430 Germanische Sprachen; Deutsch
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Die 15. Arbeitstagung zur alemannischen Dialektologie, zu der die Vorarlberger Landesregierung vom 18.–21.Septemer auf Schloss Hofen im vorarlbergischen Lochau bei Bregenz eingeladen hatte, hat wiederum einen Einblick in unterschiedliche aktuelle Forschungsaspekte der Dialektologie im Südwesten des deutschen Sprachgebiets geboten. Im dicht gedrängten Programm mit einer öffentlichen Präsentation des VALTS und des Tonarchivs der Mundarten Vorarlbergs von EUGEN GABRIEL und ARNO RUOF folgen sich an drei Tagen insgesamt 18 Vorträge, 10 Kurzvorträge, 14 Arbeitsberichte und ein dialektologischer Ausflug in den Bregenzer Wald. Im Folgenden werden die Vorträge in der präsentierten Reihenfolge referiert, während die zahlreichen Arbeitsberichte von Sprachatlanten, Wörter- und Namenbüchern sowie Tondokumentationsstellen nur pauschal erwähnt werden, welche einerseits einen Blick in die laufenden großen und größeren Projekte der alemannischen Dialektologie öffnen und andererseits die Finanzknappheit als übergreifendes Element der Dialektologie offenbaren.
In der deutschsprachigen Schweiz stehen sich gesprochene Mundarten und geschriebene Standardsprache gegenüber. Außer in formellen Situationen wird Mundart gesprochen, und bis vor kurzem wurde nur selten Mundart geschrieben, sondern die hochdeutsche Schriftsprache. Die Chat-Kommunikation zeigt einerseits durch die nicht-zeitversetzte quasi-direkte Kommunikation wesentliche Züge von Mündlichkeit, die zusammen mit der Informalität im Chat den Mundartgebrauch fördert. Andererseits ist das Medium immer noch die Schrift, welche die Domäne der Standardsprache darstellt. Mundart und Standardsprache stehen sich also in Chaträumen in direkter Konkurrenz gegenüber. Der folgende Beitrag analysiert quantitativ und qualitativ das Neben- und Miteinander der beiden Varietäten in Schweizer Chaträumen und untersucht das Vorkommen und die Bedingungen von Code-Alternation und Code-Switches.
In regionalen Schweizer Chaträumen stellt die Mundart mit Anteilen um 80% bis 90% die unmarkierte Varietät dar. Chats bieten somit einen Einblick in die individuell geprägte Verschriftung der Schweizer Dialekte, die sich einerseits regional verschieden präsentiert und andererseits fern von Vereinheitlichungstendenzen liegt. Durch diese Normierungsferne lässt sich aus den Chatdaten in groben Zügen eine Sprachgeographie nachzeichnen, wie sie im Sprachatlas der deutschen Schweiz SDS (1962–1997) festgehalten ist. Hier sollen Reflexe der sprachgeographischen Verteilung in der Verschriftung der flektierten Formen von «haben» nachgezeichnet werden. Neben der grundsätzlichen Bestätigung dieser Struktur zeigen sich in der Analyse auch systematisch Abweichungen, die unter Berücksichtigung der Verschriftungsbarriere Hinweise auf Sprachwandel geben können, die jedoch mit authentischen Daten gesprochener Sprache überprüft werden müssen.