Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 13 (1993)
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Vergleichende Untersuchungen zu den Standortsverhältnissen der Außengrodenvegetation auf Langeoog
(1993)
Im Herbst 1988 wurden Vegetations- und Standortsuntersuchungen auf dem begrüppten Außengroden der Insel Langeoog durchgeführt. Die 6 stetig vertretenen Pflanzengesellschaften werden beschrieben und nach ihren Standorten verglichen. Es sind die Vorlandgesellschaften Salicornietum strictae, Spartinetum anglicae, Salicornietum brachystachyae und die Salzwiesengesellschaften Puccinellietum maritimae, Halimionetum portulacoidis, Artemisietum maritimae. Erfasst wurde für jede Gesellschaft die Höhenlage, die Überflutungshäufigkeit, der Boden-pH, der Boden-Kalkgehalt, die elektrische Leitfähigkeit in der Bodenlösung und der Bodenwassergehalt. Über Mittelwertvergleiche erhaltene, signifikante Standortsunterschiede werden dargestellt. Der Überflutungsfaktor, der direkt von der Höhe (m NN) abhängt, beeinflusst die Zonierung der Pflanzengesellschaften im Untersuchungsgebiet am nachhaltigsten. Zwischen benachbarten Gesellschaften mit signifikant unterschiedlicher Höhenlage verlaufen die Wasserstandslinien "Mittleres Nipphochwasser" (MNpHW), "Mittleres Tidehochwasser" (MThw) und "Mittleres Springhochwasser" (MSpHw). Auch dem Bodensalzgehalt kommt eine große differenzierende Bedeutung zu. Mit der Entfernung vom Meer nehmen die Salzgehalte nicht kontinuierlich ab; hohe, die Leitfähigkeit des Meerwassers sogar übersteigende Werte wurden im Spartinetum anglicae und im Puccinellietum maritimae ermittelt. Zwischen dem Salz- und Kalkgehalt des Bodens besteht eine positive Korrelation. Ein deutlicher Niveauunterschied ist im unteren Teil der Salzmarsch mit einem nur geringen Unterschied der Überschwemmungshäufigkeit verbunden. Das hier siedelnde Salicornietum strictae weist eine große Vertikalamplitude auf. Dagegen bewirken in der Nähe von MThw schon kleinste Höhendifferenzen eine große Veränderung der Überflutungsrhythmik. Die Standorte der in diesem Bereich stockenden Gesellschaften haben eine geringe vertikale Streuung.
Für die Pflanzengesellschaften des Wattenmeer-Bereiches mit den Westfriesischen Inseln (Niederlande), den Ost- und Nordfriesischen Inseln (Deutschland), den Dänischen Inseln und der Festlandsküste wird eine Wertschätzung vorgelegt. Sie beinhaltet eine Rote Liste der gefährdeten Pflanzengesellschaften dieses Bereiches und stellt eine Grundlage für den praktischen Naturschutz dar. Es werden 119 Pflanzengemeinschaften aufgeführt; den meisten von ihnen kommt der Rang einer Assoziation zu, den übrigen der einer ranglosen Gesellschaft. Sie werden in erster Linie entsprechend der Serie, der sie angehören, zugeordnet: Zur Xeroserie, Haloserie, Hygroserie, Hydroserie und entsprechend auch zu den Ruderalgesellschaften ("Anthroposerie"). In zweiter Linie wird entsprechend der soziologischen Progression (als Maß für Stabilität und Strukturvielfalt) gegliedert. Die Bewertung basiert auf sechs Kriterien: I. der überregionalen Verbreitung, II. der regionalen Verbreitung, III. der Ausdehnung (lokal), IV. der derzeitigen Bestandesentwicklung, V. Aspekten der Dynamik, VI. der Anzahl seltener Taxa pro Gesellschaft. Eine integrale Gewichtung dieser Einzelwerte führt zur Gesamtwertung: 1. hochgradig schutzwürdig und schutzbedürftig, 2. schutzwürdig bzw. schutzbedürftig, 3. nicht schutzbedürftig, für den Wattbereich aber nicht untypisch, 4. nicht schutzbedürftig und untypisch. Gesellschaften der Kategorien 1 und 2 stellen die eigentliche Rote Liste dar. Mehr als die Hälfte der Gesellschaften mit der Gesamtwertung 1 gehören zur Hygroserie (feuchte und nasse Dünentäler). Dieser Typ von Biotopen ist daher insgesamt der gefährdetste von allen.
Für 70 Siedlungsgewässer von Myriophyllum alterniflorum in Mittel- und Nordeuropa wurden einige chemische Parameter (pH, GH, SBV, Leitfähigkeit) bestimmt; neben der Erfassung des Arteninventars wurden auch pflanzensoziologische Aufnahmen von Myriophyllum alterniflorum-Gesellschaften gewonnen, denen Littorelletea-Arten fehlen. Nach der Leitfähigkeit wurden drei Seengruppen gebildet. Mit steigenden Werten sinkt der Anteil der Isoetiden, während die Gesamtartenzahl steigt. In kalkreicheren Seen (Gruppe III) kommen Potamogetonetea-Arten häufig vor; die Seen sind teils von Littorella uniflora, teils von verschiedenen Charetea-Arten besiedelt. Bei weiterer Nährstoffzufuhr verschwinden die Klarwasser-Arten unter Ausbildung von zunehmend eutraphenter Vegetation. Dabei entstehen untypische Gesellschaften, deren Zuordnung zu pflanzensoziologischen Einheiten problematisch ist.
Standortsverhältnisse der Gesellschaften mit Dominanz einzelner Nymphaeaceen in Nordost-Polen
(1993)
Standorte von vier Gesellschaften mit Dominanz einzelner Nymphaeaceae-Arten werden analysiert und verglichen. Die Bestände mit Nuphar pumila und mit Nymphaea candida weisen eine deutliche ökologische Eigenständigkeit auf. Standörtliche Unterschiede zwischen den Beständen mit Nymphaea alba und mit Nuphar lutea erweisen sich als viel geringer. Bestände mit Nuphar pumila sind Anzeiger für Wasser und Bodensubstrate mit geringem Gehalt an Mg, Ca und Na, also für weiche Gewässer, die sich außerdem durch hohen Anteil von Gesamteisen und niedrigen Gehalt an Cl und gelöstem SiO2 auszeichnen. Bestände mit Nymphaea candida zeugen von verhältnismäßig weichem, mesotrophem Wasser. Bestände mit Nuphar lutea und Nymphaea alba erreichen ihr Entwicklungsoptimum in eutrophen Gewässern, wobei die Dominanz von Nymphaea alba auf fortgeschrittene Alterungsprozesse der Gewässer oder ihrer Fragmente hinweist.
Auf dem Kahlschlag eines Waldmeister-Buchenwaldes wurde 1985 ein 50 qm großes Dauerquadrat angelegt. Die jährlich durchgeführten Untersuchungen ergaben, daß sich auf der Schlagfläche ein krautiges Pionierstadium entwickelte, das von einem Samtbrombeeren-Gebüschstadium abgelöst wurde. Ihm folgte ein Vorwald-Stadium.
Der Kernbereich der Verbreitung des Cardamino trifoliae-Fagetum, als dessen Kennarten Cardamine trifolia und Dentaria enneaphyllos anzusehen sind, liegt am Nord- und Ostrand der österreichischen Alpen; die Assoziation kann bis in die Steiermark verfolgt werden und wird dann von dem Anemono trifoliae-Fagetum abgelöst. Im östlichen Oberbayern klingt das Cardamino trifoliae-Fagetum nach Westen hin aus und verarmt an Arten. Zusätzlich tritt hier als Trennart einer Vikarianten Aposeris foetida auf. Weiter nach Westen, nach der Verbreitungsgrenze von Dentaria enneaphyllos und Cardamine trifolia, folgt das für den mittleren Alpennordrand bezeichnende Lonicero alpigenae-Fagetum, hier z.T. ebenfalls in einer Vikarianten mit Aposeris foetida. Insofern gehören in Tabelle 2 bei SEIBERT die lfd. Nummern 11, 9,1, 8, 10, 2, 3, 4, 6, 7 und 12 zum Cardamino trifoliae-Fagetum, die lfd. Nummern 13, 14 und 15 zum Lonicero alpigenae-Fagetum, die lfd. Nummer 5 zum Galio-Abietetum (diese Aufnahmen wurden weder von OBERDORFER & MÜLLER 1984 noch von MÜLLER in OBERDORFER 1992 für die Beschreibung des Cardamino trifoliae-Fagetum verwendet).
Anhand der 119 Vegetationsaufnahmen, die in Band IV der "Süddeutschen Pflanzengesellschaften" (Oberdorfer 1992) für das Cardamino trifoliae-Fagetum verwendet wurden, wird nachgewiesen, daß der größere Teil dieser Aufnahmen nicht zum UV Lonicero alpigenae-Fagenion gehört. Die Art ist in Galio rotundifolii-Abietetum und Galio odorati-Fagetum häufiger. Andererseits fehlt Cardamine trifolia in fast 700 Lonicero-Fagenion-Aufnahmen der bayerischen und benachbarten österreichischen Kalkalpen. Deshalb wird es für richtiger gehalten, in diesem Verbreitungsgebiet des Lonicero alpigenae-Fagenion den alten Namen, Aposerido-Fagetum Oberd. 1957, beizubehalten.
"Pflanzengesellschaft" als Allgemeines beinhaltet sowohl einen Typus- als auch einen Klassenbegriff. Der pflanzensoziologische Typus (Vegetationstypus) wird als (maximales) Merkmalskorrelat begriffen, das eine bestimmte Taxakombination und deren standörtliche Bindung umfasst. Das Modell des Vegetationstypus, das einen Aspekt des Typus darstellt, wird im allgemeinen lediglich auf einer Taxaverbindung begründet. Es basiert auf der Abstraktion von ähnlichen Vegetationsausschnitten. Der Typus ist nicht durch einen einzelnen Pflanzenbestand individualisierbar. Pflanzengesellschaft als Klasse (Gruppe), hier auf den Begriff „Vegetationseinheit" festgelegt, meint demgegenüber eine Gesamtheit von ähnlichen Vegetationsausschnitten. Diese verkörpern, allgemein gesprochen, die "Elemente" der Klasse. Die Definition der "künstlichen Vegetationseinheit" erfolgt anhand eines einzelnen Merkmals oder einiger weniger Merkmale. Die "natürliche Vegetationseinheit" wird über den Vegetationstypus, d.h. über eine maximale Merkmalskombination, definiert.
Anläßlich der Jahresversammlung am 4. Juni 1993 während der Tagung in Regensburg hat die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft Herrn Professor Dr. Franz Fukarek zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Damit wurden nicht nur seine Verdienste um die floristische und vegetationskundliche Erforschung des nordostdeutschen Flachlandes gewürdigt, sondern es wurde ihm auch gedankt für seine langjährigen Bemühungen, den Kontakt zwischen West und Ost nicht abreißen zu lassen.