491 Ostindoeuropäische und keltische Sprachen
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Eine allgeneine und theoretische Antwort auf die Frage, ob der Begriff "Possesivität" zur grammatischen Beschreibung einer natürlichen Sprache gehören solle oder nicht, wird je nach Standpunkt verschieden ausfallen. Man kann auch anders vorgehen, indem man in einem vortheoretischen Verständnis einen Begriff "Possesssivität" zunächst annimmt und zusieht, wie die Repräsentationen eines solchen Begriffs in je einer einzelnen Sprache sich gestalten. Die Möglichkeit, dass sich daraus, fast von alleine, eine Bestätigung und Präzisierung für diesen Begriff, ja sogar der eine oder andere Anhaltspunkt für dessen Universalität ergibt, dürfte man nicht ausschliessen. Der .Aufsatz von Hansjakob Seiler scheint schon in Zusammenhangmit diesem Problem nicht nur das Wesentlichste klargemacht zu haben; er stellt auch die Frage nach einem gemeinsamen Prinzip, dem die einzelnen Sprachen gehorchen, wenn sie die Possessivitätsrelation ausdrücken.
Dieser Beitrag ist ein Vorschlag, auf der grammatisch-semantischen Ebene dieses Prinzip in einer konktreten Sprache, dem Polnischen, aufgrund der die Possessivität ausdrückenden Mittel und ihrer Bereiche zu illustrieren. Daher wird hier semantisch davon ausgegangen, dass die Possessivität eine Relation ausdrückt, die den Verhältnis des Teils zum Ganzen entspricht. Ob man nun diese Relation als direkte Zugehörigkeit zur Menge oder als eine Art indirekter Zugehörigkeit, nämlich zum Besitzer der Menge auffasst, wäre eine Frage über die aufgrund der Struktur der betreffenden Sprache entschieden werden sollte, – vorausgesetzt immer, dass die Possessivität ein sprachlich ausgeprägtes und sprachwissenschaftlich beschreibbares Phänomen ist.
Jede Wortschatzschicht hat ihren begrifflichen Kern, und ebenso gilt dies auch für die politische Lexik, deren Schichtung sich aus der ständigen Entwicklung der Sprache und Gesellschaft ergibt. Diese Schichtung reflektiert aktuelle gesellschaftlich-politische Ereignisse. Benennungen von diesen landeskundlichen Gegebenheiten - Politemen -, die Objekt unserer Untersuchungen sind, werden durch die Gesellschaftsentwicklung aktualisiert oder neu gebildet, d.h. sie sind durch den zeitlichen Kontext determiniert. Außerdem werden in unserem Beitrag mehrere Forschungsansätze von Sprache in der Politik, den Charakteristika und der Klassifikation der politikbezogenen Wörter behandelt.
Im Frühaltrussischen koexistierten die drei miteinander konkurrierenden aspektuellen Oppositionen, namlich die alten indoeuropäischen Aspekte (der imperfektive, der perfektive und der perfektische), die alte slavische Opposition Nicht-Iterativität/lterativität und die neuen slavischen Aspekte (=Opposition Imperfektivität/Perfektivitat). Im Laufe der Sprachentwicklung wurden die ersten zwei Oppositionen durch die dritte Opposition verdrängt. Der Verlauf und die Mechanismen dieser Entwicklung werden dargestellt und auf der Grundlage des Konzepts des natürlichen grammatischen Wandels erklärt. Es werden Markiertheitsprinzipien betrachtet, die den natürlichen grammatischen Wandel determinieren. Diese Prinzipien werden als generelle Faktoren typologischen Wandels angesehen, mit deren Hilfe die grammatischen Veränderungen im Sprachsystem erklärt werden können. Die Ausprägung der neuen slavischen Aspekte und die immer starker werdende Einbeziehung der Aspekte in das gesamte Verbalsystem haben entscheidend zur Herausbildung des neuen reduzierten aspektsensitiven Tempussystems beigetragen.
In this paper we investigate the structure of specificational sentences like [Raskol'nikov]NP 1 - ėto [ubìjca staruxi]NP2 'Raskolnikov - that is the murderer of the old lady' in Russian and Polish, which - depending on the type of NP1 and NP2 - correspond to English pseudo-cleft-constructions (What Raskolnikov is is the murderer of the old lady) and specificational sentences (The person I like most is my father), respectively. We propose that the Slavic constructions can be analysed similarly to their English counterparts: the first fragment contains a semantic variable, which is specified in the second fragment.
We show that the pronouns "ėto" <Rus.> / "to" <Pol.>, which are obligatory in Slavic specificational sentences, have two functions. 1. the deictic function: "ėto/to" take an open proposition available in the discourse or reconstructed from it, and assign this open proposition to another proposition, which provides the value for the variable of the open proposition. 2. the operative function: "ėto/to" link two syntactically independent fragments, the first of which can be semantically interpreted as an indirect question comparable to the wh-clause in the English pseudo-clefts, and the second as an answer to this question.
Ziel der Untersuchung ist der Erwerb von aspektuellen Markierungen im Bulgarischen. Da Bulgarisch über ein nominales Artikelsystem und über eine verbale Aspektkategorie verfügt, liefert es eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Verwendung von nominalen und verbalen Aspektmarkierungen im frühen Spracherwerb aufzuzeigen. Der Artikel präsentiert die Daten aus einer Langzeitstudie und einer experimentellen Testreihe. Die Ergebnisse belegen, dass die bulgarischen Kinder am Anfang vom Prinzip der Aspektkomposition Gebrauch machen. Aspektuell unmarkierte Verben werden durch definite Objekte ergänzt, um begrenzte Handlungen auszudrücken. Der schnelle Erwerb der Aspektmorphologie verschiebt die Gewichtung im Satz von den nominalen zu den verbalen Aspektmarkern. Im Alter von zweieinhalb Jahren beherrschen die bulgarischen Kinder die sprachspezifische syntaktische Anforderung, dass perfektiv markierte Prädikate quantitativ definite Argumente verlangen.
Bei der Untersuchung der bulgarischen Geschmacksadjektive werden wir versuchen, ihre distinktiven Merkmale festzustellen, die die systematischen Beziehungen zwischen den betrachteten Spracheinheiten charakterisieren. Wie bekannt, unterscheidet MELČUK zwischen äußeren und inneren distinktiven Merkmalen. Die äußeren Merkmale drücken die syntagmatischen Beziehungen der Sprachelemente aus; auf der lexikalischen Ebene z.B. müssen sie die Kombinierbarkeit – im konstruktiven Sinne – der Worte im Syntagma erklären: d.h., welche konkreten Verbindungen kann man konstruieren, abgesehen von ihrer Akzeptierbarkeit, wenn der Sinn als äußeres distinktives Merkmal ("semantischer Parameter") angegeben ist. Da diese Merkmale sehr allgemein sein müssen (im Unterschied zu den individuellen semantischen Parametern, die in wenigen Verbindungen vorkommen), ist es klar, daß nicht alle semantischen Merkmale; die ein begrenztes Gebiet. wie das der Geschmacksadjektive charakterisieren, als semantische Parameter dienen können, sondern nur das allgemeinste Merkmal. [...] Mit dem Ziel, eine semantische Interpretation der generierten Sätze zu ermöglichen, werden wir versuchen, die semantischen Merkmale in der normalen Form der lexikalischen Eintragung (nach Katz/Fodor) darzustellen, was auch die Möglichkeit gibt, einige semantische Verhältnisse der Sätze, die Geschmacksadjektive enthalten, zu erklären. Da das Ziel hier die Feststellung der für die semantische Interpretation notwendigen Merkmale ist, werden wir nicht alle Bedeutungen der Geschmacksadjektive suchen; außer Betracht bleibt auch ihr übertragener Gebrauch, weil sie dann eigentlich keine echten Geschmacksadjektive mehr sind.
Dem Reflexivmorphem kann unterschiedlicher Status zugeschrieben werden: 1. Es ist ein Wortbildungsmorphem, d. h. jede Verbindung von Verb + se (sich) ist ein besonderes Wort.
2. Es ist auch Formbildungsmorphem – durch Anfügen des Morphems an das Verb kann eine neue Form des Verbs gebildet werden, d.h. die lexikalische Bedeutung des Verbs wird nicht verändert. Die neuen Bedeutungen, die durch das beigefügte Morphem signalisiert werden, werden in diesem Fall als morphologische Bedeutungen betrachtet und in der morphologischen Kategorie "Diathese" generalisiert - eine Kategorie, die "characterizes the relation between the narrated event and ist participants without reference to the Speech event or to the speaker" (R. Jakobson, 1957, S 4).
3. Es stellt ein Wortbildungsmorphem nur bei den sog. Reflexiva tantum dar; sonst signalisiert es immer eine syntaktische Veränderung der Konstruktion und kann in das Verbparadigma eingeführt werden nur vom Standpunkt der Oberflächenstruktur aus. Diese Beschreibung ist ein Versuch die letzte Ansicht zu begründen.
[…]
Die theoretische Grundlage dieser Beschreibung ist das syntaktische Modell der Transformationsgrammatik, wie es von N. Chomsky (1965) dargestellt worden ist. Einige andere theoretische Formulierungen wurden durch das neue Material und durch die mit ihm verbundenen Probleme verursacht. Die Termini "Subjekt" und "Objekt" werden hier in dem bekannten Sinn gebraucht – als Benennungen bestimmter formaler Verhältnisse der Tiefen-und Oberflächenstruktur. Außerdem wird auch der Terminus "Agens" gebraucht – als Begriff, der mit dem Begriff "Subjekt" in gewissem Sinn zusammenfällt. So ist die Relation "Agens - Handlung" parallel mit der Relation "Subjekt - Prädikat", Die Beschreibung beruht auf Material, das dem bulgarischen Wörterbuch von L, Andrejcin und anderen. entnommen ist: "Balgarski tălkoven rečnik". Sofia, 1963. Alle Reflexivverben sind aus dem Wörterbuch abgeschrieben und klassifiziert je nach den Konstruktionen, wo diese Verben vorkommen.
Das Muťafi-Lazische
(1995)
Die in der vorliegenden Publikation untersuchte Sprache ist ein Dialekt des Lazischen, der in Muťafi und Umgebung gesprochen wird. Dieser Dialekt ist bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissenschaftlich untersucht worden. Da er einige Charakteristika aufweist, die in anderen lazischen Dialekten nicht zu finden sind, hielten wir es für notwendig, unsere Untersuchungsergebnisse zu veröffentlichen. Eine auffällige Besonderheit findet sich z.B. im Kasussystem: Sowohl das Georgische als auch das Zanische weisen innerhalb der zentralen Kasus zwei Systeme auf, ein "akkusativisches" und ein traditionell als ergativisch analysiertes (vgl. Harris 1985). Letzteres ist jedoch, nach der ausführlichen Analyse von Harris 1985 ein aktivisches System, da die intransitiven Verben je nach ihrer Rektion in zwei Klassen aufgeteilt werden müssen. Aktive Subjekte intransitiver Verben erhalten Narrativmarkierung, Subjekte intransitiver Verben, die inaktiv sind, werden mit dem gleichen Kasus wie das Objekt des transitiven Verbes markiert. Im Lazischen weitete sich das aktivische System auf alle TAM-Kategorien aus. Für die meisten lazischen Dialekte ergibt sich daher ein etwas anderes Kasussystem als für den Dialekt von Muťafi. […] Aufgrund der Besonderheiten des untersuchten Dialekts orientieren sich die vorliegenden Arbeiten nicht in erster Linie an den bisher veröffentlichten Ergebnissen zum Lazischen. Vielmehr wurde das Muťafi-Lazische für diese Untersuchung als eigenständige Sprache betrachtet. Aspekte der Dialektabgrenzung und der Diachronie bleiben daher unberücksichtigt. Desweiteren soll diese Publikation dazu beitragen, eine bedrohte Sprache zu dokumentieren.
Rezension zu Bergerová, Hana/ Vaňková, Lenka et al. (2015): Lexikalische Ausdrucksmittel der Emotionalität im Deutschen und im Tschechischen. Ostrava: Universität Ostrava, 262 S., ISBN 978-80-7464-460-3
Die Publikation Lexikalische Ausdrucksmittel der Emotionalität im Deutschen und im Tschechischen entstand im Rahmen des von der Forschungsagentur der Tschechischen Republik (GA ČR) geförderten Projektes Ausdrucksmittel der Emotionalität im deutsch-tschechischen Sprachvergleich. An diesem Projekt haben Germanist(inn)en und Bohemist(inn)en der Universität Ostrava, der Masaryk-Universität in Brno und der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Ústí nad Labem vier Jahre lang zusammen gearbeitet, wobei die besprochene Publikation nur einen Teil der Forschungsergebnisse vorstellt.