720 Architektur
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Der US-amerikanische Architekturdiskurs der 1990er Jahre ist entscheidend von den Theorien Gilles Deleuzes geprägt. Die Aneignung seiner philosophischen Konzepte und jener, die er gemeinsam mit Félix Guattari entwickelt hat, findet vor allem innerhalb des architekturtheoretischen Netzwerks der »Anyone Corporation« statt: In ihren Diskursen wimmelt es von glatten Räumen, organlosen Körpern, Rhizomen, Falten, abstrakten Maschinen und Diagrammen. Frederike Lausch zeigt auf, wie sich die »Anyone Corporation« durch die Bezugnahme auf Deleuze als intellektuelle Elite der Architekturdisziplin inszeniert und wie im Zuge der Entpolitisierung seiner Theorien die »Post-Criticality«-Bewegungen entstehen.
50 Meter, so lang ist die Betonbrüstung in der Eingangshalle des Fachbereichs Architektur an der Technischen Universität Darmstadt. Für die Ausstellung Max Bächer. 50 Meter Archiv wurde der Handlauf der Treppenbrüstung mit Archivfunden überbaut. Bächer war Architekt, Preisrichter, Publizist – und er lehrte 30 Jahre lang als Professor in Darmstadt.
Die Ausstellung präsentierte erstmalig Materialien aus dem Nachlass Bächers, der sich im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main befindet. Mit seinen Unterlagen lässt sich die Architekturproduktion der Nachkriegszeit aus einem neuen Blickwinkel betrachten. Insbesondere Bächers Rolle als „großer Vorsitzender“ in vielen Wettbewerbsjurys ermöglicht Einblicke in die Mechanismen, wie Architektur entsteht. Öffentliche Debatten, Polemiken und ideologische Grabenkämpfe zu wichtigen Wettbewerben hat Bächer mit Humor und Elan aufgegriffen.
Ausstellung von Studierenden der Kunstgeschichte sowie der Curatorial Studies der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Architekturstudierenden der Technischen Universität Darmstadt im Rahmen des Center for Critical Studies in Architecture (CCSA).
Beteiligte Studierende: Christina Armanious, Iskender Caliskan, Leonardo Costadura, Jennifer Dyck, Nicole Fecher, Jule Försch, Jessica Girschik, Hilla Nienke Griesemann, Anastasia Gugushvili, Sarah Heuberger, Kiumars Kazerani, Anne Konopka, Anna Lazaridi, Ekaterina Meisner, Hendrike Nagel, Clara Nicolay, Paula Pohle, Arne Udo Schneider, Andrea Strehl, Isabelle Emilie Tondre, Maximilian Wahlich, Alessia Weckenmann, Ben Livne Weitzman, Sandra Zaitsev, Borui Zhang, Nan Zhao
Redaktion: Jennifer Dyck und Frederike Lausch
In dem vorliegenden Band mit dem Titel „Prähistorische Konfliktforschung – Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten“ werden die Beiträge der Ersten Internationalen Tagung zum LOEWE-Schwerpunkt „Prähistorische Konfliktforschung“ in Frankfurt/a. M. vom 7. bis 9. Dezember 2016 vorgelegt (https://www.unifrankfurt.de/61564916/LOEWE-Schwerpunkt).
Die Wandreliefs aus dem Nordwest-Palast Aššurnasirpals II. (883-859 v. Chr.) in Nimrud zählen zu den forschungsgeschichtlich frühesten und bedeutendsten Funden des Alten Orients. Sie befinden sich heutzutage in zahlreichen Sammlungen weltweit und bieten durch ihre Darstellungen einen tiefgreifenden Einblick in die assyrische Kultur. Insbesondere Kontext und Position der Reliefs bieten Hinweise zur Bedeutung der dort angebrachten Figuren. Zwar ist eine ‚Schutzfunktion‘ vergleichbarer Repräsentationen textlich bezeugt – jedoch bisher nur unter Vorbehalt auf die Reliefdarstellungen zu übertragen. An dieser Stelle kann die Systematisierung ikonographischer Details in Abhängigkeit von ihrem Anbringungsort konzeptionelle Aspekte erkennbar machen.
Durch eine relationale Datenbank und dreidimensionale Visualisierungstechniken wird geprüft, ob die stilistische Variationsbreite ikonographischer Details eine potentielle Systematik aufweist; ebenso, bis zu welchem Grad die jeweilige Form eines bestimmten Zeichnungsdetails einem intentionalen Anbringungskonzept entspricht. Als Teil dieser Vorgehensweise fungiert die in diesem Zusammenhang generierte 3D-Rekonstruktion als methodisch unterstützende Maßnahme. Sie ermöglicht sowohl eine moderne Zusammenführung ehemals benachbarter Reliefplatten unabhängig ihres gegenwärtigen Aufbewahrungsortes als auch die Wiederherstellung heute kaum noch sichtbarer Gewandverzierungen und Pigmentreste.
Anhand der Ergebnisse wird deutlich, dass eine Systematisierung der Reliefdetails mittels 3D-Modell einen erweiterten Erkenntnisfortschritt impliziert und – nicht zuletzt aufgrund der zurückliegenden Zerstörungen der Palastruine und der damit verbundenen unwiederbringlichen Verluste – auch weitere Untersuchungen unterstützen können.
Trotz aller Unsicherheit und kritischer Infragestellung sind Kunstlandschaftsbezeichnungen – und damit auch der „Mittelrhein“ – als Hilfsbegriffe für die Lokalisierung der Kunstwerke noch immer gebräuchlich. Aber es ist ganz besonders problematisch, vom Mittelrhein um 1500 als „Kunstlandschaft“ zu sprechen. Schon die Umgrenzung der Region fällt unterschiedlich aus, und noch mehr sind die Kriterien schwankend, die im Vergleich zu anderen Regionen den Mittelrhein definieren sollen. Vorherrschend sind bei solchen Vergleichen nach wie vor Stilbegriffe, welche Vorbehalte gegenüber dem Begriff des Stils auch geäußert werden. So ist die Frage, ob die für den Mittelrhein vorgeschlagene Kennzeichnung „Stilheterogenität“ als Kriterium der Abgrenzung tauglich ist oder mehr eine methodische Verlegenheitslösung darstellt.
Die Untersuchung konzentriert sich auf das Schnitzretabel, das als Leitmedium der spätgotischen Kunst im deutschsprachigen Raum zu betrachten ist. Die analysierten Schnitzretabel sind als Fallstudien anzusehen, wobei hier vor allem jene analysiert worden sind, die einen guten Erhaltungszustand aufweisen. Zwar haben die wenigsten ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt, aber entweder sind die Veränderungen nur minimal oder der originale Zustand ist gut rekonstruierbar, sodass die Werkgruppe trotz der Eingriffe als repräsentativ gelten kann. Neben den traditionellen Untersuchungsmethoden konnte die Infrarotreflektographie mit beweglicher Kamera (Osiris) eingesetzt werden. Es soll mit der Vorstellung einer Gattung ein Ausschnitt der in der Region präsenten Kunst ohne „mittelrheinische Vorentscheidungen“ gezeigt werden.
Die meisten analysierten Retabel entstammen der Rhein-Main-Region mit Frankfurt und Mainz als Oberzentren des Mittelrheins; Oberwesel, Speyer und Gelnhausen markieren die Grenze für die Auswahl. Die 27 Einzeluntersuchungen finden sich im Katalogteil der Arbeit, während deren zusammenfassende Darstellung – im Hinblick auf Methode, Standort, Auftraggeber, Künstler, Retabeltyp, Bildprogramm sowie Einflüsse – sowie Ergebnisse im Hauptteil besprochen werden.