Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 10 (1990)
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Zwischen dem Nordrand der Mittelgebirge und den nordwestdeutschen Altmoränengebieten liegt eine bis 30 km breite Lößzone, die als altbesiedeltes Gebiet eine stark ausgeräumte Kulturlandschaft darstellt. Die Restflächen der Wälder betragen nur noch 5%, zeigen aber eine breite Amplitude verschiedener Waldgesellschaften. In den eigentlichen Lößbereichen wachsen vor allem Eichen-Hainbuchenwälder verschiedener Ausprägung von sehr artenarmen bis zu artenreichen Beständen. Sie gehören zum Stellario-Carpinetum Oberd. 1957, das sich in 2 Subass.-Gruppen mit 4 Subassoziationen und mehrere Varianten gliedern lässt. Einige Wälder nasser Standorte lassen sich dem Alno-Ulmion zuordnen.
Die Halophytenvegetation des Pikrolimni-Sees (Höhenlage 47 m ü. Meer) wird phytosoziologisch beschrieben. Die sieben Pflanzengesellschaften (Crypsidetum aculeatae, Suaedetum maritimae, Camphorosmetum annuae, Plantaginetum coronopi, Limonio-Spergularietum, Elymetum elongati, Puccinellietum convolutae), die rings um den See erkannt wurden, sind sehr artenarm und werden in die eigenartige Salzvegetation des balkanischen Binnenlandes eingegliedert. Bodenanalysen (Bestimmung von pH, CaCO3, NaCl) geben eine allgemeine Bewertung der Bodeneigenschaften von fünf Gesellschaftssubstraten.
In der Provinz Bozen gibt es in der montanen Stufe der Alpen mehrere Gesellschaften der Klassen Phragmito-Magnocaricetea, Scheuzerio-Caricetea fuscae und Molinio-Arrhenatheretea (Ordnung Molinietalia). Untersucht wurden der östliche Teil der Ortler Gruppe, die Sarntaler Alpen und der westliche Teil der Dolomiten. Diese Gesellschaften, von denen sich die meisten auch in anderen orographischen Einheiten der Alpen finden, kommen im Untersuchungsgebiet spärlich vor, und zwar in Quell-Lagen und von Grundwasser beeinflussten Bachauen glazialen Ursprungs. Es handelt sich um folgende Assoziationen: Caricetum rostratae, Caricetum paniculatae, Caricetum fuscae, Eleocharitetum pauciflorae, Primulo-Schoenetum ferruginei, Caricetum davallianae, Trollio-Molinietum caerulea, Chaerophyllo hirsuti-Crepidetum paludosae, Crepido paludosae-Trollietum altissimi, Trollio altissimi-Cirsietum heterophylli und Filipendulo-Menthetum longifoliae.
Durch einen Vergleich nach ca. 30 Jahren wiederholter Vegetationsaufnahmen von Glatthaferwiesen an Straßenrändern des Raumes Halle/S. konnten die in der Zwischenzeit stattgefundenen anthropogenen Veränderungen der straßenbegleitenden Vegetation am konkreten Beispiel belegt werden. Zur Interpretation der Veränderungen in der Artenzusammensetzung wurden besonders Zeigerwert-, Hemerobie- und Strategietypenspektren herangezogen. Veränderungen äußern sich vor allem in einer Abnahme der Diversität durch Zunahme euryöker Ubiquisten und einer Erhöhung des Hemerobiegrades. Die Ursachen für diesen Wandel sind besonders in der Intensivierung der Produktion auf den angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen und einer weitestgehenden Auflassung der Nutzung der Straßenränder selbst zu sehen, die sich in deren Eutrophierung äußern.
In verschiedenen Sandabgrabungen Nordwestdeutschlands wurde die Vegetation der Uferbereiche pflanzensoziologisch untersucht. Dabei konnten gut ausgebildete Assoziationen und fragmentarische Gesellschaften aus den Klassen Isoëto-Nanojuncetea, Littorelletea und Bidentetea festgestellt werden. Es handelt sich dabei immer um Pioniergesellschaften. Neben der pflanzensoziologischen Charakterisierung sind die Aspekte des Naturschutzes von großem Interesse. Auf die Bedeutung von Sekundärstandorten für diese Gesellschaften wird eingegangen.
Die meisten Vorkommen von Alliarion-Gesellschaften in Mitteleuropa verdanken ihre Entstehung und Erhaltung dem Menschen. Ein Teil ist jedoch zweifelsfrei natürlichen Ursprungs. Das gilt nicht zuletzt für das Epilobio-Geranietum robertiani, dessen autochthone Bestände in der Rhön besonders im Trauf von Edellaubholz-Blockschuttwäldern oder Sambucus racemosa-Ribes alpinum-Mantelgebüschen gegen die offenen Basaltblockhalden siedeln. Ihr Wurzelbett bilden zwischen den Gesteinsbrocken akkumulierte Rottestoffe, die aus der Laubstreu der angrenzenden Wälder und Gebüsche hervorgegangen sind. Aufgrund unterschiedlicher Höhenlage und Exposition zeichnen sich drei floristisch deutlich differenzierte Varianten ab. Eine davon ist durch reichliches Auftreten von Cynoglossum germanicum gekennzeichnet. Diese Pflanze hat obendrein natürliche Vorkommen in intakten Beständen von Edellaubholz-Blockschuttwäldern (Tilio-Ulmetum glabrae) und artenreichen Buchenwäldern des Asperulo-Fagion der Rhön, und zwar vorzugsweise in sonnenseitigen Lagen.
Verbreitung, Ökologie und Vergesellschaftung von Sisymbrium altissimum in Nordwestdeutschland
(1990)
Sisymbrium altissimum ist ein kontinentaler Vertreter der Brassicaceae, der sein Areal in der Vergangenheit weit nach Westen ausdehnen konnte. Verbreitung, Ökologie und Soziologie dieses erfolgreichen Neophyten wurden im synanthropen Teil seines Areals untersucht. Der R/CR-Stratege (Samengewicht: 0,189 g/1000 Samen) ist für offene, ± sandige, häufiger gestörte Flächen in der Umgebung von Städten und Verkehrsanlagen charakteristisch. Im nordwestlichen Deutschland ist S. altissimum Kennart des Lactuco-Sisymbrietum altissimi. Während diese Art im östlichen (Mittel-) Europa mit Sisymbrium loeselii und Descurainia vergesellschaftet ist, tritt sie in Nordwestdeutschland allein bestandbildend auf. Auf günstigen Standorten erreicht das Lactuco-Sisymbrietum altissimi eine oberirdische Biomasse (Trockenmasse) von max. 774,5 g/qm. Die Assoziation kann in eine Typische Subassoziation und in eine solche von Bromus tectorum gegliedert werden. Abschließend wurden Vorkommen und Vergesellschaftung von Sisymbrium loeselii und Descurainia sophia untersucht.
Über 130 Teilnehmer hatten sich zur Jahrestagung der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Münster eingefunden. Bei der Vorbereitung und Durchführung wurde der Tagungsleiter Prof. Dr. F. J. A. Daniels unterstützt von Prof. Dr. K. Burrichter (Münster), Prof. Dr. R. Pott (Hannover), Dr. F. Runge, Dr. E. Schröder, Dr. G. Vester, Dr. A. Vogel (Münster), Dr. J. Hüppe (Hannover), Dr. G. Verbücheln (Düsseldorf), Dr. R. Aerts und Dr. W. Koerselmann (Utrecht, NL), B. Stabenow (Kiel), G. Bremer, J. Pallas, S. Paus und Ch. Rückriem (Münster) sowie anderen Doktoranden und Diplomanden der Arbeitsgruppe Geobotanik in Münster. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Prof. Daniels im Hotel Lindenhof wurden einführende Vorträge gehalten. Danach fand die ordentliche Jahresversammlung der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft statt. Am Freitagnachmittag, dem 30.6., wurden 4 Exkursionen in die Umgebung von Münster durchgeführt. Am Samstag und Sonntag, dem 1. und 2.7., fanden ganztägige Exkursionen statt, zudem am Montag, dem 03.07. eine Nachexkursion in die Niederlande.
Saumgesellschaften auf Öland
(1990)
Die Saumgesellschaften der Ostseeinsel Öland werden beschrieben und mit Vegetationsaufnahmen belegt. Die sehr artenreichen Trifolio-Geranietea-Säume lassen sich dem Galio borealis-Geranietum zuordnen, das in seiner Verbreitung auf Nordeuropa beschränkt ist und dort vermutlich die einzige Assoziation der Klasse darstellt. Auf Öland ergibt sich eine Untergliederung in zwei Subassoziationen, die durch die Literatur aus anderen Gebieten Skandinaviens unterstützt wird. Aus der Gruppe der nitrophilen Saumgesellschaften wurden zwei Assoziationen festgestellt: das auf der Insel weit verbreitete Urtico-Aegopodietum podagrariae in zwei gut gekennzeichneten Subassoziationen sowie das seltene, nur durch eine Aufnahme wiedergegebene Alliario-Chaerophylletum temuli.
Bücherschau
(1990)
Es wird eine pflanzensoziologische Übersicht über die Erlenbruchwälder (Alnion glutinosae Malc. 1929) des Süderberglandes (Nordrhein-Westfalen) vorgelegt. Die submontan-montane Höhenlage drückt sich beim Torfmoos-Erlenbruch im höheren Anteil von Vaccinio-Piceetea-Arten aus. Im anspruchsvolleren Flügel dominieren Quell-Erlenwälder, während das planar-colline Iris-Erlenbruch fast ganz ausfällt.
Vier Pflanzengesellschaften kleinerer Fließgewässer im subtropischen NO-Argentinien, das Sematophylletum riparioidis ass. nov., das Podostemetum undulati ass. nov., das Fissidentetum oedilomae ass. nov. und die Fissidens semicompletus-Gesellschaft, werden beschrieben und durch Vegetationsaufnahmen belegt. Die Laubmoose Sematophyllum riparioides und Fissidens oediloma werden erstmals für Argentinien angegeben.
Der Bärlauch verbreitet sich vorwiegend durch Samen. Daneben gibt es noch die vegetative Vermehrung mit Tochterzwiebeln. Solche Pflanzen mit vegetativer Vermehrung lassen sich leicht erkennen, weil sie mit drei Laubblättern und dem Blütenstand von einem Niederblatt umgeben sind. Dies ergibt sich nach der morphologischen Untersuchung. Der Anteil der vegetativen Vermehrung im Melico-Fagetum kann 5% im Durchschnitt, ausnahmsweise bis 37% erreichen. Im Herbst und Winter erkennt man Zwiebeln mit vegetativer Vermehrung an ihrem hohen Gewicht.
Basierend auf der Auswertung alter Floren und neuerer floristischer und vegetationskundlicher Studien wird der Florenwandel der Stadt Leipzig in ihren heutigen administrativen Grenzen analysiert. Dabei werden der Gefährdungsgrad der wildwachsenden und verwilderten Kormophyten eingeschätzt, die Gesamtverluste und die Verluste in den einzelnen Vegetationseinheiten besprochen. Die Menge der ausgestorbenen Arten ist bedeutend größer als diejenige der sich seit 1867, dem Erscheinungsjahr der letzten Flora von Leipzig, eingebürgerten Neophyten. Auffallend hoch ist unter diesen die Anzahl der verwilderten Kulturpflanzen.
Bei der vegetationskundlichen Untersuchung der Kleinseggenriede im Südwest-Harz konnten Bestände des Caricetum fuscae Br.-Bl. 1915 und einer Caricion davallianae-Gesellschaft erfasst werden. Die Bestände des Caricetum fuscae lassen sich in eine Subassoziation von Sphagnum recurvum und eine von Sphagnum teres aufteilen, deren Böden sich in ihrem Basengehalt unterscheiden. Exemplarisch werden ferner noch Aufnahmen vorgestellt, die einen Übergang zwischen beiden Gesellschaftsgruppen bilden.
Im östlichen Aller-Flachland sind offene und trockene Sandstandorte vor allem auf Binnendünen und in den Sandgruben der Moränengebiete anzutreffen. Die Sandflächen werden nicht nur von reinen Sandtrockenrasen (Spergulo-Corynephoretum, Polytrichum piliferum-Ges., Jasione montana-Corynephorus canescens-Ges., Festuca ovina-Ges.), sondern auch von ruderalen Sandtrockenrasen (Senecio viscosus-Corynephorus canescens-Ges., Oenothera biennis-Corynephorus canescens-Ges.), Ruderalgesellschaften (Lactuco-Sisymbrietum altissimi) oder Zwergstrauchheiden (Genisto-Callunetum) bewachsen.
Alle Pflanzengesellschaften treten als Sukzessionsphasen auf Sand-Rohböden auf. Es lassen sich mehrere Sukzessionsreihen unterscheiden, die mit dem Spergulo-Corynephoretum typicum auf armen Sanden und der Senecio viscosus-Corynephorus canescens-Ges. auf basenreicheren und feuchteren Standorten ihren Anfang nehmen. Reine Ruderalgesellschaften entstehen auf isolierten offenen Sandstandorten, die die Sedo-Scleranthetea-Arten aus verbreitungsökologischen Gründen nicht erreicht haben. Während der Sukzession reichert sich in den Böden Humus an, und in den Beständen kommt es zu charakteristischen Verschiebungen der floristischen Zusammensetzung, die durch den Vergleich von Lebensformenspektren, soziologischen Spektren und Statusspektren verdeutlicht werden. Schutzmöglichkeiten für Sandtrockenrasen in Sandgruben werden abschließend diskutiert.
Die frühen Abschnitte des Postglazials sind im Harz in den bisher bekannten Pollendiagrammen nur unzureichend erfasst. Drei neue Diagramme aus dem Hochmoor "Radauer Born" werden vorgestellt, welche die Entwicklung der Vegetation vom Ende der waldfreien Zeit bis zum Beginn der mittleren Wärmezeit abbilden.
Hans Zeidler hat stets deutlich gemacht, dass sich Pflanzengesellschaften aus Arten unterschiedlicher Umweltansprüche zusammensetzen, und dass sich deshalb die charakteristischen Artenkombinationen von Bestand zu Bestand und von Gebiet zu Gebiet ändern können. Wichtiger als die "richtige" Abgrenzung oder Benennung von Assoziationen ist für ihn Abhängigkeit der Pflanzengesellschaften und der sie aufbauenden Arten von den Standortsbedingungen, die Einordnung in die landschaftsökologische Gesamtsituation und in das Landschaftsbild.
Der Hildesheimer Wald als Höhenzug des südniedersächsischen Berg- und Hügellandes zeichnet sich auf Grund seines geologischen Aufbaus (Buntsandstein, Muschelkalk, Löß), seines vielgestaltigen Reliefs und Kleinklimas sowie der unterschiedlichen Bewirtschaftungsweise durch eine große Vegetationsvielfalt aus. Das Waldbild wird in erster Linie durch Buchenwälder (Carici-Fagetum, Hordelymo-Fagetum, Galio odorati-Fagetum) und bodensaure Laubmischwälder (Luzulo-Fagetum, Luzulo-Quercetum) bestimmt. Demgegenüber treten Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum, Stellario-Carpinetum), bachbegleitende Auenwälder (Carici remotae-Fraxinetum, Stellario-Alnetum glutinosae) und Bruchwälder (Carici elongatae-Alnetum glutinosae) flächenmäßig zurück.