Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins für das Jahr 2014 - Band 6 (2015)
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Mauerfüße, Plattenfugen, Straßenränder, Ruderalflächen, Baumscheiben, Parks, Vorgärten, Friedhöfe, Teiche, Hecken: eine Auswahl unterschiedlicher Stadtbiotope in einem der artenreichsten Viertelquadranten Kölns zeigt beispielhaft das Potential der Stadt als vielseitiger Lebensraum im Gegensatz zu den ausgeräumten Landwirtschafts- und Forst-Biotopen.
Das Gebiet der Krickenbecker Seen ist ein 1225 ha großes, zusammenhängendes FFHGebiet, darin liegen – getrennt durch die Kreisgrenze Kleve/Viersen – zwei Naturschutzgebiete: das NSG Krickenbecker Seen (Krs. Viersen) und das NSG Heronberger Buschberge/Wankumer Heide (Krs. Kleve). Im gesamten FFH-Gebiet sind aktuell über 600 Arten der Höheren Pflanzen bekannt. Dabei wurden bisher nur wenige Arten der Gattung Rubus differenziert. Für die Floristische Kartierung NRW werden insgesamt neun 1/4- Quadranten berührt, die Brombeer-Exkursion erfolgte in 4603/23 & 4603/24.
Die alljährliche erste Exkursion auf das Gelände der Ruhr-Universität führte wieder in versteckte Ecken, die man normalerweise beim Hetzen über das Unigelände nicht bemerkt. Genau hier aber werden die Betonflächen nicht von Bewuchs befreit und die Flachdächer sich selbst überlassen, sodass man eine Menge interessanter und typischer Arten solcher Standorte finden kann. Diesmal machten wir einen Rundgang in einem Innenhof zwischen Gebäude MA und dem Studierendenhaus.
Die Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM) hat die Große Landkartenflechte (Rhizocarpon geographicum) zur Flechte des Jahres 2014 gewählt. Der deutsche Name beruht auf der Felderung des Lagers dieser Flechtenart, das an das Signaturenmuster und z. T. an die Signaturenfarben insbesondere von Topographischen Karten erinnert. Da einige ähnliche Arten der Gattung meist kleinere Lager als diese Art aufweisen, erscheint der Name "Große Landkartenflechte" angemessener als die mehrfach verwendete Bezeichnung "Gewöhnliche Landkartenflechte", zumal die Art längst nicht überall (mehr) gewöhnlich ist. Grundsätzlich ist dies allerdings die Flechte, die mit dem Namen "Landkartenflechte" verbunden wird, während andere Rhizocarpon-Arten traditionell nicht mit deutschen Namen versehen wurden – ein Manko, was viele grundsätzlich Interessierte von der Beschäftigung mit Flechten abhält und dazu einlädt, möglichst für alle Arten einen deutschen Namen zu finden, auch wenn sie mitunter etwas konstruiert klingen mögen (bestes Vorbild sind die niederländischen Namen, die von dortigen Lichenologen eingeführt wurden, vgl. Van Herk & Aptroot 2004; inzwischen gibt es aber ebenso in Deutschland verschiedene Bestrebungen hierzu, siehe auch die vergangenen "Flechte des Jahres"-Artporträts des Bochumer Botanischen Vereins).
Der Weihnachtskaktus zählt bei uns zu den bekanntesten und beliebtesten Kakteen überhaupt. Auf den ersten Blick entspricht er allerdings nicht dem gewohnten Bild eines Kaktus, unter dem man sich ja normalerweise eine sukkulente Wüstenpflanze vorstellt. Seine Blütezeit hat ihn zusammen mit dem Weihnachtstern (Euphorbia pulcherrima, vgl. Höggemeier 2014) zu einer der beliebtesten Zimmerpflanzen zur Weihnachtszeit gemacht. Der deutsche Name spielt also ganz offensichtlich auf diese Blütezeit an, jedoch kann der Kaktus bei entsprechender Pflege auch mehrmals im Jahr und sogar im Hochsommer blühen. Die Ausbildung von Blüten ist wie so oft abhängig von Licht und Wärme sowie von der jeweiligen Art bzw. Sorte.
An keinem anderen Ort lässt sich die geologische Entwicklung des Bochumer Raumes besser nachvollziehen als im Geologischen Garten Bochum. Zu den vielfältigen aufgeschlossenen Strukturen zählt u. a. die berühmte Winkeldiskordanz zwischen Karbon und Kreide im Bereich einer kreidezeitlichen Küstenklippe. Die Exkursion sollte den Blick für ruhrgebietstypische geologische Gesteine und Strukturen verschiedener Größenordnung schärfen und aufzeigen, wie sich diese interpretieren lassen. Eine Publikation zur geologisch-geomorphologischen Entwicklung des Bochumer Raumes, die auch den Geologischen Garten behandelt, ist in Vorbereitung (Kasielke 2015).
Der Botanische Sondergarten Wandsbek in Hamburg hat zum 10. Mal die Giftpflanze des Jahres gewählt. Die Wahl trifft diesmal das Maiglöckchen (Convallaria majalis), eine einheimische Pflanze, die schon seit dem Mittelalter aufgrund ihrer Schönheit und Symbolkraft in Ziergärten gepflanzt wird, als Heilpflanze eine ungebrochene Bedeutung besitzt und aufgrund ihres Duftes und von Vergiftungen immer wieder für Schlagzeilen sorgt.
Auch in diesem Jahr führte eine Frühjahrsexkursion auf einen winterlichen Friedhof. Hier stand insbesondere das Erkennen der Koniferen (Nadelbäume) im Mittelpunkt. Wichtig dabei ist es, zunächst die Fülle der hier vorkommenden gärtnerischen Sorten der botanischen Art zuzuordnen. Der Matthäusfriedhof in Bochum-Weitmar ist ausgesprochen reich an Koniferenarten und -sorten und beherbergt auch einige seltener gepflanzte Arten wie z. B. Schirmtanne und Sicheltanne. Andere immergrüne Gehölze wurden ebenfalls besprochen.
Der Spitz-Wegerich ist in ganz Deutschland verbreitet und häufig. Heutzutage kommt er in den gemäßigten Zonen sogar weltweit vor. Er ist leicht in der Natur zu finden und einfach zu erkennen. Und er gehört zu den heimischen Heilpflanzen, deren Wirkung in der Volksmedizin überall bekannt ist. Außerdem handelt es sich um eine Heilpflanze, die auch bei Aufnahme von größeren Mengen nicht giftig ist. Welche Art könnte man sich also besser vorstellen, zur Arzneipflanze des Jahres zu wählen? Mal abgesehen davon, dass auch der Morphologe einiges zur Blütenbiologie eines Wegerichs zu berichten hat und der Taxonom in jüngster Zeit die Systematik der Wegerichgewächse auf den Kopf gestellt hat.
Lange bevor zahlreiche fremdländische Arten unsere heimische Gartenkultur bereicherten, war unter den heimischen Gehölzen die Kornelkirsche (Cornus mas, Cornaceae) der einzige Vorfrühlingsblüher, der den Farbton gelb in unsere Gärten brachte. Durch die Einführung der Gattung Forsythia und besonders der Hybrid-Forsythie (Forsythia xintermedia) mit ihrem überreichen Blütenflor wurde die Kornelkirsche hier so gut wie ganz ersetzt. Die Forsythie wurde innerhalb kürzester Zeit das dominierende gelbblütige Element in unseren Gärten und Parkanlagen. Wenn aber auch hier die Lebensweisheit "Varietas delectat" gilt, dann sollte auch anderen gelb blühenden Arten wie der Winterblüte (Chimonanthus praecox) oder den Perlschweifen (Stachyurus praecox, Stachyuraceae) mehr Beachtung geschenkt werden. Diese Arten beeindrucken ebenfalls durch einen auffälligen, sehr frühen Blütenflor, der aber im Unterschied zur Forsythie eher dezent und nicht zu aufdringlich wirkt. Im Nachfolgenden wird die Winterblüte näher vorgestellt.