Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 32 (1995), Heft 1
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Der Neumann Verlag beginnt mit diesem interessanten und recht gut ausgestatteten Buch eine Serie von 4 Bänden, die sich mit der Naturschutzarbeit in der Kulturlandschaft befasst. Im ersten Band werden unter Feld und Flur die Lebensräume Felder, Brachen, Weinberge, Feuchtwiesen, Trockenwiesen, Viehweiden, Abgrabungen, Steinrücken und Knickwälle, Feldwege, Raine und Hohlwege, Gräben und Wiesenweiher, Feldgehölze, Hecken und Baumreihen, Straßenbäume, Streuobstanlagen, Kopfbäume sowie Feldscheunen abgehandelt. Innerhalb dieser Kapitel wird untergliedert nach: Entstehung und Gefährdung, Habitat- und Biotopschutz, spezielle Maßnahmen. Diese einprägsame Gliederung wird auch erfreulich gut durchgehalten.
Wer sich über die Biologie einheimischer Amphibienarten umfassend und kompetent informieren will, hat es schwer. Populärwissenschaftliche Bücher und Bestimmungsbücher beschreiben die einzelnen Arten zu knapp und oberflächlich. In Fachartikeln fehlt die Gesamtschau. Monographien über einheimische Amphibienarten, welche einen raschen Überblick über den gegenwärtigen Wissensstand ermöglichen, sind rar. "Der Laubfrosch" von Dr. Wolf-Rüdiger Große, Institut für Zoologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, erschienen in der Reihe der Neuen Brehm-Bücherei, füllt da eine wichtige Lücke. Auf 211 Seiten enthält das Buch eine Fülle von Daten und Informationen über die Biologie des europäischen Laubfroschs von der Verbreitung über die Anatomie bis zur Ökologie. Die Seltenheit solcher Veröffentlichungen mag dazu führen, dass auch die Erwartungen an ein solches Buch entsprechend hoch sind. Diese Erwartungen vermag "Der Laubfrosch" nicht zu erfüllen.
Im Verlag des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) und gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt erschien das Buch "Wurzeln der Umweltbewegung: die Gesellschaft für Natur und Umwelt' (GNU) im Kulturbund der DDR; ein Beitrag zur Geschichte der ökologischen Bewegung in den neuen Bundesländern". Als Autoren zeichnen Hermann Behrens, Ulrike Benkert, Jürgen Hoffmann und Uwe Maechler. Mit diesem Buch wird erstmals nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR der Versuch unternommen, die Geschichte der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der DDR, ihre Struktur und Arbeitsweise sowie ihren Zerfall aufzuzeigen. Die Autoren gehen von der Überzeugung aus, dass auch durch die offizielle, d.h. "systemkonforme" Umweltbewegung der DDR, Leistungen auf dem Gebiet des Naturschutzes erbracht wurden, deren Ergebnisse nachhaltig fortwirken. Dabei werden Einschätzungen und Urteile vorsichtig formuliert, "da aufgrund der noch fehlenden historischen Distanz zum Umbruch in der DDR die Gefahr von Fehlurteilen, Fehleinschätzungen und Vorurteilen, insbesondere im Hinblick auf die Menschen, die in der DDR lebten und arbeiteten, außerordentlich groß ist".
Rote Listen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sind als vielseitig einsetzbare Instrumente des Naturschutzes heute von Öffentlichkeit und Politik weitgehend akzeptiert. Neben vielen Arten sind in der Gegenwart auch eine große Anzahl komplexer Lebensräume einschließlich ihrer charakteristischen Organismengemeinschatten bedroht. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Erarbeitung einer Roten Liste der Biotoptypen der Bundesrepublik Deutschland sehr zu begrüßen. Die Problematik der Erstellung einer Roten Liste von Biotoptypen ist, verglichen mit der Erarbeitung Roter Listen gefährdeter Arten, wesentlich komplexer.
In der intensiv genutzten Kulturlandschaft unseres Bundeslandes existiert noch eine Vielzahl von naturnahen, anthropogen wenig beeinträchtigten Flächen mit großer Bedeutung für den Naturschutz. Nur wenige dieser Bereiche sind als Naturschutzgebiete, flächenhafte Naturdenkmale oder geschützte Landschaftsbestandteile durch Verordnung gesichert. Viele Flächen genießen dagegen als geschützte Biotope entsprechend § 30 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) Schutz. Daneben existieren Lebensräume mit hoher Wertigkeit für den Naturschutz, die bisher keinem Schutz nach Naturschutzrecht unterliegen. Alle für den Naturschutz besonders wertvollen Bereiche werden unabhängig von ihrem konkreten Schutzstatus durch eine von der Abteilung Naturschutz des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) landesweit koordinierte, selektive Biotopkartierung erfasst. Die Kartierung wird meist auf Landkreisebene im Zuge der Landschaftsrahmenplanung durchgeführt.
Annähernd 200 Naturschützer folgten der Einladung des Regierungspräsidiums Dessau und trafen sich am 21.01.1995 anlässlich der im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Sachsen- Anhalt veranstalteten Naturschutzkonferenz im Saal des Kornhauses, einem Dessauer Ausflugslokal in direkter Nähe zur Elbe. Der Regierungspräsident Herr Friedrich Kolbitz eröffnete die Veranstaltung. In seiner Begrüßungsrede sprach er sich grundsätzlich für eine Versöhnung von Ökonomie und Ökologie aus.
Das Regierungspräsidium Magdeburg lud am 28.01.1995 auf Anregung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Sachsen-Anhalt zur regionalen Naturschutzkonferenz des Regierungsbezirkes Magdeburg ein. Herr Regierungspräsident Böhm begrüßte unter den ca. 120 Teilnehmern zunächst Frau Ministerin Heidecke sowie den zuständigen Abteilungsleiter im Ministerium Herrn Hesse. Das Regierungspräsidium Magdeburg wurde durch Mitarbeiter der Oberen Naturschutzbehörde und der Oberen Fischerei- und Jagdbehörde vertreten. Anwesend waren weiterhin Vertreter der Unteren Naturschutzbehörden, der Naturschutzvereine und -verbände sowie zahlreiche ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte und -helfer.
Alfred Bartsch feierte am 27. Januar in Wernigerode seinen 65. Geburtstag. Als Umsiedler nach dem Kriege in den Halberstädter Raum gekommen - Eilenstedt, Schlanstedt und später Danstedt waren die ersten Stationen - schloss er 1950/51 seine Ausbildung als Unterstufenlehrer in Köthen ab. In einer Staatsexamensarbeit beschrieb er die Orchideenvorkommen des Huy, eines floristisch außerordentlich reizvollen Gebietes im Nordharz, das ihn bis in die heutigen Tage nicht mehr losließ.
Naturschutz bedeutet nicht nur Erhaltung und Bewahrung gefährdeter Tiere, Pflanzen und ihrer Lebensräume, Naturschutz bedeutet auch Erhaltung der Vielfalt, Eigenarten und Besonderheiten der unbelebten Natur auf der Erde, besonders der Zeugnisse zur Geschichte der Erde, ihrer Dynamik, ihrer Stoffkreisläufe und zur Evolution.
Vom 23. bis 25. September 1994 fand in Almsfeld (Landkreis Wernigerode) die 3. Naturschutzkonferenz des Landes Sachsen-Anhalt statt. Sie stand unter dem Motto "Global denken - lokal handeln in den Großschutzgebieten des Landes Sachsen-Anhalt". Den rund 200 Teilnehmern aus dem behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutz sowie aus Politik und Wirtschaft wurde ein Programm mit neun Vorträgen, zwei Diskussionsrunden, interessanten Ausstellungen über die Großschutzgebiete sowie zwei Exkursionen geboten.
Erstmalig im Land Sachsen-Anhalt wurde eine im äußeren Erscheinungsbild aufeinander abgestimmte Reihe, bestehend aus einem Plakat, einem Faltblatt und zwei sich im Umfang unterscheidenden Broschüren, über ein Schutzgebiet, den geplanten Naturpark "Saale-Unstrut- Triasland", erarbeitet. Die Ausweisung dieses Naturparks ist im Naturparkprogramm des Landes Sachsen-Anhalt festgeschrieben. Er soll dem Schutz und der Erhaltung der charakteristischen Weinberglandschaften im Helme-Unstrut-Schichtstufenland dienen. Der geplante Naturpark "Saale-Unstrut-Triasland" soll sich über mehr oder weniger große Teile der Landkreise Sangerhausen, Burgenlandkreis, Weißenfels und Merseburg-Erfurt mit Kern im Burgenlandkreis, gebildet durch die Landschaftsschutzgebiete (LSG) "Saale" und "Unstrut-Triasland" erstrecken.
Zwischen Magdeburg und der Lutherstadt Wittenberg erstreckt sich entlang von 78 Stromkilometern Elbe das seit 1979 von der UNESCO anerkannte und in seinem jetzigen Umfang von 43000 ha seit 1990 bestehende Biosphärenreservat Mittlere Eibe. Dieses internationale Großschutzgebiet wurde auf der Grundlage des 1970 von der UNESCO beschlossenen Forschungs- und Handlungsprogramms "Der Mensch und die Biosphäre" (Man and Biosphere = MAB) eingerichtet und ist Bestandteil des internationalen Netzes von 324 Biosphärenreservaten in 80 Staaten der Erde (Stand 01.01.1994). Ziel dieses Programms ist die Analyse des aktuellen Zustandes der Natur und des Trends ihrer Entwicklung als Grundlage für die Entwicklung von Methoden zur umweltgerechten, nachhaltigen Nutzung bei gleichzeitigem Schutz der Natur.
Rolf Schilling zum Gedenken
(1995)
Nach längerer schwerer Krankheit verstarb am 14.02.1995 Rolf Schilling aus Hasselfelde. Er wurde am 02.03.1933 in Friedrichsbrunn geboren und blieb sein Leben lang mit dem Harz stärksten verbunden. Er arbeitete als Lehrer in Hasselfelde und wurde zum einen dadurch und zum anderen durch seinen Einsatz in der Heimatpflege und im Naturschutz zu einer bekannten Persönlichkeit.
Zu Beginn dieses Jahres, am 01.01.1995, beging unser Horst Eckardt sein 30jähriges Jubiläum als Kreisnaturschutzbeauftragter des Landkreises Wernigerode. Unser Jubilar wurde am 19.05.1918 in Leipzig geboren. Schon als Kind interessierte er sich, obwohl er in der Großstadt aufwuchs, für die Natur, und insbesondere sein Interesse für Pflanzen bestimmte wesentlich seinen Berufswunsch, nämlich Gärtner zu werden.
Die gravierenden Änderungen in den landwirtschaftlichen Anbaubedingungen und -methoden sowie die auf Höchsterträge orientierte Landwirtschaft haben in den letzten 30-40 Jahren zahlreiche Ackerwildkräuter verdrängt bzw. gefährdet. Sukopp et al. 1978 geben für die Bundesrepublik Deutschland konkrete Zahlen an.
Im bekannten schlichten Gewand der Neuen Brehm-Bücherei, die im Westarp-Verlag fortgesetzt wird, erschien diese grundlegende Monographie über die Beutelmeise, Remiz pendulinus (L., 1758), mit einer umfassenden Übersicht der Familie Remizidae. Da das Manuskript schon 1990 fertiggestellt wurde, sich die Drucklegung jedoch erheblich verzögerte, konnte der Autor nur die wesentlichsten Ergänzungen, die sich in diesem Zeitraum ergeben haben, noch einarbeiten.
Mit Wirkung vom 02.07.1994 wurde das "Bürgerholz bei Rosian" im Landkreis Zerbst durch Verordnung des Regierungspräsidiums Dessau zum Naturschutzgebiet erklärt. Mit dem folgenden Beitrag sollen die seit Inkrafttreten des Landesnaturschutzgesetzes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) für NSG-Ausweisungsverfahren erforderlichen Schritte erläutert und Möglichkeiten zur Unterstützung der zuständigen Behörden aufgezeigt werden.
Dieter Keil : 65 Jahre
(1995)
Am 18. Mai 1995 begeht der Ornithologe und Naturschützer Dieter Keil aus Mansfeld seinen 65. Geburtstag. In Wolfen geboren, wuchs er gemeinsam mit zwei Brüdern in einer Arbeiterfamilie auf. Seine Kinder- und Jugendzeit war durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre geprägt. Nach acht Jahren Volksschule erlernte er den Beruf eines Maschinenschlossers und arbeitete in einem Wolfener Chemiebetrieb. 1967 siedelte er nach Mansfeld bei Hettstedt über und arbeitete bis zum Übergang in den Vorruhestand im Jahr 1990 als Ofenmann im Walzwerk Hettstedt.