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Je nach regionaler Herkunft realisieren Sprecher des Deutschen die beiden Wörter "Verein" und "überall" unterschiedlich. [...] Der Grundgedanke dieser sprachtypologischen Unterscheidung, bei der wir uns hauptsächlich auf die Arbeiten von P. Auer (1993, 1994, 2001) sowie P. Auer / S. Uhmann (1988) beziehen, besteht darin, dass alle Sprachen eine Form von Isochronie anstreben.
Dialectal variation in german 3-verb clusters : a surface-oriented optimality theoretic account
(2004)
We present data from an empirical investigation on the dialectal variation in the syntax of German 3-verb clusters, consisting of a temporal auxiliary, a modal verb, and a predicative verb. The ordering possibilities vary greatly among the dialects. Some of the orders that we found occur only under particular stress assignments. We assume that these orders fulfil an information structural purpose and that the reordering processes are changes only in the linear order of the elements which is represented exclusively at the surface syntactic level, PF (Phonetic Form). Our Optimality theoretic account offers a multifactorial perspective on the phenomenon.
German dialects vary in which of the possible orders of the verbs in a 3-verb cluster they allow. In a still ongoing empirical investigation that I am undertaking together with Tanja Schmid, University of Stuttgart (Schmid and Vogel (2004)) we already found that each of the six logically possible permutations of the 3-verb cluster in (1) can be found in German dialects.
This paper reports the results of a corpus investigation on case conflicts in German argument free relative constructions. We investigate how corpus frequencies reflect the relative markedness of free relative and correlative constructions, the relative markedness of different case conflict configurations, and the relative markedness of different conflict resolution strategies. Section 1 introduces the conception of markedness as used in Optimality Theory. Section 2 introduces the facts about German free relative clauses, and section 3 presents the results of the corpus study. By and large, markedness and frequency go hand in hand. However, configurations at the highest end of the markedness scale rarely show up in corpus data, and for the configuration at the lowest end we found an unexpected outcome: the more marked structure is preferred.
Im vorliegenden Artikel geht es um sprachliche Elemente, die in einer Sprache bereits vorhanden sind, als Nonstandard gelten bzw. nicht in anerkannter verbindlicher Weise standardisiert sind und nun in verändertem Gebrauch differenzierend genutzt werden. Der neue Gebrauch hat ein oder mehrere initiale Ereignisse, die – systemorientiert formuliert – an einer oder mehreren Stellen eines Sprachraums auftreten und in einer evolutionären Drift häufiger werden oder verschwinden, bzw. – handlungsorientiert formuliert – von unterschiedlichen Sprechern übernommen, mit neuen Semantiken versehen werden oder unbeachtet bleiben.
Die Driften der Wörter in öffentlichen Räumen sind vielfältig. Neue Wortentwicklungen belegen unterschiedliche Interessen, "chillen" und "dissen" andere als das in der konservativen Züricher Zeitung zuerst erschienene "share-holder-value". Im Folgenden soll eine sinnbezoge Verallgemeinerung unternommen werden, die die Handlungen der Akteure mit der strukturellen Ebene verbindet. Die Veränderungen in den Verwendungen sollen zu strukturellen sozialen und sprachlichen Rahmenbedingungen in Bezug gesetzt werden. Wie werden Neuerungen und Änderungen der Anwendungsbedingungen von Wörtern vor dem Hintergrund des Wissens um die traditionelle Standardsprache und deren soziale Funktion wahrgenommen? Welche Funktionen haben Neologismen in Abgrenzung zu diesem Standard?
Sprachwahl und Sprachwahrnehmung sind im Deutschen unabdingbar geprägt durch das Wissen von einer Standardsprache. Dieses Wissen basiert für die meisten Sprecher auf der Erfahrung, dass in der Schule manche sprachliche Formen als korrekt, andere als falsch bewertet werden, außerdem auf der Tatsache, dass es Fixierungen der Regeln des Standards in Lexika und Grammatiken gibt. Wissen und Anerkennung dieses Standards sind unabhängig davon, dass keine dieser Kodifikationen unumstritten ist, dass viele Sprecher die Regeln nicht genau kennen und dass als Vorbilder anerkannte Personen (Nachrichtensprecher, Journalisten bestimmter Zeitschriften, Lehrer, Literaten u.a.) keineswegs einheitliche Regeln verfolgen. Der Standard ist fest assoziiert mit der Erfahrung einer legitimen Regelhaftigkeit, also mit Ordnung. Verwendung von Nonstandard wird mit Bezug auf diese Ordnung und von ihr unterschieden wahrgenommen. Diese relationale Sicht der Dinge ist sowohl subjektiv als auch intersubjektiv.
Eine Reihe von nicht in Kodifikationen des Standards aufgenommenen sprachlichen Mustern wird im Blick auf ihre Karrieren in verschiedenen mündlichen und schriftlichen Texten in einer Flut von Veröffentlichungen thematisiert, meist in der Hoffnung hier grammatische Entwicklungen und die Basis für eine Orientierung der Grammatikschreibung an der Pragmatik zu entdecken. Im Folgenden soll Sprache nicht „konzeptuell schriftlich“ gedacht und „sozusagen literal idealisiert“ werden. Es soll argumentiert werden für eine einheitliche, mit Sprachgeschichte, ontogenetischem Spracherwerb und Variantenbildung verträgliche Erklärung nicht-standardisierter sprachlicher Muster im Rahmen einer Grammatikalisierungstheorie.
Die sprachlichen Beispiele [...] sind dem Korpus „Institutionelle Konfliktgespräche“ des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim entnommen. Es sind vorgerichtliche Schlichtungen in Nachbarschaftsstreitigkeiten aus dem kurpfälzischen Raum. Die Gespräche liegen dort in einer Transkription vor, die nicht nur deshalb unzureichend ist, weil Nonstandardmuster weitgehend in Standard wiedergegeben werden. Wir haben zwei der Gespräche völlig neu transkribiert. Beide Gespräche werden von demselben Schlichter geführt. Sie sind je etwa 45 Minuten lang, im ersten Gespräch, gekennzeichnet als „Die Mopeds“, verwendet der Schlichter nach IPA-Transkription ca. 12.000 Laute, im zweiten, gekennzeichnet als „Alte Sau“, ca. 14.000. Im folgenden werden die ersten 2.000 Laut aus den Äußerungen des Schlichters analysiert. Zum Vergleich haben wir einen in einer traditionellen Dialekterhebung aufgenommenen, überwiegend monologischen Text analysiert: einen ebenfalls 2000 Laute umfassenden Ausschnitt aus der Aufname einer jungen Mutterstadter Sprecherin aus den 50er Jahren, ediert von Karch. Die Frage der Standarddefinition, des Vergleichsmaßstabes und der Wahl der Einheiten soll hier nicht diskutiert werden: Wir gehen aus von Lauten, wie sie sich mit den Zeichen des IPA darstellen lassen. Als Kodifikation des Standards wurde, um einen vorläufig praktikablen Maßstab zu haben, das Duden-Aussprachewörterbuch zu Grunde gelegt. Dort für ein Morphem nicht verzeichnete Laute wurden Unberücksichtigt blieb die Unterscheidung zwischen stimmhaften und nicht stimmhaften Konsonanten. Stotternde, verzögernde, lachende [..] etc. wurden bisher weder ausgeblendet, noch zu Nonstandard gerechnet. Einer vorgängigen Skalierung und Gewichtung sprachlicher Merkmale bedarf es nicht. Es genügt eine erste Dichotomisierung und alle weiteren Differenzierungen können im Anschluss daran durchgespielt werden.
John L. Austins postum 1962 erschienene Vorlesungsreihe „How to do things with Words“ steht in der Wittgensteinschen Tradition der „Philosophie der normalen Sprache“ und gehört zu den meist zitierten sprachwissenschaftlichen Texten. Die von Austin verwendeten Termini wurden vielfach modifiziert in unterschiedliche Theorien eingebracht. Kritisch ist insbesondere die Verwendung des Terminus "Perlokution", weil sich die Theorien bezüglich der Integration des Hörers und seiner Leistung signifikant unterscheiden. Dies soll im Folgenden skizziert werden.
In the German-speaking regions of Switzerland, dialect is spoken by all social groups in most communicative situations, Standard German being used only when prescribed. Swiss dialects rarely appeared in written form before the 1980s, apart from the genre of dialect literature. Due to the growing acceptance of informal writing styles in many European languages, dialect is increasingly employed for written personal communication, in particular in computer-mediated communication (CMC). In Swiss Internet Relay Chat (IRC) rooms, varieties of German are used side by side as all chatters have a command of both standard and dialectal varieties. Depending on the channel, the proportion of dialectal contributions can be as high as 90 percent. The choice of a particular variety depends on both individual preference and on the predominant variety used within a specific thread. In this paper I take a quantitative approach to language variation in IRC and demonstrate how such an approach can help embed qualitative research on code-switching in CMC.
Quantitative approaches to linguistic variation in IRC : implications for qualitative research
(2008)
Qualitative analysis of code choice, code switching, and language style in Internet Relay Chat (IRC) can shed light on functional-pragmatic aspects of the use of different linguistic varieties. However, in a qualitative analysis, the status of varieties within a channel or for a single chatter can only be guessed at. Moreover, qualitative research on linguistic variation in IRC often fails to generalize its findings due to a restricted database or a restricted view of a database. This article introduces an approach that allows for embedding of qualitative research within a quantitative research design. The quantitative method presented here enables general statements to be made about the use of varieties or the usage of certain chatters in a chat channel. The approach is exemplified with data from Swiss IRC channels, in which Swiss German dialects and standard German are used side by side. A large corpus is analyzed for static and dynamic aspects of dialect share. It is argued that this quantitative approach can provide a background for qualitative analysis and facilitate the selection process of relevant data required for qualitative analysis.
In der deutschsprachigen Schweiz stehen sich gesprochene Mundarten und geschriebene Standardsprache gegenüber. Außer in formellen Situationen wird Mundart gesprochen, und bis vor kurzem wurde nur selten Mundart geschrieben, sondern die hochdeutsche Schriftsprache. Die Chat-Kommunikation zeigt einerseits durch die nicht-zeitversetzte quasi-direkte Kommunikation wesentliche Züge von Mündlichkeit, die zusammen mit der Informalität im Chat den Mundartgebrauch fördert. Andererseits ist das Medium immer noch die Schrift, welche die Domäne der Standardsprache darstellt. Mundart und Standardsprache stehen sich also in Chaträumen in direkter Konkurrenz gegenüber. Der folgende Beitrag analysiert quantitativ und qualitativ das Neben- und Miteinander der beiden Varietäten in Schweizer Chaträumen und untersucht das Vorkommen und die Bedingungen von Code-Alternation und Code-Switches.
Die Sprachen der Städte
(2008)
Die frühen Sprachkarten, für die Georg Wenker Ende des 19. Jh. in über 40.000 Schulorten des deutschen Reiches schriftliche Übersetzungen in die Mundart gesammelt hatte, dokumentieren die Sonderstellung vieler Städte im sprachlichen Raum. Zum Beispiel zeigen Berlin und die nähere Umgebung sprachliche Formen, die sonst erst weiter südlich oder in der Schriftsprache gelten.
Die 15. Arbeitstagung zur alemannischen Dialektologie, zu der die Vorarlberger Landesregierung vom 18.–21.Septemer auf Schloss Hofen im vorarlbergischen Lochau bei Bregenz eingeladen hatte, hat wiederum einen Einblick in unterschiedliche aktuelle Forschungsaspekte der Dialektologie im Südwesten des deutschen Sprachgebiets geboten. Im dicht gedrängten Programm mit einer öffentlichen Präsentation des VALTS und des Tonarchivs der Mundarten Vorarlbergs von EUGEN GABRIEL und ARNO RUOF folgen sich an drei Tagen insgesamt 18 Vorträge, 10 Kurzvorträge, 14 Arbeitsberichte und ein dialektologischer Ausflug in den Bregenzer Wald. Im Folgenden werden die Vorträge in der präsentierten Reihenfolge referiert, während die zahlreichen Arbeitsberichte von Sprachatlanten, Wörter- und Namenbüchern sowie Tondokumentationsstellen nur pauschal erwähnt werden, welche einerseits einen Blick in die laufenden großen und größeren Projekte der alemannischen Dialektologie öffnen und andererseits die Finanzknappheit als übergreifendes Element der Dialektologie offenbaren.
Die Prosodie der Mundarten wurde schon früh als auffälliges und distinktes Merkmal wahrgenommen und in mehreren Arbeiten zur Grammatik des Schweizerdeutschen mittels Musiknoten festgehalten (u. a. J. Vetsch 1910, E. Wipf 1910, K. Schmid 1915, W. Clauss 1927, A. Weber 1948), wobei schon A. Weber (1948, S. 53) anmerkt, "dass sich der musikalische Gang der Rede nicht ohne Gewaltsamkeit mit der üblichen Notenschrift darstellen lässt". Da also eine adäquate Kodierung, eine theoretische Grundlage und die notwendigen phonetischen Instrumente zur Intonationsforschung fehlten, wurden diese ersten Ansätze nicht aus- und weitergeführt. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts brachte die technische Entwicklung Instrumente zur Messung der Prosodie hervor, die nun durch die Popularisierung der entsprechenden Computerprogramme im Übergang zum 21. Jahrhundert für die linguistische Forschung intensiv und breit genutzt werden können.
In regionalen Schweizer Chaträumen stellt die Mundart mit Anteilen um 80% bis 90% die unmarkierte Varietät dar. Chats bieten somit einen Einblick in die individuell geprägte Verschriftung der Schweizer Dialekte, die sich einerseits regional verschieden präsentiert und andererseits fern von Vereinheitlichungstendenzen liegt. Durch diese Normierungsferne lässt sich aus den Chatdaten in groben Zügen eine Sprachgeographie nachzeichnen, wie sie im Sprachatlas der deutschen Schweiz SDS (1962–1997) festgehalten ist. Hier sollen Reflexe der sprachgeographischen Verteilung in der Verschriftung der flektierten Formen von «haben» nachgezeichnet werden. Neben der grundsätzlichen Bestätigung dieser Struktur zeigen sich in der Analyse auch systematisch Abweichungen, die unter Berücksichtigung der Verschriftungsbarriere Hinweise auf Sprachwandel geben können, die jedoch mit authentischen Daten gesprochener Sprache überprüft werden müssen.
In der Schweizer Dialektologie ist die Sprache der Städte nie in dem Maße aus dem Blick gedrängt worden, wie das innerhalb der deutschen Dialektologie geschehen ist, da die Mundarten in der Schweiz auch in den Städten als Umgangssprache erhalten geblieben sind. Zudem finden sich am Rand der wissenschaftlichen Forschung seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Publikationen, welche die städtische Variation, meist in Form von (dialektalen) Sondersprachen, thematisieren. Diese dialektologische Kontinuität zeigt sich bis in heutige Arbeiten zu Stadtsprachen in der Schweiz. Diese enthalten noch immer zu einem Großteil areallinguistische Bezüge, während der Bezug zur Standardsprache oft nur einen relativ kleinen Teil ausmacht. Im Folgenden sollen Aspekte aus Arbeiten mit stadtsprachlichen Bezügen und explizit stadtsprachliche Arbeiten aus verschiedenen Regionen der deutschsprachigen Schweiz präsentiert werden. Einzelne dieser Arbeiten stellen deutliche Meilensteine in der Forschungslandschaft dar, während andere eher exemplarisch für eine Forschungsrichtung genannt werden.
Wie in anderen Regionen ist auch in der Schweiz seit den 1950er Jahren eine Bewegung weg von der Untersuchung der 'reinen' Dialekte in ländlicher Umgebung hin zu einer Untersuchung von aktueller Sprachverwendung im urbanen Umfeld zu beobachten. Schweizer Dialektologie ist somit heute deutlich als 'social dialectology' zu verstehen. Die traditionelle Dialektologie hat sich an der sprachlichen Vielfalt der Städte gestört, weil diese dem Bemühen entgegenstanden, die diatopische Verteilung sprachlicher Varianten möglichst genau zu beschreiben. Die Sprache der Städte blieb deshalb am Rande des sprachwissenschaftlichen Interesses. Es zeigt sich jedoch deutlich (Siebenhaar i. Dr.), dass gerade in der Schweiz, wo die Mundarten auch in den Städten nicht durch die Standardsprachen verdrängt wurden, schon früh ein Interesse an der mundartlichen Variation aufgekommen ist.
Der Beitrag dokumentiert die linguistische Sonderposition, die Bern in der schweizerdeutschen Sprachlandschaft hinsichtlich der soziolinguistischen Varianz einnimmt. Dabei steht nicht die linguistische Analyse der Stadtberner Soziolekte und deren exakte Abgrenzung voneinander im Vordergrund, sondern die Einstellungen, die die Mundartsprecher den ihnen bekannten Varietäten gegenüber äußern. Das Bild, das sich aus den Tondokumenten ergibt, wird ergänzt durch Anekdoten aus dem Umfeld linguistischer Auseinandersetzung mit dem Berndeutschen. Insgesamt zeigt sich, dass die soziolinguistische Trennung nicht mehr so stark ist, wie sie im letzten Jahrhundert beschrieben wurde. Markierte Varietäten der Ober- und der Unterschicht verlieren an Prestige und werden abgebaut.
Die Mundart, die in der Stadt Bern gesprochen wird, ist eine ganz besondere, und viele Berner sind sich dessen auch schon seit langem bewusst. In der Stadt Bern wird nämlich nicht nur Berndeutsch gesprochen, sondern es gibt einige unterschiedliche Berner Mundarten: Patrizierberndeutsch, Burgerberndeutsch oder Stadtberndeutsch, Mattenberndeutsch sowie das Mattenenglische. Mit dieser Aufzählung, die Bernern keineswegs fremd ist, wird die Differenzierung unterschiedlicher sozialer Varietäten ausgedrückt. Stadtberndeutsch zeigt also schon lange verschiedene Sprachschichten, wie man sie in dieser Ausprägung in der Schweiz nur in wenigen Städten findet. Zu diesen genuinen Stadtberner Varianten kommt noch das Berndeutsche der Zuzüger hinzu, die sich zum Teil sprachlich assimiliert haben, die zum Teil einzelne Elemente und Eigenarten ihrer ursprünglichen Mundarten beibehalten oder sogar die Mundart ihrer früheren Heimat bewahrt haben.
In der folgenden Darstellung geht es einerseits darum, an Beispielen aufzuzeigen, inwiefern die schweizerdeutschen Mundarten und die deutsche Standardsprache in Lautung, Formenbildung, Satzbau und Wortschatz auseinandergehen können, andererseits aber immer auch um das Aufweisen von Gemeinsamkeiten. Oft werden nämlich bestimmte Erscheinungen des dialektalen Sprachbaus vorschnell als Eigenarten der Mundart verstanden, obwohl dieselben Erscheinungen auch im gesprochenen Hochdeutschen anzutreffen sind. Somit liegen also häufig nicht Unterschiede zwischen Mundart und Standardsprache vor, sondern Unterschiede zwischen gesprochener Sprache und geschriebener Sprache. [vollständige Überarbeitung für eine zweite Auflage]
This study investigates supralaryngeal mechanisms of the two way voicing contrast among German velar stops and the three way contrast among Korean velar stops, both in intervocalic position. Articulatory data won via electromagnetic articulography of three Korean speakers and acoustic recordings of three Korean and three German speakers are analysed. It was found that in both languages the voicing contrast is created by more than one mechanism. However, one can say that for Korean velar stops in intervocalic position stop closure duration is the most important parameter. For German it is closure voicing. The results support the phonological description proposed by Kohler (1984).
Temporal development of compensation strategies for perturbed palate shape in German /S/-production
(2006)
The palate shape of four speakers was changed by a prosthesis which either lowered the palate or retracted the alveoles. Subjects wore the prosthesis for two weeks and were recorded several times via EMA. Results of articulatory measurements show that speakers use different compensation methods at different stages of the adaptation. They lower the tongue immediately after the insertion of the prosthesis. Other compensation methods as for example lip protrusion are only acquired after longer practising periods. The results are interpreted as supporting the existence of different mappings between motor commands, vocal tract shape and auditory-acoustic target.
Queertheorie bestimmt sich über Vorläufigkeit, die sich nicht als fixiertes System versteht, sondern als eines, das lediglich ein Instrumentarium zur Verfügung stellt, um die Logik der Spezifität von Machtbeziehungen und Machtkämpfen, etwa in literarischen Texten, zu analysieren. Insofern jeder kritischen Theorie die Verpflichtung aufgegeben ist, kritisch gegen sich selbst gewendet, auch die Möglichkeit zu denken, dass sie nicht immer da sein wird, gilt es, sich nicht im eigenen Moment einzurichten. So möchte ich im Sinne einer vorläufigen und zugleich einer strategischen Kanonisierung vorschlagen: Die germanistische Literaturwissenschaft sowohl mit postkolonialen Theorien als auch mit Gender- und Queertheorien momenthaft und gleichsam verschränkt zu perspektivieren, um dadurch neue Realisationen von Texten zum Entstehen zu bringen.
Reduction in natural speech
(2009)
Natural (conversational) speech, compared to cannonical speech, is earmarked by the tremendous amount of variation that often leads to a massive change in pronunciation. Despite many attempts to explain and theorize the variability in conversational speech, its unique characteristics have not played a significant role in linguistic modeling. One of the reasons for variation in natural speech lies in a tendency of speakers to reduce speech, which may drastically alter the phonetic shape of words. Despite the massive loss of information due to reduction, listeners are often able to understand conversational speech even in the presence of background noise. This dissertation investigates two reduction processes, namely regressive place assimilation across word boundaries, and massive reduction and provides novel data from the analyses of speech corpora combined with experimental results from perception studies to reach a better understanding of how humans handle natural speech. The successes and failures of two models dealing with data from natural speech are presented: The FUL-model (Featurally Underspecified Lexicon, Lahiri & Reetz, 2002), and X-MOD (an episodic model, Johnson, 1997). Based on different assumptions, both models make different predictions for the two types of reduction processes under investigation. This dissertation explores the nature and dynamics of these processes in speech production and discusses its consequences for speech perception. More specifically, data from analyses of running speech are presented investigating the amount of reduction that occurs in naturally spoken German. Concerning production, the corpus analysis of regressive place assimilation reveals that it is not an obligatory process. At the same time, there emerges a clear asymmetry: With only very few exceptions, only [coronal] segments undergo assimilation, [labial] and [dorsal] segments usually do not. Furthermore, there seem to be cases of complete neutralization where the underlying Place of Articulation feature has undergone complete assimilation to the Place of Articulation feature of the upcoming segment. Phonetic analyses further underpin these findings. Concerning deletions and massive reductions, the results clearly indicate that phonological rules in the classical generative tradition are not able to explain the reduction patterns attested in conversational speech. Overall, the analyses of deletion and massive reduction in natural speech did not exhibit clear-cut patterns. For a more in-depth examination of reduction factors, the case of final /t/ deletion is examined by means of a new corpus constructed for this purpose. The analysis of this corpus indicates that although phonological context plays an important role on the deletion of segments (i.e. /t/), this arises in the form of tendencies, not absolute conditions. This is true for other deletion processes, too. Concerning speech perception, a crucial part for both models under investigation (X-MOD and FUL) is how listeners handle reduced speech. Five experiments investigate the way reduced speech is perceived by human listeners. Results from two experiments show that regressive place assimilations can be treated as instances of complete neutralizations by German listeners. Concerning massively reduced words, the outcome of transcription and priming experiments suggest that such words are not acceptable candidates of the intended lexical items for listeners in the absence of their proper phrasal context. Overall, the abstractionist FUL-model is found to be superior in explaining the data. While at first sight, X-MOD deals with the production data more readily, FUL provides a better fit for the perception results. Another important finding concerns the role of phonology and phonetics in general. The results presented in this dissertation make a strong case for models, such as FUL, where phonology and phonetics operate at different levels of the mental lexicon, rather than being integrated into one. The findings suggest that phonetic variation is not part of the representation in the mental lexicon.
„Ich mach dich Messer“ ist eine jugendsprachliche Wendung, die als ritualisierte Drohung im Sinne von „Ich greife dich mit einem Messer an.“ zu verstehen ist. Diese Wendung, bei der sowohl die semantische Bleichung („semantic bleaching“) des Verbs als auch das Fehlen des Determinierers in der NP auffällt, verweist auf Merkmale morpho-syntaktischer Reduktion, wie man sie häufig in Kontaktsprachen findet. Wie ich zeigen werde, handelt es sich hierbei jedoch nicht um eine bloße sprachliche Simplifizierung, sondern um ein komplexes und produktives grammatisches Phänomen: In „Ich mach dich Messer“ manifestiert sich ein spezifisches Zusammenwirken syntaktischer und semantischer Phänomene, das ich im folgenden als sprachliche Arbeitsteilung nach dem Muster von Funktionsverbgefügen beschreiben werde.
Im Jahre 1609 erscheinen in Deutschland die ersten gedruckten Wochenzeitungen, der Wolfenbüttler "Aviso" (A) und die Straßburger "Relation" (R). Diese Zeitungen bieten zum ersten Mal eine öffentlich verbreitete, aktuelle periodische Berichterstattung. Im Laufe des 17. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Zeitungen rapide zu. Bald hat jede größere Stadt ihre eigene Zeitung, z. T. sogar mehrere. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erscheinen viele Zeitungen zwei- oder mehrmals in der Woche, schließlich kommen auch noch Tageszeitungen dazu. Die Zeitungen werden zu einem wichtigen Kommunikationsfaktor, der auch als Faktor für die Verbreitung sprachlicher Formen berücksichtigt werden muß, ähnlich den Bibelübersetzungen und den Flugschriften im 16. Jahrhundert.
Our study is concerned with the identification of ‘difficult’ structure s in the acquisition of a foreign language, which will shed light on theoretical considerations of L2 processing. We argue that – compared to simple vocabulary items or abstract syntactic patterns – structures that contain lexical material as well as categorial variables are especially difficult to acquire. The difficulty level for particular patterns is shown to depend on surface invariability but not on the syntactic categories within which target patterns are embedded. As an example we study the distribution of certain structures which are underused by L2 German learners.
Glide formation, a process whereby an underlying high front vowel is realized as a palatal glide, is shown to occur only in unstressed prevocalic position in German, and to be blocked by specific surface restrictions such as *ji and *“j. Traditional descriptions of glide formation (including derivational as well as Optimality theoretic approaches) refer to the syllable in order to capture its conditions. The present study illustrates that glide formation (plus the distribution of long and short tense /i/) in German can better be captured in a Functional Phonology account (Boersma 1998) which makes reference to stress instead of the syllable and thus overcomes problems of former approaches.
Die Orthographie ist ein wichtiger Baustein des Fremdsprachenunterrichts, in der Schreiberwerbsforschung im Fremdsprachenkontext konzentrierte man sich dagegen auf Phänomene der Textgestaltung (z.B. Portman 1991). Es wird eine korpusbasierte Untersuchung von Orthographiefehlern in Texten fortgeschrittener Lernender des Deutschen als Fremdsprache (DaF) vorgestellt. Als Datengrundlage dient das Lernerkorpus Falko (fehlerannotiertes Lernerkorpus), ein Gemeinschaftsprojekt der Freien Universität und der Humboldt Universität Berlin (http://www2.hu-berlin.de/korpling/projekte/falko/FalkoKernBeschreibung.pdf). In diesem Korpus werden sog. Wortschreibungsfehler (vgl. Eisenberg 2004) analysiert werden. Die Untersuchung geht von der Annahme aus, dass sich, abgesehen von direkten Übertragungen, die Beschaffenheit der Orthographie einer Muttersprache (L1) nicht signifikant auf die Lernerorthographie (die Orthographie der Zielsprache) auswirkt. Diese Annahme soll an ausgewählten Wortschreibungsfehlern überprüft werden, so z.B. an fehlerhaften Dehnungs- und Schärfungsmarkierungen englischer DaF-Lernender. Sollte die L1 einen nachweisbaren Einfluss auf die Lernerorthographie haben, so müssten bspw. signifikant mehr Fehler bei der dem Englischen unbekannten Dehnungsgraphie mit Dehnungs-h auftreten als bei der dem Englischen bekannten Schärfungsgraphie mithilfe von Konsonantendopplung im Silbengelenk. Die Ergebnisse der Korpusuntersuchung werden in einem spracherwerbstheoretischen Rahmen diskutiert werden.
Betrachtet man im Rückblick, welche linguistischen Themen in der jüngeren Vergangenheit die Öffentlichkeit bewegt haben, dann fallen einem vor allem die Rechtschreibreform, die Bestrebungen der feministischen Linguistik, die Klage über den Verfall oder Niedergang der deutschen Sprache und in diesem Zusammenhang auch Bedenken gegen einen übermäßigen Anglizismen-Gebrauch im Deutschen ein.
Ziel des Teilprojekts ist die thematische Erschließung der Korpora, um sowohl themenspezifische virtuelle Subkorpora zusammenstellen zu können als auch aufgrund der Analyse sachgebietsbezogener Häufigkeitsverteilungen z.B. Lesarten disambiguieren zu können. Ausgangspunkt ist die Erstellung einer Taxonomie von Sachgebietsthemen. Dies erfolgt in einem semiautomatischen Verfahren, welches die Anwendung von Textmining (Dokumentclustering) und die manuelle Zuordnung von Clustern in eine externen Ontologie beinhaltet. Es wird argumentiert, dass die so gewonnene Taxonomie sowohl intuitiver als auch objektiver ist als bestehende, rein manuelle Ansätze. Sie eignet sich zudem gleichermaßen für manuelle als auch für maschinelle Klassifikation. Für letzteres wird der Naive Bayes'sche Textklassifikator motiviert und für ein klassifiziertes Korpus von knapp zwei Milliarden Wörtern evaluiert.
Briefnormen
(1994)
Ich will zuerst [...] die These vorstellen, daß der Gegenstandsverlust der Germanistik eingebildet ist. Wer seinen Gegenstand verliert, ist selber schuld. Die Literaturwissenschaft, sagt W. Barner zurecht, ist eine Kunstwissenschaft. Dies ist ihr Kern. Diesen zu vernachlässigen, käme einer Selbstliquidation der Literaturwissenschaft gleich. Germanisten, die sich nicht zuerst als Kunstwissenschaftler verstehen, gehören nicht ins Fach oder höchstens zu seinen Rändern. Es gibt für die Legitimation der Germanistik nur zwei Fragen: (warum) muß es diejenige Kunst geben, die wir Literatur nennen? Die Frage gilt historisch und aktuell. Und: warum muß es neben dem primären Gebrauch von Literatur (das Lesen) eine Expertenschicht geben, die sich professionell mit der Erklärung der Literatur beschäftigt? Es gibt zwei Richtungen, in denen der praktische Nachweis für die fragliche Legitimität geführt werden kann. 1. Die bloß historische Faktizitat der Literatur wird mit theoretisch überzeugenden Gründen legitimiert. Will sagen: Die Literatur weist besondere Eigenarten und Leistungen auf, die von anderen wertbesetzten kulturellen Aktivitäten wie z.B. Musik komponieren, Mathematik machen, Stoffe veredeln, bewegte Bilder herstellen nicht oder nur schlechter ersetzt werden können. Das Spezifische der Literatur, das historisch jeweils anders ausdifferenziert ist, bildet den Kern der Legitimiation auch der Literaturwissenschaft. Diese aber gewinnt ihre eigentliche Rechtfertigung nicht deswegen, weil Literatur nicht substituierbar ist, sondern weil man jedenfalls seit der Neuzeit den kulturellen Wert der Literatur nur dann hinreichend entfaltet, wenn man sie professionell erklärt. Man muß also die Erklärungsbedürftigkeit der Literatur erklären, um sich als Wissenschaftler der Literatur zu begründen.
In der sog. Edo-Zeit (1603–1867) durften sich in Japan von den Europäern nur Niederländer (Holländer) aufhalten und Handel treiben. Folglich mussten Deutsche manchmal als „Bergholländer“ ausgegeben werden und ihre Sprache dementsprechend als „Bergholländisch“ (vgl. GAD 1996: 3). Vor dem Hintergrund dieses nicht unspektakulären Beispiels erhält nun die als Überschrift des vorliegenden Beitrags dienende Fragestellung auch eine historisch-interkulturelle Legitimation. CIRKO (2004: 131 ff.) ging kürzlich dem Fundamentalproblem nach, was überhaupt Sprache sei; mein Aufsatz will spezifizierend die Vielschichtigkeit des Begriffs "deutsche Sprache" reflektieren, genauer: wie ihr Konzept und ihre Architektur sind, insbesondere angesichts ihrer weitgehenden Regionalität, Variation und Heterogenität. So soll der vorliegende Beitrag das Phänomenfeld der arealen Varianz im Ensemble der deutschen Gegenwartssprache hinterfragen, differenzieren und interpretieren. Dabei geht es vorrangig darum, die Binnenverhältnisse des Deutschen in diesem Argumentationszusammenhang zu modellieren und eine Systematik der Regionalität am Beispiel des Deutschen zu erarbeiten.
Der Beitrag greift zwei recht kontaktsensitive und dennoch wenig erforschte sprachlichkommunikative Sonderbereiche auf, und zwar die Verwendung von (a) Eigennamen und von (b) Schelt- bzw. Schimpfausdrücken sowie Flüchen. All diese Phänomene sind offenbar universale Komponenten von Sprachen (vgl. auch Haspelmath 2002: 277; Geier-Leisch 1998: 7 f.). An diesem empirischen Material will der Beitrag im Einzelnen ermitteln, wie Kontaktund Interaktionsphänomene in gemischtsprachigen Diskursen unter Bedingungen einer transkulturellen Mehrsprachigkeit auftreten, wobei ihre Realisationsstrukturen, -typen und -klassen erschlossen sowie ihr Funktionieren hinterfragt werden. Letzten Endes soll anhand der Auseinandersetzung mit einer vitalen und hochkomplexen Kontaktsituation von Sprachen bzw. Varietäten der sprachkommunikative Umgang mit Eigennamen und Sonderlexik aus der Perspektive der deutschen Sprache im Kräftefeld zwischen typologischer Tradition und sukzessiver Innovation beschrieben werden, um damit gleichzeitig relevante Bausteine zur Modellierung des Kontaktprozesses zu erarbeiten.
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit einer spezifischen Sprach- und Sprachensituation auseinander, die besondere Ausformungen sowie Strukturierungen des Deutschen aufweist und für die ein umfassender und durchdringender soziokultureller sowie sprachlicher Austausch – und als deren Folge Mehrsprachigkeit und Inter- bzw. Transkulturalität – den Bezugsrahmen darstellen. In dieser inter- bzw. transkulturellen „Fugen-Position“ ist das Deutsche weder Mutter- noch Fremdsprache im herkömmlichen Sinne des Wortes. Es handelt sich um Deutsch als Minderheitensprache (nach einer anderen Terminologie: Nationalitätensprache) in Ungarn. Die Sprach(en)verhältnisse der Ungarndeutschen werden seit über 250 Jahren grundlegend durch immer intensiver werdende „Außenkontakte“ mit dem Ungarischen und mit anderen Umgebungssprachen bzw. -varietäten gekennzeichnet: Ungarisch übt seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen sukzessiv erstarkenden Einfluss auf das kommunikative Handeln und dadurch auf das Sprachrepertoire der Ungarndeutschen aus, wohingegen nach 1945 die Einwirkung des Ungarischen besonders massiv wurde. Im Hinblick auf den sog. „geschlossenen“ (m.E. besser: zusammenhängenden) deutschen Sprachraum hat Mattheier (1980: 160) ausgeführt, dass Veränderungen in den Sprachgebrauchsstrukturen eng mit Veränderungen in den sprachlichen Strukturen verbunden sind und dass beide Prozesse gewöhnlich gleichzeitig vor sich gehen. Unter Bedingungen der Mehrsprachigkeit und der Inter- bzw. Transkulturalität gilt dies, wie mir scheint, verstärkt. Denn die Sprachgebrauchsstrukturen der Ungarndeutschen haben sich zugleich aus zweierlei Hauptgründen mehrfach geändert: (a) Zum einen haben die erwähnten lange andauernden und tief greifenden (alle sozialen Domänen erfassenden) sozio- bzw. interkulturellen und sprachlichen Kontakte und die sich aus ihnen ergebenden kommunikativen Muster erhebliche Konsequenzen für die Sprache. Denn Sprachenkontakte lösen „von Haus aus“ nicht unwichtige Veränderungen in den interagierenden Sprachvarietäten aus. Dies betrifft sowohl die sprachlichen Formen, Strukturen und Modelle als auch die Sprach- bzw. Diskursgewohnheiten und darüber hinaus – wie ich meine – sogar das Weltmodell der miteinander in Berührung befindlichen ethnischen Gruppen bzw. Kommunikationsgemeinschaften. (b) Zum anderen erfolgte die sprachliche Bewältigung der Umwelt – auch abgesehen von der Mehrsprachigkeitssituation – auf andere Art und Weise als im zusammenhängenden deutschen Sprachraum, unterscheidet sich doch der soziokulturelle Referenzrahmen für die deutsche Minderheit in Ungarn fundamental im auf dem deutschen Sprachgebiet. Diese beiden Aspekte (a und b) üben ihre sprachgestaltende Wirkung auf das Deutsche als Minderheitensprache im Kulturraum Ungarn auch heute aus. Somit werden im vorliegenden Beitrag Elemente, Strukturen, Modelle und Gesetzmäßigkeiten im Mikrokosmos einer spezifischen Kontaktvarietät des Deutschen beschrieben und exemplifiziert, die sich von der binnendeutschen Standardsprache, aber auch von den binnendeutschen regionalen Varietäten grundlegend unterscheidet. Anhand ausgewerteter oraler Sprachproben, die ich im Rahmen eines kontaktlinguistischen Feldforschungsprojekts in der ungarndeutschen („donauschwäbischen“) Ortschaft Hajosch (auf Ungarisch: Hajós) in der nördlichen Batschka erhoben habe, sollen Aspekte der Varianz und Kontaktlinguistik der Sprachinnovation ermittelt und dokumentiert werden.