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Seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zieht die Übersetzung im Fremdsprachenunterricht (FSU) das Interesse der Fremdsprachendidaktiker auf sich. In den anhaltenden Diskussionen über den Stellenwert der Übersetzung im FSU bestehen aber immer noch verschiedene Meinungen. Die Meinungsverschiedenheiten beruhen vor allem auf diversen miteinander konkurrierenden Lerntheorien und damit auch auf unterschiedlichen methodischen Prinzipien. Im Zusammenhang mit den herrschenden didaktischen Richtungen und mit den unterschiedlichen Lernzielen, die im Fremdsprachenunterricht verfolgt werden können, wird auch die Übersetzung unter mehreren Gesichtspunkten betrachtet und bewertet. Hinsichtlich der Funktion der Übersetzung ist es inzwischen üblich geworden, zwischen zwei Verwendungsweisen zu unterscheiden: Einerseits wird die Übersetzung als ein methodisches Mittel zur Festigung, Erweiterung und Prüfung sprachlicher Fertigkeiten angewendet, andererseits ist sie als eine eigene Fertigkeit selbst ein Übungs- und Unterrichtsziel.
Man kann die Menschheit in zwei Gruppen teilen: in solche, die sich an fremden Orten verbal anschmiegen und die lokale Sprache in sich aufnehmen als wäre es schon immer die eigene gewesen und solche, die ihre Sprache an einem fremden Ort beibehalten und sich kaum merklich oder gar nicht von ihrer neuen Umgebung sprachlich beeinflussen lassen. Daher fällt einem meist auf, ob jemand beispielsweise in Solothurn seinen Berner, Basler oder Thurgauer Dialekt beibehalten hat, oder aber man beobachtet – vielleicht sodann mit einer gewissen Skepsis –, dass ein zugezogener Mensch das Solothurnische langsam annimmt und seinen eigenen Dialekt nach und nach zu verlernen scheint. ...
Ausgangspunkt: Die Kritik am "Zwei-Welten-Modell": Die grundlegende linguistische Unterscheidung zwischen "Sprache" und "Sprechen" ist im Rahmen der neueren Debatten um Sprachmedialität wieder verstärkt thematisiert und kritisiert worden. Lässt sich dieses schulbildende, in der Linguistik geradezu eherne Begriffspaar überhaupt noch sinnvollerweise aufrechterhalten? Oder muss es mindestens umdefiniert, vielleicht sogar gänzlich verworfen werden? Hat sich insbesondere die auf Chomsky zurückgehende Unterscheidung von Sprachkompetenz und -performanz nicht von selbst ad absurdum geführt, nachdem der linguistische Kognitivismus chomskyscher Provenienz Sprache als lebendiges Phänomen, als Medium menschlicher Kommunikation, vollständig aus dem Blick verloren hat? Führt nicht schon die scheinbar harmlose linguistische Differenzierung zwischen einer Sprachregel und ihrer Anwendung zu einer irreführenden und unangemessenen Verdinglichung von Sprache? ...
Die moderne Gesellschaft ist von Veränderungen epistemischer und institutioneller Strukturmerkmale der Wissenschaft geprägt, die ihrerseits einen Wandel in anderen Bereichen der Gesellschaft auslösen. In diesem Zusammenhang – wie auch in der neuzeitlichen Wissenschaftsentwicklung überhaupt – kommt der Sprachlichkeit, dem Kulturphänomen "Wissenschaftssprache", eine eminente Rolle zu, etablierte sich doch in den letzten Jahrzehnten eine „linguistische Teildisziplin der Wissenschaftssprachforschung“ (vgl. KRETZENBACHER 1992: 1; HESS-LÜTTICH 1998). "Wissenschaft" scheint mir jedoch ein (interkultureller) Problembegriff zu sein, beispielsweise auch schon deswegen, da dieses Wort (samt seinen Ableitungen wie Wissenschaftler, wissenschaftlich, Wissenschaftlichkeit) stark kulturbedingt ist (vgl. CLYNE/KREUTZ 2003: 60); so korreliert etwa der deutsche Terminus Wissenschaft nicht mit dem englischen science etc. Das Englische kann zweifellos auf eine konkurrenzlose Karriere als wissenschaftliche Universalsprache zurückblicken: Wissenschaftler – auch deutschsprachige – bedienen sich bei der Veröffentlichung wichtiger Forschungsergebnisse zunehmend der englischen Sprache. Der Anteil der wissenschaftlichen Publikationen auf Englisch beträgt heute weltweit über 90 Prozent, während nur noch wenige Prozent des wissenschaftlichen Publikationsaufkommens deutschsprachig sind. Auch die Zahl der wissenschaftlichen Tagungen (selbst im deutschen Sprach- und Kulturraum), die ausschließlich Englisch als Konferenzsprache zulassen, nimmt stetig zu. Außerdem werden immer mehr Vorlesungen bzw. ganze Studiengänge an sonst deutschsprachigen Universitäten in Englisch angeboten. „Die Spitzenforschung spricht englisch“ – stellte der spätere Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl, bereits vor zwanzig Jahren lapidar fest (Quelle: DUZ, 22/2002, S. 12). Gleichwohl wird immer wieder – oft etwas euphorisch – auf Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa verwiesen, die traditionell als ein Refugium des Deutschen u.a. auch als Wissenschaftssprache galten bzw. auf weiten Strecken nach wie vor gelten. So kann exemplarisch die „Physikalische Zeitschrift der Sowjetunion“ erwähnt werden, die von 1932 bis 1937 auf Deutsch erschien. In diesem interessanten und zugleich äußerst komplexen Spannungsfeld soll es sich im vorliegenden Beitrag um das Thema ‘Sprachen in den Wissenschaften’ als Denk- und Darstellungsmedia handeln. Dabei soll zum einen die Problematik der Mehrsprachigkeit der Wissenschaften (mit besonderer Berücksichtigung des Deutschen) im mehrsprachigen, multikulturellen und kultursensiblen Kontaktraum Mittel- und Osteuropa angesprochen werden, zum anderen – weil ja auf unserer Tagung auch andere Teilareale, wie z.B. Rumänien, vertreten sind – soll der besondere Schwerpunkt auf Ungarn liegen. Hauptziel der Erörterungen besteht darin, die Entwicklung der in dieser Region wirksamen Wissenschaftssprachen diachron herauszuarbeiten, den derzeitigen Stand für die Bereiche Sprachen in der akademischen Lehre, Forschungssprachen (d.h. Sprachen der Forschungskommunikation) und Publikationssprachen – auch mit Hilfe empirischer Daten – mehrperspektivisch zu dokumentieren und aktuelle Tendenzen reflektorisch aufzuzeigen.
Wie formt sich die Sprache im Kopf? : Kognitive Linguistik: Sprache, Grammatik und die Wissenswelten
(2005)
In this paper I will discuss the formation of different types of yes/no questions in Serbian (examples in (1)), focusing on the syntactically and semantically puzzling example (1d), which involves the negative auxiliary inversion. Although there is a negative marker on the fronted auxiliary, the construction does not involve sentential negation. This coincides with the fact that the negative quantifying NPIs cannot be licensed. The question formation and sentential negation have similar syntactic effects cross-linguistically. This has led to various attempts to formulate a unifying syntactic account of the phenomena (ever since Klima 1964). One striking fact about the two syntactic contexts is that both license weak NPIs (Negative Polarity Items). It has been suggested (cf. Laka 1990, Culicover 1991) that the derivation of both interrogatives and negatives involves the same type of functional projection PolP (polarity phrase). One such account of the formation of negative interrogatives in Serbo- Croatian is offered by Progovac (2005). She proposes that there are two PolPs optionally cooccurring in the same clause, in which both positive and negative polarity items check their positive or negative features (following Haegeman and Zanuttini (1991) feature-checking account of negative structures, and the insights of Brown(1999) on the negation in Russian). On her account, the negative auxiliary question in (1d), is the case when both polarity phrases are present. The higher has [-pos +neg] features, and the lower one (below TP) is [-pos -neg]. Although her account correctly predicts the ungrammaticality of (2a) in contrast with (1c), it wrongly predicts the (2b) to be grammatical. I will argue that Progovac’s theory regarding the nature of the PolP is wrong. It employs both the binary feature valuation on the polarity head and the hierarchical ordering of the two polarity phrases, which eventually leads to overgeneration. On the account presented here the nature of the question marker (li vs zar) is highly relevant. Notice that (1b) and (1d) express presuppositions regarding the truth value of the propositions. In this way they contrast with (1a) and (1c). In addition, the type (1b) (with the question particle zar) can introduce both the positive and negative presupposition as shown in (3), which, semantically, makes this construction compatible with negative auxiliary questions in English (4a). The polarity items licensed in the relevant structures are also of the same type in both languages. The fronted-negative-auxiliary questions (1d) in Serbian are only possible with the particle li. In this case the presupposition is exclusively positive. The peculiar question/focus marking function of li (in Bulgarian and Russian) is well known. However, it is always assumed that its focus marking role is not relevant for the formation of yes/no questions. This I believe is not correct. The syntactic explanation of the interpretational facts points to the following: A) The possibility of the separate lexical encoding (particle zar) of the ‘rhetorical’ yes/no questions in Serbian allows the embedding of both positive and negated sentences, in which case the (weak) NPIs can remain in local relation with the negated verb. B) Recall that Serbian is an NC language, which requires local/c-command relation between the verbal negative marker and the NPI. With the negative inverted auxiliary questions this condition is not met, and the licensing of an n-word is not possible. C) The impossibility of licensing a weak NPI (i-words in the examples below) is due to the nature of the question marker li. (1) a. Da li je Vera videla ikoga / nekoga / *nikoga? DA Q aux Vera see.part.F.Sg anyone someone noone “Did Vera see anyone/someone/noone?” b. Zar je Vera videla ikoga / nekoga / *nikoga? ZAR aux Vera see.part.F.Sg anyone someone noone “Is it really the fact that Vera saw anyone/someone?” c. Je li Vera videla ikoga / nekoga /*nikoga? aux Q Vera see.part.F.Sg anyone someone noone “Did Vera see anyone/someone/noone?” d. Nije li Vera videla *ikoga / nekoga / *nikoga? neg+aux Q Vera see.part.F.Sg anyone someone noone “Didn’t Vera see someone?”/ “Vera saw someone, didn’t she?” (2) a. *Nije li Vera videla nikoga? neg+aux Q Vera see.part.F.Sg noone b. *Nije li Vera videla ikoga? neg+aux Q Vera see.part.F.Sg anyone (3) a. Zar je Vera videla nekoga / ikoga? ZAR aux Vera see.part.F.Sg someone/anyone b. Zar Vera nije videla nekoga/nikoga? ZAR Vera neg+aux see.part.F.Sg someone/anyone (4) a. Didn’t Vera (NOT) see someone/anyone? b. Vera saw someone, didn’t she?
Theories of cognition that are based on information processing and representation are reactive (Rosen, 1985) or backwards looking, not anticipatory. In a previous article (Thibault, 2005a), I looked at the reasons why humans and bonobos do not need an innate language faculty in order to be minded, languaging beings. The present article takes up some of the questions explored there, but, it asks, on the other hand, what sort of a minded agent has language and what kind of account of language and more broadly meaning do we need to explain minded, languaged agents and the activities they participate in? Following Rosen (1985), I also take up and further develop a point first raised in Thibault (2004a: 187) on language as an anticipatory system, rather than a reactively ‘representational’ one (see also Bickhard, 2005).
Woher kommt das neuerwachte Interesse an Sprachrichtigkeit? Woher kommt die ausgeprägte sprachliche Unsicherheit, die auch bei vielen hochgebildeten Menschen den Wunsch entstehen lässt, von Sprachpflegern über ihr Ureigenstes, nämlich ihre Muttersprache, belehrt zu werden? Obwohl Antworten auf diese Fragen letztlich spekulativ bleiben, wage ich doch die These, dass eine Ursache hierfür die Rechtschreibreform ist, die von einem Großteil der Bevölkerung nach wie vor nicht angenommen wird, die insgesamt weder zur Vereinfachung noch zu einer höheren Einheitlichkeit geführt hat; die aber andererseits ein öffentliches Nachdenken und Diskutieren über Sprachrichtigkeit in Gang setzte. – Jedenfalls ist die Verunsicherung ein Faktum, das von Linguisten nicht ignoriert werden sollte.