300 Sozialwissenschaften
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Artificial intelligence (AI)1, together with big data, is the driving force behind the ever-accelerating digital revolution. AI has what it takes to call into question our fundamental concepts and processes of political, social, economic etc. order (Macron, 2018; Zuboff, 2018), and the law will not be spared. Therefore, all societal actors (inter alia from politics, the economy, legal practice and academia) must take responsibility for the crucial twin tasks of determining the right, balanced relationship between AI and the law, and even to hybridise them. ...
Konflikte erfüllen eine wesentliche Funktion in der Zusammenarbeit der Menschen. Sie werden meistens allgemein nur als negativ angesehen, sie können jedoch auch positive Funktionen haben. Dieser Beitrag fokussiert sich auf die Rolle des Translators als "Mittler/Mediator" und der Translation als eines Produkts, d. h. eines zielsprachlichen Textes, der auf der Grundlage eines ausgangssprachlichen Textes entstanden ist, in Bezug auf verschiedene mögliche Konfliktsituationen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht auch die interkulturelle Funktion der Übersetzung als einer sog. sprachlichen "Mittlerin" zwischen unterschiedlichen Welten und Kulturen in der heutigen globalisierten Welt.
Jürgen Habermas und Talal Asad zählen zu den bedeutendsten Protagonisten des Diskurses um die postsäkulare Gesellschaft. In der vorliegenden Arbeit unternehme ich eine vergleichende Lektüre zentraler Schriften beider Autoren. Dabei versuche ich, möglichst präzise zu beschreiben, wie Habermas und Asad einen neuen Blickwinkel auf die Verhältnisbestimmung von Religion und Gesellschaft in der Gegenwart freigeben und plausibilisieren.
Einen zentralen Stellenwert schreibe ich der Tatsache zu, dass hierfür von beiden der Begriff der ‚Übersetzung‘ herangezogen wird. Ziel der Untersuchung ist es folglich, erste systematisierende Vorstöße bezüglich des Begriffspaars ‚Religion übersetzen‘ zu leisten. Dabei gilt es ein Bündel an Forschungsfragen zu beantworten: Wie wird der Begriff der Übersetzung verstanden? In welcher Art und Weise kommt Religion im Werk der Autoren zur Sprache? Auf welche Aspekte der Religion soll sich die Übersetzungsleistung beziehen? Wer sind die Subjekte dieser Übersetzung? Und schließlich, welche Chancen und Probleme bringen die beiden Ansätze für eine politiktheoretische Perspektive auf religiös-gesellschaftliche Fragestellungen mit sich?
Seit dem frühen Tode von Parry und der posthumen Herausgabe seiner Schriften durch seinen Sohn (mit einer langen Einleitung, die die außergewöhnliche Leistung des Vaters unterstrich) bewegt sich die Literatur über Parry in der Spannung zwischen zwei Polen: auf der einen Seite steht die Idee, Parry habe die Forschung über Homer und über mündliche Poesie revolutioniert; auf der anderen die Vorstellung, Parry müsse vor allem als Träger und Weiterführer vieler Forschungstraditionen – der deutschen Philologie, der russischen und jugoslawischen Epenforschung, der amerikanischen Anthropologie und Folkloristik, der französischen Linguistik und Anthropologie – gelten. Uns interessiert hier weniger, ob Parry als Entdecker des wahren Homers oder als der "Darwin der Homer-Forschung" angesehen werden kann, sondern inwiefern wir seinen Forschungen etwas für die heutigen Diskussionen um Literatur und Anthropologie entnehmen können.
Die vorliegende reflektierende wissenschaftliche Arbeit untersucht und vergleicht die Wahrnehmung von Studierenden aus unterschiedlichen Kulturkreisen betreffend ihre Studienbedingungen. Die Studierenden kommen aus dem Fachbereich Erziehungswissenschaften und studieren an zwei Universitäten in Deutschland und Bangladesch. Ziel der empirischen Untersuchung ist es, von den Studierenden angefertigte Fotografien zu analysieren und die Wahrnehmungen der Studierenden über die jeweiligen Studienbedingungen im Zuge qualitativer Interviews zu vergleichen. Um möglichst realitätsnahe empirische Ergebnisse zu erzielen, war mein persönlicher Aufenthalt vor Ort an beiden Universitäten notwendig. In meinem zweimonatigen Forschungsaufenthalt wurde mit Hilfe der Methodik der Reflexiven Fotografie ein qualitativmethodischer Zugang zu den persönlichen Lebenswelten der Studierenden ermöglicht. Im Ergebnis wurde deutlich, dass die Studierenden aus Bangladesch eine deutlich positivere Wahrnehmung vorwiesen als jene aus Deutschland.
Trennungen und Scheidungen auf einem hohen Niveau – auch unter Familien mit minderjährigen Kindern – kennzeichnen bereits seit längerer Zeit die Familienentwicklung in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Sofern aus einer Beziehung gemeinsame Kinder hervorgegangen sind, impliziert eine Trennung zwar das Ende der Partnerschaft, jedoch nicht das Ende der Elternschaft. Sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene besteht, mit Ausnahme von Sondersituationen, mittlerweile die explizite Erwartung, dass Eltern nach einer Trennung in ökonomischer und sozialer Hinsicht weiterhin gemeinsam Verantwortung für ihre Kinder wahrnehmen. In der gesetzlichen Grundlage wird allerdings weiterhin davon ausgegangen, dass Kinder nach der Trennung bei nur einem Elternteil leben. Für andere Modelle existieren bisher keine oder nur unzureichende Regelungen. Die ökonomischen, sozialen und psychischen Folgen einer Trennung oder Scheidung können nach Geschlecht, sozialer Position und Alter variieren und damit soziale Ungleichheit hervorrufen oder verstärken. Neue Partnerschaften bzw. sogenannte Fortsetzungsfamilien beeinflussen das Leben der betroffenen Erwachsenen und Kinder zusätzlich. Bislang existieren über die Verbreitung und Lebensumstände von Nachtrennungsfamilien in Deutschland nur rudimentäre sozialwissenschaftliche Befunde. Die vorliegende Broschüre stellt einen ersten Versuch dar, bislang vorliegende sozialwissenschaftliche Befunde zur Lebenswirklichkeit von Nachtrennungsfamilien in Deutschland allgemeinverständlich in knapper Form zu bilanzieren. Folgende thematische Schwerpunkte werden behandelt: 1) Allgemeine Trends und rechtliche Rahmenbedingungen, 2) Elternschaft und Partnerschaft nach Trennung und Scheidung, 3) Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit nach Trennung und Scheidung sowie 4) Finanzielle Folgen von Trennung und Scheidung. Diese Aspekte werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und zugrundeliegende empirische Analysen decken ein breites Spektrum der derzeit verfügbaren Datenquellen ab.
Der Band untersucht die Ursachen, Ausprägungen und Reaktionen auf die Entstehung bzw. Erstarkung populistischer Parteien und Bewegungen in Deutschland und Ostmitteleuropa.
Inhaltsverzeichnis:
Arthur Benz: Populismus als Herausforderung für Wissenschaft und Praxis - Einleitung
Dirk Jörke: Populismus – Ursachen und falsche Antworten
Michael Edinger: Mobilisierung gegen das Establishment. Zu einem Wesensmerkmal populistischer Strömungen
Claudia Landwehr und Nils D. Steiner: Populismus – eine Nachfrageperspektive
Joachim Klose: Ein Land, zwei Perspektiven? Zum Populismusin Ost- und Westdeutschland
Petra Guasti und Lenka Buštíková: Populismus in Ostmitteleuropa und der Verzicht auf Politik
As part of its on-going public dialogue program on progress in Ethiopia's development and public policy the Forum for Social Studies is undertaking a project of research and public dialogue on a number of selected topics on the theme of 'Prospects and Challenges for Inclusive and Participatory Development in Ethiopia'. The aim is to enable researchers and professionals to present evidence-based papers to stimulate debate and reflection. This first book in the program looks at the impact of development or lack of it, on specific social groups, namely women, young people and vulnerable groups that should be entitled to decent social care.
Innerhalb der Gentrifizierungsforschung analysiert die Rent‑Gap‑Theorie, wie kleinräumige Differenzen zwischen gegenwärtigen Verwertungsbedingungen einerseits sowie Erwartungen auf zukünftig steigende Mieten andererseits Verdrängungsprozesse antreiben. Dementgegen hat Eric Clark (2014) jüngst eingefordert, dass die Stadtforschung den Blick verstärkt darauf richten müsse, wie Verdrängung verhindert werden kann. Diesen Appell aufgreifend, zeigen wir bezogen auf den deutschen Kontext, inwiefern mietrechtliche Regularien, stadtplanerische Entscheidungen und die jeweilige Eigentümerstruktur wesentlich darüber entscheiden, ob sich ein immobilienwirtschaftlicher Verwertungsdruck auch tatsächlich in Verdrängungsprozesse übersetzt. Illustriert wird dies am Wandel der Eigentümerstruktur im Frankfurter Gallus seit den 1970er Jahren. Deutlich wird dabei, dass Gentrifizierung kein Naturgesetz darstellt, sondern ein zutiefst politischer Prozess ist, der sich effektiv verhindern lässt.
Negatività, trascendenza, utopia. La dialettica dell'opera d'arte nella Teoria estetica di Adorno
(2018)
Il seguente saggio, tenta di mettere a fuoco la relazione tra negatività e trascendenza così come emerge all'interno della riflessione estetica di Theodor Wiesengrund Adorno. La trascendenza, la relazione con l'eterogeneneo e l'alterità, e la dimensione riflessiva che, secondo Adorno, caratterizzano l'opera d'arte moderna, riguardano, in primo luogo, la ineliminabile tensione dell'opera d'arte verso il senso e, nello stesso tempo, l'impossibilità che esso possa totalmente compiersi all'interno dell'esperienza. In questa prospettiva, in un mondo dominato dal rischio della totale coincidenza tra opera e merce, fino alla identificazione tra arte e industria culturale, per Adorno, l'opera d'arte non si costituisce come tale per ciò che attraverso di essa si realizza, quanto, e forse soprattutto, per ciò che in essa rimane allo stato della potenza, per le possibilità intraviste che si conservano al suo interno che, coincidendo con la sua dimensione utopica, impediscono la piena identificazione tra opera d'arte e merce di consumo. Ciò che conta, da questo punto di vista, non è solo il passaggio da un senso potenziale a un significato determinato, né quello dal possibile al reale, quanto piuttosto - attraverso la continua e dialettica relazione tra essenza e apparenza, linguaggio e realtà, pensiero e sensibilità -, la contingenza stessa del significare e, di qui, la sua possibilità di non-essere o di essere-altrimenti.
[Nachruf] Kurt L. Shell
(2018)
My study examined MMA training, and thereby the ‘back region’ of MMA, where the ‘everyday life’ of MMA takes place. I enquired into how MMA training corresponds with MMA’s self-description, namely the somehow self-contradicting notion that MMA fights would be dangerous combative goings-on of approximately real fighting, but that MMA fighters would be able to approach these incalculable and uncontrolla-ble combative dangers as calculable and controllable risks.235 Conducting an ethnog-raphy in which I focused on the combination of participation and observation, I stud-ied how the specific interaction organisations of the three core training practices of MMA training provide the training students with specific combative experiences and how they thereby construct the social reality that is MMA training....
Este artigo discute o sentido pretendido por Adorno com a expressão “derradeira chance do pensamento”. Para tal, busca-se uma aproximação entre alguns elementos presentes nas seções 1 e 41 de Minima moralia, em especial: o intelectual independente e o filósofo-escritor como porta-vozes da crítica à falta de originalidade na produção filosófica.
Spätestens seit der PISA-Studie aus dem Jahre 2000 ist der im deutschen Bildungssystem bestehende hohe Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und Bildungsherkunft nicht nur für Akteure und Institutionen im Bildungssektor, sondern auch der breiten Öffentlichkeit als Gerechtigkeitsproblem deutlich geworden. ...
In April 2018 the European Commission announced its holistic approach to Artificial Intelligence (AI) based on the following three pillars: first, to boost financial support and encourage uptake by the public and private sectors in order to reach investments in AI-related research and innovation by at least 20 billion Euros by the end of 2020. The second pillar aims at preparing for socio-economic changes in terms of the upcoming transformation of the labour market. Finally, the European Commission will ensure an appropriate ethical and legal framework by developing AI ethics guidelines and providing guidance on the interpretation of the Product Liability directive. ...
Der Umbau der Krankenhäuser zu Unternehmen wird immer wieder als in sich konsistente Rationalisierungsstrategie verhandelt. Aus soziologischer Perspektive wird hingegen deutlich: Die viel diskutierte "Ökonomisierung" der Krankenhäuser ist ein in sich widersprüchlicher Prozess.
Robin Mohan zeichnet die Geschichte des Krankenhauses mithilfe einer an Marx, Weber und Bourdieu orientierten Gesellschaftstheorie der Ökonomisierung nach, die den Widerspruch von Gebrauchswert und Tauschwert zum verbindenden Leitmotiv erhebt. Ergänzt wird die Analyse durch eine arbeitssoziologische Studie, die rekonstruiert, wie sich die Ökonomisierungsprozesse aus der Sicht der Pflegekräfte darstellen.
Nosso objetivo neste trabalho é tentar esclarecer o mal-estar causado por algumas leituras que muitas vezes despacham a influência e a presença constante de Hegel na obra de Adorno de forma muito breve e fácil, seja a partir da perspectiva antissistêmica da filosofia adorniana, ou então, desde a perspectiva negativa que a dialética assume em seu pensamento. Nesse sentido, pretendemos expor alguns pontos fundamentais da filosofia hegeliana, em relação aos quais Adorno se coloca claramente como herdeiro. Pretendemos mostrar que o filósofo de Frankfurt pensa não somente sobre estes pontos, mas também a partir deles, i.e., superando-os.
O artigo analisa a crítica social de Adorno, apontando os laços entre formação, sujeito e condições sociais e os efeitos para a educação (Bildung). A despeito da tradição neo-humanista e idealista e das certezas emancipatórias, a formação mostra sua face ilusória. É justamente em relação às questões educativas que o pensamento crítico de Adorno mais revela sua atualidade e potência para mostrar os paradoxos da própria educação. De tal crítica - apesar do paradoxo - decorrem determinadas exigências expressas numa dimensão ético-política e numa dimensão estética para a experiência formativa, cuja potência pode romper com o caráter meramente adaptativo da educação.
Populismus artikuliert vernachlässigte Unzufriedenheit durch die Herstellung einer antagonistischen Beziehung zwischen "der Elite" und "den Menschen" (Canovan 1984, 1999). Die populistische Politik verlässt sich dabei nicht nur auf das Versagen des bestehenden politischen Prozesses. Populisten liefern sowohl die Diagnose (die alten Eliten sind korrupt, ineffizient oder beides) als auch die Kur (Nativismus, technokratische Effizienz).
Der Ursprung des gegenwärtigen Populismus in Ostmitteleuropa ist tief in der kommunistischen Ära verwurzelt. Während des Kommunismus wurde der Populismus des "gewöhnlichen Menschen" benutzt, um das bürgerschaftliche Engagement zu demobilisieren und eine Politik der ethischen Verantwortlichkeit zu verhindern. Unsere Analyse (Bustikova, Guasti 2017, 2018) zeigt, dass diese Art von Populismus weiterhin als Methode zur Demobilisierung des bürgerschaftlichen Engagements und zur Verdrängung einer Politik der ethischen Rechenschaftspflicht verwendet wird. Die populistische Politik versucht, das politische Gemeinwesen nach ihrer technokratischen Vision neu zu gestalten.
Privacy concerns as well as trust and risk beliefs are important factors that can influence users’ decision to use a service. One popular model that integrates these factors is relating the Internet Users Information Privacy Concerns (IUIPC) construct to trust and risk beliefs. However, studies haven’t yet applied it to a privacy enhancing technology (PET) such as an anonymization service. Therefore, we conducted a survey among 416 users of the anonymization service JonDonym [1] and collected 141 complete questionnaires. We rely on the IUIPC construct and the related trust-risk model and show that it needs to be adapted for the case of PETs. In addition, we extend the original causal model by including trust beliefs in the anonymization service provider and show that they have a significant effect on the actual use behavior of the PET.
Das vorliegende Arbeitspapier untersucht Ungleichheit aus verschiedenen interdisziplinären Perspektiven auf Ursachen und Implikationen.
Inhaltsverzeichnis:
Philipp Harms, Claudia Landwehr, Mario Scharfbillig, Daniel Schunk: Ungleichheit: Interdisziplinäre Perspektiven auf Ursachen und Implikationen - Einleitung
Konstantin M. Wacker: Warum wir Ungleichheit verringern müssen, um globale Armut bis 2030 zu beenden
Joachim Klose: Heimatverlust als Indikator zunehmender Ungleichheit
Gunnar Otte: Bildungsforschung und Bildungsreformen
Sibylle Kalmbach: Bildungsgerechtigkeit und Ungleichheit im Hochschulbereich – am Beispiel von Stipendien
Claudia Landwehr und Oliver Tüscher: Ursachen ungleicher politischer Beteiligung
Michael Edinger: Gleicher Zugang zur Macht? Über soziale Schließungsprozesse in der Politik
Sascha Huber: Wählermobilisierung und Ungleichheit in Deutschland: Ein Feldexperiment zur Steigerung der Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016
Tonio Rieger: Der ganzheitliche Ansatz zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit
Im Jahr 1564 veröffentlicht der Ulmer Militärexperte und -schriftsteller Leonhard Fronsperger die Schrift "Von dem Lob deß Eigen Nutzen", in der er darlegt, dass die konsequente Verfolgung des eigenen Nutzens als individuelle Handlungsmaxime im Ergebnis zu einer Förderung des Gemeinwohls führt. Das etwas mehr als hundert Seiten umfassende Werk wird in Frankfurt am Main, einem Zentrum des europäischen Buchdrucks und -handels, verlegt und findet Erwähnung im ersten veröffentlichten Katalog der Frankfurter Buchmesse. Fronsperger präsentiert seine für die damalige Zeit durchaus revolutionäre These in der Form eines satirischen Enkomions und unterlegt sie mit einer umfangreichen Gesellschaftsanalyse. Er stellt fest, dass die politischen Herrschaftsformen, die gesellschaftlichen Institutionen und die wirtschaftlichen Handelsbeziehungen auf einer konsequenten Verfolgung des eigenen Nutzens aller Akteure beruhen und dass sich die von der Kirche geforderte Ausrichtung des individuellen Handelns am Gemeinwohl in der Realität nicht finden lässt. Vielmehr hält er die Kritik der Theologen am egoistischen Handeln des Einzelnen für falsch, empfindet er doch den Staat, Wirtschaft und Gesellschaft im Großen und Ganzen als gut funktionierend.
Im Folgenden dokumentieren wir zunächst die Biografie des Autors, die Entstehung und Verbreitung des Werks und seine besondere literarische Form. Anschließend diskutieren wir die zentrale These in drei verschiedenen geistesgeschichtlichen Kontexten, die jeweils von besonderer Bedeutung für die Herausbildung der neuzeitlichen Gesellschafts- und Wirtschaftstheorien sind. Erkenntnis- und staatstheoretisch weist Fronspergers Werk deutliche Parallelen zu den Analysen auf, die Niccolò Machiavelli und später Giovanni Botero in Italien zur Bedeutung der auf den individuellen fürstlichen Interessen basierenden Staatsräson bzw. zu den Triebkräften erfolgreicher Stadtentwicklung vorlegten. Markante Unterschiede gibt es dagegen zu den Ansichten der deutschsprachigen Reformatoren im Anschluss an Luther, die zwar die Unterscheidung zwischen geistlicher und weltlicher Sphäre propagieren und damit die Entwicklung einer eigenständigen Moral für das Wirtschaftsleben befördern, dort allerdings mehrheitlich die Orientierung am "Gemeinen Nutzen" propagieren. Indem Fronsperger dagegen die Verfolgung des Eigennutzes fordert, nimmt er wirtschafts- und gesellschaftstheoretische Einsichten über das Wesen und die Auswirkungen der Arbeitsteilung vorweg, die erst 150 Jahre und später von Bernard Mandeville und Adam Smith in England und Schottland formuliert wurden. Das Werk Fronspergers bietet damit ein herausragendes Beispiel dafür, wie sich aus dem Zusammenspiel von wirtschaftlichem Erfolg, einem realistischen Menschenbild und manchen Aspekten der Reformation in deren Folge ein neues normatives Verständnis von den Antriebskräften ökonomischer und gesellschaftlicher Dynamik entwickelt, das später als der "Geist des Kapitalismus" bezeichnet wird.
Based on an original dataset of 100 important pieces of legislation passed during the three presidencies of William J. Clinton, George W. Bush, and Barack H. Obama (1992-2013), this study explores two sets of questions:
(1) How do presidents influence legislators in Congress in the legislative arena, and what factors have an effect on the legislative strategies presidents choose?
(2) How successful are presidents in getting their policy positions enacted into law, and what configurations of institutional and actor-centered conditions determine presidential legislative success?
The analyses show that in an hyper-polarized environment, presidents usually have to fight an uphill-battle in the legislative arena, getting more involved if they face less favorable contexts and the odds are against them.
Moreover, the analyses suggest that there is no silver-bullet approach for presidents' legislative success. Instead, multiple patterns of success exist as presidents - depending on the institutional and public environment - can resort to different combinations of actions in order to see their preferred policy outcomes enacted.
This paper gives an account of the unmaking of Soviet workers at the Vernissage in Armenia. I argue that the unmaking of Soviet workers, first, is the irrelevance of Soviet workers as workers once they lost their jobs after the collapse of the Soviet Union and came to the Vernissage to trade. During the Soviet period, private trade was forbidden, and the Soviet government persecuted people who dared to engage in it. Consequently, many people grew up thinking of trade as a criminal activity that was non-productive and parasitic, as opposed to productive work that facilitated the modernization of the USSR. After the dissolution of the USSR, when trade was liberalized and many former Soviet workers were pushed into trade as they lost their jobs, it still retained its quality of not being “real” work, to borrow Roberman’s (2013) wording. Even 25 years after the dissolution of the USSR, former Soviet workers at the Vernissage still want to be identified with their former Soviet occupations and not with trade. However, now engaged in trade, former Soviet workers came up with a “new” way of establishing identity and hierarchy—through production. I describe this “new” way as “the identification game”; employing it, I demonstrate how former Soviet workers at the Vernissage identify and represent themselves as masters, whose work is productive and intellectual. In doing so, they single out resellers, people who resell the work of other masters, by implying that their work is parasitic and selfish. However, this “identification game” is reified only by the older generation of traders, former Soviet workers. The younger generation of traders at the Vernissage, which does not have any experience of being Soviet workers, is disengaged from it, thus undermining the Soviet view of trade as not “real” work and making it irrelevant in the postsocialist era. Thus, I contend that the unmaking of Soviet workers consists in, first, their irrelevance as workers in a postsocialist period, and second, the irrelevance of their ideas about trade as not “real” work. Furthermore, to support my depiction of a master who engages in “the identification game” and a younger-generation trader who is disengaged from it, I give two ethnographic portraits of traders at the Vernissage. I assert that the disengagement of a younger generation of traders at the Vernissage signals a change in the perception of trade as “real” work and runs parallel to the unmaking of Soviet workers.
Kurz vor Mitternacht am 2. April 1968 bricht im Kaufhaus M. Schneider auf der Zeil ein Feuer aus. Kurz darauf ertönt der Feueralarm im Kaufhof an der Hauptwache. Menschen werden nicht verletzt, der Schaden beträgt nach heutigem Geldwert rund eine Million Euro. Unter den Tätern sind Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Beide werden zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Brandanschläge auf die Frankfurter Kaufhäuser sind die Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion – das wissen wir heute. ...
Die Erinnerung an das Jahr 1968 kann nur eine Form annehmen: die der Collage. Ein halbes Jahrhundert nach jenen Ereignissen könnte das beispielsweise so aussehen: Manches, was inzwischen in Publikationen und Dokumentationen vorliegt, mit Selbsterlebtem verbinden, um auf diese Weise einen Eindruck von der Vielschichtigkeit und dem gelegentlich surrealistisch wirkenden Zusammen- und Gegeneinanderspiel von "Frankfurter Schule" und Studentenbewegung zu vermitteln.
Die weltweiten Proteste von 1968 waren in verschiedenen Ländern unterschiedlich ausgeprägt. Geeint wurden sie durch einen Gesellschaftsentwurf, der sich nicht nur vom Kapitalismus unterschied, sondern auch vom Kommunismus und den Leitideen der Sozialdemokratie. Zu den wichtigsten Exponenten in Europa zählen Daniel Cohn-Bendit, Tariq Ali und Rudi Dutschke, die die Massen mobilisierten.
Auch im Fachbereich Rechtswissenschaft an der Goethe-Universität kam es 1968 zu heftigen Turbulenzen. Dabei zeigten die meisten jüngeren Professoren des Fachbereichs durchaus Verständnis für manche der studentischen Forderungen. Einige Reformansätze scheiterten, andere wurden erst durch feinere Nachjustierungen funktional.
Das Private ist politisch! – 68 war der Slogan eine auf Ganze gerichtete Perspektive der Kritik und ein Impuls für die Revolutionierung des Alltagslebens: Es ging bei den Diskussionen und Analysen um die "Weltherrschaft des Kapitals" und den Zusammenhang von Faschismus und Kapitalismus immer zugleich um die Manifestationen von Herrschaft und Unterdrückung in den Kapillaren des Alltäg lichen. In den Blick gerieten dabei nicht zuletzt die Autoritätsstrukturen der bürgerlichen Familie und damit die (im Sinne marxistischer Gesellschaftsanalyse) sogenannte "Nebenwidersprüche" des Privaten: das Verhältnis der Geschlechter, Fragen von Liebe und Sexualität, Kindererziehung, Eigentumsfragen und Besitzdenken. Der Slogan wurde darüber hinaus zum Leitspruch der Frauenbewegung, die vor Augen führt, wie politisch das Private gerade in Fragen von Nachwuchs und Alltagsorganisation ist. ...
Unter dem Schlagwort "68er-Bewegung" werden verschiedene linksgerichtete Protestbewegungen, Bürgerrechtsdemonstrationen und antiautoritäre Aktionen zusammengefasst, die ab Mitte der 1960er in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern stattfanden und auf eine Umwälzung bestehender sozialer und politischer Strukturen zielten. ...
In den zahlreichen Beiträgen zum "Jubeljahr der 1968er-Bewegung" kommen oft ehemalige Aktive, Historikerinnen und Experten zu Wort. Doch wie blicken eigentlich Aktivistinnen und Aktivisten des 21. Jahrhunderts auf diese Zeit zurück? Dieser Frage hat sich ein zweijähriges Forschungsprojekt am Institut für Politikwissenschaft der Goethe-Universität gewidmet.
Jedes Mal, wenn ich in Frankfurt bin, eine Stadt, in der ich von 1960 bis 1980 gelebt habe und wo ich Ostern 1968, direkt nach meiner Entlassung aus der Bundeswehr, sofort an den großen Osterdemonstrationen teilgenommen habe – die Antwort auf das Attentat auf Rudi Dutschke –, zieht es mich in das alte Universitätsviertel an der Bockenheimer Warte. ...