430 Germanische Sprachen; Deutsch
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Im Rahmen des Projekts "Internationalisierung und Weiterentwicklung des Doktorandenstudiums ERASMUS+ 2018–1-SK01-KA203–046375" - Projektpartner Universität der Heiligen Kyrill und Method in Trnava (Slowakei), Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Ústí nad Labem (Tschechien) und Universität Wrocław (Polen) - fand vom 26.04. bis zum 30.04.2021 das dritte Internationale Doktorandenkolloquium statt. Die Organisation des Kolloquiums wurde diesmal von der Universität Wrocław in Polen übernommen.
Im Aufsatz wird versucht, die Rolle und die Bedeutung der Deutschlehrer in der tschechischen Gesellschaft der zweiten Hälfte des 19. und der ersten des 20. Jahrhunderts zu erörtern. Dabei wird auf den Habitus der Deutschlehrer und die bildungs- und gesellschaftspolitischen Umstände, die ihn formten, fokussiert. Es werden zum einen die autofiktionalen Texte der Lehrer, zum anderen ihre bildungspolitische Essays analysiert, um ihr gesellschaftliches Bild und ihre Selbstverortung in unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen darzustellen. Die kulturhistorische Studie soll zu weiteren Forschungen im aktuellen bildungspolitischen Diskurs anregen.
Nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung und die Grundfragen der Phraseodidaktik in den letzten Dekaden sowie über ausgewählte Beiträge zu Phrasemen in Lehrwerken widmet sich der Beitrag einer Fallstudie anhand des 2017 erschienenen Lehrwerks Aspekte neu. Dabei wird auf vier Fragen eingegangen: Es wird untersucht, wie auf Phraseme referiert wird. Des Weiteren werden die Nennformen einer kritischen Analyse unterzogen. In einem dritten Schritt folgt die Beschreibung und kritische Betrachtung der phrasembezogenen Übungstypen. Schließlich wird die Frage beantwortet, ob die methodisch-didaktische Aufbereitung von Phrasemen die Erkenntnisse und Maximen phraseodidaktischer Forschung, konkret die Methode des phraseodidaktischen Vierschritts reflektiert.
In diesem Beitrag werden alle Arten von Phraseologismen in Webtexten für Jugendliche untersucht. Im Fokus der Untersuchung stehen aber die nichtkodifizierten Phraseologismen. Es wird überprüft, ob Phraseologismen in Webtexten für Jugendliche jugendsprachliche Eigenschaften haben. Manche von diesen Phraseologismen enthalten beispielsweise Anglizismen, die bekanntlich von Jugendlichen gerne verwendet werden. Es wird gezeigt, dass nicht alle gebräuchlichen Phraseologismen in aktuellen Wörterbüchern verzeichnet sind, aber auch, dass neue Phraseologismen oft Variationen der alten darstellen.
Der Gegenstand der Analyse ist die Verwendung von potentiellen slowenischen phraseologischen Neologismen in den neuen Medien. Obwohl uns heute wertvolle Daten aus den elektronischen Korpora zur Verfügung stehen, stellt die Identifikation phraseologischer Neologismen eine methodologische Herausforderung dar. Für ihre Bestimmung sind spezifische Daten wie Frequenz, kontextuelle Einbettung und Konnotation aus den Korpora notwendig. Bei der Interpretation phraseologischer Prozesse sind unter anderem Fragen aufgetaucht, in welchen Medien potentielle Neologismen vorkommen, wie stark ihre Stabilität ist und ob es Unterschiede zwischen den einzelnen Typen phraseologischer Neologismen gibt.
Im Beitrag werden Merkmale des formelhaften bzw. figurativen Sprachgebrauchs in Online-Präsenzen ungarndeutscher Minderheitenzeitungen am Material ihrer Facebook-Posts empirisch untersucht. Es zeichnete sich ab, dass spezielle digitale Schreibmuster (noch) kaum zu erkennen sind, sodass sich die Befunde von denen der Untersuchungen an ungarndeutschen Printmedien nicht kategorial unterscheiden. Die datenbasierte Studie konnte - mit Einsatz von Salienz als Analysekategorie - eruieren, dass sich die Besonderheiten hinsichtlich ihrer Ursprünge in drei prototypische Klassen einteilen lassen: Es sind (1) Kontaktphänomene (Transfer oder Nachahmung von Elementen, Strukturen und Modellen der Kontaktsprache Ungarisch); (2) Verfremdungsprozesse als Folge einer unsicheren Beherrschung der Mediensprache Deutsch, etwa Übergeneralisierung von Gebrauchsnormen bzw. -konventionen des Sprachsystems und (3) Flüchtigkeitsfehler, die selbst bei hochkompetenten Textproduzenten vorkommen können. Insgesamt überwiegt ganz eindeutig der Typ (1), sodass sich vielfach ein kontaktsprachliches Muster ergibt und kulturelle Hybride entstehen.
Der vorliegende Beitrag ist dem korpusbasierten Vergleich von vier Phrasemen des Deutschen mit der Bedeutung 'jemanden/etwas antreiben' gewidmet. Anhand einer maschinellen Auswertung von Belegen aus dem Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) werden syntaktische, semantische und kombinatorische Eigenschaften dieser Phraseme beschrieben. Die semantischen Eigenschaften wurden mit der DeReKo-eigenen Kookkurrenzanalyse ermittelt, die morpho-syntaktischen Besonderheiten mit GATE. Verglichen wurden solche Merkmale wie Besetzung der Objektvalenz, Kombinierbarkeit mit Adverbien, Gebrauch mit Negation und Vorkommen unterschiedlicher Zeitformen des Verbs. Es wurden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede festgestellt.
Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse der kontrastiven Forschung von phraseologischen Neologismen im Deutschen und Ukrainischen gezeigt. Das Ziel dieses Beitrags besteht darin, die phraseologischen Neologismen, die in der Corona-Pandemie in Deutschland und in der Ukraine in digitalen Medien verwendet wurden, zu analysieren, die strukturell-semantischen Merkmale ausgewählter phraseologischer Einheiten in beiden Sprachen zu beschreiben, ihre konzeptuelle Analyse durchzuführen, die vorhandenen Neologismenpaare einander gegenüberzustellen sowie Äquivalenztypen zu untersuchen. Die Materialbasis bilden diesbezüglich 96 deutsche und 60 ukrainische phraseologische Neologismen der Jahre 2020–2021.
Die seit Jahren allmählich aber sukzessive ansteigende Digitalisierung bleibt nicht ohne Einfluss auf die Veränderungen in der Forschung, darunter auch in der Phraseologie. Den Möglichkeiten, die einem in diesem Kontext angeboten werden, scheinen keine Grenzen gesetzt zu werden. Das betrifft auch die Lexikographie - hier Phraseographie, die sich von der traditionellen Arbeitsweise und den Arbeitsmethoden immer mehr entfernt und Vorteile der digitalisierten Welt in zunehmendem Maße nutzt. Vor diesem Hintergrund wird zum einen das Potential der phraseologischen Online-Wörterbücher geprüft, das zum anderen mit den Möglichkeiten der Printwörterbücher verglichen wird. Das Ziel ist dabei, die Funktionalitäten der beiden Typen von phraseologischen Wörterbüchern miteinander zu vergleichen, um feststellen zu können, ob alle Vorteile der Digitalisierung von den Autoren der Online-Wörterbücher genutzt werden, um verschiedenen Erwartungen der Benutzer gerecht zu werden und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Grundlage der Analyse bilden auf der einen Seite sechs repräsentative phraseologische Printwörterbücher für Deutsch, vier für Polnisch, vier phraseologische deutsch-polnische Wörterbücher und zwei polnisch-deutsche und auf der anderen Seite drei Online-Wörterbücher für Deutsch, ein Online-Wörterbuch für Polnisch und zwei deutsch-polnische Online-Wörterbücher. Aus dem Vergleich der Mikrostruktur in den analysierten Wörterbüchern ergeben sich Schlussfolgerungen in Bezug auf die Empfehlungen und fertige Lösungen mancher Probleme lexikographischer Natur, die ihre Anwendung in der digitalen Phraseographie finden können.
Trotz der erheblichen Vorteile von digitalen Plattformen für Sprachlernende sind frei zugängliche Online-Tools im Bereich der Phraseologie, abgesehen von einigen Ausnahmen, noch Mangelware. Sie sind nicht an Platzbeschränkungen gebunden, leicht auf den aktuellen Stand zu bringen und fördern das autonome Lernen. Die in diesem Beitrag vorgestellte Online-Phraseologie-Lernplattform ReDeWe, die im Rahmen einer Lehrwerksuntersuchung entstanden ist, deckt drei Bereiche ab: (1) eine im Aufbau befindliche Phrasemdatenbank mit relevanten Informationen wie semantisches Feld, Register und Grundwortschatzniveau, (2) eine Multisuchmaschine, die die wichtigsten Online-Wörterbücher bzw. Korpora integriert, und (3) eine Lernplattform mit interaktiven Übungen.
Mit Fokus auf die Vorteile, die computergestützte Lehr- und Lernmittel bieten, soll in diesem Beitrag ein neues Lernportal, Phras.eu, mit interaktiven Übungen zur Phraseologie beschrieben werden. Die Lernaktivitäten der Plattform, deren Konzeption sich am Supplement zum GER orientiert, basieren auf dem pluralen Ansatz in CARAP/REPA. Dieser Ansatz besagt, dass durch das Erlernen von Fremdsprachen auf der Grundlage bereits bestehender sprachlicher Kompetenzen der Prozess des Spracherwerbs effizienter gestaltet wird. In der didaktischen Implementierung von äquivalenten Idiomen in Phras.eu soll das Lernen von deutschen Idiomen unabhängig von der Muttersprache durch das vorhandene Wissen der Lernenden in der englischen Sprache erleichtert werden.
In diesem Beitrag wird das Ziel verfolgt, eines der neuen digitalen Kommunikationsmittel, einen Lernerblog, zu untersuchen. Es handelt sich um ein neues, bereits sehr populäres Kommunikationsmittel, das als Ergebnis sich ändernder Kommunikationsbedürfnisse, technologischer Innovationen und variierender medialer Kontexte betrachtet werden kann. Im Fokus unseres Interesses steht Deutschlernerblog.de, eine beliebte und von vielen Benutzern und Benutzerinnen oft besuchte Internetplattform, auf der neben zahlreichen anderen Lehrmaterialien vier nach verschiedenen Kriterien zusammengestellte Phrasemsammlungen angeboten werden. Letztere werden im Beitrag unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert, um festzustellen, inwieweit dabei die gegenwärtige Forschungslage im Bereich der Phraseologie berücksichtigt wird. Aufgrund der ermittelten Ergebnisse werden Vorschläge für eine aus phraseodidaktischer Sicht effizientere Zusammenstellung der Phrasemsammlung und lernerfreundliche Beschreibung der einzelnen Phraseme gemacht.
Zahlreiche Forschungsarbeiten haben sich bereits der Frage gewidmet, warum und wie Phraseologie in den DaM- bzw. in den DaF- und DaZ-Unterricht integriert werden kann. Es wird dabei argumentiert, dass Phraseologismen - ebenso wie Einzelwörter - zum lexikalischen Bestand gehören und daher sowohl für die Textrezeption als auch für die Textproduktion unerlässlich sind. Neben eher theoretischen Beiträgen gibt es auch praxisorientierte Arbeiten, die zeigen, wie Aufgaben/Übungen mit kodifizierten und abgewandelten Phrasemen einerseits der Wortschatzerweiterung dienen, andererseits die Vermittlung von Phonetik, Morphologie und Syntax unterstützen können. Wenig Aufmerksamkeit galt bisher der Frage, welche Rolle Phraseologismen z. B. bei durch Demenz verursachten Sprachstörungen spielen. Lassen sich gezielte Übungen, etwa phraseologische Spiele, als "sprachliche Heilmittel" gegen Demenz einsetzen? Diesem Thema ist der Beitrag gewidmet.
Im Zentrum des Beitrags steht der Zusammenhang von konstruktivistischem Lernen in der Fremdsprache Deutsch und dem Einsatz aufgabenorientierter Lernaktivitäten in hypermedialen Lernumgebungen zur Bereicherung der Wortschatzarbeit im Bereich der Phraseologie. Anhand von Beispielen aus der Unterrichtspraxis werden Möglichkeiten für die Implementierung einer konstruktivistischen Lernkultur in der phraseologiebezogenen Wortschatzarbeit vorgestellt und kritisch reflektiert.
Die Digitalisierung beeinflusst immer stärker alle Bereiche des Alltagslebens, aber auch der Wissenschaft. Es gibt heute kaum noch Residuen, in denen dies nicht der Fall ist. Vor allem die so genannten Neuen Medien verändern die Kommunikation in vielen Lebensbereichen. Durch die aktuellen Ereignisse der Corona-Pandemie wurde die Dynamik der Entwicklung noch einmal intensiviert. Da Phraseologismen wesentliche Bereiche des Alltagslebens reflektieren und ebenso wie andere Aspekte der Sprache dem technisch, kulturell und gesellschaftlich bedingten Sprachwandel unterliegen, haben die jüngsten Entwicklungen Folgen für die Phraseologie. Neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen ergeben sich aus dem Einsatz von digitalen Medien. Trotz ihrer hohen Relevanz wurden diese grundlegenden Aspekte bislang in der Forschung erst unzureichend beachtet. Aus diesem Grunde widmet sich der 15. Band der "Aussiger Beiträge" gerade diesem Themenfeld intensiver.
Unquestionably (or: undoubtedly), every competent speaker has already come to doubt with respect to the question of which form is correct or appropriate and should be used (in the standard language) when faced with two or more almost identical competing variants of words, word forms or sentence and phrase structure (e.g. German "Pizzas/Pizzen/Pizze" 'pizzas', Dutch "de drie mooiste/mooiste drie stranden" 'the three most beautiful/most beautiful three beaches', Swedish "större än jag/mig" 'taller than I/me'). Such linguistic uncertainties or "cases of doubt" (cf. i.a. Klein 2003, 2009, 2018; Müller & Szczepaniak 2017; Schmitt, Szczepaniak & Vieregge 2019; Stark 2019 as well as the useful collections of data of Duden vol. 9, Taaladvies.net, Språkriktighetsboken etc.) systematically occur also in native speakers and they do not necessarily coincide with the difficulties of second language learners. In present-day German, most grammatical uncertainties occur in the domains of inflection (nominal plural formation, genitive singular allomorphy of strong masc./neut. nouns, inflectional variation of weak masc. nouns, strong/weak adjectival inflection and comparison forms, strong/weak verb forms, perfect auxiliary selection) and word-formation (linking elements in compounds, separability of complex verbs). As for syntax, there are often doubts in connection with case choice (pseudo-partitive constructions, prepositional case government) and agreement (especially due to coordination or appositional structures). This contribution aims to present a contrastive approach to morphological and syntactic uncertainties in contemporary Germanic languages (mostly German, Dutch, and Swedish) in order to obtain a broader and more fine-grained typology of grammatical instabilities and their causes. As will be discussed, most doubts of competent speakers - a problem also for general linguistic theory - can be attributed to processes of language change in progress, to language or variety contact, to gaps and rule conflicts in the grammar of every language or to psycholinguistic conditions of language processing. Our main concerns will be the issues of which (kinds of) common or different critical areas there are within Germanic (and, on the other hand, in which areas there are no doubts), which of the established (cross-linguistically valid) explanatory approaches apply to which phenomena and, ultimately, the question whether the new data reveals further lines of explanation for the empirically observable (standard) variation.
Während es jedem unbenommen ist, eine Sprache oder einen Dialekt schön oder häßlich zu finden, wird immer wieder versucht, sprachästhetische Urteile zu begründen. In diesem Essay werden Urteile über die deutsche Sprache gesammelt und linguistisch betrachtet, d.h. nicht nach den sozio-kulturellen Assoziationen, die sie auslöst (Giles/Niedzielsky 1998: social connotation hypothesis), sondern nach sprachlichen Merkmalen (inherent value hypothesis), was Versuche nicht ausschließt, sozio-kulturelle Assoziationen linguistisch zu legitimieren. Konsens scheint darüber zu bestehen, daß die romanischen Sprachen, und unter diesen besonders das Italienische, schöner klingen als die germanischen Sprachen, und unter diesen besonders das Deutsche, während das Deutsche durch Ableitung und Zusammensetzung Wortbildungsmöglichkeiten hat und nutzt, die anderen Sprachen versagt sind. Was die Aussagekraft solcher Vergleiche mindert, ist ihr Eurozentrismus; ästhetische Urteile über „exotische“ Sprachen sind noch selten.