutz. Zum 27.3.1992 wurde Wilhelm Kühle zum Regierungsrat berufen und am 5.6.2001 rückwirkend zum Biologierat ernannt.
In den Jahren 2009 und 2010 wurde das Büro Öko & Plan – Landschaftsplanung Dr. Simon durch das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU), Fachbereich Naturschutz, beauftragt, Untersuchungen zur Erfassung von Amphibien- und Reptilien-Arten der Anhänge II und IV der FFH Richtlinie sowohl in FFH-Gebieten als auch auf weiteren Flächen mit hohem Naturschutzwert im Nordosten Sachsen-Anhalts (rechtselbischer Teil) durchzuführen. Im Rahmen dieser Tätigkeit gelang Ralf Hennig am 02.07.2009 der Erstnachweis von Bergmolchen in einer Fahrspur nördlich Göritz inmitten eines Kiefernforstes im Hochfläming in Sachsen-Anhalt.