430 Germanische Sprachen; Deutsch
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Im Schweizerdeutschen führt sowohl die Neutralisierung der Quantitäts- (oder Lenis/Fortis-) Opposition als auch die Labialisierung bzw. Velarisierung der Dentale zur Verwischung der Wortgrenzen. Dabei wird oft die Integrität der lexikalischen Morpheme beeinträchtigt, da sich hier in Abhängigkeit von der Folgekonsonanz Stammallomorphie herausbildet […]. All diese Prozesse dienen nicht der Optimierung der Wortstruktur. Stattdessen verbessern sie durch die Aufhebung der Quantitäts- (bzw. Fortis/Lenis-) Opposition im Silbenonset nach einer mit Obstruenten besetzten Silbenkoda die silbische Struktur innerhalb der phonologischen Phrase. Auch die Degeminierung ist eine Reaktion auf eine konsonantisch starke, also wenig präferierte Silbenkoda. Nur nach einem Sonoranten kann die Geminate ambisilbisch ausgesprochen werden. Wo diese Voraussetzung fehlt, wird die Geminate abgebaut […]. Die Assimilation, d.h. die Labialisierung bzw. Velarisierung der dentalen Plosive und Nasale führt hingegen zu homorganen Clustern an Silbengrenzen. Dies erleichtert ihre Aussprache erheblich. Durch die anschließende Resilbifizierung wird die silbische Struktur noch weiter optimiert. Interessanterweise kann im Zuge der silbenstrukturellen Verbesserung auch eine Konsonantenepenthese beobachtet werden […]. Beide hier beschriebenen Prozesse tragen also wesentlich zur Optimierung der Silbe bei. Sie erleichtern die Aussprache und sind somit sprecherzentriert.
Die synchrone wie diachrone Untersuchung von vier Passivauxiliaren in der deutschen Standardsprache und in deutschen Dialekten, im Schwedischen und im Luxemburgischen liefert deutliche Evidenz dafür, dass Vollverben nicht direkt zu Passivauxiliaren grammatikalisieren, sondern dass dieser Pfad über die Inchoativkopula verläuft. Inchoativkopulas sind soweit grammatikalisiert (und damit reduziert), dass sie über den Weg einer Reanalyse zu Vorgangspassivauxiliaren mutieren können: Erst verbinden sie sich mit (prädikativen) Substantiven, dann mit Adjektiven und schließlich partizipialen Verben. Bereits im Kopulastadium haben sie sich (sofern vorhanden gewesen) ihres Dativ- und Akkusativobjekts entledigt (Intransitivierung). Das Subjekt ist nach seiner Entkoppelung mit dem Agens eine neue Koppelung mit dem Patiens eingegangen. Damit hat die einstige Handlungsperspektive eine Umkehr zur Geschehensperspektive erfahren. Diese Schritte dokumentiert die folgende Figur: .... Als weniger problematisch hat sich, bedingt durch die Ausgangssemantik, der Grammatikalisierungspfad bei nhd. werden, bair.lalem. kommen und schwed. bli erwiesen im Gegensatz zu lux. ginn 'geben', das in jeder Hinsicht die stärksten Reduktionen erfahren hat und einen besonders langen, verschlungenen und "steinigen" Weg absolviert hat. Mit Sicherheit kann geben nicht als Idealkandidat für Passivgrarnmatikalisierungen gelten. Nur so lässt sich erklären, weshalb diese Grarnmatikalisierung in anderen Sprachen der Welt bisher nicht beobachtet wurde.
John L. Austins postum 1962 erschienene Vorlesungsreihe „How to do things with Words“ steht in der Wittgensteinschen Tradition der „Philosophie der normalen Sprache“ und gehört zu den meist zitierten sprachwissenschaftlichen Texten. Die von Austin verwendeten Termini wurden vielfach modifiziert in unterschiedliche Theorien eingebracht. Kritisch ist insbesondere die Verwendung des Terminus "Perlokution", weil sich die Theorien bezüglich der Integration des Hörers und seiner Leistung signifikant unterscheiden. Dies soll im Folgenden skizziert werden.