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Historisch und kulturell bestimmte Formen des Spiels gehören zweifellos zu den bedeutendsten Techniken der Subjektivierung. Inwieweit dies jenseits entwicklungsbiologischer und -psychologischer Aspekte auch für das erwachsene Subjekt gilt, dem gesellschaftlich determinierte Spielräume die Möglichkeit der Selbsterkundung und Selbsterprobung geben, war die Ausgangsfrage des interdisziplinären Symposiums 'Sich selbst aufs Spiel setzen. Spiel als Technik und Medium von Subjektivierung', das unter Federführung der Komparatisten Christian Moser (Bonn) und Regine Strätling (Berlin) veranstaltet wurde. Institutionell getragen wurde das Symposium vom Internationalen Graduiertenkolleg InterArt der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn. Es basierte auf vorab zirkulierten schriftlichen Beiträgen und konzentrierte sich ganz auf deren Diskussion.
Komparatistische Tagung an der Universität des Saarlandes 30.09. bis 01.10.2013.
Die narrativen Entwicklungen im seriellen Erzählen internationaler Fernsehproduktionen standen im Mittelpunkt der zweitägigen Konferenz an der Universität des Saarlandes (Campus Saarbrücken), die von Solange Landau, Jonas Nesselhauf und Markus Schleich organisiert wurde. Die 24 Vorträge ließen sich allgemein drei Fragekomplexen zuordnen: In verschiedenen Ansätzen wurde der Begriff des "Quality-TV" hinterfragt, reflektiert und neu bestimmt; daneben wurden unterschiedliche Formen der Rezeption sowie der Zuschauerbindung und -interaktion vorgestellt und analysiert. Der Schwerpunkt lag jedoch, ja bereits titelgebend, auf der 'Narration' der Fernsehserie: Sowohl im komparatistischen Vergleich verschiedener Serien, als auch anhand der Poetik einer einzelnen Produktion untersuchten die Referenten die Erscheinungsformen und die Möglichkeiten des Erzählens in Serie(n).
Tagungsbericht: Internationale Tagung, Magdeburg, 20. bis 22. Juni 2013
Dem spezifischen Verhältnis der Romantiker zu Begriffen der Arbeit und der Nicht-Arbeit in seiner historischen wie aktuellen Dimension widmete sich die DFG-geförderte Tagung "Arbeit und Müßiggang in der Romantik", die von Thorsten Unger (Magdeburg) in Kooperation mit Franz-Josef Deiters (Melbourne), Claudia Lillge (Paderborn) und Johanna-Elisabeth Palm (Fritz-Hüser-Institut Dortmund) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg veranstaltet wurde und internationale wie interdisziplinäre BeiträgerInnen versammelte.
Der Unterschied von Ausstellungen, bei denen es um Literatur als ein diskursives Konstrukt geht, und solchen, bei denen die materiellen Träger von Literatur, sozusagen die Hardware, ausgestellt wird, kann man mit Hans-Otto Hügel nachvollziehen, der auf eine lange zurückreichende Tradition der Ausstellung von Büchern hinweist. Im Vordergrund steht hier das Buch in seiner Materialität und nicht die in ihm enthaltene Literatur. Mit dem Ausstellen von Büchern ist allerdings noch keine Literaturausstellung geschaffen. Für das Ausstellen von Büchern, so Hans-Otto Hügel, könne eine Frühgeschichte konstatiert werden, die im alten Rom beginne, sich über die Klosterbibliotheken des Mittelalters, die Fürstenbibliotheken der Renaissance, die Stadt- und Universitätsbibliotheken des 16. und 17. Jahrhunderts verfolgen lasse. "Diese Linie führt - nach der Trennung von Magazin- und Leseraum - direkt bis zu den ersten, ausschließlich zum Vorzeigen eingerichteten Vitrinen- und Dauerausstellungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts" (Hügel 1991a, 7). Hinsichtlich einer Geschichte und historischen Genese von Literaturausstellung gäbe es hingegen nur Ausstellungen mit Dichterportraits zu verzeichnen, die lediglich als eine Vor-, aber nicht als Frühgeschichte gelten könnten. Die Geschichte literarischer Ausstellungen, oder besser: die Geschichte der Ausstellung literarischen Materials und literarischer Dokumente, ist somit ein vergleichsweise modernes Phänomen, das vor allem vor dem Hintergrund, respektive im Rahmen der Geschichte und Entwicklung literarischer Archive, Museen und Gedenkstätten zu betrachten ist, die, so Hügel, im Zusammenhang der Popularisierung historischen Denkens, der Suche nach Ansätzen für nationale Identitäten und der geistigen Bedeutung der Wissenschaften im 19. Jahrhundert stünden. Seitdem nehmen die literarischen Ausstellungsorte neben technischen, naturwissenschaftlichen, kulturhistorischen, religiösen, kunstgewerblichen und volkskundlichen Museen und solchen der bildenden Kunst einen festen Platz in der Museumslandschaft ein und werden im Allgemeinen zu den kulturhistorischen Museen gezählt.
Hier möchte ich die Nähe beider Dichter hervorheben die in ihrem gemeinsamen Versuch liegt, jenen Mangel ("mancanza"), ihr immer unbefriedigtes Streben nach dem Absoluten oder höheren Zusammenhang (SW II, 562 ff.), in einer neuen poetischen Sprache darzustellen, die die Liebeserfahrung - eins zu sein mit dem Ganzen - wieder denkbar machen würde, um den Modernen die konkrete, fühlbare Gewissheit jener Erfahrung zurückzuerstatten, und mit ihr das Bewusstsein der Abwesenheit ihres Schicksals. Dazu muss sich ihre Dichtung immer an einer labilen und paradoxen Grenze entlang bewegen, die bei Leopardi Natur und Wahrheit, bei Hölderlin Ursprung und Schicksal trennt, in deren chiastischer Entgegensetzung sich ihre Substanz auflöst. Substanz, die bei Ersterem ein solides Nichts ("solido nulla") darstellt, ein Oxymoron, eine den natürlichen Trug reflektierende Figur, und bei Letzterem die Metapher selbst, den materiellen Durchgangsort zwischen dem Erscheinen und dem Auflösen der Dinge - von 'Auflösung' (der Dissonanzen) spricht Hölderlin in der Vorrede zur letzten Fassung des 'Hyperion', aber auch in seiner theoretischen Schrift 'Das Werden im Vergehen' (SW II, 446ff.).
Die vorgestellten Beispiele aus den letzten 50 Jahren stammen aus Kurz- und Langprosa, Graphic Novel, Song und Film. Sie werden daraufhin überprüft, wie das Zusammenspiel der beiden Aspekte der Gefährdung des Menschen durch das Wasser und der Gefährdung des Wassers durch den Menschen konkret ausgeführt wurde, denn nicht in allen für diese Untersuchung ausgewählten Narrationen ist die Vorstellung von der "Selbstgefährdung des Menschen" (Böhme 1997, 18) durch die Gefahrdung der Natur gleich stark ausgeprägt oder explizit gemacht. Bei dieser Fragestellung bewegen wir uns auf einer inhaltlich-thematischen Ebene, die aber untrennbar mit der Frage nach Erzählstrategien und der ästhetischen Form der jeweiligen Erzählung verbunden ist. Diese formalen Aspekte sollen im Hinblick auf ihre Medienspezifik genauer untersucht werden. Zu fragen wäre also: Welche inhaltlichen und ästhetischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede weisen die Beispiele auf? Gibt es eine spezifische Ästhetik des 'Wasser-Schreibens'?
Aufgrund der vielfältigen Parallelen zwischen 'Walden' und 'Un balcon en forêt' und der Dominanz von Landschafts- und Naturschilderungen im Werk beider Autoren scheint ein typologischer Vergleich der fraglichen Texte durchaus legitim, zumal diese auch in poetologischer Hinsicht konvergieren. Sowohl Thoreaus Bericht als auch Gracqs Roman weisen nämlich Merkmale des klassischen pastoralen Modus auf, für den Terry Gifford das Schema "retreat, renewal and return" (Gifford 1999, 174) in Anschlag bringt. Der Rückzug aufs Land beziehungsweise in die Natur impliziert demnach eine innere Reform des Helden, die seiner Rückkehr in die Stadt vorausgeht. Thoreau und Gracqs Protagonist Grange erfahren während ihres Aufenthalts im Wald gemäß dem pastoralen Paradigma einen äußeren und inneren Wandel, den ich als Naturalisierung bezeichne. Dieses "Zurück zur Natur" erweist sich in Wahrheit jedoch als Kulturalisierung, wie David Abram Iuzid schließt: "Becoming earth. Becoming anima!. Becoming, in this manner, fully human" (Abram 2010, 3). Dies meint nicht die Rückkehr zu einem naturnahen Lebensstil, sondern vielmehr die Schärfung unserer 'animalischen' Sinne für die phänomenale Realität, das heißt, die Wiederaufnahme des großen Dialogs mit der belebten und unbelebten Natur, um auf diese Weise zu einem höheren Menschsein zu gelangen. Ziel dieser Studie ist es, diesen manifesten Prozess entlang der dynamischen Grenze von Kultur und Natur nachzuzeichnen und zu analysieren. Der Gewinn dieser komparatistischen Lektüre wäre dann ein besseres Verständnis zweier unterschiedlicher Naturkonzepte, die - sowohl bei Thoreau als auch bei Gracq - vom Geist der Romantik durchdrungen sind.
Als eine Form von schleichender Gewalt stellt die Umweltverschmutzung durch synthetische Giftstoffe eine besondere erzählerische Herausforderung dar. Die mangelnde Sichtbarkeit und die "delayed destruction", welche Nixon als wesentlich für schleichende Gewalt betrachtet (Nixon 2011, 2), machen es schwierig sie auf eine Weise darzustellen, welche die Aufmerksamkeit von Menschen und Medien zu fesseln und nachhaltigen Aktivismus anzuregen vermag (ebd.). Robert Barclays 'Meļaļ: A Novel of the Pacific' (2002) und Indra Sinhas 'Menschentier' (2011, engl. 'Animal's People' [2007]) bearbeiten dieses erzählerische Problem durch die Einführung eines Motivs, das wird als 'verzauberte Giftigkeit' bezeichnen. In diesem Motiv verbinden die Autoren übernatürliche Elemente mit dem Realismus der Sozialreportage auf eine Weise, die es ihnen ermöglicht, sowohl die komplexen Ursachen von Umweltverschmutzung als auch die dramatischen Folgen für die davon betroffene Bevölkerung eindrucksvoll darzustellen. Sinhas Roman spielt in einer fiktionalisierten Version der indischen Stadt Bhopal, die 1984 durch einen verheerenden Industrieunfall zu trauriger Berühmtheit gelangte, und befasst sich mit den sozialen, politischen und ökonomischen Verstrickungen eines toxischen Imperialismus. Der Roman von Barclay beschäftigt sich mit dem Vermächtnis des andauernden "nuclear colonialism" der Amerikaner auf den Marshall-Inseln (Huggan und Tiffin 2010, 54). In beiden Romanen werden magische oder zauberhafte Elemente verwendet, um die schleichende Gewalt anthropogener Umweltkatastrophen darzustellen und um Perspektiven zu eröffnen, welche die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der betroffenen Gesellschaften bekräftigen.