Aisthesis Verlag
Refine
Year of publication
- 2012 (23) (remove)
Document Type
- Article (13)
- Review (9)
- Part of Periodical (1)
Has Fulltext
- yes (23)
Is part of the Bibliography
- no (23)
Keywords
- Vormärz (4)
- Büchner, Georg (3)
- Ethnologie (2)
- Grabbe, Christian Dietrich (2)
- Heine, Heinrich (2)
- Napoleon (2)
- Wissen (2)
- Amerikaforschung (1)
- Anthropomorphismus (1)
- Auerbach, Berthold (1)
- Aufklärung (1)
- Barbar <Motiv> (1)
- Brehm, Alfred Edmund (1)
- Brehm, Alfred Edmund: Reiseskizzen aus Nord-Ost-Afrika (1)
- Dantons Tod (1)
- Das Andere (1)
- Das goldene Vließ (1)
- Demokratie (1)
- Deutsch (1)
- Die Frau Professorin (1)
- Feuchtersleben, Ernst von (1)
- Feuchtersleben, Ernst von: Zur Diätetik der Seele (1)
- Genie <Motiv> (1)
- Geschichtsphilosophie (1)
- Geselligkeit (1)
- Gesellschaft (1)
- Grillparzer, Franz (1)
- Gutzkow, Karl (1)
- Handlung (1)
- Herzog Theodor von Gothland (1)
- Huch, Ricarda (1)
- Huch, Ricarda: Die Verteidigung Roms (1)
- Kinkel, Gottfried (1)
- Klencke, Hermann (1)
- Klencke, Hermann: Das deutsche Gespenst (1)
- Kontingenz (1)
- Krebsforschung (1)
- Kultur (1)
- Kunst (1)
- Künste (1)
- Lenz (1)
- Lewald, Fanny (1)
- Literatur (1)
- Melancholie <Motiv> (1)
- Mohl, Robert von (1)
- Paris (1)
- Poetologie (1)
- Politik (1)
- Psychosomatik (1)
- Revolution <1848, Motiv> (1)
- Rezeption (1)
- Riehl, Wilhelm Heinrich (1)
- Riehl, Wilhelm Heinrich: Die Dichterprobe (1)
- Risorgimento <Motiv> (1)
- Rom <Motiv> (1)
- Roman (1)
- Sozialer Wandel (1)
- Staatswissenschaft (1)
- Stirner, Max (1)
- Theatralität (1)
- Tierleben (1)
- Tragik (1)
- Unterhaltung (1)
- Utopie (1)
- Vischer, Friedrich Theodor von (1)
- Volkskunde (1)
- Völkerrecht (1)
- Wissenschaftsentwicklung (1)
- Zivilisation <Motiv> (1)
- Zoologie (1)
In den Jahrzehnten zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich eine neue Staatenordnung auf dem europäischen Kontinent, wie es die Kongress-Akte vorgesehen hatte. Gleichzeitig bildete sich in der Jurisprudenz ein neues Paradigma des Völkerrechts heraus. Es hieß das 'Völkerrecht der zivilisierten Staaten'. Die Entstehung der historischen Rechtsschule und des Rechtspositivismus im frühen 19. Jahrhundert entzog dem umkämpften Völkerrecht seine naturrechtliche Begründung. Auf der Suche nach einem neuen Begründungszusammenhang nahm das Völkerrecht einen Begriff auf, der im späten 18. Jahrhundert entstanden war, und dessen Bedeutung sich zur Zeit des Wiener Kongresses stabilisiert hatte. Es handelte sich um den Begriff der Zivilisation. Mithilfe dieses Begriffs wurde eine überstaatliche Gemeinschaft postuliert, nämlich die sogenannte Gemeinschaft zivilisierter Staaten, die die Legalität zwischenstaatlichen Verkehrs gewährleistet, ohne ein internationaler Staat oder gar Weltstaat zu sein. Das Völkerrecht des 19. Jahrhunderts war somit im Wesentlichen ein Völkerrecht der zivilisierten Staaten. 'Zivilisation' aber ist ein diskriminierender Begriff, zu dessen Bedeutungsgehalt die Definition und der Ausschluss seines Gegenteils, nämlich des Unzivilisierten, des Barbarischen, gehören. [...] Die Entstehung des Völkerrechts zivilisierter Staaten nach dem Wiener Kongress leitete eine neue Figuration der Weltordnung ein. Dieser Vorgang brachte ein Wechselspiel mehrerer Wissens- und Repräsentationsformen, nämlich Jurisprudenz, Theater und Ethnologie, in Gang. Im Folgenden werden diese miteinander verschränkten Wissens- und Repräsentationsformen näher untersucht.
Obwohl man also schon allein mit der Leistung der Beiträge zufrieden sein kann, Material für eine phänomenal und medial unterbestimmte Theoriedebatte beizubringen, möchte diese Einführung sie mit der Skizze einer haltbaren Theorieoption begleiten. An einer solchen Theoretisierung scheint es, trotz einschlägiger Kontroversen, nach wie vor zu mangeln. Die Forschung ist darin weit weniger vorangekommen, als es die aufgeregten Debatten zwischen kulturwissenschaftlicher Wissenspoetik auf der einen Seite und robuster Axiomatik der analytischen Literaturwissenschaft auf der anderen vermuten lassen.
Die in diesem Band versammelten Beiträge gehen allesamt 'medias in res'. In einem weitläufigen Sinne kann man sie deshalb als Fallstudien ansprechen, die empirisch Material zusammentragen und philologisch informiert Texte aufschließen. Obwohl man angesichts der neu entbrannten Debatten um Legitimität und angemessene Verfahren einer solchen Verknüpfung von Literatur mit Wissen und Wissenschaft vorwerfen könnte, hinsichtlich ihrer theoretischen Voraussetzungen und methodischen Orientierung naiv zu sein, dokumentieren die Beiträge doch zweierlei: Zum einen ist die Fragestellung nach gut einem Jahrzehnt der Latenz und einem weiteren der Virulenz im vergangenen Jahrzehnt in gewisser Weise selbstverständlich geworden. Zum anderen aber mangelt es noch immer an solchen Fallstudien, die tatsächlich neuartige Gegenstände konstituieren und Einsichten in unbeachtete, übersehene Zusammenhänge ermöglichen.