Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins für das Jahr 2021 - Band 13 (2022)
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Endlich, die erste Exkursion nach zehn Monaten Zwangspause! Bei schönstem Wetter ging es in eine der besten Feuchtwiesen der Region. Feuchtwiesen sind insgesamt sehr selten geworden. Meist wurden sie entwässert, in Maisäcker umgewandelt, aufgeforstet oder aber sie fielen brach und verbuschten. Die Wiese im Muttental wird seit Jahrzehnten traditionell zur Heugewinnung genutzt, wenig gedüngt und konnte daher ihren Artenreichtum erhalten.
An den Alleebäumen von Düsseldorf kann man mehr als 100 Moos- und Flechtenarten finden. Dabei gilt allerdings, dass die Artenvielfalt an den Bäumen zum Stadtzentrum hin deutlich abnimmt. Wir steuerten verschiedene Lokalitäten in Düsseldorf an, und zwar vom Außenbereich bis zu städtisch überwärmten ("urbane Hitzeinsel") und stärker immissionsbelasteten Gebieten in der Innenstadt. Dabei wurden die jeweils an Baumstämmen vorkommenden Moose, Flechten und Algenüberzüge untersucht, um die für die jeweiligen Zonen charakteristischen Epiphytengemeinschaften und Arten kennenzulernen. Vom Treffpunkt fuhren wir erst zu einer Allee nahe des Benrather Schlossparks im Düsseldorfer Süden und danach stadteinwärts zum Oberbilker S-Bahnhof. Von dort starteten wir einen Rundgang durch die südliche Innenstadt, bei dem auch die kleine Parkanlage am Lessingplatz aufgesucht wurde.
Phaeophyscia orbicularis – Kreisförmige Schwielenflechte (Physciaceae), Stadtpflanze des Jahres 2021
(2022)
Mit seinen Schwalm-Altarmen, Gagelmooren, der Wacholderheide und einer ganzen Reihe von größeren und kleineren Gewässern in allen erdenklichen Trophiestufen beherbergt das 296 ha große Gebiet zahlreiche Lebensräume bedrohter Arten. Mit über 500 Pflanzenarten, davon 80 auf der Roten Liste, gehört er zu den wertvollsten Schutzgebieten in NRW. In einer rekordverdächtigen Exkursion über fast 10 km, für die bekanntlich im Botaniker*innen-Tempo über sechs Stunden benötigt werden, wurde das umfassende Artenspektrum der jeweils charakteristischen Arten dieser verschiedenen Lebensräume gezeigt. Das Nebeneinander der typischen Lebensräume ermöglichte den direkten Vergleich vieler ähnlicher Arten, sodass immer wieder kleine Bestimmungs-Exkurse zu Gräsern, Seggen, Binsen, Simsen und weiteren Artengruppen eingestreut wurden. Zwischendurch gab es dank der jahrzehntelangen Praxis-Erfahrung und ausgezeichneten Gebietskenntnisse des Exkursionsleiters immer wieder wertvolle Informationen über die erfolgversprechende Einrichtung und Pflege von Moor- und Heidestandorten, die weit über klassisches Lehrbuchwissen hinausgehen. Am Ende des Tages waren sowohl die Köpfe als auch Kamera-Speicherkarten prall gefüllt mit neuen Arten und eine glückliche Exkursionsgruppe machte sich auf den Heimweg.
Die Arbeitskreise Heimische Orchideen Deutschland (AHO Deutschland) haben für das Jahr 2021 das Kriechende Netzblatt (Goodyera repens) zur "Orchidee des Jahres" gewählt, um auf die vielfältigen Gefährdungsursachen für diese Art hinzuweisen. Erstmals wurde die Orchidee des Jahres nicht bei der Jahrestagung der Orchideenvereine in Arnstadt gekürt, sondern auf Grund der Corona-Pandemie digital von den Vorständen benannt.
Die Gegend um Haßlinghausen zählt zu den ältesten Stätten des Steinkohlebergbaus im Ruhrrevier. Jahrhunderte der Bergbautätigkeit haben in den Wäldern zahlreiche Pingen und kleine Halden hinterlassen. Die Exkursionsroute folgte einem Teil des Deutschlandwegs, einem bergbauhistorischen Wanderweg, der nach der Zeche Deutschland benannt wurde.