430 Germanische Sprachen; Deutsch
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Heißt es "er buk" oder "er backte", "staubgesaugt" oder "gestaubsaugt", "den Pilot" oder "den Piloten"? Derlei Zweifelsfragen bringen einen immer wieder ins Grübeln. Sie sind jedoch kein Beleg des Unwissens – im Gegenteil. Das Nachdenken darüber bringt Licht in die Natur von Sprache und Sprachwandel.
In this article we present experimental findings on the acceptability of different argument orders in the German middle field. Our study pursues two goals: First, to evaluate a number of surface constraints on German argument order that have been proposed in the literature, and second, to shed new light on how gradient constraints jointly determine sentence acceptability. In four experiments, we investigated the impact of surface constraints relating to animacy, thematic roles, definiteness and case. While we are able to confirm an influence of most constraints under investigation, the resulting constraint hierarchy does not coincide with any hierarchy put forward so far in the literature, to the best of our knowledge. With regard to gradience, our results can be accounted for either by an OT variant incorporating a notion of markedness, or by a fully quantified model using constraint weights. For the latter, however, we provide evidence against uniform penalties associated with constraint violations.
In diesem Aufsatz diskutiere ich die Distribution von kohärenten Kontroll-Infinitiven im Deutschen. Es werden die Verbklassen bestimmt, die kohärente Infinitive lizenzieren. Dabei zeigt sich, dass ausschließlich Infinitive 'kohärent' konstruiert werden können, die die Position der Akkusativ NP (bzw. die Position des direkten Objekts) einnehmen. Kontroll-Infinitive in anderen strukturellen Positionen sind zwangsläufig 'inkohärent'. Transparente Infinitive in Sprachen wie dem Polnischen und Spanischen sind in derselben Weise in ihrer Distribution beschränkt. Ich schlage eine einheitliche Analyse der relevanten Daten vor, die weitere distributionelle Generalisierungen bezüglich des Auftretens kohärenter Infinitive korrekt prognostiziert. Für die idiolektale Variation, die unter Sprechern in Bezug auf bestimmte Verben existiert, die kohärente Infinitive lizenzieren, wird eine Erklärung formuliert, die auf der Idee basiert, dass die Bildung dieser Infinitive an die Präsenz eines Inkorporations-Merkmals gebunden ist, das beim Spracherwerb auf der Grundlage positiver Evidenz erworben wird. In this article, I discuss the distribution of so-called 'coherent (control) infinitives' in German. In section 2, I will argue that both coherent as well as incoherent control-infinitives have a sentential status. In section 3, I argue that only infinitives occupying the position of the direct object show the well-known properties associated with coherent infinitives. Control infinitives in other structural positions represent incoherent infinitives. This situation is not limited to German infinitives. Transparent infinitives in Polish and Spanish show the same structural asymmetry. In section 4, I propose a unified analysis for the data that in addition, correctly predicts further restrictions for the distribution of coherent infinitives. In section 5, I propose an account for idiolectal variation in the class of verbs that license coherent infinitives. This account is based on the idea that coherent infinitives require an incorporation-feature in their lexical entry that is acquired on the basis of positive evidence.
Ausgangspunkt der folgenden Untersuchung ist die Überlegung, daß verschiedene Versionen der Prinzipien- und Parametertheorie unterschiedliche Prognosen bezüglich strukturell ambiger Wortfolgen in Passiv-Konstruktionen des Deutschen machen. Im Rahmen einer Theorie, in der Move-alpha frei appliziert, wie etwa in der Rektions- und Bindungstheorie (Chomsky 1981, 1986a, 1986b), können multiple Derivationen für derartige Abfolgen nicht ausgeschlossen werden, wohingegen eine andere Situation vorliegt, wenn man die entsprechenden Konstruktionen im Rahmen des Minimalistischen Programms analysiert. Hier kann die Anzahl möglicher (und mit einer Wortfolge verträglicher) Derivationen mit Hilfe von Ökonomieprinzipien beschränkt werden. Auf Grundlage verschiedener syntaktischer Tests wird im weiteren gezeigt, daß bestimmte Wortfolgen nur mit einer Derivation verträglich sind, was im Einklang mit einer minimalistischen Analyse der Daten steht. Der Aufsatz ist folgendermaßen gegliedert. In Abschnitt 2 erläutere ich das Grundproblem der multiplen Derivationen, das sich im Deutschen z. B. bei Passiv-Konstruktionen ergibt, wenn man annimmt, daß NP-Bewegung und Scrambling optional erfolgen und ferner keine Beschränkungen für potentielle Derivationen gelten. In Abschnitt 3 diskutiere ich die Voraussetzungen für die Überprüfung der Prognosen der verschiedenen Varianten des Prinzipien- und Parametermodells und versuche anschließend auf Grundlage syntaktischer Tests zu belegen, daß die diskutierten Beispiele tatsächlich nicht strukturell ambig, sondern strukturell eindeutig sind, wie es die Analyse der entsprechenden Konstruktionen im Rahmen des Minimalistischen Programms vorhersagt. Abschnitt 4 beschreibt die Konsequenzen der Analyse für weitere Sprachen wie Niederländisch und Japanisch und zusätzliche Bewegungstypen. Abschnitt 5 enthält die Konklusion.
In diesem Aufsatz gehe ich der Frage nach, in wie viel unterschiedlichen Positionen Verben im deutschen Satz vorkommen können. Anhand syntaktischer Tests wird gezeigt, daß das Verb im Deutschen in insgesamt drei unterschiedlichen Positionen auftritt und nicht, wie in der traditionellen Grammatik angenommen wird, in nur zwei Positionen (in der rechten und in der linken Satzklammer). Es wird dafür argumentiert, daß die Anwendung des abstrakten Satzschemas, wie es heute gängigerweise in der generativen Grammatikforschung als universelles Satzmodell angenommen wird, die Erklärung einer Vielzahl syntaktischer Phänomene im Deutschen ermöglicht, die mit der traditionellen Verbstellungsanalyse, die von nur zwei Verbpositionen ausgeht, nicht erklärt werden können. Gemäß des universellen Satzschemas repräsentiert die Infl(ection)-Position eine Verbposition im Satz. Diese Position ist identisch mit der rechten Satzklammer. Eine weitere Verbposition ist die V-Position innerhalb des Mittelfelds und eine dritte potenzielle Position für das Verb entspricht der C(omplementizer-) Position (bzw. der linken Satzklammer). Der Aufsatz ist folgendermaßen gegliedert. In der Einleitung schildere ich kurz die unterschiedlichen Auffassungen, die in der Vergangenheit zur Verbstellungsproblematik im Deutschen vertreten wurden. In Abschnitt 2 nenne ich die wichtigsten Argumente, die gegen die Annahme vorgebracht wurden, daß im deutschen Satz für Verben insgesamt drei Positionen zur Verfügung stehen. Im Anschluss daran werden in den Abschnitten 3.1 bis 3.2 Argumente diskutiert, die für drei Verbpositionen sprechen. Abschnitt 3.3 behandelt die Frage, wie vor diesem Hintergrund die Daten aus Abschnitt 2, die sich als problematisch für diese Analyse erwiesen haben, erklärt werden können. In Abschnitt 4 wende ich mich weiterer unabhängiger Evidenz aus dem Bereich der historischen Syntax zu, die für drei Verbpositionen im Deutschen spricht. In Abschnitt 5 gebe ich eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Die Doppelobjekt-Konstruktion bildet einen Untersuchungsgegenstand, der in der Vergangenheit die Theoriebildung in der Syntaxforschung wesentlich beeinflusst hat. Untersuchungen zu Doppelobjekt-Konstruktionen sind u.a. folgenreich gewesen für die Kasustheorie sowie für Analysen der Verbbewegung, Satz-, VP- und Argument-Struktur. In diesem Aufsatz stelle ich eine Analyse einiger wichtiger Aspekte der Doppelobjekt-Konstruktion im Deutschen vor. Untersucht wird, in welcher Position die Objekte des Verbs basisgeneriert werden und in welchen abgeleiteten Positionen sie erscheinen. Die Beantwortung dieser Fragen liefert eine Erklärung für das asymmetrische Verhalten der beteiligten Objekte in Bezug auf ihr Bindungs- und Extraktionsverhalten.
In German, the subject usually precedes the object (SO order), but, under certain discourse conditions, the object is allowed to precede the subject (OS order). This paper focuses on main clauses in which either the subject or a discourse-given object occurs in clause-initial position. Two acceptability experiments show that OS sentences with a given object are generally acceptable, but the precise degree of acceptability varies both with the object‘s referential form (demonstrative objects leading to higher acceptability than other types of objects) and with formal properties of the subject (pronominal subjects leading to higher acceptability than non-pronominal subjects). For SO sentences, acceptability was reduced when the object was a d-pronoun, which contrasts with the high acceptability of OS sentences with a d-pronoun object. This finding was explored in a third acceptability experiment comparing d-pronouns in subject and object function. This experiment provides evidence that a reduction in acceptability due to a prescriptive bias against d-pronouns is suspended when the d-pronoun occurs as object in the prefield. We discuss the experimental results with respect to theories of German clause structure that claim that OS sentences with different information-structural properties are derived by different types of movement.
This paper compares the production of different types of direct objects by Portuguese–German and Polish–German bilingual school-aged children in their heritage languages (HLs), Polish and European Portuguese (EP). Given that the two target languages display identical options of object realization, our main research question is whether the two HLs develop in a similar way in bilingual children. More precisely, we aim at investigating whether bilingual children acquiring Polish and EP are sensitive to accessibility and animacy when realizing a direct object in their HL. The results of a production experiment show that this is indeed the case and that the two groups of bilinguals do not differ from each other, although they may overgeneralize null objects or full noun phrases to some extent. We conclude that the bilingual acquisition of object realization is guided by the relevant properties in the target languages and is not influenced by the contact language, German.