Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 34 (1997), Heft 1
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Dem Weißstorch, als einem Symboltier des Naturschutzes, wurde schon seit jeher große Aufmerksamkeit und Beliebtheit zuteil. Dennoch schützte ihn diese nicht vor Beeinflussungen, die zu negativen Bestandsentwicklungen führten. Die Bemühungen, diese Entwicklung aufzuhalten und umzukehren, gipfelten 1979 in der DDR durch die nicht hoch genug einzuschätzende Tätigkeit von Kurt Kretschmann und seiner Frau (Bad Freienwalde) in der Gründung des "Arbeitskreises Weißstorch". Sie fanden ihre Fortsetzung in der BAG Weißstorchschutz des Naturschutzbundes Deutschland. Ein förderndes Instrument des Weißstorchschutzes, nicht nur für Sachsen-Anhalt, ist die Durchführung des "Storchentages" in Loburg.
Dr. Wolfram Jakobs gestorben
(1997)
Nach langer schwerer Krankheit starb am 8. August 1996 im Alter von 60 Jahren der im Naturschutz des Kreises Wittenberg aktive und besonders bei den Herpetologen und Libellenfreunden wohlbekannte Dr. Wolfram Jakobs. Trotz des Wissens um die unheilbare Krankheit kam sein Tod für viele seiner Freunde und Mitstreiter unverhofft, hatte er doch bis zum Ende seinen Lebensmut behalten. Noch zwei Wochen vor seinem Tod bestimmte er, obwohl bettlägerig, die ihm vorgelegten Libellen.
Nach einer den Einstieg in das Thema vermittelnden Vorbemerkung sowie einer Einleitung, die sich den krisenhaften Befunden in der Umwelt widmet, handelt der Verfasser in acht stark gegliederten Abschnitten Themen, wie Mensch und Umwelt, Entstehung, Bedeutung und Reichweite des Umweltbegriffs, Ursprung und Entwicklung des Kosmos und des Lebens auf der Erde, Fortschritts- und Technikdenken, das Bewusstwerden des Lebens in einer Wendezeit (oder besser: Zeitwende?), verbunden mit dem Bewusstsein einer krisenhaften Entwicklung in Gesellschaft und Lebensraum sowie daraus erwachsenden Zukunftsängsten, ab. Dabei werden auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen aller angesprochenen Themen dargestellt, wobei der Autor vielfach Graphiken und Formeln zur Verdeutlichung seiner Aussagen verwendet. Diese setzen allerdings zum Teil erhebliche naturwissenschaftliche Kenntnisse und die Fähigkeit zum Abstrahieren voraus, wodurch das Werk möglicherweise einen Teil seiner Wirkung verfehlt.
Am 1. Mai 1997 vollendete der weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts bekannte Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby, Herr Dr. Max Dornbusch, sein 65. Lebensjahr. Als glückliche Fügung des Lebens konnte nahezu Taggenau auch auf die 65jährige Geschichte der traditionsreichen Steckbyer Vogelschutzeinrichtung zurückgeblickt werden. Ein solcher Rückblick war und ist angebracht, da die letzten 35 Lebens-/ Arbeitsjahre des Jubilars ganz der Entwicklung, der Ausstrahlung und dem Fortbestand der Steckbyer Naturschutzeinrichtung gewidmet waren.
Bereits in dem Vorläufer dieses Buches, dem "Handbuch für Planung, Gestaltung und Schutz der Umwelt" (Buchwald; Engelhardt 1978 - 1980) wurde den Methoden und Instrumenten der Landschaftsbewertung und -planung ein breiter Raum gewidmet. In der Zwischenzeit ist dieses Instrumentarium wesentlich angewachsen, so dass eine Aktualisierung notwendig wurde.
Vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen im NSG "Untere Schwarze Elster" : 1. Vegetation
(1997)
Das Naturschutzgebiet (NSG) "Untere Schwarze Elster" befindet sich im ehemaligen Landkreis Jessen, der heute zum Landkreis Wittenberg gehört (vgl. Abb. 1). Mit 442 ha umfasst das NSG ein Überflutungsgebiet am Unterlauf der Schwarzen Elster nahe der Mündung in die Eibe. In das ebene Gelände aus holozänem Auenlehm sind die stark begradigte Schwarze Elster und zahlreiche, größtenteils vom Strom abgeschnittene Altwässer eingesenkt.
Der "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" wurde am 26.06.1913 in München auf Initiative des Regierungsrates Reubold als "Bund Naturschutz" (BN) gegründet. 1973 folgte in Baden-Württemberg die Gründung eines "Bundes Natur und Umweltschutz" (BNU), der im Jahre 1977 in "BUND" umbenannt wurde, und 1975 die Gründung des bundesweit agierenden "BUND e.V.".
Wie die Erfahrung lehrt, ist Vereinigung im Allgemeinen nicht so schnell realisierbar; die deutsche im Besonderen erweist sich als recht schleppend. Da machen auch die Herpetologen keine Ausnahme; erst nach längerer Verzögerung liegt nun mit dem ersten Band der "Zeitschrift für Feldherpetologie" das schriftliche Ergebnis ihrer Vereinigung vor. Aus dem "Jahrbuch für Feldherpetologie" (West) und dem Kulturbundheft "Feldherpetologie" (Ost) hervorgegangen, muss sich der "Bastard" nun den rauhen Umweltbedingungen, also der Marktwirtschaft, stellen.
Im Rahmen von Studentenpraktika konnten im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Luftbilder der Jahre 1953 und 1993 ausgewertet werden. Wichtige Strukturelemente der Landschaft wurden in Anlehnung an den Katalog der Biotop- und Nutzungstypen des Landes Sachsen-Anhalt (Peterson; Langner 1992) interpretiert und quantifiziert. Die Dokumentation der Ergebnisse soll die landschaftlichen Veränderungen in den zurückliegenden 40 Jahren aufzeigen und auf aktuelle Tendenzen der Landschaftsentwicklung hinweisen. Die Praktikumsberichte, Detailanalysen und Karten liegen im Landesamt vor und können dort eingesehen werden. Im vorliegenden Beitrag werden das Untersuchungsgebiet, die Arbeitsmethode und die Ergebnisse der Untersuchung kurz vorgestellt.
Vier Jahre nach Erscheinen des Buches über die Modellstudie zum Streuobstanbau in Bad Boll, das einen Standard zur Thematik darstellt, legen Herausgeber und Autor nunmehr die erweiterte 2. Auflage vor. Da die 1. Auflage in dieser Zeitschrift (31 (1994)1, S. 59-60) besprochen wurde, sei nachfolgend nur auf die Erweiterungsteile der 2. Auflage eingegangen.
Bei der Bewertung der Naturnähe und der Biotopeignung der heute mehr oder weniger stark anthropogen beeinflussten Fließgewässer spielt neben der Wasserqualität die Gewässerstruktur des Potamals eine besondere Rolle. Dies ist durch das Vorkommen (bzw. Fehlen) von einigen Indikatororganismen zu bewerten. Dazu gehören zweifellos einige stenöke libellenarten, die mit ihren an spezielle Strukturen gebundenen, mehrjährigen Larvenstadien zur Indikation der Fließgewässer bestens geeignet sind. Durch die bisher allgemein gebräuchliche intensive Landnutzung sind solche Fließgewässerindikatoren jedoch entweder bereits ausgestorben (Rote-liste-Kategorie 0), oder sie gehören zu den vom Aussterben bedrohten Rote-liste-Arten (Kategorie 1) bzw. zu den stark gefährdeten Rote-Liste-Arten (Kategorie 2).
Die monographische Darstellung der Flussjungfern (als 2. Band in der von Andreas Martens, Braunschweig und Hansruedi Wildermuth, Rüti betreuten und geplanten Reihe "Die Libellen Europas") befasst sich schwerpunktmäßig mit der Verhaltensökologie der Larven und den Lebenszyklen einiger Arten, womit die beiden Autoren eigene Forschungsergebnisse aus Untersuchungen in Deutschland (an der Oder von Müller, Frankfurt/Oder) und Südfrankreich (Suhling, Braunschweig) darstellen.
Nachruf für Günther Köhler
(1997)
Günther Köhler ist tot. Der 67iährige erlag einer schweren Krankheit. Den Mitgliedern des Vorstandes des Vereins "Dübener Heide" ist es ein Bedürfnis, die Verdienste des Bergwitzers, der der Initiator zur Gründung der Interessengemeinschaft (IG) Natur und Umwelt war, zu würdigen. Als deren Vorsitzender gab er vor elf Jahren die Anregung zur Einrichtung des inzwischen weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Naturlehrgartens, den er mit großer Leidenschaft gemeinsam mit seiner Frau und seinen Freunden ständig weiterentwickelte. Die von ihm vorbereiteten Ausstellungen in der Einrichtung wurden zu einer festen Tradition und trugen dazu bei, das touristische Image des Naturparks "Dübener Heide" aufzuwerten. Mit dem Naturlehrgarten schuf sich Günther Köhler ein bleibendes Denkmal.
Die Bedeutung der Höhlen des Schwarzspechtes (Dryocopus martius) für die nachnutzenden Tierarten ist unbestritten und in einer Vielzahl von Publikationen dokumentiert (z. B. Kühlke 1985, Lang; Rost 1990). Eine ähnliche "Schlüsselfunktion" wird dem Buntspecht (Picoides maior) zugeschrieben, doch gibt es darüber vergleichsweise nur wenige Untersuchungen (z.B. Prill 1987). Allgemein wird angenommen, dass auch die Höhlen dieser Spechtart für die Kleinhöhlenbrüter und andere höhlenbewohnende Tierarten von essentieller Bedeutung sind.
Dem Vorkommen von Egeln (Hirudineen) wird im Allgemeinen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Doch stellen verschiedene Arten recht hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, so dass ihr Auftreten ein Beleg für gute Wasserqualität der von ihnen besiedelten Gewässer ist. Der Verfasser stellte sich im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung "Mittlere Eibe" die Aufgabe, in ausgewählten Gewässern des Biosphärenreservats die Egelarten und deren Häufigkeit zu ermitteln, um damit eine Grundlage zur Bewertung der Eignung dieses Gebietes als Lebensstätte für Egel zu erhalten. Die Erfassung der Egelfauna in einem bestimmten Gebiet ist aber auch deshalb notwendig, da so die Verbreitung, Häufigkeit und etwaige Gefährdung der einzelnen Arten ermittelt werden können. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse sollten der Erstellung einer Roten Liste dienlich sein. Es wäre im Sinne der Erhaltung des Naturreichtums wünschenswert, wenn seltene Egelarten bundesweiten, zumindest aber regionalen Schutz genießen würden.
Am 27. April 1932 wurde Helmut Tauchnitz in Piesteritz geboren. Sein Einsatz für die Erkundung der Vogelwelt und ihren Schutz wurzelt in einem früh geprägten Interesse an der Natur. Er kann sich noch lebhaft an erste Begegnungen mit Wiedehopf und Bekassine am Rande der Dübener Heide erinnern. Entscheidende Anregungen erfuhr er durch den erfahrenen Vogelberinger Karl Forchner in Halle. Vom Mai 1957 an begleitete er diesen jeden Sonntag, half beim Vogelfang und übernahm von dem versierten Vogelkenner reiches Wissen über morphologische Feinheiten, Zuggewohnheiten und Stimmen der Vögel.
In einer kompakten Übersicht wird alles für die geobotanische Geländearbeit in Mitteldeutschland (und darüber hinaus) Wissenswerte über die heimischen Sommerwurzarten anschaulich dargestellt. Der Autor, der wohl zu den derzeit besten Kennern der Gattung Orobanche in Mitteleuropa gehört, erarbeitete einen illustrierten Bestimmungsschlüssel für 17 in Deutschland vorkommende Sommerwurzarten. Darunter sind alle für Ost- und Mitteldeutschland nachgewiesenen Arten.