Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 11 (1991)
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"Im Abstand von rund 2 Jahrzehnten fällt den Freiburgern die Aufgabe zu, Kollegen, Freunden und sonstigen Mitgliedern der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft einige kleine Ausschnitte aus der Vegetation unserer Landschalt zu zeigen: 1951 - 1971 - 1990 sind die Stichjahre. Damit bietet sich auch jeweils Gelegenheit zu einem Blick in unsere 'Werkstätten'. Es ist gewiß einerseits eine willkommene Aufgabe, andererseits wird diese umso heikler, je größer die Zahl der Teilnehmer und je bunter deren Kreis wird. So mußten heuer unter rd. 350 Bewerbern zunächst 200 als absolutes Maximum für 4 getrennte Gruppen ausgelost werden."
Die 4 Exkursionen, über die im vorliegenden Beitrag ausführlich berichtet wird, führten zum Kaiserstuhl, auf den Feldberg, in den Hotzenwald und zum Belchen; eine Nach-Exkursion hatte die Wutachschlucht zum Ziel.
Im Rahmen einer Bestandsaufnahme der Erlenwälder im nordwestlichen Niedersachsen wurden 101 Vegetationsaufnahmen gemacht. Die Größe der Aufnahmeflächen betrug 400 qm, in einem zusammenhängenden Waldgebiet wurden nicht mehr als 3 Vegetationsaufnahmen gemacht. Der Datensatz wurde mit 3 verschiedenen Methoden klassifiziert. Erstens wurden 28 Dominanztypen nach der vorherrschenden Wuchsform (bzw. innerhalb der Wuchsform nach der vorherrschenden Art) in der Krautschicht unterschieden. Zweitens wurden aufgrund der floristischen Zusammensetzung 21 operationale Kleintypen gebildet, die jeweils durch ihre gesamte charakteristische Artenkombination voneinander abgrenzbar sind. Diese Kleintypen wurden unter Zuhilfenahme ökologischer Kriterien zu 6 Basistypen verschmolzen. Drittens wurde mit Hilfe von Differentialarten bekannter Wertigkeit eine pflanzensoziologische Klassifikation durchgeführt, die zwei Assoziationen (eine davon in 3 Subassoziationen und teilweise weiter in Varianten unterteilt) lieferte. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Klassifikationsmethoden werden, auch unter Bezugnahme zu der gewählten Aufnahmemethodik, ausführlich diskutiert. Je nach Fragestellung wird man sich für die eine oder andere Klassifikation entscheiden. Auch die Grenzen der Klassifizierbarkeit von Erlenwäldern werden diskutiert.
Die Geschichte des Lebens- und Wuchsformenbegriffes wird kurz dargestellt, soweit sie die Anwendung auf Wasserpflanzen betrifft. Die Einteilung geschah bisher hauptsächlich nach den Gesichtspunkten "Anpassung", "Form" und "Dynamik". Als "Lebensformen" werden 5 Gruppen von Pflanzen mit vergleichbarem Grad der Anpassung an das Wasserleben unterschieden. Da die einzelnen für das Leben im Wasser vorteilhaften Merkmale unabhängig voneinander auftreten, ist eine exakte Trennung zwischen Wasser- und Landpflanzen nicht möglich. Für die Definition der "Wuchsform" wird die phänotypisch realisierte morphologische Struktur verwendet. Auf diese Weise können 20 Wuchsformen unterschieden werden. Aufgrund der Dynamik einzelner demograpischer Einheiten kann der "Lebenszyklus" einer Pflanze beschrieben werden. Innerhalb einer Art können verschiedene Einheit unterschiedliche Lebenszyklen haben. Abschließend wird auf die Bedeutung der Lebens- und Wuchsformen in verschiedenen Bereichen der Pflanzenökologie hingewiesen.
In der vorliegenden Arbeit werden Bestände vorwiegend aus dem Raum Köln-Aachen beschrieben, in denen die sehr expansive, neophytische Art Senecio inaequidens DC. an ruderalen oder ruderalisierten Standorten meist schon häufiger auftritt. Die ca. 160 vorgestellten Vegetationsaufnahmen zeigen in ihrer Zuordnung zu bestimmten Pflanzengesellschaften ein breites Spektrum von den Sedo-Scleranthetea, Chenopodietea (Sisymbrion), Artemisietea (Dauco-Melilotion), Molinio-Arrhenatheretea (Arrhenatherion), Plantaginetea (Polygonion avicularis), Agropyretea (Convolvulo-Agropyrion), Agrostietea (Agropyro-Rumicion) über Bidentetea und andere Feuchtgesellschaften hin zum Sambuco-Salicion capreae bzw. Salicion albae. Sonderformen unterschiedlichster Standortbedingungen werden zusätzlich angeführt. Obwohl das Optimum der Art im Dauco-Melilotion an warm-trockenen Standorten zu liegen scheint, bleiben solche unter anderen edaphischen Bedingungen nicht ausgeschlossen. Soziologisch ungesättigte Gesellschaften und ihre Entwicklungsphasen an anthropogen gestörten bzw. geschaffenen Standorten werden bevorzugt besiedelt. Angaben über Herkunft, Verbreitung und Ökologie der Art, die in Bremen und seinem Umland sowie im Raum Aachen-Köln-Düsseldorf als eingebürgert zu gelten hat, ergänzen die Gesamtdarstellung.
Adventive Vorkommen der mediterran-kontinentalen Atriplex rosea L. auf Gleisanlagen in Mitteleuropa und im submediterranen Raum Westeuropas (Pyrenäen-Südrand) werden mit denjenigen auf der Südinsel Neuseelands verglichen, wo die Art auf die wärmsten und trockensten Bereiche von Otago beschränkt ist. Die Bestände von A. rosea in NZ zeichnen sich durch eine hohe Übereinstimmung ihres (bis auf eine Ausnahme) ausschließlich neophytischen Artenspektrum aus und werden als Atriplex rosea-Bromus diandrus-Ges. beschrieben. Eine sehr ähnliche Vergesellschaftung ist am klimatisch mit den warmen Beckenlandschaften Otagos vergleichbaren zentralen Südrand der Pyrenäen zu beobachten, während ein Gesellschaftsanschluß von A. rosea auf Schienenstandorten in Mitteleuropa (noch ?) nicht festzustellen ist.
In dieser Arbeit werden Pflanzengesellschaften der Kulturlandschaft der Nordfriesischen Insel Amrum vegetationskundlich-standörtlich beschrieben. Bedingt durch die geringe Bedeutung der Landwirtschaft auf der Insel ist hier noch das kennzeichnende Vegetationsmosaik einer vorindustriellen Kulturlandschaft erhalten geblieben.
Durch Entwässerung und Eutrophierung hat sich die Artenzusammensetzung der meisten Erlenbruchwälder Schleswig-Holsteins drastisch verändert. Die vorliegende Arbeit versucht, den Floren- und Standortswandel dieser Wälder am Beispiel der Bestände des Bornhöveder Seengebietes zu belegen. Generell lassen sich in Erlenbruchwäldern verschiedene durch Entwässerung ausgelöste Sukzessionsabläufe unterscheiden. Auf nährstoffarmen Torfen stockende Bestände können sich zu Birken- und Stieleichenreichen Erlenwäldern entwickeln. Demgegenüber werden unter günstigen trophischen Verhältnissen Arten des Alno-Ulmion gefördert. Die zuletzt genannte Entwicklung ist — begünstigt durch eine Vererdung der Torfe und allochthonen Nährstoffeintrag — bezeichnend für entwässerte Erlenbruchwälder des Untersuchungsgebietes. Zur synsystematischen Wertung entwässerter Erlenbruchwälder werden Vorschläge gegeben. Während schwach entwässerten Beständen noch eine Vielzahl bezeichnender Sippen des Alnion eigen ist, werden bei starker Entwässerung Arten des Alno-Ulmion und der Querco-Fagetea begünstigt. Die in Schleswig-Holstein bestehenden Schutzmöglichkeiten und -perspektiven für noch weitgehend intakte Erlenbruchwälder werden erörtert.
Die Vegetation des Weidevogelschutzgebietes "Ellewicker Feld" im Münsterland wird dargestellt. Das Grünland-Gebiet wird mit niedriger Stickstoff-Düngung extensiv genutzt. Nach Unterschutzstellung 1980 wurden in den Weiden Tümpel unterschiedlicher Größe angelegt. Die Grünland-Gesellschaften werden als Lolio- und Luzulo-Cynosuretum, Ranunculo-Alopecuretum geniculati und Lolio-Plantaginetum majoris charakterisiert. Die Vegetation der Tümpelränder sind Bidentetea- und Isoeto-Nanojuncetea-Gesellschaften. Außerdem wird eine Juncus effusus-Gesellschaft beschrieben. Die Pflanzengesellschaften des Ellewicker Feldes sind aufgrund des geringen Alters der Grasnarbe und der Gewässer artenarm. Der Effekt der extensiven Bewirtschaftung zeigt sich im Rückgang der Arten, die auf hohe Stickstoffverfügbarkeit angewiesen sind.
Dauerquadrat-Untersuchungen eines in den Allgäuer Alpen gelegenen Grauerlenwaldes ergaben, daß dieser vielleicht aus einem Lavendelweiden-Gebüsch hervorgegangen ist. Die Assoziation würde bei Bodenaufhöhung wahrscheinlich in einen Schluchtwald übergehen. Findet eine solche nicht statt, bleibt der Grauerlenwald voraussichtlich als solcher erhalten.
Die Arbeit vergleicht die Flora von 19 Dörfern Westböhmens mit derjenigen der Stadt Plzen. Zugrunde liegen qualitative und quantitative floristische Angaben zur Artenzusammensetzung insgesamt und teilweise auch im Vergleich einzelner Standorte. Ausgewertet werden weiter Lebensformenspektren, der Anteil der Anthropophyten und mittlere Zeigerwerte nach ELLENBERG. Insgesamt ergeben sich deutliche Unterschiede, teilweise in Übereinstimmung mit Untersuchungen aus anderen Gebieten.