430 Germanische Sprachen; Deutsch
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"Plattdeutsch ist eine Sprache unserer Zeit." So beginnt das - auf Hochdeutsch verfasste - Vorwort von "Platt. Dat Lehrbook", 2016 herausgegeben vom Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen. Auch andernorts bemüht man sich um die zeitgemäße Verbreitung des Niederdeutschen: auf Websites wie 'Plattnet' und 'Plattdeutsch.net', bei Festivals und Wettbewerben wie 'Plattart', 'Plattsounds' oder 'Platt is cool', in der Gestaltung von Grundschullehrplänen in den norddeutschen Bundesländern. Was bei alldem auffällt, ist die Nähe derzeitiger Platt-Vermittlung zu Programmen sprachlicher und kultureller Diversität.
Ur
(2018)
Die Partikel 'Ur' gehört zu den unheimlichen 'intraduisibles' der deutschen Sprache. Die Wörter, denen sie vorsteht, erscheinen archaisch, allerdings auf eigentümlich standardisierte Weise. Sie geraten "ins barbarisch Wilde oder in industrielle Reklame" - so Theodor W. Adorno in einem kleinen Beitrag für die Süddeutsche Zeitung aus dem Jahr 1967. Dort bekundet er sein Erschrecken über das Wort 'Uromi' in einer Todesanzeige, das er nicht nur als "Grimasse" vermeintlicher Nähe, sondern sogar als "Maske von Unheil" kritisiert. Das Unheil liegt für ihn in einer schamlosen Familiarität, die sich der eigentlich gebotenen Trauer versagt. Gerade darin hat das unpassend platzierte Ur-Wort einen historischen Index, allerdings einen, der aus der Geschichte direkt in die Vorgeschichte weist: "Das Uromi ist ein prähistorisches Monstrum."