Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 43 (2006), Heft 1
Refine
Year of publication
- 2006 (23)
Language
- German (23)
Has Fulltext
- yes (23)
Is part of the Bibliography
- no (23)
Keywords
- Unio crassus (2)
- Felis silvestris silvestris (1)
- Gipsfettkraut (1)
- Lysichiton americanus (1)
- Merops apiaster (1)
- Pinguicula vulgaris (1)
- Rana kl. esculenta (1)
- Rana lessonae (1)
- Rana ridibunda (1)
- Scheinkalla (1)
Bei einer Fischarten-Erfassung in der Elbe zwischen Arneburg und Sandau (Landkreis Stendal) am 06.07.2005 fingen J. Huth, M. Reuter und der Verfasser am linken Ufer bei Strom-km 410 auf einer flach überströmten Kiesbank im Buhnenfeld drei Nasen (Chondrostoma nasus) von je etwa 15 cm Länge. Die Fischart Nase wird in der Roten Liste Sachsen-Anhalts (Kammerad et al. 2004) in der Gefährdungskategorie 1 geführt. Damit gilt sie hier als vom Aussterben bedroht.
Am 28.10.2005 feierte Udo Wolff im Kreise seiner Familie, der Kollegen der ehemaligen Naturschutzstation Nordharz und zahlreicher Naturschutzhelfer aus den Kreisen Quedlinburg und Halberstadt seinen siebzigsten Geburtstag. Nach wie vor ist er, „das Urgestein des Naturschutzes“ im Nordharzgebiet, bei guter Gesundheit im Naturschutz tätig.
Die Lebensweise von Stadtkindern lässt in der Regel immer weniger Bezug zur Natur zu. Natur wird vielfach nur noch als „Secondhand-Wirklichkeit“ in den Medien erlebt. Das führt in der späteren Praxis des Naturerlebens dazu, dass sich Jugendliche und Erwachsene selbst von der Natur isolieren, Wälder und Wiesen nicht mehr betreten oder meinen, die „Natur“ wäre ein so zerbrechliches, schützenswertes Gut, da könnte man nicht einfach quer Feld gehen. Die Verfasser wollen diesen verhängnisvollen Kreislauf durch die Schaffung von Naturerfahrungsräumen im stadtnahen Bereich unterbrechen.
Unio crassus -die Bachmuschel- gehört mit der Malermuschel und der Dicken Bachmuschel, zur holarktisch verbreiteten Familie der Unionidae und wird unter Einschluss der Flussperlmuscheln zu den Großmuschelarten europäischer Binnengewässer gestellt.
Das Gipsfettkraut, eine nahe Verwandte des Echten Fettkrautes, gehört einer 48 Arten umfassenden Gattung an, deren Verbreitung von den Tropen bis in die Arktis reicht. Während das Echte Fettkraut in seinem mitteleuropäischen Teilareal Quell- und Flachmoore sowie Sickerrasen und Rieselfluren besiedelt, kommt das Gipsfettkraut an nordexponierten, feuchten Gipsfelsen vor.
Der NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. führt in den Jahren 2006 und 2007 das von der Europäischen Union, dem Bund und dem Land Sachsen-Anhalt geförderte Vorhaben „Bestandsmonitoring, Gefährdungsanalyse, Erstellung eines Maßnahmekataloges sowie modellhafte Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen für den Bienenfresser (Merops apiaster Linnaeus, 1758) in Sachsen-Anhalt“ durch.
Der in Sumpfgebieten Nordamerikas beheimatete Riesenaronstab (Lysichiton americanus) ist eine attraktive Staude mit bis zu 1,5 m langen Blättern aus der Familie der Aronstabgewächse. In Deutschland wird das auch unter dem Namen Scheinkalla bekannte Gewächs als Zierpflanze in Garten- und Parkanlagen verwendet. Seit ca. 1980 sind im Taunus in Hessen sowie im Ruhrgebiet auch Freilandpopulationen bekannt, von denen zumindest das hessische Vorkommen auf gezielte Ansiedlung zurückgeführt wird.
Im Juni dieses Jahres wurden vom Landesamt für Umweltschutz des Landes Sachsen-Anhalt als Fachbehörde für Naturschutz „neue“ Naturschutzbeauftragte mit besonderen Aufgaben (NbBA) des Landes Sachsen-Anhalt berufen. Dies machte sich erforderlich, da die bisherige Verordnung (GVBl.LSA Nr. 4/1994 v. 21.01.1994) mit dem überarbeiteten Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (GVBl. LSA Nr. 41/2004 v. 29.07.2004) außer Kraft gesetzt wurde.
Anlässlich des 70. Geburtstages von Herrn Dr. Siegfried Schlosser veranstaltete das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt am 26.03.2006 ein Fachkolloquium zur Thematik „Naturschutz und Erhaltung von Genressourcen“. Dieses Thema mit einer hohen naturschutzstrategischen Bedeutung steht in engem Zusammenhang mit wissenschaftlichen Leistungen von Herrn Dr. Schlosser zu pflanzengenetischen Ressourcen und Naturschutz.
Die Anzahl pferdehaltender Freizeitreiter und Reiterhöfe hat sich in der vergangenen Zeit deutlich erhöht. Die Anforderungen der Reiter an die Flächennutzung werden intensiver und großflächiger. Reitwege müssen bereitgestellt und Reitplätze errichtet werden, aber vor allem Grünland wird für die Pferdehaltung benötigt. Zunehmend treten Pferde an die Stelle von Rindern auf den für diese angepassten Grünlandflächen. Mit diesen Tatsachen verbunden ist eine Vielzahl von Fragestellungen, die die Verfasserin veranlassten, ein Buch über kulturgeschichtliche, ökologische und tiermedizinische Zusammenhänge der Pferdeweide zu schreiben. Das Buch soll nicht nur als Leitfaden dienen, sondern auch ein Handbuch für die Praxis sein.
Mit der vorliegenden Landesfauna der Libellen Sachsens, dem 2. Band in der Reihe zur Insektenfauna Sachsens, wird von 24 Autoren ein bemerkenswertes Ergebnis langjähriger ehrenamtlicher Forschung in ansprechender Buchform vorgelegt, das als äußerst wertvolle Grundlage für die zukünftige gezielte Naturschutzarbeit dienen wird.
Am 7. August 2005 beging Alois Hunstock in Quedlinburg seinen 70. Geburtstag. 1935 in Heyerode bei Mühlhausen geboren, kam er 1959 als junger Lehrer nach Ströbeck bei Halberstadt. Es ist das Verdienst von Alois Hunstock, die „Fachgruppe für Ornithologie und Naturschutz“ nun schon mehr als 25 Jahre zu leiten und damit den Zusammenhalt der ehrenamtlichen Naturschützer in Quedlinburg aufrechterhalten zu haben.
Reelle Bestandsgrößen und Verteilung gebäudebrütender Vogelarten sind vielfach nicht bekannt. Dauerhaft genutzte Lebensstätten dieser Arten sind jedoch nach dem Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig geschützt. Um Anträge auf Befreiung vom Zerstörungsverbot von Niststätten für geplante Abriss- und Sanierungsarbeiten von Gebäuden zügig bearbeiten zu können, wird der Gebäudebrüterbestand in der Stadt Dessau im Auftrag der Stadt seit 2002 erfasst. Die Bearbeitung wurde zunächst innerhalb des unmittelbaren Stadtgebietes begonnen und seither im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten auch auf die äußeren Stadtteile ausgedehnt. Als Ergebnis liegen der Stadt gebäudespezifische Angaben über Brutvögel vor.
Das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt führt als Fachbehörde für Naturschutz ein zentrales Naturschutzregister für das Land. Jeweils zum Jahresende werden die Fachdaten für die nach Naturschutzrecht geschützten und geplanten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt mit den Naturschutzbehörden abgeglichen. Die nachfolgende Tabelle gibt eine statistische Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt mit Stand 31.12.2005.
Im Jahr 2005 wurde die Bachmuschel (Unio crassus) erstmals für den Nordteil des Landes Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Im Rahmen einer faunistischen Sonderuntersuchung konnte in einem Abschnitt der Beeke bei Wallstawe (Altmarkkreis Salzwedel) ein Teil der Population untersucht werden. Die Schätzung der Populationsgröße ergab einen Bestand von weit über 1000 lebenden Tieren, so dass es sich hier um den aktuell größten bekannten Bachmuschelbestand Sachsen-Anhalts handelt. Mit einem Anteil Jungmuscheln (≤ 5 Jahre) von über 20% kann die Population als vital angesehen werden.
Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) gehört in Deutschland zu den stark gefährdeten Tierarten, in Sachsen Anhalt gilt sie als vom Aussterben bedroht. Grundlage für einen effektiven Wildkatzenschutz sind detaillierte Kenntnisse über die ökologischen Ansprüche der Art. Hierbei sind Informationen über die Lebensraumbedingungen, die den Erfolg der Reproduktion einschließlich der Entwicklung der Jungtiere sicherstellen, von essentieller Bedeutung. Eine Telemetriestudie im geplanten Biosphärenreservat „Karstlandschaft Südharz“ soll dazu beitragen, den Themenkomplex „Reproduktion – Entwicklung – Dismigration“ zu erforschen. Die erfolgreiche Besenderung von jungen Wildkatzen hat erstmals Einblicke in die Jungendentwicklung von Felis sylvestris im Freiland ermöglicht. Dem Totholz im reich strukturierten Laubwald kommt bei der Aufzucht der Jungtiere offenbar eine essentielle Bedeutung zu. Über diese Erkenntnis hinaus gelang es, die Lebensabschnitte, in denen die Jungtiere einem erhöhten Mortalitätsrisiko ausgesetzt sind zu bestimmen und teilweise die Ursachen für die Verluste von Jungtieren zu ermitteln.
Vor dem Aussterben gerettet : Gips-Fettkraut (gipsbewohnende Sippe von Pinguicula vulgaris L.)
(2006)
1979 wurden sieben Individuen des Gips-Fettkrautes im Winterknospenstadium vom Standort „Alter Stolberg“ bei Stempeda an den „Igelsumpf“ bei Ellrich umgesiedelt. Inzwischen ist diese aus nur wenigen Pflanzen hervorgegangene Population auf 3000 – 4000 Individuen angewachsen, was auch deshalb sehr erfreulich ist, da die Population des Gips-Fettkrautes im Naturschutzgebiet „Alter Stolberg“ seit Ende der 1980er Jahre als erloschen gilt.
Im vorliegenden Werk wird ein eindrucksvoller Überblick über die 27 Europäischen Vogelschutzgebiete (EU SPA) des Landes Brandenburg gegeben. Einleitend wird das Ausweisungsverfahren in Brandenburg kurz vorgestellt. Eine Übersichtskarte zur Lage der Gebiete im Land erleichtert die Orientierung. Anschließend erfolgt die Beschreibung des entsprechenden brandenburgischen Fachkonzeptes für die Auswahl der EU SPA sowie eine ausführliche Darstellung der einzelnen Gebiete.
Am 20. Juni 2006 jährt sich der Tag des Inkrafttretens des „Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen“ in der Bundesrepublik Deutschland zum 30. Mal. Während der Hälfte seiner Geltungsdauer, d.h. seit 15 Jahren, wird diese Konvention auch in Sachsen-Anhalt umgesetzt.
Dem Kreisnaturschutzbeauftragten des Altmarkkreises Salzwedel, Herrn Günter Stachowiak aus Dolchau, wurde am 07. Oktober 2005 für seine besonderen Verdienste als ehrenamtlicher Naturschutzmitarbeiter vom Bundespräsidenten Horst Köhler das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen.