830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
Refine
Year of publication
Document Type
- Conference Proceeding (108) (remove)
Has Fulltext
- yes (108)
Is part of the Bibliography
- no (108)
Keywords
- Germanistik (50)
- Bologna-Prozess (32)
- Exzellenzinitiative (32)
- Theorie (32)
- Zukunft (32)
- Virtuelle Hochschule (23)
- Kongress (10)
- Literaturwissenschaft (9)
- Germanistikstudium (7)
- Türkei (7)
- Digitale Lehre (6)
- E-Learning (6)
- Beruf (5)
- Deutsch (5)
- Deutschunterricht (5)
- Digitalisierung (5)
- Lehre (5)
- Lehrerbildung (5)
- Literatur (5)
- Forschung (4)
- Integriertes Lernen (4)
- Verführung <Motiv> (4)
- Arbeitsbelastung (3)
- Didaktik (3)
- Hochschule (3)
- Interaktivität (3)
- Johann Wolfgang von Goethe (3)
- Konferenz (3)
- Linguistik (3)
- Präsenzlehre (3)
- Schiller, Friedrich (3)
- Textarbeit (3)
- Altgermanistik (2)
- Arbeitsmarkt (2)
- Asynchronität (2)
- Blended Learning (2)
- DaF-Unterricht (2)
- Deutsch als Fremdsprache (2)
- Deutschland <DDR> (2)
- Deutschlehrer (2)
- Digitale Literatur (2)
- Erzählen (2)
- Erzähltheorie (2)
- Fremdsprache (2)
- Germanistikstudent (2)
- Goethe, Johann Wolfgang von (2)
- Hochschuldidaktik (2)
- Hochschulseminar (2)
- Internetliteratur (2)
- Karriere (2)
- Kongressbericht (2)
- Lektüre (2)
- Literaturpolitik (2)
- Nationalliteratur (2)
- Pandemie (2)
- Rezeption (2)
- Student (2)
- Umgedrehter Unterricht (2)
- Unterricht (2)
- Weimar (2)
- Weltgesellschaft (2)
- Wolfram <von Eschenbach> (2)
- Zensur (2)
- Amor und Psyche (1)
- Antiheldenlied (1)
- Arbeiterbewegung (1)
- Arbeitsaufwand (1)
- Arbeitswelt (1)
- Arnim, Achim von (1)
- Asynchrones Lehrformat (1)
- Aufklärung (1)
- Auslandsgermanistik (1)
- Ausländer, Rose (1)
- Aussprache (1)
- Ausspracheschulung (1)
- Ausstellung (1)
- Autonomisierung von Lernprozessen (1)
- Autorschaft (1)
- Bachmann, Ingeborg / Der Fall Franza (1)
- Bachmann, Ingeborg / Frankfurter Vorlesungen (1)
- Bachmann, Ingeborg / Todesarten (1)
- Bedürfnis (1)
- Berlin <West> / Junge Presse (1)
- Betreuung (1)
- Bibliographie (1)
- BigBlueButton (1)
- Bildschirm (1)
- Bildung (1)
- Bildungsbürgertum (1)
- Bildungssprache (1)
- Biographie (1)
- Bremen <1998> (1)
- CLARIAH-DE (1)
- Cagliostro, Alessandro di (1)
- Campuslehre (1)
- Celan, Paul (1)
- Chaostheorie (1)
- Charakterisierung (1)
- Comic (1)
- Computergestützter Unterricht (1)
- Computerunterstützter Unterricht (1)
- Coronasemester (1)
- Creative Commons (1)
- DaZ-Unterricht (1)
- Deutschdidaktik (1)
- Deutsches Sprachgebiet (1)
- Deutschland (1)
- Deutschland (DDR) (1)
- Deutschlehrerin (1)
- Dichtung (1)
- Digital turn (1)
- Digitale Daten (1)
- Digitale Materialien (1)
- Digitalität (1)
- Distanzlehre (1)
- Drama (1)
- Dramenpoetik (1)
- Elektronische Bibliothek (1)
- Emil (1)
- Empfindsamkeit (1)
- Epik (1)
- Erdbeben (1)
- Erfahrung (1)
- Erlebnisbericht (1)
- Erzählperspektive (1)
- Etherpad (1)
- Fernlehre (1)
- Fernstudium (1)
- Fernunterricht (1)
- Fiktion (1)
- Flexibilisierung (1)
- Flexibilisierung akademischer Lehre (1)
- Flipped Classroom (1)
- Fokalisierung (1)
- Forschungsinfrastruktur (1)
- Frauenliteratur (1)
- Fremdsprachenlernen (1)
- Friedrich Gottlieb (1)
- Gerhart (1)
- German Studies (1)
- Germanistische Linguistik (1)
- Geschichtsbild (1)
- Geschichtsschreibung (1)
- Globalisierung (1)
- Goethe, Johann Wolfgang von / Mächtiges Überraschen (1)
- Grimm, Jacob (1)
- Grimm, Wilhelm (1)
- Grundlage (1)
- Grundlagenvermittlung (1)
- Guerilla (1)
- Hauptmann (1)
- Hauptmann, Gerhart (1)
- Heine, Heinrich (1)
- Heldenepos (1)
- Heldenlied (1)
- Herbort <von Fritzlar> / Daz liet von Troye (1)
- Herder, Johann Gottfried von (1)
- Hermeneutik (1)
- Historische Umweltforschung (1)
- Historisches Erzählen (1)
- Hochhuth, Rolf (1)
- Humanität (1)
- Hybride Lehre (1)
- Infrastruktur (1)
- Interaktion (1)
- Interaktive Medien (1)
- Interdisziplinarität (1)
- Japan (1)
- Jeanne <d'Arc> (1)
- Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung (1)
- Journal des Luxus und der Mod (1)
- Jude (1)
- Judenvernichtung (1)
- Jüngerer Titurel (1)
- Kanon (1)
- Katalogisierung (1)
- Keller, Gottfried (1)
- Keller,Gottfried (1)
- Kernkompetenz (1)
- Kind (1)
- Kinder- und Hausmärchen (1)
- Klassik (1)
- Klopstock (1)
- Kommunikation (1)
- Kompetenzorientierter Unterricht (1)
- Kompetenzorientierung (1)
- Konfession (1)
- Konzeption (1)
- Kulturerbe (1)
- Kulturpolitik (1)
- Kulturvergleich (1)
- Kunst (1)
- Lehrmittel (1)
- Leipzig <2007> (1)
- Lernen (1)
- Lernplattform (1)
- Lernsoftware (1)
- Lesen (1)
- Lesen am Bildschirm (1)
- Leseverhalten (1)
- Lessing, Gotthold Ephraim (1)
- Lissabon (1)
- Literarische Romantik / Deutsch (1)
- Literarischer Text (1)
- Literarisches Leben (1)
- Literarisches Museum (1)
- Literaturarchiv (1)
- Literaturdatenbank (1)
- Literaturdidaktik (1)
- Literaturgeschichte <Fach> (1)
- Literaturgeschichtsschreibung (1)
- Literaturproduktion (1)
- Literaturunterrricht (1)
- Mann (1)
- Mann <Familie> (1)
- Mann, Thomas (1)
- Mediendidaktik (1)
- Medienkultur (1)
- Mediävistik (1)
- Meistersinger (1)
- Metapher (1)
- Metropole (1)
- Meyer, Conrad Ferdinand (1)
- Meyrink, Gustav (1)
- Mittelalter (1)
- Moodle (1)
- Morphologie <Linguistik> (1)
- Motivation (1)
- Musik (1)
- Musil, Robert (1)
- München / Monacensia - Literaturarchiv und Bibliothek (1)
- Nachkriegsliteratur (1)
- Nationalmythos (1)
- Naturlyrik (1)
- Netzkritik (1)
- Netzliteratur (1)
- Netzliteraturwissenschaft (1)
- Online-Ressource (1)
- Onlinelehre (1)
- Open Access (1)
- Open educational Resources (1)
- Paris (1)
- Paul, Jean (1)
- Pflichtliteratur (1)
- Poetologische Lyrik (1)
- Polen (1)
- Proseminar (1)
- Qualitätssicherung (1)
- RIAS (1)
- Realismus (1)
- Recke, Elisa von der (1)
- Reentweetments (1)
- Reinfried <von Braunschweig> (1)
- Romantik (1)
- Rückmeldung (1)
- Schriftsteller (1)
- Schriftstellerin (1)
- Schulung (1)
- Schumann, Robert (1)
- Selbstgesteuertes Lernen (1)
- Selbstreflexion (1)
- Shift from teaching to learning (1)
- Social Media (1)
- Social Reading Tool (1)
- Soziales Netzwerk (1)
- Sozialistische Einheitspartei Deutschlands / Zentralkomitee (1)
- Spielhagen, Friedrich (1)
- Sprache (1)
- Sprachskepsis (1)
- Staiger (1)
- Studieren mit Kind (1)
- Studium (1)
- Symbol (1)
- Synchrones Lehrformat (1)
- Textanalyse (1)
- Textproduktion (1)
- The University of Texas at Austin (1)
- Thomas (1)
- Tom Dieck, Martin (1)
- Universiteit Gent (1)
- Universität Bielefeld. Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft (1)
- Universität Potsdam. Institut für Germanistik (1)
- Universität Regensburg (1)
- Vermittlung (1)
- Veröffentlichung (1)
- Vorentlastung (1)
- Vormärz (1)
- Weimar / Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (1)
- Werk (1)
- Wiki (1)
- Wissenschaftliche Literatur (1)
- Wissenschaftliches Manuskript (1)
- Wissenschaftliches Schreiben (1)
- Wissenschaftsforschung (1)
- Wissensvermittlung (1)
- Zweitsprache (1)
- hundert Ansichten der Speicherstadt (1)
- Übersetzung (1)
Institute
- Extern (12)
- Neuere Philologien (1)
Mit den vorliegenden Ausführungen wird versucht, das häufig behandelte Phänomen der Verführung an der Rezeption von "Amor und Psyche", dem "artigen Märchen-Histörchen", wie es der spätantike Schriftsteller nennt, an einigen Beispielen aus der Lyrik der frühen Moderne aufzudecken. Wie bekannt, nahm Apuleus die Erzählung in seinem berühmt gewordenen Roman "Der goldene Esel" auf. Die Fabel erzählt, wie die Königstochter Psyche, die ihrer Schönheit wegen mit Venus verglichen wird, den Neid der Göttin herausfordert und dadurch veranlaßt, Psyche an ein Ungeheuer zu verkuppeln. Amor jedoch will Psyche für sich gewinnen und verlangt von Zephir, sie ihm in seinen Palast zu bringen. Psyche verbringt eine Liebesnacht mit Amor, ohne ihn sehen zu dürfen und zu wissen, daß er es ist. Von ihren Schwestern, die sie besuchen, verleitet, will Psyche das angebliche Ungeheuer, für welches Amor gehalten wird, im Schlaf töten. Beim Schein der Lampe erkennt sie den Gott. Er erwacht und verläßt sie. Nach Irrfahrten und bestandenen Prüfungen hilft ihr Amor letztlich doch. Jupiter setzt sich für die Vereinigung beider ein. Psyche wird in den Kreis der Unsterblichen aufgenommen.
In hermeneutischen Zugangsweisen zu literarischen Texten spielt das Ganze eine doppelte Rolle: Zum einen scheint hermeneutisches Verstehen grundsätzlich nach einer wie auch immer gearteten Form von Ganzheit zu tendieren, sei es nur in irgendeiner Form des Zusammenhanges, sei es als „Sinn des Ganzen“, wie die stärkste Formulierung dieser Tendenz lautet. Zum andern kommt bei literarischen Texten, dies schon bei Aristoteles und dann verstärkt seit der Kunstperiode, die Utopie des ästhetischen Ganzen ins Spiel. Diese doppelte Rolle veranschaulicht zum Beispiel eine aktuelle hermeneutische Publikation des Komparatisten Horst-Jürgen Gerigk („Lesen und Interpretieren“, 2002, 30): „Wir müssen das Ganze kennen, um eine ausserfiktionale Begründung einsehen zu können. Das wiederum bedeutet, dass durch das Denken der poetologischen Differenz immer das Ganze fixiert wird. Ja, der Sinn des Ganzen kann sich nur erschließen, wenn die innerfiktionalen Sachverhalte auf ihre außerfiktionale Begründung angesehen werden.“ Die Postmoderne hingegen hat, in Weiterführung der Moderne, das Ganze, als ästhetische wie als hermeneutische Kategorie ideologiekritisch verworfen und ihr den Befund der Fragmentarizität entgegengehalten. Die Notwendigkeit dieser Kritik soll nicht grundsätzlich bestritten werden. Doch lässt sich das künstlerische Ideal des Ganzen in Produktion und Rezeption von Kunst gänzlich verwerfen? Ist es nicht eher so, dass Spielarten von Ganzheit weiterhin, wenn auch eine theoretisch unbewältigte, weil tabuisierte Rolle spielen? Aus dieser Frage ergibt sich das Forschungsziel, die Kategorie des Ganzen in einem ersten Schritt, von Neuem zu beobachten. Dies soll hier anhand eines konkreten Materials, der zwei Fassungen des „Grünen Heinrich“, geschehen. Die Novellentheorie operiert mit einer bestimmten Spielart von Ganzheit: Eine Novelle soll ein überschaubares, auf einen Punkt zentriertes Geschehen enthalten. Die Formel der „merkwürdigen Begebenheit“ oder die Rede vom Wendepunkt ist Ausdruck dieser Vorstellung, die mit Aristoteles Bestimmung des Dramas eng verwandt ist. Diese Vorstellung eines geschlossenen Handlungs-Geschehens findet sich im „Grünen Heinrich“ thematisiert; so ist davon die Rede, dass eine Handlung in ein erbauliches Ende einmünden sollte (5. Kapitel), und in Äußerungen Kellers zum „Grünen Heinrich“ ist von der „Endabsicht“ die Rede, die er mit dem ganzen Buch verfolge. Dass die literarische Großform, welche das Buch darstellt, den ästhetischen Postulaten der Novellentheorie aber nicht genügen kann und will, wird mehrmals thematisiert und verteidigt. Insbesondere wird dies in der ersten Fassung auch in einem Vorwort thematisch, welches in der zweiten Fassung wegfällt. Die zweite Fassung, welche Keller Ende der 70er Jahre herstellt, stellt den Versuch einer Verbesserung der ersten dar; in der Umschreibung des ganzen Textes in die erste Person dokumentiert sich Kellers Wunsch zur Vereinheitlichung. In welchem Verhältnis steht diese ungewöhnliche zweite Autorisierung mit der zeitgenössischen Novellentheorie und deren Utopie eines künstlerischen Ganzen?
1787 erschien in Berlin ein schmales Schriftstück und erregte Aufsehen: "Nachricht von des berüchtigsten Cagliostro Aufenthalt in Mitau im Jahre 1779 und von dessen magischen Operationen. Von Charlotta Elisabeth Konstantia von der Recke, geborene Gräfin von Medem. An meine Freunde und Freundinnen in Kurland und Deutschland." So hieß es auf der Titelseite. Es handelte sich um die Entlarvung des Cagliostro als "ein grober Betrüger", "der nach den Charakteren, mit denen er zu tun habe, die Schwachheit und Neigung der Menschen mit schlauer List zu benutzen, und seine Rolle nach Umständen zwar ziemlich plump, aber doch auch sehr verschmitzt zu spielen wisse." (Träger, 397) Der Name der Verfasserin, Elisa von der Recke (1754-1833), sagt dem heutigen Leser wohl kaum etwas. Sie wurde 1754 als Tochter des kurländischen Hochadels Friedrich von Medem (1722-1785) geboren und 17jährig mit Georg Peter Magnus von der Recke (1739-1795), dem Neffen ihrer zweiten Stiefmutter verheiratet. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Schrift war sie allerdings schon seit sechs Jahren geschieden. 1778 hatte sie zum ersten Mal unter dem Namen "Elisa von der Recke" einen dünnen Gedichtband pietistisch-religiösen Inhalts veröffentlicht. Später reiste sie viel durch Europa und hinterließ vier Bände Reisetagebücher. Ihren literarischen Ruhm verdankt sie allerdings einzig der oben genannten Entlarvungsschrift, die auch die russische Kaiserin Katharina mit Interesse las und wegen ihrer aufklärerischen Bedeutung auch ins Russische übersetzen ließ.
Is the digital future a blessing for philologists, especially those working the vast area of Germanic Languages & Literatures? Or does it rather come with problems that jeopardize philology, in the Germanic and the broader scope? This paper sets out to explore the status quo (1.) of digital source material in Germanic philology, ranging from medieval manuscripts to 21st century e-books and their, at times, highly restricted availability to the scientific community. Do we really face a quantum leap in terms of open access, or is this leap rather confined to those only who pay the exorbitant fees specialist libraries charge for the use of their rare manuscript and book collections? How about Google Books (2.)? Are we in danger of neglecting everything that is (still) missing there? And what is in it for the German scholar? Can we believe that in some years’ time we will be able to get our hands on every source text we desire within seconds since it is only a click away? This paper critically assesses the process and progress of the digitization of mankind’s written records (3.), focusing on problems to be overcome by e.g. medievalists wishing to consult certain source material. This is illustrated by means of the example of how it is not yet possible consult certain materials related to the Franciscan preacher Berthold von Regensburg († 1272). A short concluding summary (4.) highlights perspectives for further thinking and discussion.
"Goethe meint, dass es mein bestes Werk sei", schreibt Schiller an Körner am 13. Mai 1801. Bezeugt sind zudem die, vor allem von der studentischen Jugend, begeistert und bejubelt aufgenommenen ersten Aufführungen 1801 in Leipzig. Heute dürfte die Jungfrau eher zu den weniger oft aufgeführten Dramen Schillers gehören. Schließlich handelt es sich auf einen ersten unbefragten Blick um sein befremdlichstes, um ein bizarres und mysteriöses Stück. Warum beschäftigt sich der Aufklärer und Klassiker mit einer mythisch-mystischen Hexe und Heiligen (denn sie ist beides in der Geschichte) in einer romantischen Tragödie? Von den Romantikern sind wir allerhand Spuk- und Gespenstergeschichten gewöhnt und Zauberbäume und sprechende Heiligenbilder überraschen uns nicht. Aber Schiller? Schiller ist doch, so verstehe ich ihn jedenfalls, ein politischer Dichter. Und da liegt auch schon die Antwort: eben deshalb.
Nähert man sich dem gewaltigen Werk Titan von Jean Paul ganz arglos und unvorbereitet, so begreift man rasch zweierlei: einmal, daß hier in schöner Hemmungslosigkeit das ganze romantische Inventar in Szene gesetzt wird, das bis hin zum Schauerroman hinlänglich bekannt ist, also Geister, Mönche, Geheimnisse, enigmatische Anweisungen, Testamente, Prophezeihungen, Verwechslungen, Liebes- und Todesdramatik usw., zum anderen, daß hier eine schier unerträgliche Spannung zwischen Natur und Künstlichkeit, zwischen Seelenphatos und Theaterwelt aufgebaut wird und daß die Grenzen zwischen diesen Bereichen immer wieder verschwimmen, sich auflösen, ineinanderlaufen, so daß es bis zum Ende hin schwer bleibt, sie voneinander zu scheiden. Das liegt nicht zuletzt an der Substanz, die gleichsam die heimliche ‚Heldin‘ des Romans ist: das Wasser; genauer: das Liquide, die Flüssigkeit, der ganz besondere Saft, der nicht nur das Blut (aber doch auch) als vielmehr die Tränen sind. Es wird viel geweint in diesem Buch, sei’s aus Kummer, sei’s vor Glück, sei‘s vor Lachen, und während man sich noch ratlos all die verweinten Gesichter vorzustellen sucht, die jede Gefühlsbewegung begleiten, versteht man, daß auch innerhalb dieses idealistischen Mediums der Tränen das Gleiche doch nicht dasselbe ist. Im unendlichen (Ver-)Wechselspiel von echten und unechten Doppelgängern, von scheinbaren und wirklichen Blutsverwandten, von himmlischer und irdischer Liebe oder gelebter und fantasierter Freundschaft verändern sich über mehr als 700 Seiten hin die Positionen immer wieder so unerwartet, so dramatisch bis hin zum Tragischen, so komisch bis zur Groteske und so geheimnisvoll einem unsichtbaren Ariadnefaden der inneren Psycho-Logik folgend, daß erst vom Fluchtpunkt der letzten Seite aus das ganze Gemälde überschaubar erscheint und alles in die rechte Perspektive rückt.
In meinem Vortrag habe ich einige Beispiele von Verführung in den Märchen der Brüder Grimm kommentiert, wo Tiere, Hexen, kleine Männchen, Menschen oder sogar der Teufel als Verführer erscheinen. Meiner Meinung nach spielt die Verführung in den Märchen eine erziehende Rolle, denn die meisten Kinder lesen diese Märchen nicht, sondern hören sie von ihren Eltern oder Großeltern, die ihnen beim Märchenerzählen die genauen Erklärungen geben können, weil das Märchenerzählen eine zwischenmenschliche Beziehung ist, an der Erwachsene und Kinder gleichermaßen teilnehmen, wobei das Kind daraus lernen kann, was erlaubt ist, was verboten ist, was schlimm ist, was gut ist, oder wo Gefahr lauert.
Der Begründer der Neuen Phänomenologie, Hermann Schmitz, rückt anläßlich einer Erläuterung des für ihn zentralen Begriffs der "implantierenden Situation" Goethes Gedicht Über allen Gipfeln ist Ruh ... in die Nähe der Haiku-Lyrik. Das von Schmitz nur beiläufig Konstellierte erweist sich bei näherem Hinsehen als aufschlußreich für das Verständnis der Naturlyrik aus Goethes erstem Weimarer Jahrzehnt. Denn es ist in der Tat die Haiku-Tradition, an der wir unseren Blick für manche Eigenheiten der lyrischen Sprache Goethes in jener Werkphase schulen können – einer Werkphase, die ich als "vorkritisch" bezeichne, da sie noch nicht unter dem Einfluß der kritischen Philosophie Kants steht und daher noch frei ist vom didaktisierenden Zug transzendentaler Subjektivität. Der japanische Blick auf den "vorkritischen" Goethe ist nicht nur von philologischem Interesse. Er zeigt uns, sehr viel weiter reichend, die Möglichkeit eines Sprechens über Phänomene, bei dem es kein die Erfahrung begleitendes und in seine Gewalt bringendes "Ich denke" zu geben scheint. ...
Emil Staiger und Thomas Mann
(2007)
Im Folgenden geht es um Emil Staigers Sicht auf Thomas Mann, um die oft fehl eingeschätzte, zutiefst ambivalente Haltung, die der berühmte Germanist gegenüber dem noch berühmteren Schriftsteller zeitlebens einnahm. Anregende Anmerkungen finden sich bereits in Thomas Sprechers Buch „Thomas Mann und Zürich“ von 1992. Diese sind aber ganz der Sicht Thomas Manns verpflichtet. Dagegen gibt es bislang keine Darstellung der Staiger’schen Beurteilung Thomas Manns. Nachfolgend werden vier Staiger-Texte aus unterschiedlichen Lebensphasen heraus gegriffen. Neben dem umstrittenen Jugendaufsatz „Dichtung und Nation“ von 1933 und der „Doktor Faustus“-Rezension von 1947 handelt es sich um zwei wenig bekannte Manuskripte aus dem Staiger-Nachlass in der Zentralbibliothek Zürich: einen Text, der vermutlich 1935 im Umkreis von Manns sechzigstem Geburtstag entstanden ist sowie die Vorlesung „Erzähler des 20. Jahrhunderts“, die Staiger im Sommersemester 1965 an der Universität Zürich gehalten hat.
Ich stelle fest – und mich zumindest erstaunte das –, dass es zwischen Literaturwissenschaft und Biotechnologie in einem wirklich zentralen Bereich interdisziplinäre Berührungspunkte gibt. Dass auch die Frage nach dem gelingende oder scheiternde Symbolgebrauch hier hinzugehört, werde ich im Folgenden zu zeigen versuchen. Ich befasse mich zu diesem Zweck mit der Schaffung von künstlichen Menschen in der fiktionalen Literatur und frage, welche Rolle der Symbolgebrauch und die Erzeugung semantischer Information in diesem Vorgang jeweils spielt. Im Speziellen wird es gehen um die Entzifferung von Lebensschrift bei GOETHE, ARNIM und MEYRINK.
Die Forschung zur Rolle und zum Anteil von Frauen in der Geschichte der Literatur hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und damit begonnen, ihr Profil weiter aufzufachern. Sie hat dabei inzwischen einen hohen Standard erreicht. Allerdings klaffen die Komplexität der Theorien, die literaturhistorische Praxis und die häufig immer noch schlecht dokumentierte und daher, im Verhältnis zum Vorhandenen, kleine Materialbasis immer stärker auseinander, obwohl zu den vielen Publikationen der letzten Jahre auch eine Reihe von Bestandsaufnahmen und literaturhistorischen Studien, Literaturlexika und Datenbanken gehört, die sich mit Frauen als Autorinnen beschäftigen. Im Zentrum dieser Arbeiten stehen die Suche nach vergessenen, verdrängten undJoder nie wahrgenommenen Autorinnen und Texten, die Biographien von Autorinnen unter Einschluss der bibliographischen wie faktischen Sicherung der Texte und die Beschreibung der Rolle von Autorinnen iin Literaturbetrieb ihrer Zeit.
Innerhalb der Reihe "GrenzBereiche des Lesens" gehaltener Vortrag. "GrenzBereiche des Lesens" ist eine kulturwissenschaftliche Vortragsreihe, die 2003 und 2004 an der Universität Frankfurt stattfand. In ihrem Beitrag zu Spannungsliteratur und Lesepraxen um 1800 entwirft Ute Dettmar aus kultursoziologischer Perspektive ein Bild von der Vielfalt und Dynamik der kulturellen, literarischen und diskursiven Praxen des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Die Gleichzeitigkeit von ästhetisch-normierender Auseinandersetzung um die Faszination des Schrecklichen, von aufgeklärter Lesekritik und einer unbefangenen bürgerlichen Lese- und Theaterpraxis, die sich nicht an das vorgegebene Maß und die Grenzen eines autonomieästhetisch konstituierten Kunstbegriffs hält, charakterisiert das spannungsreiche Mit- und Gegeneinander dieser Umbruchzeit. Anhand der Lektüre populärer Räuberromane erweist sich, dass Grenzziehungen zwischen hoch- und unterhaltungskulturellen Textverwendungsweisen weder in Hinblick auf Stoffe und Gattungen, noch in Hinblick auf die lesende Öffentlichkeit hier bereits rigide gezogen sind.