Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 44 (2007), Sonderheft
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Nach anfänglichen Vogelschutzmaßnahmen mit den von Max Behr entwickelten Nistkästen in Gärten, Spargelanlagen, Obstbaumpflanzungen und Eichenbestockungen zur Einschränkung des Spargelkäfers (Crioceris asparagi), des Frostspanners (Operophthera brumata) und des Eichenwicklers (Tortrix viridana) wurden im Jahre 1925 in den Kiefernwäldern der Steckbyer Heide Versuchsflächen mit Nistkästen eingerichtet. Es galt, die Ansiedlung von in Höhlen brütenden Kleinvögeln zu fördern und somit die Population des Kiefernspanners (Bupalus piniarius) auf einem niedrigen Niveau zu halten. Zur Kontrolle des Massenwechsels auch von weiteren Kieferninsekten unter forstlichen Gesichtspunkten erfolgten gleichzeitig sog. Probesuchen (s. Schwerdtfeger 1941). Damit war der Grundstein für den mehr als 80 Jahre laufenden Langzeit-Vogelschutzversuch Steckby gelegt.
Grußwort des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) : Vorstandsmitglied Dr. Christoph Sudfeldt
(2007)
Die Artenvielfalt der Erde wird in zunehmendem Maße durch menschliches Wirken bedroht. Insbesondere sind davon Vögel durch die Zerstörung von Brut-, Zug- und Überwinterungsgebieten sowie die direkte Verfolgung durch Jagd und Handel betroffen. Zum Schutz der in Europa vorkommenden Vogelarten trat 1979 die Richtlinie 79/409/EWG über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten, die so genannte EU-Vogelschutzrichtlinie in Kraft. Nach dieser Richtlinie sind alle Vogelarten zu schützen und für die in ihrem Anhang I aufgeführten Arten nach Artikel 4 besondere Schutzgebiete auszuweisen.
Das Thema, das die Organisatoren dieser Tagung bei mir „bestellt“ haben, ist so umfangreich, dass ich gezwungen bin, es auf nur wenige „Skizzen“ oder „Episoden“ einzuschränken. Der deutsche Nachkriegsosten spiegelt sich in der Wahrnehmung der vielen westlichen Vogelschützer so unterschiedlich wider, dass auch nicht zu erwarten ist, dass ein jeder meine Meinung teilen muss, zumal ich persönlich auch kein ganz typisches Beispiel bin. Ich will mich jedoch bemühen, Kritisches und Lobendes gerecht aufzuzeichnen. Im Folgenden werden zehn „Episoden“ dargestellt, die als Fallbeispiele skizziert werden.
Die wissenschaftliche Vogelberingung ist seit über 100 Jahren eine der wichtigsten Methoden der Ornithologie (Bairlein 1994, 1999). Nur sie ermöglicht die individuelle Markierung einer großen Anzahl von Vögeln und damit Aussagen zum Zugverhalten, zur Lebenserwartung, zur Orts- und Partnertreue und zu vielen anderen populationsökologischen Fragestellungen. Vögel sind nicht zuletzt aufgrund der relativ guten Beobachtbarkeit, Markierbarkeit und des allgemeinen Interesses an der Vogelkunde zu Modellorganismen der ökologischen Forschung geworden. Es sei daher an dieser Stelle über die Entwicklung der wissenschaftlichen Vogelberingung, über deren sich ändernde Zielsetzungen und Verantwortlichkeiten sowie über die Vogelberingung als staatliche Aufgabe in Sachsen-Anhalt berichtet.
Das Beobachten und Zählen von Vögeln hat in Sachsen-Anhalt, insbesondere in Anhalt, eine lange Tradition. Bis zur Zusammenstellung einer regionalen Avifauna auf der Grundlage gesammelter Daten für ein bestimmtes Gebiet verging dann aber noch eine geraume Zeit (Borchert 1927). Jedoch ist bereits seit 1925 in den Steckbyer Forsten auf größeren mit Nistkästen ausgestatteten Flächen jährlich die Vogelbesiedlung von Höhlenbrütern bei gleichzeitiger Kontrolle des Bestandes forstschädigender Insekten ermittelt worden (Hähnle 1933, 1936). Dieser Langzeit-Vogelschutzversuch Steckby, der durch aus Monitoringcharakter aufweist, wird bis in die Gegenwart fortgeführt.
CITES ist die englische Bezeichnung für das Washingtoner Artenschutzübereinkommen: Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora. Das CITES-Büro des Landes Sachsen-Anhalt an der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby begann seine Tätigkeit mit der Veröffentlichung des Gemeinsamen Runderlasses des Ministeriums des Innern und des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz Sachsen- Anhalt über die Meldepflicht für besonders geschützte Tiere am 11.06.1991. Damit wurde die landesweite Zuständigkeit für die nationalen und internationalen Kontrollaufgaben des Artenschutzes, insbesondere zur Umsetzung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA), in Sachsen-Anhalt an die damals als Fachbehörde dem Umweltministerium zugeordnete Staatliche Vogelschutzwarte Steckby übertragen und von einer Fachkraft wahrgenommen.
Vor 150 Jahren, am 11. Januar 1857, wurde Maximilian Albert Behr, genannt Max Behr, in Köthen in Anhalt geboren. Dort erlebte er eine für damalige Verhältnisse sorglose Kindheit. Sein Vater, der sich neben seinem juristischen Beruf auch mit der Jagd und der Vogelkunde beschäftigte, aber auch seine Mutter, die einer alten Försterfamilie entstammte, weckten in ihm schon frühzeitig die Verbundenheit zur Natur und die Gabe, sie zu beobachten.