830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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So unterschiedlich die betrachteten Texte in ihren Formen und Themen auch sind, sie alle zeigen, dass der überkommenen Sprache ein Normensystem inhärent ist, das überwunden bzw. umgestürzt werden muss, um die politischen Veränderungen und die Anwendung von Gewalt zu legitimieren und zu ermöglichen. Weder Orwell, Klemperer noch Thukydides schlagen Remedia oder Prophylaxen gegen die Manipulation der Sprache vor. Sie finden sich jedoch implizit in den entsprechenden Texten und manifestieren sich explizit durch die Existenz der Werke selbst: Das Bollwerk gegen eine instrumentelle Veränderung der Sprache ist das Gedächtnis, sei es das individuelle, sei es das kollektiv-kulturelle. Wir können zwar sicher sein, dass zumindest Thukydides die Idee eines Gewissens der Wörter äußerst fremd ist. Doch mit einem Konzept, ohne das es das Gewissen nicht geben kann, ist er zweifelsohne vertraut: dem der Erinnerung. Die Erinnerung kann einen davor bewahren, Propheten welcher Art auch immer zu folgen, überlieferte Bedeutungen zu vergessen und dem Denken zu entsagen. Mnemosyne heißt die Erinnerung in der griechischen Mythologie. Sie hat neun Töchter. Eine davon ist Klio, die Muse der Geschichtsschreibung.
"The Cultural Revolution generation always talks about how they lived through such a painful calamity in Chinese history, but I feel that the shock and incredible impact the decade of reform and economic commodification in the 1980s had on individuals was also extremely profound. [...] [Y]ou can't say that simply because that generation's material life is richer, their lives are happier. What I really want to focus on is, over the course of this transformation, who is paying the price? What kinds of people are paying the price?" Beide Äußerungen fielen anlässlich des Erscheinens von "Platform" (2000), Jias zweitem Spielfilm, der Anfang September 2000 auf dem Filmfestival von Venedig seine Weltpremiere feierte. Mit ihm nahm der Regisseur eine Besichtigung der 1980er Jahre in China, genauer: des Zeitraums von 1979 bis 1990, vor; das heißt, wenn man sich eine gewisse Vereinfachung gestattete, könnte man sagen: Worauf die Geschehnisse bei Zhang, Chen und Tian zulaufen, nämlich auf die Kulturevolution, bildet in Platform wenn auch nicht den Ausgangspunkt, so doch zumindest das diesen konkurrenzlos prägende Großereignis. Oder etwas salopp formuliert: Indem er chronologisch dort weitermacht, wo "Lebewohl, meine Konkubine", "Der blaue Drachen" und "Leben!" aufgehört haben, tritt Jias Film als eine Art Sequel der drei Werke in Erscheinung, mag es sich bei ihm auch in vielerlei Hinsicht um eine Revision derselben oder, im Sinne von Harold Blooms "anxiety-of-influence"-Konzept, um eine ödipale Kampfansage eines jungen Filmemachers an die Regie Vätergeneration handeln.
Considering that the German dramatist Heiner Müller has treated several times the subject of the angel of history, this essay proposes a comparison between Müller’s first angel (Der glücklose Engel) from 1958 and the original “angel of history” (Engel der Geschichte), a seminal text written by Walter Benjamin in 1940. Benjamin’s work reflects the author’s thoughts on the corruption of history and the dangerous notion of progress. Müller’s angel, on the contrary, despite his beliefs in the destructive force of the history, sees the future in a positive perspective.