Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 17 (1997)
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Durch computergestützte Analyse von Vegetationsstrukturaufnahmen konnten neben subjektiv metrischen Verfahren (Schätzung der Vegetationsdeckung, Ausmessen von Höhen) die Vegetationsstrukturen der Sandvegetation als einfache Kurve dargestellt und für jede Höhenstufe ein exakter Wert der Strukturdichte abgelesen werden. Sowohl die Vegetationsstruktur als auch die Erfassung der Heuschrecken-Zönosen (mittels Isolationsquadrat) wurde auf ein definiertes pflanzensoziologisches Raster bezogen. Die Untersuchung der Sandvegetation (Filagini-Vulpietum, Corynephorion-Basalgesellschaft, Sedum acre-Ges., Bromo-Phleetum, Jurineo-Koelerietum, Allio-Stipetum und Armerio-Festucetum trachyphyllae) und verschiedener ruderalisierter Stadien
(Poa *angustifolia-, Cynodon dactylon- und Calamagrostis epigejos-Gesellschaft) zeigte deutlich eine größere Vegetationsdeckung und -höhe bei den ruderalisierten Gesellschaften (vgl. Abbildungen 11-13). Insgesamt wird die Vegetationsstruktur nur durch wenige Pflanzenarten, zumeist Gräser oder Ruderalarten, bestimmt. Durch Zusammenfassung aller Strukturdaten konnte ein Vergleich der Gesamtvegetationsstruktur der untersuchten Pflanzengesellschaften geführt werden (Abb. 14). Bei der zoozönologischen Analyse wurde ein direkter Zusammenhang zwischen der Vegetationsstruktur und der Besiedlung durch Heuschrecken erkennbar. Eine Gliederung der erfaßten Heuschrecken-Zönosen zeigte eine Aufteilung in drei Heuschrecken-Gemeinschaften auf Grundlage verschiedener Vegetationsstrukturtypen. Dabei ist die Pioniervegetation arm an Heuschrecken, aber besonders gut durch zönobionte Arten wie z.B. Myrmeleotettix maculatus in der Corynephorion-Basalgesellschaft gekennzeichnet. Die größte Orthopteren-Abundanz konnte in Gesellschaften mit dichter, aber nicht völlig geschlossener Vegetationsstruktur (vergleichbar mit der Struktur des Filagini-Vulpietum) gefunden werden. Die Dominanzbestände von Gräsern waren dagegen artenarm und durch eine völlig abweichende Heuschrecken-Zönose besiedelt. Das Ensifera/Caelifera-Verhältnis koinzidiert gut mit der Vegetationsstruktur. Schließlich können die Strukturpräferenzen der Heuschreckenarten beschrieben werden (Abb. 17) und in Verbindung mit Abb. 14 für das Untersuchungsgebiet quasi „vorhergesagt“ werden, welche Heuschrecke für welche Pflanzengesellschaft besonders bezeichnend ist.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit minerotrophen Bergkiefernmooren, einem pflanzensoziologisch und vegetationsökologisch bislang kaum untersuchten Moorwaldtyp. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in der floristischen Gliederung und pflanzensoziologischen Stellung dieses Vegetationstyps. Das besiedelte Standortspektrum, syndynamische Aspekte sowie die Bedeutung für den Naturschutz werden aufgezeigt. Standörtlich decken die minerotrophen Bergkiefernmoore ein vergleichsweise weites Spektrum, von sauren-basenarmen bis subneutral-basenreichen Standorten ab. Entsprechend vielfältig ist auch die floristische Ausstattung. Der floristische Vergleich hinsichtlich der synsystematischen Zugehörigkeit zeigt, daß die Bestände von den bisher beschriebenen Bergkiefernmooren Pino-Sphagnetum Kästner & Flößner 1933 em. Neuhäusl 1969 und Vaccinio-Pinetum rotundatae Oberd. 1934 em. Seibert in Oberd. 1992 erheblich abweichen. Ähnlichkeit besteht vielmehr zu den Zwischenmoor-Gesellschaften des Verbands Caricion lasiocarpae Vanden Bergh. in Lebr. et al. 1949. Die Artenverbindung wird als Fadenseggen-Bergkiefernmoor (Carex lasiocarpa-Pinus rotundata-Gesellschaft) bezeichnet. Der Anschluß dieser Gesellschaft an übergeordnete Syntaxa wird diskutiert, letztendlich aber offen gelassen. Ein neuerer, von anderen Autoren gemachter Vorschlag zur Einengung des Gültigkeitsbereichs von Charakterarten auf Strukturtypen wird als richtungsweisend - nicht nur für den behandelten Moorwaldtyp - sondern für den gesamten Naßwaldbereich gesehen. Syndynamisch stellen Fadenseggen-Bergkiefernmoore Zwischenstadien, wahrscheinlich aber auch Endstadien der Vegetationsentwicklung dar. Indiz für den Schlußwaldcharakter sind insbesondere dauerhaft hoher Moorwasserstand, damit hoher Schlenkenanteil sowie die unangefochtene Rolle der Bergkiefer besonders in der Optimalphase. Aus naturschutzfachlicher Sicht sind die minerotrophen Bergkiefernmoore von hoher Bedeutung. Wertgebende Kriterien sind: hoher Natürlichkeitsgrad hinsichtlich Schichtenbau, Artenspektrum und Standortgefüge, hohe Artendiversität, Vorkommen zahlreicher, zum Teil hochgradig gefährdeter Arten sowie arealgeographisch bedeutsamer, arktisch-boreal verbreiteter, zum Teil glazialreliktischer Arten.
Vegetationskundliche und populationsbiologische Untersuchungen im Hohendeicher See in Hamburg
(1997)
Die Zusammensetzung des Arteninventars, die Vergesellschaftung der Arten im See und die erheblichen Veränderungen im Lauf von mehr als fünfzehn Jahren werden beschrieben. Durch Erkundungen phänologischer Stadien, der Lebensgeschichte der Arten und der verschiedenen Wachstumsphasen einzelner Makrophyten im Jahresverlauf wurde versucht, Zusammenhänge zwischen der Entwicklung von Plankton, Epiphyton und Epipelon, der Detritusbildung, der Herbivorie und den beobachteten Veränderungen bei der Makrophytenvegetation zu finden.
Wenig bekannte Trockenrasen-Gesellschaften in den Flußtälern am Südostrand der Böhmischen Masse
(1997)
Drei wenig bekannte Festuco-Brometea-Gesellschaften aus den kristallinen Tälern der Flüsse Krems, Kamp, Thaya/Dyje, Rokytná, Jihlava, Oslava und Svitava (Südostrand der Böhmischen Masse, Österreich und Tschechische Republik) werden beschrieben. Sie kommen teilweise auf den natürlichen Waldlichtungen südexponierter Felskanten vor, teilweise auch auf sekundären Standorten. Das Inulo oculi-christi-Stipetum pulcherrimae Vicherek et Chytrý in Chytrý et Vicherek 1996 (Festucion valesiacae) ist ein Trockenrasen basischer Böden, vor allem über Marmor und permokarbonischem Konglomerat in wärmeren Teilen des Untersuchungsgebietes. Das Genisto tinctoriae-Stipetum joannis ass. nova (Festucion valesiacae) ist ein Trockenrasen, der das Inulo oculi-christi-Stipetum pulcherrimae in kühleren und niederschlagsreicheren Lagen ablöst. Sein Vorkommen ist auf Amphibolit, Marmor und Kalkstein konzentriert. Das Centaureo stoebes-Allietum montani ass. nova (Alysso-Festucion pallentis) ist ein relativ offener Trockenrasen der von beständiger Bodenerosion beeinflußten Felsterrassen auf verschiedenen (meistens basischen) Gesteinen.
Nach einem kurzen Überblick über die Merkmale topographischer Karten und die für thematische Karten wichtige Farbgebung werden zunächst einige Farbsysteme für Vegetationskarten verschiedener Autoren skizziert. Der Hauptteil widmet sich dem Vorschlag für eine Farbgebung, die der Verwandtschaft der Vegetationseinheiten entspricht. Hierbei wird gezeigt, wie die spektrale Verwandtschaft der Farben mit der Verwandtschaft der Vegetationseinheiten parallelisiert werden kann. Die Darstellung in einem "Vegetationssystematischen Farbenspektrogramm" wird nicht nur einer höheren vegetationskundlichen Zusammenfassung gerecht sondern auch den Forderungen nach einer erkennbaren Zuordnung zu ökologischen Faktoren, wie an weiteren Diagrammen gezeigt wird.
Das Junco baltici-Schoenetum nigricantis nimmt eine Schlüsselstellung bei der Verlandung feuchter Dünentäler auf den Watteninseln der niederländischen und deutschen Nordseeküste ein. Da zahlreiche, z.T. sehr seltene Arten am Aufbau dieser Gesellschaft beteiligt sind, ist ihr Naturschutzwert außerordentlich hoch. Von Kaninchen intensiv beweidet, kommt das Junco baltici-Schoenetum nigricantis auf den Ostfriesischen Inseln nur noch sehr vereinzelt vor und ist in seinem Bestand stark gefährdet. Es entwickelt sich im Regelfall aus den Initialgesellschaften der Hygroserie, dem Parnassio-Juncetum atri-capilli bzw. dem Centaurio litoralis-Saginetum nodosae. Auf der Nordseeinsel Borkum wurden drei Bestände mit Schoenus nigricans, die erst wenige Jahre alt sind, vor dem Hintergrund syndynamischer Aspekte untersucht. Die entsprechenden Flächen liegen alle in sehr peripheren Inselbereichen, wo sich in den letzten Jahrzehnten umfangreiche Neubildungen von Dünen, Dünentälern und Salzwiesen vollzogen haben. Um die Vegetation zu dokumentieren, wurden im August 1996 insgesamt 26 pflanzensoziologische Aufnahmen angefertigt und im Bereich „Ronde Plate“ zusätzlich eine Kartierung durchgeführt. Drei Vegetationsprofile unterstreichen den Zusammenhang zwischen einer sehr kleinräumigen Reliefierung des Geländes und einem komplizierten Vegetationsmosaik, der sich für alle Flächen ergibt. Ergebnis dieser Untersuchung ist die Hypothese, daß sich das Junco baltici-Schoenetum nigricantis aus einem „halophilen“ Jugendstadium entwickeln kann und daß die Sukzession dieser Assoziation z.T. schon im Bereich primärer Dünentäler einsetzt, deren Entwicklung in landschaftsgenetischer Hinsicht noch nicht abgeschlossen ist.
Drei Jahrzehnte nach meinen ersten Untersuchungen über Saumgesellschaften in mesophilen Laubwäldern ergaben neuere Erhebungen um Eberswalde: Veronico-Stellarietum holosteae, Galeopsio-Impatientetum parviflorae, Epilobio-Geranietum robertiani und Aegopodio-Fragarietum moschatae (Tab. 1-2). Der Vergleich mit den einstigen Ergebnissen zeigte: Das Veronico-Stellarietum hat sich erst nach 1970 etabliert, analog zu schleichenden floristischen Veränderungen in angrenzenden Beständen. Im Galeopsio-Impatientetum fielen einige frischeholde Schattenpflanzen aus (Tab. 3). Die Vorkommen der potentiell gefährdeten Fragaria moschata nahmen bis 1996 weiter merklich ab. Abschließend wird die syntaxonomische Stellung der Assoziationen zur Diskussion gestellt.
ROGISTER (1978) stellte in belgischen und nordwestfranzösischen Wäldern eine enge Beziehung zwischen Humusform und dem Produkt mittlere Reaktionszahl mal mittlere Stickstoffzahl fest. In der vorliegenden Arbeit konnte ein solcher Zusammenhang auch für Wälder in Hannover und im Bergland südlich von Hannover nachgewiesen werden. Es zeigte sich ferner, daß die für sich betrachteten Reaktions- und Stickstoffzahlen die Humusform genausogut indizieren wie das Produkt aus diesen Größen. Das arithmetische Mittel der Zeigerzahlen, der Zeigerzahlen-Median mit Angabe seiner Position in der Medianklasse und ein Zeigerzahlen-Quotient („Zeigerzahlen-Index“) geben die Humusqualität auf vergleichbarem Niveau wieder.
Aus den nordungarischen Mittelgebirgen Budaer Gebirge, Pilis und Naszály bei Budapest werden die epiphytischen Moosgesellschaften der Ordnung Orthotrichetalia mit den Assoziationen Ulotetum crispae, Orthotrichetum striati, Orthotrichetum lyellii, Orthotrichetum pallentis, Pylaisietum polyanthae, Orthotrichetum fallacis, Syntrichietum pulvinatae und Leskeetum polycarpae beschrieben. Alle Assoziationen sind in ihrer soziologischen Struktur durch 44 Aufnahmen belegt und werden in ihrer Verbreitung, ihrem ökologischen Verhalten und ihrer synsystematischen Stellung charakterisiert.
Auf ehemals militärisch genutzten Liegenschaften wurden unterschiedliche Wiesen-, Magerrasen- und Pioniergesellschaften untersucht. Es werden Bestände der Sedo-Scleranthetea, Nardo-Callunetea, Festuco-Brometea, Molinio-Arrhenatheretea und Isoeto-Nanojuncetea beschrieben. Das Grünland zeichnet sich durch Großflächigkeit und Artenarmut (insbesondere an Charakterarten) aus. Vor allem auf trockenen, nassen bzw. mageren Sonderstandorten kommen einzelne gefährdete Pflanzenarten vor. Die teils erheblichen nutzungsbedingten Vorbelastungen werden dargestellt und Entwicklungskonzepte diskutiert.
Einige Flechten sind im Verlauf der letzten Jahre deutlich häufiger geworden oder haben sogar ihr Areal ausgedehnt. Die Ausbreitung einiger hemerophiler Flechten in Mecklenburg-Vorpommern wird nachfolgend diskutiert. Anisomeridium nyssaegenum, Strangospora moriformis und Thellomma ocellatum sind neu für Mecklenburg-Vorpommern.
Im Zusammenhang mit der Hypothese über die Verdrängung der Grundnessel (Hydrilla verticillata) von den meisten ihrer natürlichen Wuchsorte in Polen durch die Kanadische Wasserpest wurde eine vergleichende soziologische und standörtliche Analyse der aktuellen Fundorte des Hydrilletum verticillatae (Nordost-Polen) und des im selben Gebiet vorkommenden Elodeetum canadensis in seinen beiden Formen (aus den Seen und aus den astatischen Kleingewässern) durchgeführt. Die weite ökologische Amplitude des Elodeetum canadensis wurde bestätigt und die Eigenständigkeit des Hydrilletum verticillatae hinsichtlich der Wasser- und Bodeneigenschaften seiner Standorte nachgewiesen. Die Bestände des Hydrilletum verticillatae entwickeln sich vorwiegend an Wasserstandorten, die im Vergleich zu den beiden Formen des Elodeetum canadensis ärmer an Na, K und CI sind, höheren Gehalt an S04 aufweisen und viel tiefer sind (bis 2,5 m). Die Bodensubstrate weisen hier höheren Wassergehalt auf und sind wesentlich reicher an Stickstoff, S04, gelöstem Si02 und Ca. Die Annahme scheint berechtigt, daß diese Standorte für das Hydrilletum verticillatae optimal sind, und daß diese Assoziation hier deshalb dem Eindringen des Elodeetum canadensis, das im erwähnten Gebiet in astatischen Kleingewässern sein Entwicklungsoptimum erreicht, standhalten konnte.
Die Laubwälder trockenwarmer Standorte des nördlichen Sollingvorlandes und der Wesertalhänge bei Bodenwerder (Niedersachsen) werden beschrieben und pflanzensoziologisch eingeordnet. An den steilen, meist süd- oder westexponierten und daher trockenen und wärmebegünstigten Kalkhängen siedeln als charakteristische Waldgesellschaften das Carici-Fagetum und dessen Ersatzgesellschaft, das Galio-Carpinetum. Daneben wächst auf wärmebegünstigten, trockenen Buntsandsteinhängen das Luzulo-Quercetum. Auf einem kleinflächigen Sonderstandort, auf einer Geröllhalde unterhalb eines Muschelkalkfelsens, tritt das Aceri-Tilietum auf. Da recht umfangreiches Material von anthropogenen Eichen-Hainbuchenwäldern vorliegt, wird die Einordnung der Ersatzgesellschaft als Galio-Carpinetum diskutiert. Die bisher meist übliche und auch hier vorgenommene Einordnung derartiger Bestände ins Carpinion wird in Frage gestellt.
Trichomanietum speciosi ass. nov.: ein Farn-Prothallium als Charakterart einer Moosgesellschaft
(1997)
Der Hautfarn Trichomanes speciosum kommt in Mitteleuropa nur als Prothallium in sogenannten unabhängigen Gametophytenkolonien vor. Er vermehrt sich dort rein vegetativ. Bei Untersuchungen der Vorkommen im Spessart und Odenwald zeigte sich, daß der Hautfarn einen definierten Standort einnimmt. Er ist Charakterart einer artenarmen epilithischen Moosgesellschaft, des Trichomanietum speciosi ass. nov. Besiedelt werden Spalten, Klüfte und Höhlungen an Felswänden, Einzelfelsen und im Bereich von Blockmeeren des Buntsandsteins. Die Standorte zeichnen sich durch hohe Luftfeuchtigkeit und schwache, nur diffuse Bestrahlung aus.
Für 102 Pflanzengesellschaften aus Mitteleuropa wird die Größe der a-Diversität unter Berücksichtigung der höheren Pflanzen, Moose und Flechten bestimmt. Korrelationsanalysen belegen den Zusammenhang mit einigen ökologischen Faktoren. Artenreiche Pflanzengesellschaften sind vor allem im Bereich der Trockenrasen, Wiesen und Weiden (in den Koelerio-Corynephoretea, Molinio-Arrhenatheretea, Festuco-Brometea, Nardo-Callunetea, Scheuchzerio-Caricetea sowie deren Saumgesellschaften) zu finden. Die entsprechenden Böden weisen mittlere oder geringe Stickstoffgehalte auf und sind niemals permanent oder episodisch überflutet. Artenarm sind dagegen viele Wasserpflanzen-, Spülsaum-, Weißdünen- und Salzrasengesellschaften (der Lemnetea, Potamogetonetea, Littorelletea, Cakiletea, Ammophiletea und Asteretea tripolium). Die Böden weisen eine mittlere Feuchte in Kombination mit einem relativ hohen Stickstoffgehalt auf, oder sie sind zumindest episodisch überflutet. Eine Hypothese von der Bedeutung konstanter Lebensraumbedingungen für die a-Diversität wird entworfen und diskutiert.
Es wird über vierjährige Untersuchungen auf zwei Parzellenversuchen sowie Praxisschlägen in Bayern berichtet, bei denen im Vergleich zum intensiven Ackerbau die Auswirkungen von Extensivierungsprogrammen (Rotationsgrünbrache, Ökologischer Landbau, Bayerisches Kulturlandschaftsprogramm) und ihren Varianten auf die Segetalvegetation verfolgt wurden. Die Programme tragen in unterschiedlichem Maße zur Erhaltung einer standortgemäßen Segetalarten-Grundgarnitur bei. Besonders der Ökologische Landbau und die Rotationsgrünbrache mit Selbstbegrünung wirken sich positiv auf die Wildflora der Äcker aus. Generell ist für die Erhaltung von Segetalarten
- Extensivierung besser als Stillegung,
- Rotationsbrache besser als Dauerbrache,
- Selbstbegrünung besser als Ansaat.
Franz Fukarek (1926-1996)
(1997)
Im vorliegenden Nachruf werden Leben und Leistungen des am 20. Mai 1996 verstorbenen Ehrenmitgliedes der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Prof. Dr. habil. Franz Fukarek aus Greifswald gewürdigt. Zu dem Verzeichnis der Schriften von Franz Fukarek (in Tuexenia 13, S. 7-10) werden Nachträge aufgelistet.
Paul Seibert (1921-1997)
(1997)
Am 14. Juni 1997 verstarb Universitätsprofessor Dr. rer. nat. Paul Seibert im 77. Lebensjahr. Sowohl Geobotanik als auch Forstwissenschaft haben einen hervorragenden Vertreter verloren. Der vorliegende Nachruf würdigt den Verstorbenen und setzt das Verzeichnis der Schriften von Paul Seibert (begonnen in Tuexenia 11) fort.
Hudelandschaften, wie sie in Mitteleuropa nur noch als museale Relikte ehemaliger Landnutzungs
formen überdauern, finden sich in Südchile als rezente Nutzungsformen weitflächig verbreitet. An Hudeflächen aus dem südchilenischen Villarrica-Gebiet wird die Struktur und Artenzusammensetzung dieser Landnutzungseinheiten untersucht. Hier läßt sich aktuell die Einnischung von Arten aus ihren Primärlebensräumen in die neugeschaffenen hudetypischen Nischen beobachten. Die durch extensive Beweidung geschaffenen Vegetationsstrukturen entsprechen fast vollständig denen mitteleuropäischer Hudelandschaften, bei ursprünglich vollständig divergierender Flora. Nicht verwandte Arten übernehmen in verblüffender Analogie die gleichen Rollen beim Aufbau der hudetypischen Vegetationsstrukturen. Lediglich für die intensiv beweideten und trittbelasteten Triftrasen stehen im autochthonen Artenpool kaum angepaßte Arten zur Verfügung, sie werden weitgehend von europäischen Neophyten dominiert. Bei Nachlassen des Weidedrucks und einsetzender Sukzession zu gehölzdominierten Struktureinheiten nimmt der Neophytenanteil rasch ab. Die strukturellen Übereinstimmungen erlauben den Rückschluß, daß für die Ausbildung von Hudelandschaften der mechanische Nutzungsfaktor viel größere Bedeutung hat als das floristische Ausgangsmaterial. Im Management mitteleuropäischer Hudelandschaften sollte deshalb der Wiederherstellung traditioneller Nutzungsformen vor landschaftspflegerischen Ersatzmaßnahmen absoluter Vorrang eingeräumt werden.
Die phänologische Entwicklung von 29 Pflanzenarten der Salzrasen im Elisabeth-Außengroden (Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer) wurde von April 1992 bis November 1993 erfaßt. Dabei wurden 12 vegetative und 12 generative Phänostufen unterschieden. Die Ergebnisse der Beobachtungen werden als vollständige qualitative, analytische Phänodiagramme der vegetativen und generativen Entwicklung dargestellt. Die untersuchten Pflanzengesellschaften der Salzrasen wiesen entsprechend ihrer relativen Artenarmut wenige Blühaspekte auf. Die phänologische Entwicklung der Arten zeigt entsprechend den Witterungsverhältnissen in den Vegetationsperioden 1992 und 1993 deutliche Unterschiede. Im Frühjahr 1993 war es wärmer als im Vorjahr, dadurch entwickelten sich die frühblühenden Arten rascher als 1992. Sommer und Herbst 1993 waren dagegen wesentlich kühler und regnerischer als 1992. Dies führte zu einer gegenüber dem Vorjahr verzögerten Entwicklung insbesondere der generativen Organe der Arten.
Bücherschau
(1997)
Heinz Ellenberg (1913-1997)
(1997)
Am 2. Mai 1997 verstarb der ehemalige Vorsitzende der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Ellenberg im 84. Lebensjahr. Mit ihm ist einer der größten Gelehrten unseres Jahrhunderts im Bereich der Vegetationsökologie von uns gegangen. Im vorliegenden Nachruf werden der wissenschaftliche Werdegang des Verstorbenen nachgezeichnet und seine Leistungen gewürdigt.
Am 13. August 1927 fand in Göttingen ein Treffen von Kartierern der Flora der Provinz Hannover statt. Es erfolgte die Gründung einer kleinen Vereinigung, der "Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Niedersachsen". Ein Jahr später erschien bereits eine eigene Zeitschrift, die "Mitteilungen", gefolgt von vier weiteren Bänden bis 1939. 1942 löste sich die Vereinigung auf, um dann 1946 wieder aufzuleben, ab 1948 unter dem Namen "Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft". Gründung und Neugründung waren vor allem das Werk von Reinhold Tüxen, der auch von Beginn an bis 1971 als Vorsitzender die Entwicklung der Vereinigung maßgeblich bestimmte.
Die systematische Gliederung der von mehrjährigen Arten dominierten Ruderalgesellschaften (Artemisietea vulgaris s.l.), die in verschiedenen anderen pflanzensoziologischen Arbeiten bislang teilweise auch in den Klassen Galio-Urticetea und Agropyretea repentis eingereiht wurden, wird auf der Basis einer konsequenten Anwendung der Kennartenmethode - bei Zulassung von je einem kennartenfreien Zentralsyntaxon je übergeordneter Einheit - evaluiert. Die Untersuchung basiert auf insgesamt 3928 Vegetationsaufnahmen, die größtenteils den Stetigkeitstabellen in OBERDÖRFER (1993b) entnommen wurden. Bei den Untersuchungen fand auch ein auf dem Sorensen-Index basierender Affinitäts- bzw. Homotonitätswert Anwendung. Es zeigt sich, dass eine Klasse Agropyretea repentis nicht aufrecht erhalten werden kann. Dagegen ist die Zweiteilung der Ruderalgesellschaften in die Klassen Galio-Urticetea und Artemisietea vulgaris s. str. einer einzigen, weitgefassten Klasse vorzuziehen. Allerdings sollte der Verband Arction lappae nach floristischen Gesichtspunkten zur Klasse Galio-Urticetea gestellt und dort mit dem Aegopodion podagrariae, zu dem er die höchste Affinität besitzt, in einer gemeisamen Ordnung vereint werden. Die soziologische Stellung von Dominanzbeständen der Kratzbeere (Rubus caesius) wird diskutiert und die Aufstellung einer Assoziation Elymo-Rubetum caesii innerhalb des Verbandes Convolvulo-Agropyrion repentis vorgeschlagen. Diese gliedert sich entsprechend der Bodenfeuchte in drei Subassoziationen, die ebenfalls neu beschrieben werden. Eine Emendation des Convolvulo-Agropyrion repentis ergibt, dass das Poo compressae-Anthemidetum tinctoriae und das Poo compressae-Tussilaginetum dem Dauco-Melilotion näher stehen und daher bei diesem eingegliedert werden sollten. Innerhalb des restlichen Verbandes bilden das Rubo-Calamagrostietum epigeji, das Saponario-Petasitetum spurii und das Elymo-Rubetum caesii einen neuen Unterverband, das Rubo-Calamagrostienion epigeji, während die anderen sechs Assoziationen zum Convolvulo-Agropyrenion repentis gehören. Das Resultat der Überarbeitung wird in Form einer auf 525 Aufnahmen beruhenden Stetigkeitstabelle zugänglich gemacht. Abschließend wird die Nützlichkeit des vorgestellten Affinitäts-/Homotonitätsindexes für synsystematisches Arbeiten betont und von einer übertriebenen Anwendung der deduktiven Methode bei der Klassifikation von Vegetationstypen abgeraten.
Estland hat eine für die nördliche Lage artenreiche Ruderalflora, die nach bisherigen Kenntnissen jedoch auf ältere bzw. kompakte Siedlungs- und Industriezentren begrenzt ist. Die Mauerflora alter Bauwerke (Burgen, Stadtmauern, Kirchenruinen) ist mit über 80 Arten erstaunlich reich. Sie enthält nur sehr wenige Chasmophyten und spiegelt vor allem die Flora der Umgebung wider, während Ferntransport keine Rolle spielt. Die Mauerfugenvegetation wird mit pflanzensoziologischen Aufnahmen belegt. In den Städten werden die folgenden Ruderalgesellschaften mit Aufnahmen dokumentiert: Capsello-Descuraimetum sophiae, Urtico-Malvetum neglectae, Melilotus alba-Bestände, Carduus crispus-Bestände, Leonuro-Arctietum tomentosi, Artemisa vulgaris-Bestände. Die Sukzession der Artemisietea-Gesellschaften führt zum Sambuco-Salicion mit hauptsächlicher Beteiligung von Sambucus racemosa, in Tallinn auch von Acer negundo und Acer pseudoplatanus. In der Umgebung von alten Burgen häufen sich die Vorkommen archäophytischer Heilpflanzen. Die Vegetationsentwicklung auf dem Gelände alter Burgruinen führt zu Acer platanoides-Fraxinus excelsior-Ulmus glabra-Wäldern. Am Beispiel der Hauptstadt Tallinn werden die Eisenbahnanlagen untersucht, wobei mehr als 110 Arten von unmittelbaren Gleisgelände nachgewiesen wurden. Wichtigster Neophyt ist Bunias orientalis. Die Straßenrandvegetation außerhalb der Siedlungen ist artenreich und durch einen bunten Hochsommeraspekt geprägt. Neben Dauco-Melilotion-Arten finden sich auch viele Festuco-Brometea- und Trifolio-Geranietea-Arten in der Matrix. Der Hochsommeraspekt wird zumeist von Rumex thyrsiflorus dominiert. Auf der Insel Saaremaa finden sich auch gut ausgebildete Dauco-Mehlotion-Gesellschaften an den Straßenrändern.