Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 34 (1997), Heft 1
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Vier Jahre nach Erscheinen des Buches über die Modellstudie zum Streuobstanbau in Bad Boll, das einen Standard zur Thematik darstellt, legen Herausgeber und Autor nunmehr die erweiterte 2. Auflage vor. Da die 1. Auflage in dieser Zeitschrift (31 (1994)1, S. 59-60) besprochen wurde, sei nachfolgend nur auf die Erweiterungsteile der 2. Auflage eingegangen.
Bei der Bewertung der Naturnähe und der Biotopeignung der heute mehr oder weniger stark anthropogen beeinflussten Fließgewässer spielt neben der Wasserqualität die Gewässerstruktur des Potamals eine besondere Rolle. Dies ist durch das Vorkommen (bzw. Fehlen) von einigen Indikatororganismen zu bewerten. Dazu gehören zweifellos einige stenöke libellenarten, die mit ihren an spezielle Strukturen gebundenen, mehrjährigen Larvenstadien zur Indikation der Fließgewässer bestens geeignet sind. Durch die bisher allgemein gebräuchliche intensive Landnutzung sind solche Fließgewässerindikatoren jedoch entweder bereits ausgestorben (Rote-liste-Kategorie 0), oder sie gehören zu den vom Aussterben bedrohten Rote-liste-Arten (Kategorie 1) bzw. zu den stark gefährdeten Rote-Liste-Arten (Kategorie 2).
Die monographische Darstellung der Flussjungfern (als 2. Band in der von Andreas Martens, Braunschweig und Hansruedi Wildermuth, Rüti betreuten und geplanten Reihe "Die Libellen Europas") befasst sich schwerpunktmäßig mit der Verhaltensökologie der Larven und den Lebenszyklen einiger Arten, womit die beiden Autoren eigene Forschungsergebnisse aus Untersuchungen in Deutschland (an der Oder von Müller, Frankfurt/Oder) und Südfrankreich (Suhling, Braunschweig) darstellen.
Nachruf für Günther Köhler
(1997)
Günther Köhler ist tot. Der 67iährige erlag einer schweren Krankheit. Den Mitgliedern des Vorstandes des Vereins "Dübener Heide" ist es ein Bedürfnis, die Verdienste des Bergwitzers, der der Initiator zur Gründung der Interessengemeinschaft (IG) Natur und Umwelt war, zu würdigen. Als deren Vorsitzender gab er vor elf Jahren die Anregung zur Einrichtung des inzwischen weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Naturlehrgartens, den er mit großer Leidenschaft gemeinsam mit seiner Frau und seinen Freunden ständig weiterentwickelte. Die von ihm vorbereiteten Ausstellungen in der Einrichtung wurden zu einer festen Tradition und trugen dazu bei, das touristische Image des Naturparks "Dübener Heide" aufzuwerten. Mit dem Naturlehrgarten schuf sich Günther Köhler ein bleibendes Denkmal.
Die Bedeutung der Höhlen des Schwarzspechtes (Dryocopus martius) für die nachnutzenden Tierarten ist unbestritten und in einer Vielzahl von Publikationen dokumentiert (z. B. Kühlke 1985, Lang; Rost 1990). Eine ähnliche "Schlüsselfunktion" wird dem Buntspecht (Picoides maior) zugeschrieben, doch gibt es darüber vergleichsweise nur wenige Untersuchungen (z.B. Prill 1987). Allgemein wird angenommen, dass auch die Höhlen dieser Spechtart für die Kleinhöhlenbrüter und andere höhlenbewohnende Tierarten von essentieller Bedeutung sind.
Dem Vorkommen von Egeln (Hirudineen) wird im Allgemeinen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Doch stellen verschiedene Arten recht hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, so dass ihr Auftreten ein Beleg für gute Wasserqualität der von ihnen besiedelten Gewässer ist. Der Verfasser stellte sich im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung "Mittlere Eibe" die Aufgabe, in ausgewählten Gewässern des Biosphärenreservats die Egelarten und deren Häufigkeit zu ermitteln, um damit eine Grundlage zur Bewertung der Eignung dieses Gebietes als Lebensstätte für Egel zu erhalten. Die Erfassung der Egelfauna in einem bestimmten Gebiet ist aber auch deshalb notwendig, da so die Verbreitung, Häufigkeit und etwaige Gefährdung der einzelnen Arten ermittelt werden können. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse sollten der Erstellung einer Roten Liste dienlich sein. Es wäre im Sinne der Erhaltung des Naturreichtums wünschenswert, wenn seltene Egelarten bundesweiten, zumindest aber regionalen Schutz genießen würden.
Am 27. April 1932 wurde Helmut Tauchnitz in Piesteritz geboren. Sein Einsatz für die Erkundung der Vogelwelt und ihren Schutz wurzelt in einem früh geprägten Interesse an der Natur. Er kann sich noch lebhaft an erste Begegnungen mit Wiedehopf und Bekassine am Rande der Dübener Heide erinnern. Entscheidende Anregungen erfuhr er durch den erfahrenen Vogelberinger Karl Forchner in Halle. Vom Mai 1957 an begleitete er diesen jeden Sonntag, half beim Vogelfang und übernahm von dem versierten Vogelkenner reiches Wissen über morphologische Feinheiten, Zuggewohnheiten und Stimmen der Vögel.
In einer kompakten Übersicht wird alles für die geobotanische Geländearbeit in Mitteldeutschland (und darüber hinaus) Wissenswerte über die heimischen Sommerwurzarten anschaulich dargestellt. Der Autor, der wohl zu den derzeit besten Kennern der Gattung Orobanche in Mitteleuropa gehört, erarbeitete einen illustrierten Bestimmungsschlüssel für 17 in Deutschland vorkommende Sommerwurzarten. Darunter sind alle für Ost- und Mitteldeutschland nachgewiesenen Arten.