791 Öffentliche Darbietungen, Film, Rundfunk
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“Because Maya Deren was both dance-trained and film-oriented, her brief pictures (…) achieved a magical integration of avant garde camera techniques and modern choreography.” Dieser Auszug aus dem 1967 in der Zeitschrift Dance Perspectives erschienene Artikel „Cine-Dance“ des Tanzkritiker Arthur Knight deutet bereits auf die magische Verbindung zwischen Tanz und Film im Oeuvre der 1917 in Kiev geborenen und nach Amerika immigrierten Jüdin Maya Deren. In der Tat durchziehen die von Peter Weiss dem Avantgardefilm zugeschriebenen „neuen Formen von Bewegungen und Rhythmen“ auf stets innovative Art und Weise kontinuierlich die sechs vollendeten Filme der „mother of the Underground Film“. Dabei galt Derens Leidenschaft bereits dem Tanz, noch bevor sie sich ab 1942 mit Meshes of the Afternoon dem Medium Film widmete.
Das Mainstream-Kino zielt auf wohligen Bauchkitzel ab, heißt es. Und der Kunstfilm peilt den Kopf an. Eine bestimmte Gruppe von Regisseuren will aber längst den ganzen Körper des Betrachters rocken. Zwischen Kommerz und Underground angesiedelt, fordert das Body Cinema jedoch nicht nur physische Erfahrungen ein - es erzählt auch vom erschütterten, erregten, bedrohten Körper unter den Bedingungen einer zunehmend artifiziellen Realität. …
Gert Wilden wurde am 15.4.1917 in Mährisch-Trübau (Moravská Trebová) im heutigen Nord-Tschechien als Kind einer böhmischen Musikerfamilie geboren. Nach der Kindheit in Mähren nahm Wilden das Studium an der Musikhochschule Prag auf; seine Fächer waren Kompositionslehre, Klavier und Dirigieren, seine akademischen Lehrer George Szell, Fidelio F. Finke und Fritz Rieger. Noch während seines Studiums übernahm er die Leitung des Rundfunkorchesters des Senders Pilsen. Nach dem Krieg komponierte und arrangierte er Tanzmusiken für diverse deutsche Radiosender.
In der Kompositionsgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts nistet schon immer die Überzeugung von der Entbehrlichkeit des Genres Ballettmusik. Dabei ist der wahrscheinliche Grund für diese Auslassung das beklagenswerte Klischee, es handele sich lediglich um seichte Musik zu leichter Bewegung. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass Ballettpartituren vor Differenziertheit und dramatischer Präzision geradezu bersten und die Musik sich passgenau an die Bühnenaktion anschmiegt. Ein Schelm, wer Parallelen zur Struktur von Filmmusik assoziiert? Keineswegs. So unübersehbar, ja offensichtlich diese strukturellen Ähnlichkeiten sind, so nachdrücklich empfiehlt es sich, den Radius der herkömmlichen Musikwissenschaft zu überschreiten und ihn um eine tanzwissenschaftliche Perspektive zu erweitern. Dies soll nun im Folgenden in einer quasi sternförmigen Annäherung geschehen: Ausgehend von einer vergleichenden Darstellung der Funktionsweise von Ballett- und Filmmusik und einigen Aspekten zur Visualisierung von Kunstmusik im Allgemeinen soll anhand einer Szene aus DISNEY’S FANTASIA (USA 1940) exemplifiziert werden, dass die Terminologie der Filmmusikanalyse ebenso trefflich auf das Verhältnis von Musik und Tanzbewegung anwendbar ist.
Gemessen an der Tatsache, dass die Soundtrack_Cologne 2008 erst ihr fünfjähriges Jubiläum feierte, muss das Kölner Festival/ Symposium zu „Musik und Ton in Film und Medien“ als voller Erfolg gewertet werden. Das Filmmusik-Event in der Rheinmetropole konnte trotz mancher improvisatorischer Einlage und budgetbedingter Einschränkungen bezüglich Inhalt, Vielfalt und Organisation wohl selbst die meisten anspruchsvollen „Fach-Gemüter“ überzeugen und zufrieden stellen. So wundert es – gerade in Hinblick auf die Fülle des Programms sowie die illustre Gästeliste – auch nicht, dass sich die Soundtrack Cologne inzwischen national und international, über brancheninterne Kreise hinaus, zu einer festen kulturellen Institution entwickelt hat.
Der erste Workshop des Symposiums galt einer Analyse der Musik in Peter Weirs Film THE TRUMAN SHOW (1998). In vier Einzelbeiträgen von Siegfried Oechsle und Bernd Sponheuer (Musikwissenschaft, Kiel), Claus Tieber (Filmwissenschaft, Wien), Christian Vittrup (Medienwissenschaft, Kiel) und Guido Heldt (Musikwissenschaft, Bristol) wurde das äußerst komplexe Verhältnis inner- und extradiegetischer Bindungen der Musik auszuhorchen versucht. In einer künstlichen Welt, in der der Protagonist lebt, ohne von deren Künstlichkeit und Inszeniertheit zu wissen (darum auch könnte man von der „Truman-Welt“ sprechen), wird die Geschichte Trumans für das Fernsehen als Reality-Soap inszeniert; so entsteht eine zweifache Film-im-Film-Rahmung, in der die Musik immer wieder oszilliert, ihren textstrukturellen Ort verändert. Die „Unsicherheit“ der Musik läßt sich bis in Feinheiten der Auflösung und Inszenierung hinein verfolgen. Ein zweites Thema dieses bidisziplinären Workshops war die Frage nach den Funktionen, die Filmmusik allgemein erbringen kann und in diesem konkreten Fall erbringt - Potentiale zusätzlicher Bedeutungsgebung auch unabhängig vom Text und seinen dramatischen und narrativen Strukturen, Strategien der Zuschauerlenkung, die Artikulation oft verborgener Subtexte des Films.
Oskar Sala (1910-2002)
(2009)
Oskar Sala wurde am 18.7.1910 in Greiz in Ost-Thüringen geboren; er starb am 27.2.2002 in Berlin. Sala war Komponist und Physiker. Sala bereitete sich zunächst auf eine Laufbahn als Pianist vor, als er nach dem Abitur 1919 das Studium der Musik in Berlin aufnahm. Sein Lehrer war Paul Hindemith, der Sala 1930 mit dem Ingenieur Friedrich Trautwein bekanntmachte, der dabei war, das „Trautonium“ zu entwickeln. Dabei handelte es sich um ein einstimmiges elektrisches Musikinstrument, das einen waagerecht über eine Metallschiene gespannten Draht als Spielmanual hatte. Es war in Klavierhaltung spielbar. Oskar Sala entwickelte die Konstruktion von Trautwein weiter. Seitdem hatte jedes Instrument zwei übereinander liegende Saitenmanuale. Kurz nach der Entstehung des Instruments hatte Paul Hindemith 7 Triostücke für drei Trautonien (1930) und ein Konzertstück für Trautonium komponiert. Ein Trautonium besteht aus einem Spielmanual (eine Art Tastatur), einem elektrischen Schwingkreis, einem Verstärker und einem Lautsprecher. Das Zentrum ist eine im Inneren des Geräts montierten Metallschiene und eine waagerecht darüber gespannte drahtumsponnene Darmsaite; wird die Saite an einer Stelle auf die Metallschiene gedrückt, wird eine elektrische Schwingung freigesetzt, die mittels des Verstärkers als Ton wiedergegeben werden kann. Das Trautonium war eines der ersten elektronischen Instrumente und Vorläufer des Synthesizers. Mit ihm konnte man nicht nur herkömmliche Musikinstrumente nachahmen, sondern Vokale, Tierstimmen und synthetische Klänge (Subharmonische) erzeugen.
Die Differenz zwischen Musik im Film und Filmmusik ist Voraussetzung dafür, dass musikalische Unfälle, Stümpereien und brüske Unterbrechungen, die außerhalb des Kinos nichts als Befremden und Ärger auslösen würden, in Spielfilmen oftmals als bedeutsame Momente unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zerkratzte Schallplatten, schlechte Intonation, falsche Einsätze, Gedächtnislücken usw. treten, wenn sie im Rahmen einer Szene erklingen, in ein bedeutungs- und andeutungsreiches Wechselspiel mit Geräuschen, Handlung, Dialog und Bildern ein. Das Erbärmlichste kann anrührend, komisch oder tragisch inszeniert werden, und falsche Töne können richtig klingen, indem sie expressive, symbolische oder dramaturgische Funktionen erfüllen. Beispiele für dieses ästhetische Paradox sind zahlreich.
Once
(2009)
Bei ONCE, dem auf Festivals erfolgreichsten Musikfilm der letzten Jahre, handelt es sich um eine Independent-Produktion des irischen Regisseurs John Carney (mit dem geringen Budget von nur € 130,000), der mit der Inszenierung zweier junger musikalischer Talente den Versuch unternommen hat, der besonderen Kommunikativität von Musik auf die Spur zu kommen. Die Hauptfiguren, als Charaktere einfach mit „guy“ und „girl“ bezeichnet, werden von Glen Hansard, dem Sänger der „Frames“ (deren früherer Bassist John Carney war), und Markéta Irglová, einer bis dahin unbekannten tschechischen Musikerin, verkörpert; bereits im Vorfeld des Films wurden die beiden ein Paar, gingen auf Tournee und nahmen das im Zuge der Vermarktung des Films bekannt gewordene, jedoch bereits im Vorjahr erschienene Album The Swell Season auf. Der dort enthaltene Song Falling slowly, das Kernstück des Soundtracks und des Films, gewann schließlich gar den Oscar für den besten Original-Song, worin die Popularität des Films bei Kritikern und Zuschauern erneut ihre Bestätigung fand.