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Die ethnografische Feldstudie untersucht die Lebenswege von jungen muslimischen Männern, die in einer armutsbetroffenen und stigmatisierten Hochhaussiedlung in der urbanen Peripherie aufwachsen. Sie vergleicht die Lebenswege derjenigen, die ein Hochschulstudium aufnehmen (college boys) mit der Gruppe derjenigen, die sich in der informellen Ökonomie der 'Straße' mit dem Drogenhandel als wichtigstem Zweig bewähren (corner boys). Die Lebensverläufe der jungen Männer, deren Familien meist im Zuge der Anwerbemigration ab den 1960er Jahren aus Marokko oder aus der Türkei eingewandert sind, werden anhand der Lebensverlaufstheorie (life course theory) von Glen Elder und Janet Giele erklärt. Die ethnografischen Beschreibungen werden methodisch um biografische Interviews mit college boys und corner boys und um Expertinneninterviews mit Fachleuten aus Organisationen wie Kitas, Schulen oder einer Moschee ergänzt. Die ethnografischen Beobachtungen werden auch ins Verhältnis zu Befunden aus der interdisziplinären sozialwissenschaftlichen Literatur gesetzt, die wiederum mit den in der Studie erhobenen und sehr persönlichen Lebensgeschichten von corner boys und college boys kombiniert werden. Der Forscher hatte während der Feldarbeit eine Doppelrolle, da er nicht nur als Ethnograf tätig war, sondern auch für die Stadt als Streetworker bzw. Sozialarbeiter in der Hochhaussiedlung beschäftigt war. Insofern gibt die Feldstudie auch einen Einblick in die staatlichen Unterstützungssysteme der Sozialen Arbeit.
Im Ergebnis entsteht die Geschichte eines sozialräumlich segregierten Milieus seit der Migration der Großeltern nach Deutschland. Sowohl für college boys als auch für corner boys dient die harte Lohnarbeit ihrer Eltern und Großeltern als negative Kontrastfolie. College boys streben nach beruflichem Erfolg und Anerkennung durch Bildungsabschlüsse. Corner boys hingegen leisten Widerstand gegen die Arbeitsethik und andere dominante Normen und wenden sich von der Lohnarbeit im Allgemeinen ab. In den Lebensverläufen von college boys wirken bestimmte Schutzfaktoren, die ihnen einen Bildungsaufstieg trotz armutsgeprägter Lebensverhältnisse ermöglichen. Zu diesen Schutzfaktoren zählen ein stabiler Familienkontext mit engen Bindungen, die Organisation eines strukturierten Alltags in Kindheit und Jugend mit Aktivitäten wie Nachhilfe und Sportvereinen und der praktizierte Islam mit seiner engen Verbindung von Glaube, Bildung und Abstinenz.
Durch die Arbeit entsteht ein Perspektivwechsel auf Hochhaussiedlungen der untersuchten Art. Statt der üblichen symbolischen Abwertung erscheinen sie durch die beschriebenen intergenerationalen Bildungsaufstiege als Orte mit besonders hoher sozialer Mobilität. Auf der anderen Seite wird mit den corner boys aber auch eine Gruppe beschrieben, in der sich Prekarität aufgrund von Ausgrenzungserfahrungen und einer anschließenden Resignation verfestigt hat. Die college boys bekommen Raum zur Entfaltung, während die corner boys metaphorisch gesprochen im Raum der Hochhaussiedlung gefangen bleiben. Die Faktoren, die diesen Unterschied erklären, werden in der Arbeit beleuchtet.
Das Promotionsvorhaben ist im Bereich der arbeitssoziologischen Forschung angesiedelt. Vor dem Hintergrund der Individualisierung im arbeitssoziologischen Feld, sowie der gestiegenen Bedeutung von Home Office aufgrund der Corona-Pandemie, widmet sich das Vorhaben dem Problemfeld der wahrgenommenen Ambivalenz von Home Office, sowie dem Zusammenhang zwischen Home Office und Individualisierung, und dessen Bedeutung und Auswirkungen für und auf das Individuum.
Als methodisches Verfahren dient hier zur Theoriegenerierung die Grounded Theory. Gegenstand der Analyse ist die mediale Darstellung. Als mediale Daten werden Zeitungsartikel mit der thematischen Fokussierung auf Home Office betrachtet. Die hier gewählte Darstellung des Vorgehens, ermöglicht es, das Vorgehen mit der Grounded Theory kleinteilig und kleinschrittig nachzuvollziehen und verstehen zu können.
Ziel der Studie ist es, Home Office in Bezug zur Individualisierung zu setzen und die grundsätzlichen Zusammenhänge innerhalb der Wahrnehmungen von Home Office und Individualisierung herauszuarbeiten, sowie im medialen Kontext allgemeine Darstellungen und Wahrnehmungen von Home Office zu erkennen und zu verdeutlichen.
Letztlich zeigt sich, dass die Gemeinsamkeit in der medialen Darstellung von Home Office darin liegt, dass eine Aushandlung über die Notwendigkeit von Handlungsvermögen erfolgt. Diese Aushandlung spiegelt sich in den Aspekten der Darstellung von Handlungsmöglichkeiten und Handlungsgrenzen wieder, sowie in der Darstellung der Notwendigkeit von Gestaltungsspielraum und/oder der Notwendigkeit von Grenzen für das Individuum.
Die im Laufe der Auswertung entwickelten Darstellungsformen ermöglichen hierbei, die differenzierten Standpunkte im Hinblick auf die Arbeitsweise Home Office erfassen zu können. Es wurden Formen gebildet, um die verschiedenen Blickwinkel voneinander abgrenzen zu können. Bei Betrachtung dieser Formen wird jedoch ersichtlich, dass sich die exakte punktuelle Verortung des Subjektes zwischen Fremdbestimmung und Selbstbestimmung im Hinblick auf die Zielsetzung des maximalen persönlichen und/oder wirtschaftlichen Erfolges aus medialer Perspektive als schwierig erweist.
Die in der Auswertung entwickelten Darstellungsformen verdeutlichen außerdem die Gleichbedeutung von Arbeitssphäre und Lebenssphäre für das Individuum in der medialen Darstellung. Gleichzeitig zeigen sie den Wunsch nach Freiheit, den Wunsch nach Grenzen, sowie den Wunsch nach Selbstverwirklichung, Gestaltung und Entlastung von Erwartungen auf.
This study investigates a historical event that occurred during the Indonesian Revolution as depicted in Indonesian historical films and argues that these films not only attempt to depict the past but also use the past as a means of social commentary, teaching moral insight, and historical reinforcement. The historical films selected are The Long March (Darah dan Do’a) (1950) and Mereka Kembali (1972). Both films deal with the Long March event experienced by the troops of the Siliwangi Division in 1948. These troops were previously assigned to infiltrate Yogyakarta and its surrounding areas. They were instructed to march back to their original base in West Java as a part of the military strategies to confront the Dutch during the Indonesian Revolution, also known as the Indonesian War of Independence. This event became known as the Long March of the Siliwangi Division. This study examines not only the representation of the past or the texts of the films but also the production process, which includes the motivations of the filmmakers and the public reception when the films were screened for the public at the time—in 1950 and 1972, respectively. This approach provides a broader and richer dimension, valuable insights into the behind-the-scenes process of making the selected historical films, and essential information about the public reception of the films. From the production point of view, there are two main reasons for making these historical films: personal reason and social engagement. Further, the military also plays a vital role in these historical film productions. From the historical representation aspect, these two films depict the events of the Long March of the Siliwangi Division as a journey full of various obstacles and difficulties, such as harsh terrain, lack of food, battles against the Dutch, and internal disputes with fellow Indonesians: Darul Islam. From the reception aspect, the audience’s point of view, these films provide several representations that meet their expectations about the Long March of the Siliwangi Division. However, the audience disagrees with some of the other representations. Finally, the study revealed that historical films are potential vehicles for telling, interpreting, entertaining, legitimating and preserving the past. In addition, this study has a vital implication for reopening the tradition of Indonesian film studies and reigniting attention to old films.
Die Auswirkungen der syrischen Flüchtlingskrise auf den zivilgesellschaftlichen Sektor im Libanon
(2021)
Die vorliegende Dissertation analysiert die Auswirkungen der syrischen Flüchtlingskrise auf den zivilgesellschaftlichen Sektor im Libanon, in Anbetracht einer historisch engverwurzelten Beziehung zwischen dem Libanon und Syrien. Die Dissertation wird von dem Interesse geleitet, die Rolle der lokalen zivilgesellschaftlichen NROs zu erforschen, die sich mit syrischen Flüchtlingen im Libanon befassen, und versuchen, die Leere des schwachen bzw. minimalistischen libaneischen Staatensystems zu füllen.Es wird untersucht, welche Effekte der syrische Konflikt auf die zivilgesellschaftliche Landschaft im Libanon gehabt hat und wie sich der Zufluss von internationaler Gelder auf die Aktivitäten dieser lokalen NROs sowie auf ihrer Beziehungen zu den libanesischen Staatsbehörden auf nationaler und lokaler Ebene ausgewirkt hat.
Measuring teaching cross-culturally - the issue of measurement invariance and sources of bias
(2021)
Im Kontext der Globalisierung nimmt das Interesse daran, Unterricht vergleichend zwischen Bildungssystemen der ganzen Welt zu untersuchen, kontinuierlich zu (Paine et al., 2016). Unterricht ist einer der stärksten Prädiktoren für Lernergebnisse von Schülerinnen und Schülern (Hattie, 2009). Folglich bieten internationale Vergleiche die einmalige Möglichkeit von besonders erfolgreichen Bildungssystemen zu lernen und geben Auskunft über die Generalisierbarkeit beziehungsweise über die kulturellen Variationen von Unterricht und dessen Wirksamkeit. Gleichzeitig sind sie richtungsweisend für bildungspolitische Entscheidungen (Klieme, 2020). Zur Erfassung von Unterrichtsmerkmalen aus der Perspektive der beteiligten Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler werden häufig Fragebögen in internationalen Schulleistungsstudien eingesetzt. Erste empirische Befunde weisen jedoch daraufhin, dass die Fragebogenskalen oftmals nicht messinvariant sind (z.B. Desa, 2014; He & Kubacka, 2015; Nilsen & Gustafsson, 2016). Das bedeutet, dass Unterschiede in den Messwerten zwischen Bildungssystemen nicht automatisch genuine Unterschiede im gemessenen Konstrukt, wie beispielsweise Unterschiede in der Klassenführung, reflektieren. Stattdessen entstehen diese teilweise durch nicht intendierte kulturelle Variationen im Antwortprozess (Bias), beispielsweise durch kulturelle Unterschiede in der Bedeutung der Items zur Messung von Klassenführung oder durch kulturspezifische Antworttendenzen (van de Vijver & Leung, 1997). Eine fehlende Messinvarianz hat folgenreiche Konsequenzen, da valide (Mittelwerts-)Vergleiche von Unterrichtsmerkmalen zwischen Bildungssystemen nicht möglich sind und somit die umfangreichen Datensätze internationaler Studien nicht ausgeschöpft werden können (Davidov et al., 2018a). Dennoch mangelt es in der international vergleichenden Bildungsforschung bisher an empirischen Studien, die mit fortgeschrittenen Analysemethoden die Messinvarianz von Unterrichtsmerkmalen prüfen, sowie an empirisch-fundierten Erkenntnissen zu den Ursachen der oftmals fehlenden Invarianz. Mit einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden widmet sich die vorliegende Dissertation in drei Beiträgen der Aufarbeitung dieser Forschungslücke. Sie konzentriert sich auf Fragebogenskalen zur Messung von zwei generischen Unterrichtsmerkmalen aus der Perspektive von Schülerinnen und Schülern, der Unterrichtsqualität mit den Dimensionen Klassenführung, konstruktive Unterstützung und kognitive Aktivierung und den Unterrichtsmethoden mit den Dimensionen lehrerzentrierte und schülerzentrierte Methoden und Methoden des Assessments.
Beitrag I prüft die Messinvarianz von PISA Skalen zur Erfassung der drei Basisdimensionen der Unterrichtsqualität zwischen 15 Bildungssystemen. Zusätzlich wird untersucht, ob die kulturelle Ähnlichkeit (operationalisiert als ähnliche oder identische Sprache) der Bildungssysteme einen Einfluss auf das Ausmaß der Messinvarianz besitzt. Da die Modellannahmen der häufig eingesetzten konfirmatorischen Faktorenanalyse zunehmend als zu strikt für Messinvarianzprüfungen im interkulturellen Kontext kritisiert werden (Rutkowski & Svetina, 2014), wird mit Alignment (Asparouhov & Muthén, 2014) eine flexiblere und angemessenere Methode verwendet. Dennoch erreichen die drei Basisdimensionen nur metrische (identische Faktorenladungen) und nicht skalare Invarianz (identische Intercepts) zwischen den 15 Bildungssystemen. Folglich sind valide Vergleiche von Mittelwertsunterschieden in der Unterrichtsqualität zwischen den 15 Bildungssystemen nicht möglich. Innerhalb der fünf Cluster, bestehend aus jeweils drei Bildungssystemen mit ähnlicher oder identischer Sprache, wird im Gegensatz dazu skalare Invarianz bestätigt. Die Ergebnisse aus Beitrag I legen nahe, dass die untersuchten Fragebogenskalen zur Messung von Unterrichtsqualität unterschiedlich zwischen Bildungssystemen funktionieren. Eine höhere Vergleichbarkeit scheint jedoch mit einer kulturellen und sprachlichen Ähnlichkeit der Befragten einherzugehen. Wird diese Ähnlichkeit bei der Analyse berücksichtigt, sind valide Vergleiche von Mittelwertsunterschieden für eine Teilmenge an Bildungssystemen mit invarianter Messung möglich.
Beitrag II knüpft an Ergebnisse aus Beitrag I an und untersucht potenzielle Ursachen der fehlenden Invarianz. Der Fokus liegt auf kulturellen Variationen im Antwortprozess, die zu einer eingeschränkten Datenvergleichbarkeit führen können (z.B. Schwarz et al., 2010). Beitrag II konzentriert sich auf die erste und zweite Stufe des Antwortprozesses, der Item-Interpretation und der Assoziation des Item-Inhaltes mit persönlichen Erfahrungen (Tourangeau, 1984). Mit Hilfe von kognitiven Interviews wird untersucht, wie Schülerinnen und Schüler aus China (Shanghai) und Deutschland PISA Items zur Messung konstruktiver Unterstützung interpretieren und welche Unterrichtserfahrungen sie mit den Items assoziieren. Die Ergebnisse der strukturierenden qualitativen Inhaltanalyse nach Kuckartz (2018) zeigen zwar, dass sowohl chinesische als auch deutsche Schülerinnen und Schüler die Items mehrheitlich mit Unterrichtsmethoden assoziieren, die zur Kompetenzunterstützung beitragen (beispielsweise Methoden zur Beseitigung von Verständnisproblemen). Es zeigen sich jedoch auch deutliche interpretative Variationen, sowohl für statistisch nicht messinvariante (nicht vergleichbare) Items als auch für messinvariante (vergleichbare) Items. Diese können zum einen auf Eigenschaften der Messung zurückgeführt werden. Hierzu zählt eine unterschiedliche Übersetzung des Terms Lernen (in Deutschland Lernfortschritt in China Lernstand). Zudem finden sich Hinweise, dass komplexe und uneindeutige Itemformulierungen mehr Spielraum für kulturspezifische Interpretationen zulassen. Die zweite Ursache der interpretativen Variationen ist ein unterschiedliches Verständnis von konstruktiver Unterstützung, das durch kulturelle Unterschiede in der Unterrichtsgestaltung und -zielsetzung erklärt werden kann (Leung, 2001). Neben der Kompetenzunterstützung assoziieren die deutschen Schülerinnen und Schüler die Items mehrheitlich mit Methoden zur Unterstützung ihrer Autonomie und ihres sozial-emotionalen Erlebens im Unterricht, wohingegen die chinesischen Schülerinnen und Schüler die Items mehrheitlich mit Methoden zur Unterstützung ihrer akademischen Produktivität (z.B. ihrer Aufmerksamkeit) assoziieren. Die Ergebnisse aus Beitrag II legen nahe, dass die Interpretation von Fragebogenitems variieren kann, je nach dem in welchem kulturellen Kontext die Frage gestellt wird. Sie betonen zudem, dass quantitative und qualitative Methoden miteinander kombiniert werden sollten, um verlässliche Information über die interkulturelle Vergleichbarkeit von Fragebogenitems zu erhalten ...
Auf Grundlage von acht Interviews und der Methodologie der Objektiven Hermeneutik geht diese professionssoziologische Studie sequenzanalytisch folgender Forschungsfrage nach:
„Inwieweit werden die Selbstbilder der Zootierpflegenden durch den Umgang mit Tieren bestimmt und welche expliziten oder auch impliziten Berufsphilosophien lassen sich bei ihnen finden?“
In den analysierten Interviewtranskripten spielen im erzählten Selbstverständnis der Befragten die Auswirkungen der täglichen Mensch-Tier-Interaktionen eine zentrale sinnkonstituierende Rolle. Aus den Interaktionen mit Tieren (mit entsprechenden kognitiven Fähigkeiten) entwickeln Zootierpflegende eine intuitive Hermeneutik und oft eine von Fachkundigkeit getragene Du-Evidenz, die ihnen auf einer prä- und paraverbalen Ebene ein Verstehen des tierlichen Gegenübers ermöglicht. Dieses Verständnis lässt sich weder auf naive Anthropomorphisierungstendenzen zurückführen noch gut Dritten vermitteln, da es sich auf einer unmittelbaren Erlebnisebene realisiert. Diese intuitive Hermeneutik stellt eine zentrale Kompetenz der Zootierpflegenden dar und prägt die Selbstbilder der Zootierpflegenden maßgeblich.
Ein solcher Phänomenzusammenhang lässt sich soziologisch bisher nur schwer erfassen, da unter anderem die Frage nach tierlicher Akteurschaft die Disziplin spaltet und nach wie vor eine konzeptionelle Konfusion auslöst. So wird sie beispielsweise in der sinnverstehenden Soziologie bisher nur in Form von „Als-Ob“-Ansätzen angegangen. (Wiedenmann)
Um die in den Analysen herausgearbeiteten Phänomene einordnen zu können, wird in dieser Arbeit ein sozial-theoretisches Fundament ausgebreitet, welches das Sinnverstehen ‚tiefer hängt‘, also für solche situierten, vorsprachlichen, präsymbolischen Stimmungen und Empfindungen öffnet, die für basalste Verständnisse unter anderem zwischen Tieren und Menschen kandidieren.
Diese Konzeption erhellt einige Grenzbereiche der Sinnstrukturiertheit sozialer Wirklichkeit, indem sie aufzeigt, wie sich das Kontinuum von natürlicher wechselseitiger Wahrnehmung (Georg Herbert Mead und Daniel Stern) hin zur kulturellen Sinnstrukturiertheit (Oevermann) soziologisch erschließen und verstehen lässt. Demnach können sich aus den unmittelbaren Interaktionen zwischen empfindungsfähigen Lebewesen in wechselseitiger Affektabstimmung Protosinnstrukturen realisieren, welche wiederum erst die Bedingung der Möglichkeit von Vermittlung darstellen.
Die Ergebnisse dieser Arbeit ermöglichen ein tiefgehendes Verständnis des bisher oft verkannten Kompetenzprofils der Zootierpflegenden und darüber hinaus lässt sich in Bezug auf die tierliche Akteurschaft mit dem entwickelten Ansatz der immer wieder erhobene menschliche Exklusivitätsanspruch auf Sinn, Bewusstsein und Identität aus einer soziologischen Perspektive hinterfragen.
Im Sinne einer nachhaltigen Stadt- und Verkehrsentwicklung verspricht das Konzept autoreduzierter Quartiere, die Autonutzung und den Autobesitz der Bewohnenden zu verringern sowie deren autounabhängige Mobilität zu fördern. Der Forschungsstand zeigt indes, dass nicht automatisch davon auszugehen ist, dass die gelebte Praktik der Planungsvision entspricht, da die Mobilität nicht nur von oben herab geplant, sondern auch von unten, also den Bewohnenden selbst sowie den Mobilitätskontexten, geprägt ist.
Anhand zweier autoreduziert entwickelter Quartiere in Darmstadt verfolgt die Arbeit deshalb das Ziel, mittels eines planungskritischen Ansatzes zunächst die Narrative autoreduzierter Quartiere zu identifizieren, um die Planungsvision zu ergründen. Des Weiteren werden mithilfe eines biographisch inspirierten, praxistheoretischen Ansatzes die mobilitätsbezogenen Praktiken autoreduzierter Quartiere sowie etwaige Veränderungen dieser nach dem Wohnortwechsel analysiert, um das Verständnis der Alltagsmobilität und deren Wandel zu verbessern sowie Potenziale und Grenzen der Umsetzung solcher Quartierskonzepte zu ermitteln. Abschließend soll der Vergleich beider Perspektiven dazu beitragen, besser zu verstehen, was eine nachhaltige Stadt- und Verkehrsgestaltung sowie eine autounabhängige Mobilität und ein autofreies Leben unterstützt bzw. behindert.
Zur Identifikation der Narrative wurden Expert*inneninterviews mit verschiedenen Personen durchgeführt, die am Planungs- und Umsetzungsprozess beider Quartiere beteiligt waren. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Entwicklung autoreduzierter Quartiere (i) bewusst in die Nachhaltigkeitsdebatte eingebettet und (ii) von Machtverhältnissen geprägt ist sowie (iii) normativen Indikatoren folgt und (iv) deren Planungsideale im Kontrast zur gelebten Realität stehen können.
Zur Analyse der mobilitätsbezogenen Praktiken sowie der Veränderungen derselben wurden Bewohnende qualitativ interviewt. Dabei zeigt sich, dass der materielle Kontext eines autoreduzierten Quartiers sowie die persönlich-zeitlichen und soziokulturellen Kontexte der Mobilitätspraktiken die Autounabhängigkeit der Bewohnenden stabilisieren und fördern. Behindert wird sie dagegen vom materiellen Kontext außerhalb der Quartiere, der Verwobenheit des Autofahrens mit anderen Alltagspraktiken sowie der affektiven Zufriedenheit mit der Autonutzung und dem Autobesitz.
Aus dem Vergleich beider Erhebungen und damit der Gegenüberstellung der Planungsvision mit der gelebten Praktik lässt sich schlussfolgern, dass trotz feststellbarer Unterschiede die Realität im autoreduzierten Quartier größtenteils dem Ideal einer autounabhängigen Mobilität entspricht. Dagegen erweisen sich ein autofreies Leben und die Parkrestriktionen weiterhin als kontroversere Themen. Schließlich offenbart die Arbeit sowohl Veränderungen in der Mobilitätsgestaltung von oben als auch in der Mobilitätspraktik von unten, gleichzeitig aber auch persistente automobile Abhängigkeiten, weshalb sie im Sinne der Verkehrs- und Mobilitätswende einen kontinuierlichen materiellen und immateriellen Wandel fordert.
Quo vadis Papua: case study of special autonomy policies and socio-political movements in Papua
(2021)
This research discusses socio-political movements in Papua as a result of the implementation of special autonomy policies (Otsus) by the government for almost two decades. Theoretically, indigenous Papuans should support it but in empirical reality, Otsus has been considered "fail" by the indigenous Papuan people because there are still many problems that have not been resolved by Otsus. This negative response indicates public dissatisfaction towards the development planning process in Papua. This dissertation aims to examine these issues; why these policies and development plans failed and are protested, why protests against them are prolonged, how do protests develop into social movements, and whether indigenous Papuan movements can be classified as social movements. The study uses qualitative approach, through case study methods. Data are collected through interviews, observations and documentation studies. The research finds that the presence of Otsus in Papua in addition to being a source of new conflict, also triggers conflicts in the form of protests and resistance movements against the government of Indonesia, both physical and political. This research discovers that, indeed the Otsus management has succeeded in changing the face of Papua because of the many physical projects but the development of human aspects and supporting instruments has not been touched at all. Thus, only a small percentage of indigenous Papuans feel the benefits of Otsus, while most of them are still struggling. This paper finds that protests against Otus are due to the growing resentments from the community so long as their demands are not met. This study suggests that the presence of the state in Papua through the Otsus policy must be re-evaluated. The state must ensure that in the Otsus era, the indigenous Papuans should not be marginalized, so that aspirations for the welfare of all indigenous Papuans through Otsus can be realized.
Ausgehend von der Forschungsfrage „Wie wird im Lebensmittelhandel mit und an Verpackungen gearbeitet?“ erörtert die kumulative Dissertation „Schwierigkeiten und Potentiale der Verpackungsvermeidung – Eine Arbeitsethnographie im Lebensmittel-handel“ Handlungsspielräume für einen nachhaltigeren Umgang mit Verpackungen. In einer ethnographischen Analyse unterschiedlicher Arbeitssettings, werden die Herausforderungen in den alltäglichen Arbeitspraktiken des dominanten verpackungsbasierten Lebensmittelsystems genauso betrachtet wie die Schwierigkeiten der radikalen Transformation dieser Praktiken. Ich argumentiere, dass Verpackungen kein passives Objekt sind, vielmehr sind sie durch ihre Materialeigenschaften und Bedeutungen sowohl an der Stabilität des Arbeitsalltags als auch an der Dynamik von Transformationsprozessen entscheidend beteiligt. Artikel I (Plastic Packaging, Food Supply, and Everyday Life. Adopting a Social Practice Perspective in Social-Ecological Research) behandelt die Potentiale eines praxistheoretischen Forschungszugangs für die Erforschung von Plastikverpackungen im Speziellen und sozial-ökologischen Problemen im Allgemeinen. Anhand von konkreten Forschungsbeispielen erörtern wir im Artikel zwei mögliche praxistheoretische Zugänge zur Beziehung von Praktiken und materiellen Entitäten, die eine sozial-ökologische Systemperspektive je nach Fragestellung sinnvoll ersetzen können. Im Netzwerk-Ansatz konzipieren wir Materialität als Element in heterogeneren Netzwerken aus Praktiken um die Diversität im alltäglichen Umgang mit Infrastrukturen, Technologien und Dingen erforschbar zu machen. Mit dem Nexus-Ansatz fokussieren wir auf die Wechselwirkungen zwischen Alltagspraktiken und ihrer räumlich-materiellen Umgebung um die infrastrukturelle Rolle von Verpackungen zu ergründen. Artikel II (Making Food Manageable - Packaging as a Code of Practice for Work Practices at the Supermarket) greift den im Artikel I diskutierten Netzwerk-Ansatz auf und befasst sich empirisch mit der Frage „Wie wird im Lebensmittelhandel mit Verpackungen gearbeitet?“. Der Artikel erläutert die Schwierigkeit der Verpackungsvermeidung anhand einer ethnographisch/praxis-theoretischen Analyse und präsentiert zentrale Funktionen von Verpackungen im Supermarkt. An konkreten empirischen Beispielen in zentraler Arbeitsbereiche wie Produktpräsentation, Warenlogistik und Ladenrepräsentation zeige ich die Vielfältigkeit von Verpackungsfunktionen jenseits von Marketing oder technischer Schutzfunktionen. Das beinhaltet die Platzierung und Aufbereitung der Produkte im Regal, die Evaluation von Produktqualitäten und Quantitäten von Warenströmen sowie die Repräsentation zentraler Qualitäten eines guten Supermarktes. Praktische Verpackungsvermeidung erfordert eine Reflektion solcher Verpackungsfunktionen. Artikel III (Negotiating attachments to plastic) behandelt die Frage „Wie wird im Lebensmittelhandel an Verpackungen gearbeitet?“ durch die trans-sequentielle Analyse eines Innovationsprozesses zur Plastikvermeidung in einem deutschen Bio-Großhandel. Im Artikel diskutiere ich die Schwierigkeit grundlegender Innovationen der Verpackungs-vermeidung durch die Erläuterung ganz praktischer Veränderungsbarrieren und Widerstände der Veränderung von normalisierten Objektbeziehungen und Nutzungs-praktiken. In der Analyse der dynamischen Beziehungen (Attachments) von Arbeiter*innen und Plastikfolie (bzw. ihrer Substitute) zeige ich, dass „etwas loswerden" ein unzureichender Ansatz ist, wenn es darum geht, nicht-nachhaltige Plastiknutzungen zu transformieren. Verpackungsvermeidung gelingt eben nicht durch ein „Befreien“ menschlicher Handlungsmacht von nicht nachhaltigen Objektabhängigkeiten, vielmehr geht es darum, das Zusammenspiel von Verpackungen und Arbeiter*innen in konkreten Praktiken neu zu gestalten. Artikel IV (How to Apply Precycling: Unpacking the Versatility of Packaging in Networks of Food Supply Practices) greift schließlich die zentralen Erkenntnisse der ethnographischen Analyse auf und diskutiert die Folgen für sozial-ökologische Transformationsprozesse. Die Ergebnisse aus den beiden ethno-graphischen Fallstudien (Artikel II, III) werden zusammengeführt und anhand der Perspektive des Netzwerk-Ansatzes (Artikel I) diskutiert. Ich konkretisiere damit die Potentiale einer praxistheoretischen Herangehensweise für die soziologische Analyse der Verpackungsnutzung und die Entwicklung von praktischen Precycling-Strategien zur systematischen Verpackungsmüllvermeidung.
By the latter half of the twentieth century, a documented, substantial quantitative increase had occurred in the total number of Christian political organizations operating in Washington, D.C. with the sole purpose of influencing Congress and the administration through direct lobbying. This study seeks to understand what were the contributing historical factors that influenced the rise of Christian Lobby Organizations (CLOs), resulting in their normalization in American society?
The book deals with a comprehensive constellation of narrative and visual, often counterposed representations of the causes, course, and results of the assault on the Palace of Justice of Colombia by a guerrilla commando and the immediate counterattack launched by state security forces on November 6, 1985, as well as with the local memorial traditions in which the production, circulation and reproduction of these representations have taken place between 1985 and 2020. The research on which it is based was grounded in the method and perspective of classical anthropology, in as much as qualitative fieldwork and the search for the perspective of the actors involved have played a central role. Within that context, memory entrepreneurs belonging to diverse sectors, from the far-right to the human rights movement, were followed through multisited fieldwork in various locations of Colombia, as well as in various countries of America and Europe. The analyses of fieldwork data, documental sources, and visual representations that constitute the core of the argument are framed in the field of memory studies and mainly based on theoretical and methodological resources from Pierre Bourdieu’s Field Theory, Jeffrey Alexander’s theory of social trauma, and Ernst Gombrich’s characterization of iconological analysis.
The book is composed of four chapters preceded by an introduction and followed by the conclusions and documental appendices, and substantiates three main theses. The first is that the Palace of Justice events were a radio- and television-broadcasted dispersed tragedy that affected the lives of actors from different social sectors and regions of Colombia, who have launched since 1985 multiple memorial initiatives in different fields of culture, thereby contributing to the formation and intergenerational transmission of a widespread cultural trauma. The second is that the narrative and visual representations at the core of that trauma express a vast universe of local representational traditions that can be traced at least until the early 20th century, and therefore preexists the so-called Colombian “memory boom”, dated to the mid-1990s. As an example of the preexistence and longstanding impact of these traditions, the local usage of the figure of “holocaust” for representing the effects of politically motivated violence is analyzed regarding the Palace of Justice events, but also traced to other representations emerged in the decade of 1920. The third thesis is that analyzing the diverse, frequently counterposed accounts of political violence elaborated within these traditions provides an opportunity to explore a wide variety of understandings of the causes and characteristics of the longstanding Colombian social and armed conflict.
Keywords: Political violence, Cultural trauma, Collective Memory, Iconology, Holocaust, Colombia.
Der Diskurs über Integration und Integrationsmechanismen fand seinen Beginn in der Migrationsforschung, deren Anfänge bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichen . Innerhalb dieses Feldes fanden immer wieder Wandlungen der Ausgestaltung des Begriffs der Integration statt, da die theoretischen Konzepte in unterschiedlichen gesellschaftlichen sowie historischen Kontexten entstanden sind bzw. entstehen. Heute existiert eine Vielzahl an theoretischen Perspektiven auf Integration, die eine hohe Heterogenität und auch Interdisziplinarität aufweisen. Generell zeigt sich somit, dass, wenn von Integration gesprochen wird, nicht wirklich klar ist, was unter dem Begriff zu verstehen ist. Die vorliegende Arbeit macht es sich somit zur Aufgabe, den Begriff der Integration und damit verbundene Zielvorstellungen aus Sicht der Akteurinnen und Akteure in Sportorganisationen zu beleuchten. Dafür wird eine Studie im Mixed-Methods-Design durchgeführt, die eine fragebogenbasierte Umfrage, explorative Interviews mit Vereinsvorständen und vertiefende Leitfadeninterviews mit Vereinsmitgliedern umfasst. Ein besonderer Fokus der Gruppenvergleiche liegt dabei auf Personen mit und ohne Migrationshintergrund, um die Perspektive von Personen mit Migrationshintergrund selbst in den Diskurs einbringen zu können. Da sich subjektive Sichtweisen auch aufgrund weiterer Faktoren unterscheiden können, werden außerdem Zusammenhänge zwischen sozialstrukturellen Merkmalen sowie Merkmalen der Vereine und subjektiven Sichtweisen auf Integration untersucht.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der außerhäuslichen Alltagsmobilität älterer Menschen, die eine zentrale Schlüsselfunktion in der Erhaltung von Lebensqualität und Gesundheit besonders im höheren Lebensalter einnimmt. Außerhäusliche Alltagsmobilität vollzieht sich stets in einem räumlichen Umweltausschnitt und kann aus ökogerontologischer Perspektive als Ergebnis eines gelungenen Person-Umwelt-Austauschs verstanden werden. Inwiefern psychologische Ressourcen im Sinne mobilitätsspezifischer Einstellungen zum Verständnis von zielgerichteter und habitualisierter Alltagsmobilität älterer Menschen beitragen können, ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Altersspezifische, mobilitätsrelevante Einstellungen im außerhäuslichen Kontext werden sowohl in der sozialwissenschaftlichen Mobilitäts- und Alternsforschung als auch in der Praxis, etwa im Rahmen einer altersgerechten Stadtgestaltung, bislang noch zu wenig berücksichtigt. Die vorliegende Arbeit reagiert auf dieses Forschungsdesiderat, indem sie mobilitätsspezifische Einstellungen im höheren Lebensalter konzeptuell beschreibt, in den Kontext ökogerontologischer Theorien einbettet und ihre Bedeutung für den Erhalt eines aktiven und gelingenden Alterns untersucht. Im Rahmen der Dissertation wurde zunächst auf der Basis klassischer und neuer ökogerontologischer Modelle das Konstrukt der mobilitätsbezogenen Handlungsflexibilität und Routinen (MBFR) konzeptuell entwickelt. MBFR umfasst einerseits die individuelle Überzeugung, das eigene Mobilitätsverhalten an Herausforderungen außer Haus anpassen zu können (FLEX) und andererseits die Präferenz für mobilitätsbezogene Alltagsroutinen (ROU). Daraufhin wurde ein standardisiertes Messinstrument zur Erfassung des MBFR-Konzepts entwickelt, optimiert und hinsichtlich seiner psychometrischen Qualität untersucht. Die Formulierung der Testitems erfolgte in Anlehnung an bereits existierende Fragebögen zu verwandten Konstrukten. In der vorwiegend online durchgeführten Pilotstudie (Penger & Oswald, 2017) wurden die Items mittels explorativer Faktorenanalysen hinsichtlich ihrer dimensionalen Struktur untersucht. Die Stichprobe umfasste 265 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter. Die Analysen des MBFR-Instruments ergaben nach Ausschluss von Items mit niedrigen und nicht eindeutigen Ladungen drei substanzielle Faktoren. Die Items der ersten Dimension bildeten die Überzeugung ab, flexibel mit personenbezogenen, altersassoziierten Herausforderungen (z. B. Schwierigkeiten im Gehen oder auf eine Gehhilfe angewiesen sein) umgehen zu können, um außerhäuslich mobil zu sein. Die Items der zweiten Dimension erfassten die Überzeugung, flexibel mit herausfordernden außerhäuslichen Umweltbedingungen (z. B. eine verlegte Haltestelle oder ein schlechter Zustand der Gehwege) umgehen zu können. Items, die auf den dritten Faktor luden, bildeten die Neigung zu Routinen im Mobilitätsalltag ab, z. B. bekannte Wege beizubehalten oder bei der Ausübung von außerhäuslichen Aktivitäten vertraute Orte aufzusuchen. Während die ersten beiden Faktoren mobilitätsbezogene Handlungsflexibilität (FLEX) messen, werden im dritten Faktor habitualisierte Verhaltensweisen (ROU) erfasst. Alle drei Faktoren wiesen eine akzeptable Reliabilität auf. Auf Basis von Rückmeldungen der Studienteilnehmer:innen wurde das MBFR-Instrument anschließend sprachlich angepasst und gekürzt. Der modifizierte Fragebogen wurde daraufhin in der empirischen Studie „MOBIL bleiben in Stuttgart“ (MBIS) eingesetzt. Dabei sollte die Frage beantwortet werden, ob das finale MBFR-Instrument die zugrundeliegenden Konstrukte valide und reliabel erfasst und die Testwerte somit ausreichende Gültigkeit hinsichtlich faktorieller, Konstrukt- und Kriteriumsvalidität bei älteren Menschen im urbanen Raum aufweisen (Penger & Conrad, eingereicht). Es wurden insgesamt 211 privatwohnende Stuttgarter:innen ab 65 Jahren in persönlichen Interviews und mithilfe eines 7-tägigen Wegetagebuchs zu verschiedenen Aspekten ihrer Mobilität im Wohnumfeld befragt. Statistische Analysen auf latenter Ebene erfolgten mittels Strukturgleichungsmodellen. Bivariate Zusammenhänge und Subgruppenanalysen wurden mittels Korrelations- und Regressionsanalysen berechnet. Die dreifaktorielle Struktur des MBFR-Fragebogens konnte im konfirmatorischen Modell empirisch bestätigt werden. Zudem fiel die interne Konsistenz aller drei Faktoren gut aus. Zusammenhänge zu konstruktverwandten Merkmalen – wie allgemeine und mobilitätsspezifische Einstellungen – deuten darauf hin, dass das MBFR-Instrument ausreichend konvergente Validität aufweist. Analysen auf latenter Ebene ergaben, dass Befragte durchschnittlich mehr außerhäusliche Wege zurückzulegten, wenn sie in stärkerem Maße überzeugt waren, flexibel auf mobilitätsbezogene Herausforderungen reagieren zu können (FLEX). Weiterhin ließen sich positive Zusammenhänge zwischen FLEX und der erlebten Selbstständigkeit sowie dem subjektiven Wohlbefinden aufzeigen. Die Befunde belegen somit hinreichende Übereinstimmungsvalidität der Testwerte. Differenzierte Analysen machten darüber hinaus deutlich, dass FLEX vor allem bei Befragten mit Mobilitätseinschränkungen bedeutsam zur Vorhersage des außerhäuslichen Mobilitätsverhaltens beitrug. ...
Rule in International Relations is increasingly observed as an empirical phenomenon and academically conceptualized. This book describes rule in International Relations using four practice-theoretical dimensions. A method is developed to analyze rule from a practice-theoretical point of view - the Practice Analysis of Rule (PAR). The argumentation is followed that resistance is an important dimension of rule, which enables the researcher to understand the quality of rule. However, the empirical analysis of resistance as an indicator of rule does not allow for the analysis of subtle forms of rule sufficiently, which can have grave consequences in international relations. Therefore, to make this possible, the symbolic dimension is formulated after Bourdieu. In the following, three practice-theoretical dimensions are developed and a methodical approach is presented. Resistance is described as a practice-theoretical dimension. Based on actor-network-theory materiality is described a dimension of rule. At last, iterability is described as dimension of rule which can show the repeatability of practices. It can thus indicate the extent of consolidation of rule in each case. Through the analysis of an empirical case using the four practice-theoretical dimensions the researcher will be enabled to analyze transnational relations of rule in a theory guided and history sensitive manner.
Laut C.S. Peirce ist der abduktive Schluss das einzige logische Verfahren, das in der Lage ist, neue Erkenntnisse einzuführen. Dieser funktioniert in etwa so, dass auf Basis eines bereits bestehenden, jedoch unbewusst verwendeten, Regel- bzw. Vorwissens etwas Neues, bislang Unbekanntes, generiert wird, indem eine Ähnlichkeitsrelation bzw. eine Differenz zwischen Alt und Neu erzeugt wird. Damit scheint bei der Abduktion das einsam handelnde und denkende Subjekt die zentrale Instanz der Entstehung des Neuen zu sein.
Aus soziologischer Sicht von Interesse ist dabei, welche, hier zu unterstellende, tragende Rolle der soziale Austausch bei dieser Erkenntnisgenese überhaupt spielt, wenn, dem abduktiven Schluss zufolge, das monologisch handelnde Individuen über quasi „eingelagerte“ Erkenntnis-Instinkte, wie Peirce sagt, verfügt. Die Rolle des anderen im sozialen Austausch würde dadurch jedoch hinfällig oder zumindest randständig.
Der logische Ausweg, um den anderen als konstitutiver Bestandteil der Erkenntnisgenese zu integrieren, besteht in der These, dass interagierende Individuen sich auf eine Art und Weise wechselseitig identisch sein müssen. Ähnlichkeitsbezüge herstellen zu können würde dadurch primär zu einem Produkt der Interindividualität und nicht zu jenem einzelner Individuen.
Um diese These zu prüfen, werden in einem ersten Schritt Peirce’ Theorien zur Abduktion untersucht. Im Weiteren sollen aber auch soziologische Erkenntnistheorien und interdisziplinäre Ansätze, wie die der (Social) Neuroscience, auf die Möglichkeit einer interindividuellen Verquickung im Sinne des wechselseitig Identisch-Seins untersucht.
In einem letzten Schritt wird die berechtigte Frage gestellt, wie denn überhaupt Erkenntnis erzeugt werden kann, wenn Individuen sich differenzlos identisch gegenüberstehen. Dabei wird die These vorgeschlagen, dass Differenz dadurch eingespielt wird, indem Subjekte sich nie dieselbe Raumzeitstelle teilen. Die am Individuum gebundene Fähigkeit, Unterschiede bzw. Ähnlichkeitsbezüge erkennen zu können (Abduktion), wird somit erst durch Praxis selbst möglich.
Abschließend sollen durch forschungsübergreifende Überlegungen Konsequenzen aus diesen Thesen gezogen werden.
The project investigates how economic paradigm shifts that occur at the beginning of the 1970s (primarily the abandonment of the gold standard and the endlessly increasing pool of capital awaiting investment that succeeded it) led to the emergence of a unique building type: the high-altitude observation deck. Part investment vehicle, part iteration of an ongoing fascination with the view from above, the project presents the observation deck as the point where three distinct paradigms intersect: observation, speculation and spectacle. Tracing the emergence of the observation deck through a series of case studies (Top of the World atop the World Trade Center (NYC), One World Observatory (NYC), The Tulip (London) the project enriches its interdisciplinary approach with archival research and fieldwork. Re-telling the complicated collaboration between architect Warren Platner and graphic designer Milton Glaser at the end of the 1960s, the project lays out how the observation deck is conceived at a time when the perceived “crisis” of New York results in a rapidly accelerating neoliberalization of urban space. An avatar of this emerging ideology the observation deck is heavily invested in making the city visually comprehensible. Incorporating a sort of neoliberalist geometry, the deck transforms the city into a product to be consumed instead of a reality to live in and thus paves the way for other ventures of what has been called the “experience economy.” Thus, it signals the ongoing shift away from an architecture that possesses any use value, towards one that, as Barthes put it with regards to Eiffel Tower, is centered only on viewing and being viewed. A speculative machine, the observation deck renders the city into a product.
In contrast to Japan and the “dragon economies,” the Philippines has not been able to partake in the “Asian Economic Miracle.” In short, the Philippines does not classify as a developmental state which exercises strategic industrial policies as traced in Japan, South Korea, Taiwan and Singapore. In fact, even its Southeast Asian neighbors Malaysia, Thailand and Indonesia had economically outdone the Philippines by the 1980s even though their prospects were much worse than those of the Philippines in the 1950s. And while the Philippine economy has been experiencing an upsurge in recent years, it is still significantly lagging behind regional standards—especially with regard to industrial development. From a political economy perspective, it is of key interest in how far the Philippine state has been contributing to this subpar development. In order to explore the ongoing Philippine development dilemma, the study thus offers a comprehensive analysis of the Philippines’ industrial policies, based on distinct government–business relations and patterns of social embeddedness. In addition to assessing the Philippines’ industrial policies and their embeddedness in general, two of the Philippines’ main export industry sectors—textile/garments and electronics—are examined. In this manner, the study contributes to the analysis of the political economy of economic development in the Philippines and provides insights on the prospects and limits of industrial policy in the Southeast Asian context.
Nature and its constituents are known to affect human well-being in positive and negative ways. Nature can be beneficial for humans by providing, for instance, food, recreation or inspiration. Natural disasters or transmitted diseases are, on the other hand, examples of nature’s detrimental or harmful contributions to human well-being. Such positive as well as negative effects have been termed Nature’s Contributions to People (NCP) by the Intergovernmental Science-Policy Platform for Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) and can be categorized into three different types of contributions: regulating, material and non-material NCP. While regulating and material NCP have been studied extensively, research on the non-material NCP is less common in comparison, especially regarding non-material NCP of biodiversity and wildlife. This dissertation therefore aims at shedding light on the non-material links between biodiversity, wildlife and human well-being. The thesis presents the results of three individual research studies in three separate chapters (CH1, 2 & 3).
In the first chapter (CH1) I conduct a systematic literature review on the non-material contributions of wildlife. Several previous reviews have published overviews on the non-material contributions of wildlife. However, only a few of these reviews examine both the positive and negative effects of wildlife in combination. These reviews usually cover few aspects of human well-being (e.g. recreation, health, psychological well-being) or just focus on a specific group of wildlife species (e.g. carnivores, scavengers). In addition, the pathways determining how wildlife affects human well-being are yet little understood. The aim of this review is therefore to create a holistic overview of the current knowledge on non-material contributions of wildlife (WCP), by summarising research on positive and negative effects and disentangling potential channels of human-wildlife experiences.
My results show that most studies in scientific literature report negative WCP. However, over the last decade the number of publications on positive WCP has increased, mainly in the Global North. This change in research focus, at the turn of the century, may be related to the newly emerging ideas and perspectives on nature during that time (e.g. Ecosystem Services and NCP). The results may also indicate different research interests across global regions and a focus on positive WCP (especially in the Global North). Surprisingly, the review identifies a lack of joint systematic assessments of positive and negative WCP across taxa, human well-being dimensions and ways (channels) of wildlife experiences. Studies show taxon-specific differences, with predominantly positive WCP reported for birds and predominantly negative WCP published for mammals and reptiles. Physical health was the most examined human well-being dimension, while many others, such as subjective well-being, social well-being, learning, identity or sense of place were rarely studied in comparison. The two channels of wildlife experiences that have been mainly studied or reported are Interaction and Knowing. While Interaction describes multisensory experiences in which people physically interact with wildlife. Knowing describes the metaphysical connection between humans and wildlife that arises through thinking or remembering experiences from wildlife encounters (including knowledge about wildlife).
To date, only few published studies examine the relationship between biodiversity and human well-being across larger spatial scales. For instance, little is known about how biodiversity is related to human well-being on the national or continental level. The second and third chapter (CH2 & 3) are thus comprised of two empirical case studies which examine the relationship between biodiversity and human well-being across Germany and Europe, respectively. As indicator for biodiversity, I use different species diversity measures including species richness and abundance. In the second chapter (CH2) I analyse the association between species richness and human health across Germany. The results demonstrate a significant positive relationship between plant and bird species richness and mental health while controlling for a multitude of socio-economic and demographic factors as well as other nature characteristics. In the third chapter (CH3) I conduct the first study on the relationship between species diversity and subjective well-being on the continental level. The results show that bird species richness (unlike mammal, megafauna and tree richness) is positively associated with life-satisfaction, a measure for subjective well-being across Europe. These results are robust while accounting for socio-economic and macro-economic factors. The results of both empirical studies are in correspondence with previous research, conducted on the local and national level.
Overall, my dissertation shows that wildlife and biodiversity greatly affect human well-being and provide substantial non-material NCP.
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