230 Christentum, Christliche Theologie
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Die Digitalisierung aller Lebensbereiche stellt die Bildungsarbeit in Schulen, Kirchgemeinden und in der Gedenkstättenpädagogik vor neue Herausforderungen. Der Artikel beschreibt vor diesem Hintergrund Digitalisierungsprojekte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, die sich mit virtuellen Realitäten, ambivalenten Narrativen und fiktiven Entscheidungssituationen beschäftigen. Besondere Aufmerksamkeit erhalten dabei das Judentum und die bildungstheoretischen Anliegen einer Didaktik der Multiperspektivität.
Ende der 1990er Jahre begann Angela Rascher in Frankfurt ihr Theologiestudium. Heute ist die promovierte Neutestamentlerin Referentin für Hospizarbeit und diakonisch-kirchliche Kultur bei der Diakonie Hessen. Im Gespräch berichtet sie über den sehr kleinen „Campus“ in Frankfurt-Hausen, wie viel Theologie in der diakonischen Praxis steckt und die sozialpolitischen Herausforderungen der Gegenwart.
Rezensionen zu:
Johannes Diehl, Markus Witte Hebräisches und aramäisches Wörterbuch zum Alten Testament Begründet von Georg Fohrer. 4., völlig neu bearb. Aufl., De Gruyter, Berlin/Boston 2021.
Miriam von Nordheim-Diehl Streit um Korach. Eine biblische Figur zwischen Numeri, den Psalmen und der Chronik (Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament, Bd. 176), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2023.
Stefan Alkier, Thomas Paulsen (Hg.): Das Evangelium nach Lukas und die Taten der Abgesandten. Neu übersetzt (Frankfurter Neues Testament Bd. 4), Brill, Schöningh, Paderborn 2023
Stefan Alkier (Hg.): Zuversichtsargumente. Biblische Perspektiven in Krisen und Ängsten unserer Zeit Biblische Argumente in öffentlichen Debatten Bd. 3 (in zwei Bänden)
Stefan Alkier, Martin Keßler und Stefan Rhein (Hg.): Evangelische Kirchen und Politik in Deutschland. Konstellationen im 20. Jahrhundert. (Christentum in der modernen Welt, Bd. 5), Mohr Siebeck, Tübingen 2023.
Stefan Michels: Testes veritatis. Studien zur transformativen Entwicklung des Wahrheitszeugenkonzepts in der Wittenberger Reformation. (SMHR, Bd. 129), Mohr Siebeck, Tübingen 2022.
Volker Leppin, Stefan Michels (Hg.): Reformation als Transformation? Interdisziplinäre Zugänge zum Transformationsparadigma als historiographischer Beschreibungskategorie. (SMHR, Bd. 126), Mohr Siebeck, Tübingen 2022.
Tugrul Kurt, Felix Machka, Johannes Müller, Christoph Rogers (Hg.): Grenzgänge wissenschaftlicher Reflexivität in Judentum, Christentum und Islam. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2023.
Heiko Schulz, Jon Stewart, Karl Verstrynge (Hg.): Kierkegaard Studies Yearbook 2023. De Gruyter, Berlin/Boston 2023.
Heiko Schulz (Hg.): Das Böse – die Scham – das Opfer. Drei religiöse Kernphänomene in philosophisch-theologischer Perspektive. (Kleine Schriften des Fachbereichs Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 14), Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2023.
Harmjan Dam: Kirchengeschichte kompetenzorientiert unterrichten. Ein
Arbeitsbuch. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2023.
David Käbisch, Juliane Keitel (Hg.): Religion und Populismus. (Religion unterrichten, Bd. 2/2), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021.
Ann-Kathrin Knittel: Predigt und Exegese im Atelier. Kohlhammer, Stuttgart 2023.Walter Pohl, Andre Gingrich, Nathan P. Gibson (Hg.): Knowledge Collaboration among Jews, Christians, Zoroastrians, and Muslims in the Abbasid Near East I. Medieval Worlds 17 (2022), https://doi.org/10.1553/medievalworlds_no17_2022.
Walter Pohl, Andre Gingrich, Nathan P. Gibson (Hg.): Knowledge Collaboration among Jews, Christians, Zoroastrians, and Muslims in the Abbasid Near East II. Medieval Worlds 18 (July 2023),
https://doi.org/10.1553/medievalworlds_no18_2023.
Christian Wiese, Stefan Vogt, Mirjam Wenzel, Doron Kiesel, Gury SchneiderLudorff (Hg.): Das jüdische Frankfurt. Von der Emanzipation bis 1933. (Kontexte zur jüdischen Geschichte Hessens, Bd. 2), De Gruyter, Berlin / Boston 2023.
Claudio Carvalho, Ephraim Meir und Christian Wiese (Hg.): Rosenzweig Jahrbuch / Rosenzweig Yearbook 13: Transzendenz und Offenbarung / Transcendence and Revelation. Verlag Karl Alber, Freiburg i. Br. 2023.
Andrea Kirchner: Emissär der jüdischen Sache. Eine politische Biografie Richard Lichtheims. Instituts, Bd. 35), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2023.
Andrea Kirchner (Hg.): Von Konstantinopel nach Genf. Quellen zum Wirken Richard Lichtheims. (Archiv jüdischer Geschichte und Kultur, Bd. 7), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2022.
Neu am Fachbereich begrüßen wir Prof. Dr. Nathan Gibson als Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt „Jüdisch-Islamische Beziehungen“. Ein Gespräch über Forschung auf drei Kontinenten, „Facebook für Verstorbene“ und Begegnungen zwischen den drei abrahamitischen Religionen in Geschichte und Gegenwart.
Das Buber-Rosenzweig-Institut, das Forschungskolleg Humanwissenschaften und die Stadt Bad Homburg widmen die „Bad Homburg Conference“ (BHC) 2023 dem Thema „Flucht und Migration. Herausforderungen für Religionen und (post)säkulare Gesellschaften.“ Silvia Richter berichtet über neue Impulse für eine der drängendsten Fragen der Gegenwart.
Die aktuelle, sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) lässt sich auf eine Hauptbotschaft reduzieren: Die Mitgliederentwicklung scheint „an einem Kipppunkt angelangt zu sein, der schon in den nächsten Jahren in erhebliche Instabilitäten und disruptive Abbrüche hineinführen kann.“ Die bildungspolitischen Konsequenzen, die aus dieser Diagnose resultieren, werden in den kommenden Jahren nicht nur die Kirchenleitungen, sondern auch die Theologie beschäftigen. Im Zentrum steht dabei u.a. die Frage, wie die Kirche angesichts sinkender Ressourcen weiterhin soziale Verantwortung übernehmen und einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit leisten kann.
Seelsorge und Diakonie betreffen als Themenfelder nicht nur die Praktische Theologie Gemeinsam mit Annette Haußmann (Heidelberg lud die Frankfurter Professur für Praktische Theologie deshalb zu einer interdisziplinären Fachtagung in das Heidelberger Schmitthennerhaus. Christine Wenona Hoffmann und Silvie Pölzer berichten.
Diakonie, Mission, Kolonialismus : Ambivalenzen der neueren Christentumsgeschichte auf der Spur
(2023)
Während die Globalgeschichte der christlichen Mission zunehmend kritisch beurteilt wird, gilt das diakonische Handeln einzelner exzeptioneller Persönlichkeiten wie Albert Schweitzer (1875-1965) weiterhin als vorbildlich. Doch so einfach ist es nicht. Ein Rückblick auf kirchenhistorische Erkundungsreisen zu Albert Schweitzers jungen Jahren im Elsass und zur Verflechtung von Kolonialismus und Missionsgeschichte in Windhuk, Namibia.
Die ökonomische Ungleichheit nimmt weltweit zu. Schon bei seiner ersten Audienz forderte Papst Franziskus im Jahr 2013 „Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen.“ Kann dies eine sinnvolle Perspektive auch für die evangelische Kirche sein? Christine Wenona Hoffmann und Lukas Ohly beleuchten diese Frage aus der Perspektive ihrer jeweiligen Fachdisziplinen.
Im 1. Teil werden zunächst religionsphilosophische, theologische und kulturtheoretische Voraussetzungen der Christian Songs behandelt.
Dazu werden die Begriffe Religion, Religionskultur, Kultur, Mythologie und Glaubensbilder geklärt. Im nächsten Schritt wird die protestantische Existenzper-spektive Martin Luthers ausführlicher dargestellt. Die Ausführlichkeit ergibt sich daraus, daß Martin Luthers Religionslehre das theologische Fundament der Chris-tians Songs ausmacht, sie aber zumeist in der vom Zeitgeist bestimmten Öffent-lichkeit nicht sonderlich bekannt ist oder neuerdings verzerrt dargestellt wird.
Abschließend wird, um den weltweiten Erfolg der Sangesbewegung zu verstehen, kurz deren Performance angesprochen.
Im 2. Teil werden ausgewählte Christian Songs insbesondere daraufhin unter-sucht und kommentiert, inwieweit sie das protestantische Existenzverständnis im Sinne Martin Luthers, insbesondere die theologischen Grundsätze sola gratia - allein aus Gnaden und sola fide – allein aus Glauben widerspiegeln.
In a significant number of cases, clerical sex offenders impregnate their victims and force them into hiding, abortion, or adoption. This phenomenon is referred to in this paper as reproductive abuse. Clearly, most victims of reproductive abuse are adults, but even among minor victims of clerical child abuse, between 1 and 10 percent may have experienced reproductive abuse. On the basis of pertinent studies, this paper explores archival material on several dozen allegations of reproductive abuse in the context of clergy sexual abuse of minors in the US Catholic Church. Besides some tentative estimates of the general frequency of the phenomenon, this paper offers a distinction of three different types of reproductive abuse and an analysis of the interplay of clericalist and secular misogyny, which appears to be largely responsible for the silencing of victims as well as for the impunity of perpetrators and leads to the invisibility of this phenomenon, despite the high importance attributed to reproductive issues in the Catholic context.
Im 1. Teil werden zunächst religionsphilosophische, theologische und kulturtheoretische Voraussetzungen der Christian Songs behandelt.
Dazu werden die Begriffe Religion, Religionskultur, Kultur, Mythologie und Glaubensbilder geklärt. Im nächsten Schritt wird die protestantische Existenzper-spektive Martin Luthers ausführlicher dargestellt. Die Ausführlichkeit ergibt sich daraus, daß Martin Luthers Religionslehre das theologische Fundament der Chris-tians Songs ausmacht, sie aber zumeist in der vom Zeitgeist bestimmten Öffent-lichkeit nicht sonderlich bekannt ist oder neuerdings verzerrt dargestellt wird.
Abschließend wird, um den weltweiten Erfolg der Sangesbewegung zu verstehen, kurz deren Performance angesprochen.
Im 2. Teil werden ausgewählte Christian Songs insbesondere daraufhin unter-sucht und kommentiert, inwieweit sie das protestantische Existenzverständnis im Sinne Martin Luthers, insbesondere die theologischen Grundsätze sola gratia - allein aus Gnaden und sola fide – allein aus Glauben widerspiegeln.
Im Zuge einer zunehmenden Professionalisierung der Medizinethik wie auch der Seelsorge und im Zusammenhang mit der Einbindung von Seelsorge in die interprofessionelle Spiritual Care, rückt seit einiger Zeit die Frage nach dem ethischen Profil und der ethischen Qualifikation von Seelsorge stärker in den Blick auch der Forschung. Empirische Untersuchungen der letzten Jahre haben auf zahlreiche Berührungspunkte zwischen Seelsorge, Spiritual Care und Ethik aufmerksam gemacht, die auch über die strukturierte Einbindung von Seelsorgenden in Entscheidungsprozesse bei ethischen Fragestellungen hinausgehen. Seelsorgende sind somit in ihrer praktischen Tätigkeit herausgefordert, ethische Kompetenzen für das Praxisfeld der klinischen Versorgung auszubilden und im Verhältnis zu ihrer Rolle als Seelsorgende zu reflektieren. Die Tagung in Zürich greift den Bedarf an wissenschaftlichem Austausch und Vernetzung auf und steht im weiteren Zusammenhang mit der Arbeitsgruppe Ethik in Seelsorge und Spiritual Care in der Akademie für Ethik in der Medizin. Im Rahmen der Hauptvorträge wurden einschlägige Forschungsarbeiten im Bereich der Ethik in Seelsorge und Spiritual Care vorgestellt und miteinander ins Gespräch gebracht.
Nach seinem Magisterstudium an unserem Fachbereich arbeitet Detlef Schneider seit einigen Jahren in verschiedenen Bereichen der evangelischen Publizistik. Derzeit ist er Volontär im Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in den Bereichen Online, Print und Radio. Immer wieder schreibt er aber auch für die von der EKD herausgegebenen „evangelische Zeitschrift für junge Soldatinnen und Soldaten“. Ein Gespräch über das Verhältnis von Kirche, Militär und Medien in Zeiten des Kriegs in der Ukraine.
Welche Geschichte(n) können wir erzählen über das vergangene Jahr? Mit dem Bild des Fachbereichs-Dampfers aus dem Vorwort dieses Jahrbuchs könnte man sagen: Es gibt unvorhersehbare Turbulenzen und hohen Wellengang im Meer, das unser Schiff umgibt. Dabei ist der Fachbereichs-Dampfer keine Insel, die von den Krisen, Katastrophen und Konflikten unserer Zeit unberührt bliebe. Diese sind vielmehr Herausforderungen für theologische und religionswissenschaftliche Forschung, für Studium und Lehre, und nicht zuletzt für all diejenigen, die das vermeintlich „einfache Tagesgeschäft“ in Fachbereichsorganisation und -verwaltung bewältigen müssen.
Postkolonialistische Perspektiven in der Religionswissenschaft stellten zunehmend auch Anfragen an die christliche Missionsgeschichte. Die Verbrechen des 19. Jahrhunderts, die auch im Namen des Christentums begangen wurden, bilden bis heute die Grundlage für Konflikte um eine angemessene Entschädigung von Zwangsmissionierten, die Rückgabe religionskundlicher Sammlungen und die Repräsentation des Themas in Forschung und Lehre.
Vor bald zwanzig Jahren machte Jan Assmann mit der These Furore, den monotheistischen Religionen eigne inhärent ein hohes Gewaltpotential. Auch wenn die Frage des Einsatzes von Gewalt bei der Lösung von religiös bedingten Konflikten schon sehr viel älter und zuweilen auch weitaus virulenter wahrgenommen wurde, empfanden zahlreiche Repräsentantinnen und Gelehrte der christlichen Kirchen diese Thesen als massive Kampfansage und unangemessene Polemik. Haben Sie damit Recht? Ein Überblick über die Gewaltgeschichte des lateinischen Christentums.
Die biblischen Schriften sind voller Konflikte. Sie zeichnen damit ein realistisches Bild von den Gefährdungen, Streitigkeiten, Herausforderungen und der Verletztheit menschlichen Lebens. Konfliktkonstellationen werden in den biblischen Texten vielfältig und komplex dargestellt, sodass sie sich solchen binären Simplifikationen entziehen, die die Welt selbstgerecht in ein Lager der Guten und ein Lager der Bösen aufteilen, wobei die Bösen natürlich immer die anderen sind...
Genderfragen bieten nicht selten die Grundlage für Konflikte zwischen der Theologie und ihren Kritiker*innen. Nicht nur in der medialen Öffentlichkeit, auch bei Studierenden steht die Bibel im Ruf, frauenfeindlich, intolerant und homophob zu sein. Dabei dominieren häufig Vorurteile über gute Argumente. Ein Plädoyer gegen einseitige Polemik – auch aus der Wissenschaft.
Trägt Religion den Keim der Gewalt in sich? Wenn ich im Folgenden der Frage nachgehe, ob Religion in Konflikten eher eine Gefahr oder eine Chance für den Frieden darstellt, dann geht es mir mehr um einen deskriptiven und weniger um einen normativen Blick auf Religion und Religionen. Es ist also nicht die Frage, ob Religion zum Frieden beitragen sollte, sondern ob Religionen dies tatsächlich tun oder ob sie als Religionen eher Konflikte schüren und spezifische Gewaltpotentiale bergen.
Mein Thema lautet: „Religion im Konflikt: Gefahr oder Chance für den Frieden?“ Damit ist eine Frage gestellt – eine Frage, die als solche trivialerweise nach einer, und zwar möglichst klaren und unumwundenen Antwort verlangt. Hier wie auch sonst empfiehlt sich allerdings zunächst der Nachweis, dass man sie verstanden hat, bevor man andere von der eigenen Antwort ins Bild setzt und zu überzeugen versucht. Das gilt jedenfalls dann, wenn sich die Frage, wie im vorliegenden Fall, zumindest in Teilen als erläuterungsbedürftig erweist.
Der Artikel skizziert einige Schwerpunkte eines Forschungsprojekts zu Metaphern des Alltäglichen im Werk des Nikolaus von Kues. Eine übergeordnete Fragestellung richtet sich auf die Bedeutung von Metaphern für die Ausbildung und die Praxis spezifisch religiösen Sprechens. Als gleichzeitige Praxis und Verdeutlichung des Prozesses des Transzendierens spielen Metaphern des Alltäglichen in seinen Predigten, aber auch in seinen philosophischen Schriften bei Cusanus eine besondere Rolle. Es ist daher eine lohnende Aufgabe, den metaphorischen Rückgriff auf Alltägliches im Werk Nikolaus' systematischer darzustellen, als es bisher geschehen ist. Als einen eigenständigen linguistischen Bereich im Sinne eines semantischen bzw. metaphorischen Feldes, also als ein semantisches Register konstituierend, sind sie bisher nicht wahrgenommen und im Zusammenhang analysiert worden.
This article draws on the nearly 1800 letters which survive from the Benedictine convent of Lüne, near Lüneburg in northern Germany, and were written between c. 1460 and 1555. It explores the textual and visual strategies which nuns in the later Middle Ages used to negotiate their enclosed status. It suggests that the language and imagery of openness were a means for the nuns to remind those outside the convent wall of their presence and purpose in life.
The monastic enclosure
(2022)
The moral and physical enclosure of monks and nuns is central to the founding documents of Western monasticism. But even there it encountered the need for monasteries to interact with their societies, through recruits, hospitality, and the monastic economy. The increasing intensity of this tension is traced through key reforming texts, until later English visitations open up religious houses to closer scrutiny, ironically aided by inmates' quandary over whether to conceal or reveal their secrets.
This chapter examines the meaning of the term 'aperire' ('to open') in the schools of the twelfth century and within early scholastic thought. It argues for a shift from a traditional understanding of opening as a revelation received from God, towards a more technical definition of opening as applying dialectical logic to a text. The act of opening was employed polemically, both in debates between scholastic masters and to distinguish Christian from Jewish exegetical practices.
From opening books to read them, through the continuous effort at opening one's heart to God, to the eventual disclosure of God's mysteries to human beings, Augustine seems to trace an implicit conceptualization of openness in his "Confessions". The words of Matthew 7. 7–8 underlie Augustine's engagement with openness up to the very last sentence of the book, which ends with a sequence of verbs in the passive voice that culminates with the desired manifestation of the divine. The entire endeavour of opening oneself up undertaken in the "Confessions" aims at this final passive openness, which is (always) yet to come as much as human opera are (always) yet to come to completion.
The metaphor of DIADEM informs the way in which Proverbs depicts the character of a woman of strength and her place in the society. The metaphor serves the Proverbs to conceptualise a prudent, virtuous and reasonable character in relation to the divine and the human, and thus to provide the main support of a successful life.
Das katholische Eheverständnis im Spannungsfeld der Moderne : zur Problematik von "Amoris laetitia"
(2017)
Die Examensarbeit hat das katholischen Eheverständnis im Spannungsfeld der Moderne zum Thema. Sie thematisiert sowohl aktuelle, gesellschaftliche Trends und Problematiken, als auch die entsprechenden kirchlichen Vorschriften. Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf das päpstliche Schrieben "Amoris laetitia" gelegt, dass sich mit der Ehe und Familie beschäftigt.
Nach dem Theologiestudium in Göttingen und Marburg war Tabea Kraaz am Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“ an unserem Fachbereich tätig. 2018 wurde sie mit einer Arbeit zu „Martin Luthers Glaubenswelten“ promoviert. Heute ist sie Gemeindepfarrerin in Arnoldshain im Taunus und engagiert sich als „TheoTabea“ in Sozialen Medien und mit einem Blog für die „digitale Kirche“.
Relithek.de ist ein Lehrprojekt zur (inter)religiösen Verständigung und Bildung mit einem medien-, religions- und hochschuldidaktischen Schwerpunkt. Im Kern geht es um einen in Bildungsprozessen nicht planbaren „Aha-Effekt“: Auf der einen Seite gibt es auf dem weiten Feld der Religionsforschung eine Explosion an Wissen, die selbst Expertinnen und Experten kaum noch überblicken; auf der anderen Seite stehen Religionslehrkräfte täglich vor der didaktischen Herausforderung, Kindern und Jugendlichen im 45-Minuten-Format eine (Erst-)Begegnung mit Religion zu ermöglichen und an ihre Lebenswelt anzuknüpfen. Das Lehrprojekt soll Studierende dazu befähigen, die Diskrepanz zwischen fachwissenschaftlichem Anspruch und fachdidaktischen Möglichkeiten zu reflektieren und neue Wege zur (inter)religiösen Verständigung und Bildung zu erproben.
Die Covid-19-Pandemie hat das universitäre Leben seit dem Sommersemester 2020 radikal verändert, aber auch dem Thema "Digitalisierung" von Forschung Lehre eine neue Dringlichkeit verliehen. Der erste Band des Jahrbuchs diskutiert daher Grenzen und Chancen digitaler Lehre, stellt aktuelle Forschungsprojekte vor, die digitale Ressourcen für Theologie und Religionswissenschaft nutzbar machen und blickt auf ein Jahr zwischen "Home-Office", e-learning und Video-Konferenz zurück.
By the latter half of the twentieth century, a documented, substantial quantitative increase had occurred in the total number of Christian political organizations operating in Washington, D.C. with the sole purpose of influencing Congress and the administration through direct lobbying. This study seeks to understand what were the contributing historical factors that influenced the rise of Christian Lobby Organizations (CLOs), resulting in their normalization in American society?
Blickte Carl Schmitt dieser Tage auf Georgien, so müsste er seinen berühmten Anfangssatz aus dem dritten Kapitel der "Politischen Theologie" ändern. Statt "Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet", müsste es heißen: Souverän ist, wer sich dem Ausnahmezustand nicht beugt. Denn die Georgische Orthodoxe Kirche hat erklärt, sich notfalls über alle vom Staat im Zusammenhang mit der Corona-Krise verhängten Beschränkungen hinwegzusetzen, um Liturgien und vor allem die Kommunion feiern zu können - so geschehen bei den Ostermessen am letzten Sonntag. [...] Der Konflikt ist jedoch nicht nur rechtlich, sondern auch politisch sehr bedeutsam. Politisch geht es um die freiheitliche demokratische Grundordnung Georgiens und den Versuch der Kirche, diese zu untergraben. Die Orthodoxe Kirche Georgiens, Ende der 1980er Jahre noch eine randständige gesellschaftliche Kraft, ist zu einer der reichsten und mächtigsten Institutionen in Georgien aufgestiegen, der die Mehrheit der georgischen Gesellschaft vertraut und die deshalb großen politischen Einfluss ausübt.
[Nachruf] Gerlind Schwöbel
(2010)
German in space and time is a central aspect both from a scientific perspective and from the perspective of one´s own identity preservation within the language island situation. MsGerhild Rudolf’s thesis offers an analysis of the choice of languages within the Evangelical Church A.B. in Romania (ECR) and at the same time a general overview of language change processes within the ECR. There is an irreversible paradigm shift that is taking place along with the ongoing transition from a monolingual to a bilingual linguistic culture in worship. The status of German in the public use of language is also reflected, the efforts of preserving the German language and culture are presented from a current perspective, and the importance of the German minority is discussed historically and in a forward-looking manner. The thesis offers sufficient reason as well to think about future research on the role of the church and of German from different perspectives, to also emphasize the relevance of interdisciplinarity
The article presents a list of the Byzantine churches founded by the emperors of the Theodosian dynasty. The list of entries is accompanied by a historical commentary, bibliographical information and photographic evidence of the surviving sites. The bibliographies provide updated references for the history of the buildings and other issues such as the reliability of the sources and locations of the foundations. This list is based mainly on R. Janin’s work, Les églises et monastères de Constantinople byzantine (Paris, 1953, 1969).
A woman meets young people from various backgrounds - at a U.S. university. She is African, from Chad. The students, eager to learn about her life, ask probing questions. She tells them about the war, her flight, her refugee status, her experiences in West Africa and Algeria. In turn, she discovers that they are still exposed to racism in their country - an outrage compounded by the murders of George Floyd and Breonna Taylor. As an activist in residence, she dialogues with the students about their aspirations and encourages them to become artisans of peace and justice. We look forward, in turn, to the thoughts and writings of young people about the encounters shared here and the illustrations by a young Kenyan woman that accompany the essays.
This book examines women's participation in the executive structures of the Basel Mission and Presbyterian Church in Cameroon in order to tell a new story of women and church leadership. In 1886, the Basel Mission commenced mission work in Cameroon and successfully established an indigenous church which gained independence in 1957 as Presbyterian Church in Cameroon (PCC). In both churches, women were underrepresented in the echelons of power owing to entrenched patriarchy and recourse to controversial empowerment. Female missionaries to Cameroon trained women in fields like motherhood, domestic science and marriage, which yielded little or no opportunities for local women to participate in the power structures of the Basel Mission. This patriarchal culture was handed down to the PCC, whose initial all-male authority ensured that the power structure was all-male. But growing feminism within the church and pressure from international ecumenical partners led to timid gender reforms which ended women's exclusion from the ordained ministry, promoted female eldership, led to the establishment of a convent, and the adoption of a gender inclusive policy. But women's dearth in positions of leadership persisted, with most executive structures filled by men. So, this book tells the story of women's involvement in the executive structures of the Basel Mission and Presbyterian Church in Cameroon. It is the first effort at a holistic approach to interpreting women's lack of power in these two churches. Based upon archival research and oral sources, the book tells the story of the people, forces and events that led to the consistent underrepresentation of women in the churches' echelons of power. The lived realities of women who challenged patriarchy and held leadership positions in the church are illuminated. It documents the reality of women's lack of power, with particular focus on the dilemmas of female pastors, elders, nuns, and female Christian groups.
This volume brings together seven empirically grounded contributions by African social scientists of different disciplinary backgrounds. The authors explore the social impact of religious innovation and competition in present day Africa. They represent a selection from an interdisciplinary initiative that made 23 research grants for theologians and social scientists to study Christianity and social change in contemporary Africa. These contributions focus on a variety of dynamics in contemporary African religion (mostly Christianity), including gender, health and healing, social media, entrepreneurship, and inter-religious borrowing and accommodation. The volume seeks to enhance understanding of religion's vital presence and power in contemporary Africa. It reveals problems as well as possibilities, notably some ethical concerns and psychological maladies that arise in some of these new movements, notably neo-Pentecostal and militant fundamentalist groups. Yet the contributions do not fixate on African problems and victimization. Instead, they explore sources of African creativity, resiliency and agency. The book calls on scholars of religion and religiosity in Africa to invest new conceptual and methodological energy in understanding what it means to be actively religious in Africa today.
Between 1992 and 1994 Malawi underwent a remarkable transition from dictatorship to democracy. Truly a transformation of power! Yet this period of profound change raised many issues of power and accountability. In this book some of the key questions are explained and addressed from a theological perspective. The work originated as a case study on the World Council of Churches 'Theology of Life' programme. It was then presented as a Kachere Monograph in the belief that it will not only contribute to the reconstruction of politic in Malawi but also be an important resource for all those concerned with the formation of a viable theology of power for today's world. It is now presented here again as a Luviri Reprint. The contributors are all drawn from the University of Malawi Department of Theology and Religious Studies. Kenneth Ross has written on 'The Transformation of Power in Malawi 1992-94: the Role of the Christian Churches' and 'A Practical Theology of Power for the New Malawi'; Felix Chingota on 'The Use of the Bible in Social Transformation'; Isabel Apawo Phiri on 'Marching, Suspended and Stoned: Christian Women in Malawi 1995'; James Tengatenga on 'Young People: Participation or Alienation? An Anglican Case'; J.C. Chankanza and Hilary Mijoga on 'Muslim Perspectives on Power'; Hilary Mijoga on 'Christian Experience in Malawi Prisons'; and Klaus Fiedler on 'Power at the Receiving End: the Jehova's Witnesses' Experience in One-Party Malawi' and 'Even in the Church the Exercise of Power is Accountable to God'
Wie in allen Bereichen von Wirtschaft und Kultur gibt es auch im Buchwesen Kriminalität: Diebstahl, Betrug und Fälschung. Vor wenigen Jahren erregte ein Band mit angeblichen Zeichnungen Galileis weltweites Aufsehen. Im 19. Jahrhundert gab es mit Denis Vrain-Lucas einen „König der Fälscher“, der einem angesehenen Mathematiker angebliche Briefe Kleopatras an Marcus Antonius, Alexanders des Großen an Aristoteles und ein Schreiben des auferstandenen Lazarus an seine Angehörigen verkaufen konnte. Auch der Reformator Martin Luther fand seinen Imitator.
The reformation in Germany and Martin Luther did not come out of nothing. A whole century before, the era was characterized by a series of attempts at religious reform. Two of Luther's predecessors lived in Bohemia: Jan Hus (about 1369-1415) and Jerome of Prague (about 1378/79-1416). The latter studied in Oxford where he was inspired by the teachings of John Wyclif and brought these ideas to Prague. There they inspired the Dean of the Arts Faculty, Jan Hus, to deliver great sermons. Jan Hus also received enthusiastic support from the Bohemian aristocracy, the Prague middle class and the common people. His reformation was therefore more than just a theological affair; it became a political power factor and a revolutionary project. In 1415 Hus was summoned to the Council of Constance, where he was condemned and burnt to death, despite being promised safe passage. His death as a martyr triggered revolts in Bohemia, leading to the Hussite civil wars. The Hussites' most important demands (free sermons based on the Bible, Communion provided in bread and wine, separation of church and state rule, the overcoming of social injustices) and church services in the national language were to become central demands of Luther, but they had already been implemented in Bohemia a hundred years earlier.
Im hymnologischen Bereich sind die Entstehung und jahrhundertelange Tradierung deutscher evangelischer Kirchenlieder von großer Bedeutung. Sie übten in zahlreichen Ländern großen Einfluss aus. Im 19. Jahrhundert beispielsweise wurden sie in das Englische übersetzt und in Ländern dieses Sprachraums gesungen. Bei der Missionierung Koreas wurden westliche – darunter auch einige deutsche – Kirchenlieder eingeführt. Es fällt aber auf, dass im Übertragungsprozess inhaltliche und sprachliche Unterschiede zwischen deutschen und koreanischen Fassungungen auftreten konnten. Auf dieses Geschehen hat die Verfasserin der vorliegenden Studie bei ihrer Tätigkeit als Kirchenmusikerin in Deutschland das Augenmerk gerichtet und es zum Ausgangspunkt ihrer Dissertation gewählt.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde Korea von anderen Ländern gezwungen, sich zu öffnen. Daraufhin kamen viele Ausländer – unter ihnen auch christliche Missionare – ins Land, die je eine eigene Gesangbuchliteratur mitbrachten. Insbesondere die amerikanische Mission fasste Fuß. Das erste koreanische Gesangbuch Chanmiga wurde im Jahr 1892 veröffentlicht; ihm folgten weitere Ausgaben. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren amerikanische Missionare Mitherausgeber dieser Gesangbücher. Folgerichtig dominierte westliches Liedgut.
Die vorliegende Arbeit untersucht jene deutschen Kirchenlieder, die vor 1945 in das Koreanische Gesangbuch aufgenommen wurden. Sie fragt danach, auf welche Weise sie übernommen wurden und sich Änderungen bei ihrer Übermittlung vollzogen haben. Methodisch werden Quellen miteinander verglichen, die zum Zeitpunkt der Aufnahme relevant waren. Dank der älteren deutschen, englischen und amerikanischen Gesangbücher, die online und in deutschen Bibliotheken (Online-Archive) freigeschaltet sowie im Gesangbucharchiv Mainz vorhanden sind, ist diese umfangreiche Forschung möglich geworden.
Die Bedeutung des Singens ist für die koreanische Christenheit während der Annexion durch Japan (1910-1945) groß gewesen. Sie sang als Unabhängigkeitsbewegung Kirchenlieder, unter denen besonders Martin Luthers Choral Ein feste Burg ist unser Gott unverzichtbar wurde. Aussagen zeitgenössischer Christen belegen seine damalige Beliebtheit. Ein Grund dafür liegt darin, dass in ihm zahlreiche Analogien zur Situation der unterdrückten Koreaner erkennbar waren. Das Lied vermittelte ihnen Trost, Mut und einen festen Gottesglauben. Seine besondere Bedeutung erkannte auch das japanische Regime und verbot es während der gesamten Besatzungszeit.
Auch nach 1945 wurden deutsche Kirchenlieder in koreanische Gesangbücher aufgenommen. Ihre Anzahl sank jedoch gegen Ende des 20. Jahrhunderts; das aktuelle Gesangbuch, 21st Century Hymnal, von 2006 enthält nur noch 21. Es ist schließlich festzuhalten, dass Ein feste Burg nicht nur im Gottesdienst, sondern auch im Theater zu hören ist – paradigmatisch in der Oper Son Yang Won, eine Komposition des Kirchenmusikers Chae Hoon Park (*1922) aus dem Jahr 2011. Die Oper trägt den Namen des Märtyrers Yang Won Son (1902-1950) und thematisiert geschichtliche Ereignisse von nationaler Bedeutung: die Problematik der Anarchie, beginnend mit der Landesteilung durch die Sowjetunion und USA in zwei Besatzungszonen 1945 sowie die Yeosu-Sucheon-Rebellion von 1948, organisiert von wenigen kommunistischen Soldaten gegen die südkoreanische Regierung. Die vorliegende Studie untersucht, welche Bedeutung das Lied Ein feste Burg in der Oper einnimmt und wie Chae Hoon Park es bearbeitet hat.
Die Dissertation beschränkt ihre hymnologische Forschung nicht auf die Übernahme und Rezeption deutscher Kirchenlieder in Korea; sie blickt umgekehrt auch auf die Rezeption koreanischer Gesänge in Deutschland. Durch Begegnungen von deutschen mit koreanischen Christen entstanden bzw. entstehen neue Gesänge und Kompositionen und werden durch ökumenische Gottesdienste und Veranstaltungen verbreitet. Die ökumenische Bewegung bewirkte nach dem Zweiten Weltkrieg Änderungen im Liedrepertoire. Gesänge, nicht nur aus England, Europa und Nordamerika, sondern auch aus Afrika, Asien und Südamerika, wurden überall aufgenommen und gesungen. Die aktuellen deutschen und koreanischen Gesangbuchinhalte belegen dies.
Die Ausführungen der Studie halten fest, dass religiöse Bewegungen – Missions- und ökumenische Bewegung – bei der Übermittlung althergebrachter und der Entstehung neuer Lieder eine große Rolle spielten. Dies ist anhand der Entwicklung des Koreanischen Gesangbuchs erkennbar. Früher wurden westliche Kirchenlieder von amerikanischen Missionaren nach Korea transferiert; die einheimischen Christen vernachlässigten wiederum ihre eigene Kultur und Musik. Deshalb dominierte für geraume Zeit westlich geprägtes Liedgut. Die Koreanisierung der Kirchenlieder bzw. Gesangbücher wird nun seit einigen Jahrzehnten forciert. Die wachsende kirchenmusikalische Qualifikation koreanischer Musiker, das zunehmend selbstbewusst werdende einheimische Christentum und die ökumenische Öffnung der Kirchen leisten hier wertvolle Beiträge.
Ein politischer Kopf aus Ostschwaben: Johann Gottfried Pahl 1768–1839 : Pfarrer und Publizist
(2018)
Pahl lebte in einer stürmischen Zeit. Die Französische Revolution 1789 und ihre Folgen erschütterten Europa; Napoleons Herrschaft setzte dem Alten Reich ein Ende. Pahl war die längste Zeit seines Berufslebens ein einfacher Landpfarrer, in Neubronn, Affalterbach und Fichtenberg. Erst im Alter wurde er Dekan und zuletzt Prälat und Landtagsabgeordneter mit persönlichem Adel: Johann Gottfried von Pahl. Nach dem Tod Pahls am 18. April 1839 in Stuttgart erschien am 24. April im Bamberger "Fränkischen Merkur" eine kurze Notiz: Durch den Tod des Prälaten von Pahl "hat Würtemberg eine seiner ausgezeichnetsten Notabilitäten, einen wahren Patrioten, die Wissenschaft einen trefflichen Gelehrten, die zweite Kammer einen ihrer glänzendsten Redner, der protestantische Clerus des Landes ein auch über die Grenzen Würtembergs hinaus überall mit hoher Achtung genanntes Mitglied, verloren". Nach Pahls Tod gab sein Sohn Wilhelm 1840 die Lebenserinnerungen unter dem Titel "Denkwürdigkeiten aus meinem Leben und aus meiner Zeit" heraus, die bis heute immer wieder gern von Forschern, die sich mit den Jahrzehnten um 1800 beschäftigen, herangezogen wird [...] Neben den gedruckten Publikationen und der Autobiographie gibt es bedauerlicherweise nicht viele Quellen, die Auskunft über sein Leben geben. Nur Nachlasssplitter finden sich in der heute vom Stadtarchiv Aalen betreuten Pahl-Sammlung des ehemaligen Schubart-Museums vor. Vom reichen Briefwechsel Pahls sind nur kleine Reste in Bibliotheken und Archiven übrig geblieben, sieht man von einem dicken Konvolut im Archiv der Grafen von Adelmann im Staatsarchiv Ludwigsburg ab, das aber fast nur seine Tätigkeit als Amtmann betrifft. Wenig ergiebig sind - nicht allzu viele - Archivalien, die im Landesarchiv Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart und Staatsarchiv Ludwigsburg, vor allem Zensurangelegenheiten betreffend) und im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart eingesehen werden konnten. Daher befasst sich diese Schrift zu seinem 250. Geburtstag vor allem mit den vielen gedruckten Publikationen Pahls.
Protestanten haben keine Beichtstühle. Allfällige Bekenntnisbedürfnisse müssen sie deshalb öffentlich befriedigen. "Credo: Ich lehre Systematische Theologie und Ethik in einer Evangelisch- Theologischen Fakultät, verachte klerikale Moralrechthaberei (die es in allen Glaubensgemeinschaften gibt), schätze Geistesstreit als Klärungschance und sehe in individueller Freiheit das höchste innerweltliche Gut. Die Koordinaten meines Sehepunktes werden markiert durch liberalen Kulturprotestantismus, Kantischen Republikanismus und fanatismusresistenten Denkglauben …" Ein umfassendes Geständnis. Was Friedrich Wilhelm Graf sonst noch schätzt oder verachtet, erfährt man aus seinem zierlichen, mit schönen Bildern verzierten und mit heißer Feder geschriebenen Buch "Moses Vermächtnis". ...
Der soziale Status der frühen Christen ist nach wie vor umstritten; die Antwort hängt immer auch davon ab, wie man das Christentum in der Gesellschaft des römischen Reiches verortet. Die ältere Idee, es habe sich um eine reine Unterschichtenreligion gehandelt, wird heute kaum noch vertreten; aus den paulinischen Briefen wird jedoch mit Recht auf eine prekäre ökonomische Situation jedenfalls einiger frühchristlicher Gemeinden geschlossen. Unbestreitbar ist die Zugehörigkeit einiger Mitglieder aus den höchsten gesellschaftlichen Schichten zum Christentum ab dem späteren 2. Jh. n. Chr., während sie für das 1. Jh. n. Chr. in der Regel als unwahrscheinlich oder gar unmöglich gilt. Es ist diese letztere Annahme, die Alexander Weiß in seiner Habilitationsschrift auf den Prüfstand stellt und – dies sei vorweg genommen – überzeugend widerlegt. ...
Der Sammelband enthält die Vorträge einer altertumswissenschaftlichen Tagung, die unter gleichem Titel am Freiburger Antike-Zentrum (dort auch "Antikenzentrum" genannt) stattfand und an der Historiker, Kirchenhistoriker, Philologen und Philosophen teilgenommen haben. ...
Hartmut Leppin dokumentiert exemplarisch das Eindringen christlichen Geistes in das traditionelle Kaiserbild. ...
Das Wissen der Welt verdoppelt sich mittlerweile innerhalb weniger Jahre, so ist bisweilen zu lesen. Diesen Befund verdanken wir der unermüdlichen Wissenschaftsbürokratie. Er impliziert eine abwertende Sicht auf die Gesellschaften der Vergangenheit und bedarf der Erläuterung, wer denn nun eigentlich so viel wissender geworden sei. Die Juristen unserer Tage in Bezug auf die kirchliche Rechtsgeschichte mit Sicherheit nicht. Bücher zu dieser Disziplin erscheinen nicht oft. Das hat mit den Erfordernissen des Bücher- und Ausbildungsmarktes zu tun. Das Staatskirchenrecht ist nur noch in Grundzügen Teil der juristischen Ausbildung und das Kirchenrecht wird an vielen juristischen Fakultäten gar nicht mehr gelehrt. Erste Anzeichen deuten an, dass eine Talsohle aber durchschritten ist. Vielerorts regen sich Aktivitäten, die Zahl der Dissertationen und Habilitationen steigt wieder. Das ist sicherlich der Erkenntnis geschuldet, dass Säkularisierung eben nicht der lineare Prozess ist, als der er für die letzten zweihundert Jahre immer wieder dargestellt wurde. Gerade das Zusammenspiel mehrerer Religionen mit moderner Staatlichkeit bedarf gewiss der näheren Betrachtung auch durch Juristen. ...
Das Wissen um die Bedeutung des menschlichen Herzens als zentrales Organ ist den Menschen aller Kulturen und Zeiten gemeinsam. Das Herz bildete den Referenzpunkt anthropologischer Selbstidentifikation und wurde bereits bei den antiken Völkern zu einem existenziellen Symbol, das auch in die christliche Kultur transformiert wurde. Dem Herzen sowie seiner symbolischen Verwendung in Theologie, Mystik und Frömmigkeit kommt in der gesamten Christentumsgeschichte eine herausragende Stellung zu. Ungeachtet des Fokus der modernen medizinischen Forschung auf die physiologische Funktionalität des Herzens hat sich dessen starke Symbolkraft bis in unsere Gegenwart erhalten. Exemplarisch soll hier beleuchtet werden, welche Veränderungen dieses Symbol im Laufe der Christentumsgeschichte erfuhr. ...
Nach Charles de Gaulle sind die Zehn Gebote deshalb so knapp und einleuchtend, weil sie ohne Mitwirkung von Juristen zustande kamen. Analoges scheint cum grano salis auch für vorliegenden Tagungsband im Blick auf Kirchengeschichtsschreibung zu gelten: Als einziger Ordinarius dieser Zunft war Thomas K. Kuhn 2015 beim Symposion in Gera vertreten, welches vom Forschungsprojekt "Thüringen im Jahrhundert der Reformation" an der Schiller-Universität Jena in Kooperation mit dem Institut "Deutsche Presseforschung" der Universität Bremen ausgerichtet wurde. Sein Beitrag "Reformierte Aufklärung. Die Reformation bei Georg Joachim Zollikhofer" behandelt den Schweizer Prediger an der Leipziger Hugenottengemeinde. Dieser war nicht an reformatorischer Hagiographie noch an dogmatischer Fixierung reformatorischer Lehrinhalte interessiert, sondern begriff Reformation als emanzipatorischen Initialprozeß. Über Fragen nach Rechtsbindung, Befreiung von kirchlichen und staatlichen Hierarchien und Vernunftgebrauch bei Prüfung von Schrift und Bekenntnis kam es zu Spannungen mit der lutherischen Spätorthodoxie, aber auch zum überkonfessionellen Dialog mit Aufklärern wie Basedow, Campe, Garve, Gedike, Resewitz, Semler, Spalding und Weiße, ja, sogar zum Wunsch und zur Denkbarkeit einer protestantischen Union, wie sie erst nach dem Reformationsjubiläum von 1817 in Preußen realisiert wurde.
"Reformation als Aufklärung" - so eine Kapitelüberschrift Kuhns – war kein reformiertes Spezifikum Zollikhofers, sondern zieht sich als roter Faden durch den Tagungsband.
Cómo reaccionaba la inquisición española ante la presencia de protestantes en sus colonias americanas es una de las preguntas transversales de la investigación que nos presenta el libro de Joël Graf. A partir de un análisis comparativo de los respectivos procesos inquisitoriales, el autor analiza las lógicas históricas, geográficas, jurídicas y teológicas que estaban a la base de las formas en que los tres tribunales inquisitoriales americanos procesaron a los diversos protestantes entre los siglos XVI y XVIII. Presentado de forma cronológica, el autor va mostrando las diferentes formas de reaccionar de los tribunales, sus prácticas jurídicas y principales debates. Entre ellos, quisiéramos resaltar algunos aspectos fundamentales del libro: a) los mecanismos de inclusión del catolicismo, basados en prácticas de disimulo, reverencia y auto-denuncia; b) las particularidades americanas de los denominados "herejes nacionales"; c) el poco uso de los tratados internacionales en medio de una amplia oferta normativa. ...
GOeTHEO : Ausgabe 21
(2019)
Since the turn of the millennium, historical research has become increasingly interested in knowledge-based societies and their cultures, not least medieval ones. Whereas legal historical medieval studies have joined the interdisciplinary discussion about the notion of order as well as that of law, the notion of knowledge, and especially that of legal knowledge, has not been in the focus of interest. This observation serves as the starting point for Stephan Dusil’s habilitation thesis, which he submitted in 2016 at the Faculty of Law of the University of Zurich and which is now available as a monograph. ...
Debatten über den relativen Beitrag von Konfessionalisierung und Säkularisierung zum Werden der modernen Welt bleiben von der Frage bestimmt, in welchem Verhältnis die theologischen Debatten der Reformation und die Gestalt der entstehenden Konfessionskirchen zu unseren Vorstellungen der Moderne stehen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Reformation und Konfessionalisierung den Glaubensgegnern, und dann auch protestantischen Juristen in Konflikten mit ihren eigenen Konfessionskirchen, Argumente zur Verteidigung ihrer Positionen aufzwangen, die sich nach wie vor auf Grundpositionen und zentrale Autoritäten der eigenen Glaubensüberzeugung beriefen, aber der Sache nach tiefgreifende Transformationen im Verhältnis von Glauben, Gesellschaft und Bürger begründeten. Solche Argumente wurzelten in Reformation und Konfessionalisierung nicht allein deswegen, weil sie ohne diese nie entwickelt worden wären, sondern legten durch ihre Berufung beispielsweise auf Luther auch die Entwicklungspotentiale der Reformation frei, so wenig Ziele und Wünsche der Reformatoren umstandslos mit denen der sich auf sie berufenden Späteren gleichgesetzt werden können. Die frühe Neuzeit darf denn auch nicht in eine mehr dem Mittelalter angehörende frühere Epoche – etwa bis zum Westfälischen Frieden – und eine schließlich in die Aufklärung und den modernen Staat mündende Epoche des späteren 17. und des 18. Jahrhunderts zweigeteilt werden. ...
Kleine Details und feine Unterschiede machen, wie wir alle wissen, bisweilen handfeste Gegensätze. Großflächige Konflikte entfachen sich an zunächst nebensächlichen Ereignissen und Umständen. Gerade in religiösen Fragen spielen häufig vermeintliche Nebensächlichkeiten eine zentrale Rolle oder werden zur Grundlage jahrhundertelanger Diskussionen und heftiger Auseinandersetzungen; verschiedenartigste Glaubensströmungen und dogmatische Lehren entwachsen ihnen.
In Spanien blickte man, wie wohl in keinem anderen Land Europas, auf reiche Erfahrungen mit der Inkorporation großer Gruppen Fremdgläubiger, auf massenhafte und nicht immer von äußerem Zwang freie Erwachsenentaufen zurück. Im 15. Jahrhundert hatten die Taufen von Juden, im 16. Jahrhundert die von Muslimen zu zahlreichen politischen, rechtlichen und theologischen Problemen geführt. Weitere Dimensionen erhielten die Fragen nach Taufe, Orthodoxie und Kirchenangehörigkeit durch die Reformation in Europa einerseits und die Mission in Lateinamerika andererseits. ...
Über die ökonomische und soziale Bedeutung der Reformation stritten bereits die Zeitgenossen, auch wenn ihnen die Idee, dass die Reformation den Weg in den modernen Kapitalismus eröffnen würde, naheliegenderweise verschlossen blieb. Der Streit der Zeitgenossen war, das wundert nicht, zugleich eine konfessionelle Auseinandersetzung, die die Reformation und ihre Folgen entsprechend beurteilte. Das ist noch Jahrhunderte später in Johannes Janssens mehrbändiger Geschichte des deutschen Volkes im 16. Jahrhundert zu spüren, der aus katholischer Sicht den mit der Reformation sich ausbreitenden Laxismus großer Bevölkerungsteile scharf kritisierte. ...
Als eines der Hauptprobleme der Rezeption deutscher Kultur in Frankreich kann die Dichotomie von Dekontextualisierung vs. Hyperkontextualisierung bezeichnet werden, wobei man das Bild von den zwei Seiten derselben Münze benutzen könnte. Die damit verbundenen Interpretationsansätze bewirken einerseits, dass bei der Auseinandersetzung mit deutscher Literatur, Philosophie und Kunst der historische, politische und soziale Kontext oft vernachlässigt oder gar ausgeblendet wird. Bereits Heinrich Heine warnte seine französischen Zeitgenossen in seinem Buch 'De l'Allemagne' (1833) vor dieser Gefahr beim Umgang mit der deutschen Romantik. Andererseits kann man ebenso häufig beobachten, wie in Frankreich geistig-künstlerische Werke aus Deutschland auf ihre geschichtlichen Entstehungsbedingungen oder politischen Implikationen bzw. Belastungen heruntergebrochen werden. Dieses Phänomen kann natürlich verstärkt in Zeiten ideologischer und kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen beiden Ländern beobachtet werden, vor allem während der Periode 1870–1945. Aber auch heute noch - ein halbes Jahrhundert nach dem deutschfranzösischen Freundschaftsvertrag - prägt die Epoche des Nationalsozialismus den Blick vieler Franzosen auf Deutschland und beeinflusst maßgeblich die Rezeption deutscher Literatur, Philosophie und Kunst.
Die hiermit aufgeworfene Frage ist die nach dem notwendigen bzw. angemessenen Grad von (politikgeschichtlicher) Kontextualisierung im französischen Verhältnis zur deutschen Kultur, wobei eine pauschale Beantwortung sich selbstredend als schwierig oder gar unmöglich erweist.
GOeTHEO : Ausgabe 20
(2019)
Rettung
(2016)
Der griechische Begriff 'soteria', der sich mit 'Rettung', aber auch mit 'Erlösung' übersetzen lässt, steht im Zentrum eines der Masternarrative zur Produktion von Zukunft in der abendländischen Kultur. Das Narrativ verpflichtet die Gegenwart, die Vergangenheit von einem Ursprung her ereignishaft zu strukturieren und auf einen mehr oder weniger genau bestimmten Punkt der Zukunft hin zu spannen, an dem jene Pflicht sich erfüllt haben wird. Die strukturierenden Ereignisse dienen dazu, die dramatische Spannung auf den Endpunkt hin aufrechtzuerhalten und diesen sowie den Weg und die Zeit zu ihm im Licht jener Ereignisse jeweils neu zu entwerfen.
Prophet
(2016)
Propheten sind in der Moderne ein Anachronismus: Unsere Zukunft gilt als 'kontingent' und wird nicht 'vorhergesagt', wer 'Visionen' hat, so eine bekannte Äußerung Helmut Schmidts, der möge zum Arzt gehen, und der moderne Prognostiker wird betonen, dass er eben kein Prophet mehr ist. Der Prophet ist allenfalls ein Gegenbild. Das ist möglich, weil er eine lange Faszinationsgeschichte hat, in der ihm ein hohes Maß an Prägnanz und Wiedererkennbarkeit zugewachsen ist. Der Prophet ist eine echte 'Figur' der Zukunft: eine bestimmte Konfiguration des Umgangs mit und des Sprechens über Zukunft, die leicht zitierbar und zugleich hochgradig deutungsfähig ist. Dabei 'weiß' der Prophet die Zukunft nicht nur, sondern kann von diesem Wissen aus über die Gegenwart urteilen; er hat so etwas wie 'moralische Autorität', die mit Mahnung, Kritik, Trost und Appell assoziiert wird. Der Prophet, im Rahmen der Etymologie des griechischen prophetes am ehesten als 'Fürsprecher' zu übersetzen, spricht 'im Namen' einer höheren Wahrheit, er tritt als Bote eines höheren Wissens oder einer göttlichen Instanz auf, von der er auch sein Wissen von der Zukunft bezieht. Weil dieses Wissen exklusiv durch ihn vermittelt wird, hat er eine Verantwortung für dessen Übermittlung. Daraus resultiert oft eine Spannung: Einerseits ist der Prophet eine individuelle, unvertretbare Figur, andererseits Sprecher einer 'Sache', der er sich unterordnet. Diese Spannung hat sich kulturell als ausgesprochen produktiv erwiesen und bringt eine spezifische Rhetorik der Zukunft hervor, die bis in die Moderne hinein auch noch dort wirkt, wo der Prophet als Gegenbild beschworen wird.
The article provides an insight into the Czech translations of the lecture 'Weihnachtsgeheimnis' by Edith Stein (1891-1942), which were published in 1991 and 2003. The analysis of the translations is based on Skopos theory, the ideas of Christiane Nord and hermeneutic approaches; the author points out the specific features and demands of translating religious texts.
GOeTHEO : Ausgabe 19
(2018)