Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 35 (1998), Sonderheft
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Der am Südrande des Harzes existierende etwa 100 km lange Ausstrich von Zechsteinschichten bietet mit seinen Gipsen, Anhydriten und Dolomiten gute Voraussetzungen zur Entstehung einer Karstlandschaft. Er erstreckt sich von Badenhausen im Landkreis Osterode über den Landkreis Nordhausen bis hin nach Pölsfeld im Landkreis Sangerhausen.
Die vielgestaltigen Habitate der Südharzer Karstlandschaft bieten einer artenreichen Tierwelt Lebensraum. Zwar sind aus dem Südharz eine Vielzahl von Angaben zu den verschiedensten Tierarten bekannt, systematische Untersuchungen begannen aber erst in der jüngsten Zeit. Fast alle Daten wurden von Einzelpersonen zusammengetragen. Eine Zusammenstellung für den gesamten Harz, der auch alle verfügbaren Meldungen zum Südharz enthält, wurde 1997 mit dem Arten- und Biotopschutzprogramm "Landschaftsraum Harz" vom Landesamt für Umweltschutz veröffentlicht.
Ein großer Teil der Karstlandschaft des Südharzes grenzt an den Nordrand des fruchtbaren Tales der Goldenen Aue. Diese schmale Niederung, von der Helme durchflossen, ist der Ausgangspunkt der menschlichen Nutzung des Südharzrandes. Bereits vor rund 7000 Jahren, in der Jungsteinzeit, begann hier die Siedlungsgeschichte. Bei den ersten Siedlern handelte es sich um Menschen, die sich durch den Anbau von Kulturpflanzen, wie z.B. Getreide, und das Halten von Haustieren ihre Nahrungsgrundlage erarbeiteten. Die Archäologie bezeichnet diese Kulturstufe als Bandkeramik.
Über die Pilzvorkommen des Südharzes sind Aufzeichnungen von Dörfelt (33) und von den in den Jahren 1994 bis 1997 erfolgten intensiven mykologischen Untersuchungen durch Peitzsch (140) bekannt, die einen vielfältigen Artenreichtum an Großpilzen belegen. Hierbei fallen ökologisch bedingt kalk- und wärmeliebende Arten besonders auf. Auf einige interessante Vorkommen soll hingewiesen werden.
Das Landesplanungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (LPIG) vom 28.04.1998 (95) ordnet das Land Sachsen-Anhalt neu in fünf Planungsregionen, für die durch die jeweiligen Regionalen Planungsgemeinschaften die Aufstellung von Regionalen Entwicklungsplänen einzuleiten sind, die unter der Mitwirkung der Landkreise und Gemeinden erarbeitet werden sollen. Die Südharzregion gehört nach dieser Festlegung jetzt der Planungsregion Harz mit den Landkreisen Aschersleben-Staßfurt, Halberstadt, Quedlinburg, Sangerhausen und Wernigerode an.
Die Karstlandschaft zeichnet sich durch einen Reichtum an Pflanzenarten und -gesellschaften aus, der aus der Vielfalt der Lebensbedingungen resultiert, die durch den geologischen Untergrund, die Bodenarten, die Exposition, die hydrologischen Verhältnisse sowie die Auswirkungen menschlicher Tätigkeit gegeben sind. Dadurch hebt sich diese Landschaft sowohl von der nördlich angrenzenden Harzscholle als auch vom südlich vorgelagerten Buntsandsteingebiet deutlich ab. Schon früh hat die vegetationskundliche Eigenart dieser Landschaft das Interesse der Botaniker geweckt.
Das Karstgebiet im Süd harz stellt mit all seinen geologischen, floristischen und faunistischen Besonderheiten eine für Mitteleuropa einzigartige Landschaft dar, deren langfristige Erhaltung durch die Unterschutzsteilung mit einer international anerkannten Schutzkategorie erreicht werden soll. Die besondere Naturausstattung gilt es ebenso zu bewahren wie diejenigen Nutzungsformen, die über Jahrhunderte dieser Landschaft ihr jetziges, erhaltenswertes Gesicht gaben.
Am Südrand des Harzes, des nördlichsten deutschen Mittelgebirges, erstreckt sich die mehr als 100 km lange Sulfatkarstlandschaft Südharz. Es ist sicher kein Zufall, dass Johannes Thal im Jahr 1588 in der "Sylva Hercynia" (220), der ersten publizierten Flora Deutschlands, ein Gebiet des Südharzes beschreibt, das bezüglich der Artenvielfalt seinesgleichen sucht. Diese Artenmannigfaltigkeit sowohl der Pflanzen- als auch der Tierwelt wird vor allem durch die hier zutage tretenden Zechsteinablagerungen mit gut wasserlöslichen Gipsen, Anhydriten und Salzen bedingt.
Am 1. September 1991 wurde die Naturschutzstation Südharz als nachgeordnete Einrichtung der Oberen Naturschutzbehörde der Bezirksregierung Halle gegründet. Ihren Sitz hat sie im Landkreis Mansfelder Land in Wippra. Momentan sind in der Naturschutzstation ein Leiter, vier von den Forstämtern Pölsfeld, Roßla und Wippra delegierte Waldarbeiter, zwei Zivildienstleistende und ein Mitarbeiter im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme tätig. Vier Studenten absolvierten bisher Praktika.