Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 6 (1986)
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Bücherschau
(1986)
Beim Zielgebiet handelt es sich ohne Zweifel um eines der botanisch noch attraktivsten Gebiete des nordwestdeutschen Tieflandes. Die Exkursion wurde mit vier Bussen und acht Führern durchgeführt. Einiges wird im vorliegenden Beitrag noch einmal aufgegriffen, um auch anderen Interessenten einige grundlegende Einblicke in diesen Bereich zu vermitteln.
Ein langjähriges Mitglied unserer Vereinigung, Professor Dr. Wilhelm Lötschert, verstarb am 29. Juni 1984 plötzlich und unerwartet in Frankfurt am Main. Als Professor für Botanik hat er an der Universität Frankfurt die floristisch-soziologische und ökologische Geobotanik begründet und vertreten. Viele Studenten begeisterte er für die Schönheit der Pflanzenwelt, führte seine Schüler aber auch in Naturschutz- und Umweltprobleme ein. Seinen Schülern war er mehr als ein akademischer Lehrer.
In der vegetationskundlichen Arbeit zeichnet sich in zunehmendem Maße der Einsatz von Mikro-Computern ab. Anhand des Programmes MULTIPLAN wurde in diesem Zusammenhang getestet, inwieweit sich professionelle Software eignet, computerunterstützt pflanzensoziologische Tabellen zu erstellen. Zusätzlich wurde ein MP-kompatibles Erweiterungsprogramm zur Ermittlung der Stetigkeit und deren Ausgabe auf den Drucker geschrieben.
Eines der Ziele der angewandten Pflanzensoziologie ist die Vorhersage abiotischer Standortsfaktoren aus der floristischen Struktur einer Aufnahmefläche. In dieser Arbeit wird eine Möglichkeit vorgestellt, auf der Basis von Ordinationsmodellen mittels multipler Regressionsanalyse auf Standortsfaktoren zu schließen. Zusätzlich wird die Verarbeitung von ökologischen Zeigerwerten in der multiplen Regressionsanalyse und die direkte Korrelation von Zeigerwerten und Boden-pH-Wert diskutiert.
Annuelle und perenne Pflanzen unterscheiden sich in ihren Überlebensstrategien dadurch, dass erstere einem Rhythmus von "Katastrophen", wie mechanischen Störungen oder klimatisch ungünstigen Perioden, durch "katastrophale" Änderungen ihres Lebenszustandes ausweichen. Die Perennen begegnen den "Katastrophen" durch physiologische Anpassungen. Man könnte diese beiden unterschiedlichen Antwortmuster als "differenzierend" und "integrierend" umschreiben. Anhand eines kleinen Datensatzes (43 Aufn.) von Mauervegetation aus dem mediterranen Teil des atlantischen NW-Spaniens wird exemplarisch gezeigt, wie diese unterschiedlichen Strategien verwendet werden, um einige Aspekte des "Gesamtsystems" Mauervegetation zu interpretieren.
Jede vegetationskundliche Untersuchung besteht aus einer Reihe klar abgrenzbarer Untersuchungsschritte: Formulierung der Zielsetzung, Abgrenzung der Grundgesamtheit, Festlegung von Lage und Größe der Aufnahmeflächen, Wahl der Aufnahme- und der Analysemethode. Es wird vorgeschlagen, sich dabei an drei Referenzräumen zu orientieren: Dem physischen, dem standörtlichen und dem floristischen Raum. Bei den meisten Fragestellungen geht es darum, Strukturen und Prozesse des einen Raumes in den andern Räumen unverzerrt abzubilden. Ein konstruiertes Beispiel dient der Erläuterung des Prinzips. Anhand der Analyse eines Überganges von einem Zwischen- zu einem Flachmoor wird gezeigt, wie sich methodische Elemente zu einem leicht überblickbaren Konzept zusammenstellen lassen: Statt der bei Gradientenanalysen üblichen Transsektmethode wird ein systematisches Stichprobennetz verwendet. Die Vegetationsaufnahmen beruhen auf der Skala von BRAUN-BLANQUET. Zu jeder Aufnahme werden zahlreiche Standortparameter gemessen. Die Analyse erfolgt mit Hilfe verschiedener numerischer Methoden. Das Ergebnis zeigt ein klares Abbild der Gradientenstruktur mitsamt deren Variationsbreite.
Grenzen und Möglichkeiten der Datenanalyse in der Pflanzenökologie werden diskutiert. Dabei steht die Analyse von reinen Vegetationsdaten im Vordergrund. Dazu werden 5 Thesen aufgestellt. Die weitgehende Identität der Ziele der Klassifikation und Ordination wird aufgezeigt. Die Verwandtschaft der numerischen Klassifikation mit der BRAUN-BLANQUET-Schule wird dargestellt.
Allen Arten von Vegetationsanalyse gemeinsame Ziele (Datenreduktion, Hypothesenbildung, noise reduction) werden erläutert. 2 Grundannahmen der Vegetationsanalyse werden geprüft. Diese sind der vermutete starke Effekt der kontinuierlichen, messbaren Habitatsparameter auf die Zusammensetzung der Vegetation und das taxonomische Artkonzept. Beides kann in vielen Fällen nicht einfach vorausgesetzt werden.
Zusätzlich wird die Schwierigkeit der Analyse des Zusammenhanges zwischen Vegetationsdaten und ökologischen Parametern bzw. künstlichen Indizes diskutiert. Alle Analysen führen zu dem Vorschlag, das Vegetationskonzept als Ganzes als analytischen Begriff in Frage zu stellen.
Paläo-ethnobotanische Befunde zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Flora in Braunschweig
(1986)
Bei zwei archäologischen Grabungen in Braunschweig wurden mittelalterliche und frühneuzeitliche Kloaken und Brunnen angeschnitten. Die paläo-ethnobotanische Analyse von Proben aus den Füllschichten ergab, dass neben Nutzpflanzen auch zahlreiche Unkräuter und Wildarten vertreten sind. Auf diese Weise wird ein Einblick in die ehemals vorhandene, vielfältige Flora und Vegetation vor allem anthropogen beeinflusster Standorte möglich.
Die meisten Arten der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Braunschweiger Flora kommen auch jetzt noch im Gebiet vor. Einige sind jedoch sehr selten geworden oder fehlen heute. Sie stammen überwiegend aus den Bereichen, die durch Intensivierung der Landnutzung am stärksten verändert worden sind (Feuchtbiotope, Acker-Standorte).
Im Genthiner Urstromtal ergaben Vegetationsanalysen ein Agrostio- und Molinio-Quercetum auf mittleren Sanden (Tab. 1) sowie Cnidium-Quercus-Ges., Stellario-Carpinetum, Galium aparine-Quercus-Semiforst, Sambuco-Quercetum, Anthrisco-fraxinetum und Crataego-Ulmetum auf sandig-lehmigen bis lehmig-tonigen Böden (Tab. 2). Die auf coenologischen Probeflächen ermittelte Ornis besteht aus zwei Kleinvogel- und mehreren Großvogel-Gemeinschaften (Tab. 3-5) mit Merkmalen eigenständiger Coenotypen (Homogenität, regionale Konstanz, großräumige Vikarianz). Analog zur Vegetationsgliederung werden die gesicherten Artenkombinationstypen der Eichenwald-Kleinvögel als selbständige Syntaxa Antho-Passeretum montani/Antho-Phylloscopion auf mittelmäßigen und Luscinio-Passeretum montani/Sylvio-Phylloscopion auf kräftigen bis reichen Standorten herausgestellt (Tab. 6) und zu den Sitto-Phylloscopietalia/Paro-Fringilletea vereinigt.
Es wurden Robinienbestände im mittleren Saartal pflanzensoziologisch aufgenommen und differenziert. Dabei ergaben sich folgende bezeichnenden Arten: Sambucus nigra, Galium aparine, Urtica dioica, Veronica hederifolia und Moehringia trinervia. An Untereinheiten ergaben sich: Holunder-Lauchkraut-Robiniengesellschaft mit Schöllkraut, Holunder-Lauchkraut-Robiniengesellschaft mit Aronstab, Reine Holunder-Lauchkraut-Robiniengesellschaft und Holunder-Robiniengesellschaft mit Faulbaum.
Aus zahlreichen Mikroklima-Messtagen wurde je ein extremer Tag herausgegriffen. Dabei ergab sich eine waldartige Ausgewogenheit des Mikroklimas im Robinienbestand gegenüber einem daneben liegenden Schafschwingel-Magerrasen. Die ruderalen Krautarten erlauben es aber nicht, von einem "Wald" zu sprechen, auch wenn der strukturelle Aufbau vergleichbar ist.
Nach einer allgemeinen Abgrenzung der Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion betuli Oberd. 1953) wird mit Hilfe einer großen Übersichtstabelle eine Gliederung dieser Wälder in Nordwest-Deutschland vorgenommen. Die 5 Subassoziationen des Stellario-Carpinetum Oberd. 1957 em. Th. Müller 1966 werden in zwei Gruppen zusammengefasst:
Stellario-Carpinetum, Subass.-Gr. von Lonicera periclymenum (mit St.-C. lonicero-typicum, St.-C. lonicero-luzuletosum), sowie Stellario-Carpinetum, Subass.-Gr. von Stachys sylvaticae (mit St.-C. stachyo-filipenduletosum, St.-C. stachyo-typicum, St.-C. stachyo-corydaletosum).
Außerdem wird eine Abgrenzung des Galio-Carpinetum Oberd. 1957 em. Th. Müller 1966 vorgenommen, das in Nordwest-Deutschland fast nur auf lokalklimatisch besonders warm-trockenen Kalkstandorten vorkommt.
Innerhalb des Stellario-Carpinetum lassen sich drei Gebietsausbildungen (Vikarianten) erkennen: eine nordwestliche mit Ilex aquifolium, eine mittlere ohne Trennarten und eine südöstliche mit mehreren subkontinentalen Arten.
Im zweiten Teil werden die Eichen-Hainbuchenwälder Süd-Niedersachsens genauer dargestellt. Alle 5 Subassoziationen des Stellario-Carpinetum lassen sich nachweisen, außerdem das Galio-Carpinetum primuletosum veris und luzuletosum.
Die Hügel des Innerste-Berglandes (Südost-Niedersachsen) zeichnen sich geologisch durch das Anstehen nahezu aller mesozoischen Gesteine aus. Entsprechend reichhaltig sind die dort wachsenden Laubwald-Gesellschaften, die in dieser Arbeit pflanzensoziologisch beschrieben werden. Es überwiegen Buchenwälder, die in ihrer Ausprägung von bodensauren über mesophile bis hin zu Kalk-Buchenwäldern (Luzulo-Fagetum, Melico-Fagetum) reichen. Vereinzelt tritt das Carici-Fagetum auf. Echte Eichen-Hainbuchenwälder (Stellario-Carpinetum) sind selten; dafür findet man zahlreiche Obergangsformen zu Buchenwäldern (Ersatzgesellschaften). Kleinräumig ist das bachbegleitende Carici-Fraxinetum erhalten geblieben.
Die Abfolge der Gesellschaften in Abhängigkeit von Gestein und Neigung lässt sich gut in einem Geländeprofil darstellen.
In den Allgäuer Alpen wurden in einer Schneepestwurz-Halde, in einer Ruprechtsfarn-Steinflur, auf einem Torfmoos-Bult, in einer Borstgras-Matte, in einer Waldlichtung und auf einer kleinen Brandstelle Dauerquadrate angelegt. Die Vegetation der abgegrenzten Flächen wurde 3-6 Jahre lang jährlich einmal soziologisch aufgenommen. Sie änderte sich in allen Quadraten erheblich.
This paper describes the reaction of Pulegium vulgare and a number of species from the same locality upon the different flooding regimes of four consecutive years. These species mainly belong to the Lolio-Cynosuretum and the Ranunculo-Alopecuretum. The results show that the effect of a flood on the vegetation strongly depends on the month (the date of the year) during which the inundation occurs. A flood of shorter duration in late summer has a stronger impact than a longer inundation in spring and early summer.
Pulegium vulgare strongly decreased after being flooded in July and August and did not recover in the subsequent year. On account of the behaviour of the species after a summer inundation, seven groups were broadly distinguished.
Die 17 wichtigsten Salzmarsch-Pflanzengesellschaften der Nordseeinsel Spiekeroog werden beschrieben und unter syntaxonomischen Aspekten mit der Literatur verglichen. Außerdem erfolgt ein Vergleich mit den von WIEMANN & DOMKE (1967) zwar kartierten, jedoch nicht beschriebenen Salzrasen. Danach haben sich das Halimionetum portulacoides und die Agropyron repens-Gesellschaft möglicherweise erst in letzter Zeit entwickelt, das Plantagini-Limonietum und die Suaeda flexilis-Gesellschaft wurden wahrscheinlich dem Puccinellietum maritimae zugeordnet. Die hohe Salzmarsch setzt sich hauptsächlich aus dem Juncetum gerardii und der Agrostis stolonifera-Potentilla anserina-Gesellschaft zusammen, von WIEMANN & DOMKE noch als Armerietum maritimae bzw. Junco-Caricetum extensae bezeichnet. Anklänge an ein Junco-Caricetum extensae befinden sich aber heute nur noch auf der unbeweideten Ostplatte der Insel. Das Sagino maritimae-Cochlearietum danicae sowie das Ononido-Caricetum distantis finden im oligohalinen Obergang zwischen hoher, Salzmarsch und Tertiärdünen optimale Standortsbedingungen. Auf der Ostplatte der Insel haben sich Brackwasser-Röhrichte dort etabliert, wo die Süßwasserlinse des alten Inselkerns in die Salzmarsch entwässert. In einer Übersicht wird die Zonierung der Pflanzengesellschaften wie der Salzmarsch-Phanerogamen bezüglich MThw aufgezeigt; genaue Messungen fehlen jedoch noch.
Untersucht wurde ein Niedermoor am Nordrand des Geeste-Mündungstrichters östlich von Bremerhaven. Dabei wurde nachgewiesen, dass moosreiche Kleinseggenriede (Scheuchzerio-Caricetea fuscae) bis in die Gegenwart überdauert haben, also unter geeigneten ökologischen Bedingungen auch heute noch ohne menschliche Eingriffe existieren können. Die Auffassung, dass Kleinseggenriede in Nordwestdeutschland ausschließlich anthropogene Ersatzgesellschaften sind, muss demnach fallengelassen werden.
Grundwasser-Ganglinien unter verschiedenen Pflanzengesellschaften in nordwestdeutschen Heidemooren
(1986)
In einem naturnahen nordwestdeutschen Heidemoor wurden die Grundwasser-Ganglinien im Jahresverlauf unter verschiedenen Pflanzengesellschaften gemessen. Untersucht wurden in Transekten vom Moorkern bis zu den Rändern das Erico-Sphagnetum magellanici, das Rhynchosporetum albae, das Myricetum gale sowie sekundäre Erica tetralix-Heiden auf entwässerten Torfen. Vor allem innerhalb der floristisch unterschiedlichen Varianten und Ausbildungen des Erico-Sphagnetum magellanici ergeben sich besonders feine Abstufungen der Grundwasser-Ganglinien.
Bis 1961 studierte R. TÜXEN die Vegetation des Maujahn-Moores im östlichen Niedersachsen mit Sphagnetum magellanici, Carici elongatae-Alnetum glutinosae und vielen anderen seltenen Gesellschaften. Seine Untersuchungen wurden 1984 mit den gleichen Methoden wiederholt. Das Ergebnis: Das Hochmoor und seine Peripherie sind stärker bewaldet. Die Wiesen und Weiden am Alnetum sind entweder aufgelassen oder werden intensiv bewirtschaftet. An reiche Böden angepasste Pflanzen haben zugenommen. Einige seltenen Arten und Pflanzengesellschaften sind verschwunden. Aber immer noch ist das Moor und seine Umgebung voll von Seltenheiten und bedarf des vollkommenen Schutzes.
Untersucht werden die Caricion davallianae-Gesellschaften in der nördlichen Kalkeifel unter besonderer Berücksichtigung des nordrhein-westfälischen Teiles. An Hand von über 50 Vegetationsaufnahmen werden die Assoziationen dieses Verbandes sowie ihre Kontaktgesellschaften vorgestellt, standörtlich charakterisiert und die soziologische Feingliederung diskutiert. Einleitend werden Verbreitung und Standortansprüche seltener Arten der Kalksümpfe des Untersuchungsgebietes beschrieben.
In einer früheren Arbeit (JEHLIK 1978) wurde versucht, für 16 synanthrope Phytozönosen der Eisenbahnen in der östlichen Hälfte Nordböhmens, ihre chorologische Charakteristik mit Hilfe chorologischer Spektren festzustellen. Als Grundlage dienten vereinfachte Zusammenfassungen der Areale einzelner Komponenten der Phytozönosen mit Rücksicht auf den Grad der Synanthropie. Es wurden nur Arten benutzt, die bei wenigstens 5 Vegetationsaufnahmen die Stetigkeit II-V erreichten. Insgesamt konnten so Arealtypen von 170 synanthropen Pflanzen aus dem angeführten Gebiet aufgestellt werden.
Neu definiert wurden kosmopolite und subkosmopolite Areale. Innerhalb der untersuchten Arten wurden 4 Gruppen von Arealtypen unterschieden, die 18 Arealtypen einschließen. Wir unterscheiden +/- natürliche Areale (I) mit 4 Arealtypen und +/- synanthrope holarktische (II), subkosmopolite (III) und kosmopolite (IV) Areale, mit 14 Arealtypen.
Die Zahlenwerte der chorologischen Spektren der Phytozönosen in Prozent (Tabelle 1) charakterisieren verhältnismäßig gut die chorologische Dynamik der untersuchten Phytozönosen.
Die Vegetationsentwicklung auf innerstädtischen Brachflächen wird am Beispiel von Flächen beschrieben, die sich durch Alter der Vegetationsbesiedlung (2- bis 20-jährige Stadien), Art der vorherrschenden Substrate (Trümmerschutt, Sand, Gartenböden, Gleisschotter) und Nutzung (Baugrube, "Stadtbrachen", Bahngelände) unterscheiden. Die Vegetation einer Baugrube (Sisymbrion, Dauco-Melilotion) wird mit Vegetationsaufnahmen dokumentiert. Art und Richtung der Sukzession werden diskutiert und in einem Schema zusammengefasst (Abb. 1). Für die Einzelflächen werden Artenzahlen, floristische Kenngrößen, Ergebnisse von Ähnlichkeitsberechnungen und z.T. Zeigerwertberechnungen für die Faktoren Stickstoff und Feuchtigkeit mitgeteilt. Abschließend wird zum Erhalt von Brachflächen unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktion für Erholung und Naturschutz in der Stadt Stellung genommen.
Seit 1968 wird im Neuen Botanischen Garten der Universität Göttingen auf einem ehemaligen Acker mit einem tiefgründigen, kalkhaltigen Auenlehm ein Dauerversuch durchgeführt, bei dem auf 6 Versuchsstreifen (je 150 qm) seit 1969 der Oberboden regelmäßig einmal im Jahr umgepflügt wird. Da allgemein angenommen wird, dass der Zeitpunkt der Bodenbearbeitung eine wichtige Rolle für die Artenkombination offener Böden spielt, werden drei Versuchsflächen im Frühjahr (Ende April/Anfang Mai), die anderen drei im Sommer (Juli) gepflügt. Zu Versuchsbeginn 1968 wurden je zwei Versuchsflächen durch Hitzeeinwirkung bzw. Chemikalienbehandlung sterilisiert, während bei zwei Flächen ohne Sterilisation der vollständige Diasporenvorrat des alten Ackerbodens erhalten blieb.
Die floristisch-vegetationskundliche Auswertung der jährlichen Vegetationsaufnahmen von 1969 bis 1983/84 ergab insgesamt gesehen sehr artenreiche Pflanzenbestände (im Mittel 45 Arten pro Jahr und 150 m2). Unterschiede im Zeitpunkt der Bodenbearbeitung wirkten sich nicht auf die Artenzahlen aus. Bei der physiognomischen und pflanzensoziologischen Auswertung traten dagegen die frühjahrsgepflügten Flächen mit einem signifikant höheren Anteil an Therophyta aestivalia und Geophyten bzw. Artemisietea- und Plantaginetea-Arten, die sommergepflügten Flächen mit höherem Anteil an Therophyta hivernalia und epeteia bzw. Chenopodietalia- und Molinio-Arrhenatheretea-Arten deutlich hervor.
Die statistische Einzelanalyse der Deckungsgrad-Entwicklung ergab für etwa 1/3 der 147 bis 1984 beobachteten Arten einen deutlichen Schwerpunkt auf frühjahrs- oder sommergepflügten Flächen. An Hand der Beispiele Crepis capillaris, C. pulchra, Galium aparine, Poa trivialis, Ranunculus repens, Sinapis arvensis, Sonchus arvensis, Taraxacum officinale, Tussilago farfara und Veronica persica wird erläutert, wie gut sich auf dem Artniveau die Versuchsvarianten ökologisch und dynamisch unterscheiden lassen und auch der Einfluss der Vorbehandlung sichtbar wird.
Unter den spontan und langfristig angesiedelten Arten befanden sich nur fünf Ackerwildkräuter, die zu den bedrohten Rote-Liste-Arten zählen. Ursache für diese geringe Zahl auf den nicht mit Herbiziden und Düngern behandelten, kulturpflanzenfreien Versuchsflächen ist die starke Verarmung der Segetalflora in der Umgebung der Versuchsfläche. Bereits vor Versuchsbeginn (1968) waren viele der früher in der unmittelbaren Umgebung vorhandenen Arten verschwunden. Die Distanz zum nächsten Fundort war bereits zu groß, um eine erfolgreiche Neubesiedlung zu ermöglichen. Für den Schutz der bedrohten Ackerwildkräuter bedeutet dies, dass man sich vorrangig auf die Flächen konzentrieren muss auf denen noch heute seltene Arten vorkommen.
Der vermehrte Einsatz von Herbiziden und Großmaschinen hat zur Änderung der Florenzusammensetzung der Getreidefelder in Sizilien geführt. Weniger robuste Pflanzen verschwinden aus dem Arteninventar, Pflanzen mit großem Adaptationsvermögen breiten sich aus. Anhand von 194 Vegetationsaufnahmen wurde die Segetalflora untersucht. Es fällt auf, dass der Anteil gut ausgebildeter Assoziationen an der Gesamtvegetation sehr gering ist. Nur ca. 10% der Aufnahmen entfallen auf das Legousio-Biforetum testiculati und das Capnophyllo-Medicaginetum ciliaris. Zu 90% gehören die Aufnahmen der Sinapis arvensis var. orientalis-Avena sterilis-Fragmentgesellschaft an.
Es lässt sich eine Korrelation zwischen der Ausbreitung zweier Frühjahrsgeophyten und dem Einsatz von Tiefpflügen feststellen. Anhand des Bodensamenspeichers von Kulturarten kann der Einfluss des Rotationsverfahrens am Auftreten der Wechselfrüchte in der aktuellen Vegetation belegt werden. Unter dem Stichwort "crop-mimicry" laufende Anpassungen werden an einigen Therophyten gezeigt. Insbesondere bei Sinapis arvensis var. orientalis wirkt eine Selektion auf das Blühverhalten.
Beim Vergleich der Vegetationsaufnahmen von Wintergetreideäckern auf Sandböden des Bremer Raumes aus den Jahren 1950-52 und 1983 zeigt sich eine starke Veränderung in der Vegetationsstruktur. Aus rein pflanzensoziologischer Sicht hat sich das Aphano-Matricarietum auf Böden, die früher vom Teesdalio-Arnoseridetum besiedelt waren, ausgebreitet. Bei der statischen Berechnung der soziologischen Bindung der häufigsten Arten untereinander zeigt sich jedoch, daß die Ackerwildkraut-Gesellschaften, die früher klar voneinander abgrenzbar waren, unter heutigen intensivierten Agrar-Produktionsmethoden so nicht mehr existieren. Auch die Zeigereigenschaften der Ackerwildkrautarten sind durch veränderte Konkurrenzverhältnisse bei langjährigem Herbizideinsatz z.T. nicht mehr gültig. Dies äußert sich im bevorzugten gemeinsamen Auftreten von Arten, die nach herkömmlichem Verständnis ökologisch gegensätzliche Ansprüche haben, wie z.B. Trocken- und Feuchtezeiger.
Die Vergesellschaftung von Apera interrupta (Poales, Poaceae), einer stenöken Art, legt die syntaxonomische Bewertung als eigene Gesellschaft nahe. Wir schlagen daher die Aufstellung eines Aperetum interruptae ass. nov. vor, welches der Klasse der Sedo-Soleranthetea zuzuordnen ist und möglicherweise einen eigenen Verband innerhalb der Corynephoretalia canescentis repräsentiert.
Die Vergesellschaftung und einige Aspekte der Populationsbiologie der in Mitteleuropa seltenen Art Melampyrum arvense (Scrophulariaceae), eines einjährigen Hemiparasiten, wurden im Göttinger Raum (Norddeutschland) untersucht. Die Melampyrum begleitende Vegetation wurde nach der Methode von BRAUN-BLANQUET aufgenommen; die Aufnahmen sind in einer Tabelle zusammengefasst. Das Programm DECORANA wurde verwendet, um Ordinationsdiagramme der Aufnahmen zu erstellen, die mit Hilfe der Zeigerwerte nach ELLENBERG (1979) ökologisch interpretiert werden.
Das frühere Ackerunkraut M. arvense kommt heute vor allem auf Kalkmagerrasen sowie in Wegrainen auf Kalk vor (Vegetation ähnlich der einer trockenen Glatthaferwiese), wobei die Wegränder sich durch eine bessere Nährstoffversorgung auszeichnen.
Die Wuchsleistung der M. arvense-Pflanzen in allen Populationen des Gebietes wurde untersucht. Dabei wurden die Zahl oder die Länge der Infloreszenzen als Parameter verwendet. Beide Parameter zeigen eine enge Beziehung zu Größe und Reproduktion der Pflanzen, die eng korreliert sind. M. arvense gedeiht in Wegrainen besser als auf Kalkmagerrasen, vermutlich bedingt durch eine bessere Nährstoffversorgung und ein anderes Wirtschaftsspektrum.
Die Häufigkeitsverteilungen für die Infloreszenzlänge (bzw. die Zahl der Infl.) pro Pflanze sind asymmetrisch und haben eine positive Schiefe. Diese Verteilungsform resultiert vermutlich aus der exponentiellen Natur des Wachstums, da keine klare Dichteabhängigkeit der Wuchsleistung der Pflanzen gefunden wurde. Im Gegensatz dazu erwiesen sich die Höhen der Pflanzen als normalverteilt; die mittlere Höhe der Pflanzen hängt dabei von der Höhe der umgebenden Vegetation ab.
Das Gewicht der Samen in zwei untersuchten Populationen war normalverteilt und relativ konstant im Vergleich zu den Unterschieden in der Samenzahl der Pflanzen. Die Samenproduktion von M. arvense ist gering für eine einjährige Art, und die Samen sind erheblich schwerer als die anderer Arten der gleichen Habitate. Zusammen mit der parasitischen Lebensweise scheint dies der Art zu erlauben, sich in relativ geschlossenen Gesellschaften zu halten.