830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Als Mittel der für eine Reise konstitutiven Fortbewegung hat Goethe verschiedene Vehikel eingesetzt, das Spektrum reicht von den Fußwanderungen über die Fortbewegung zu Pferd, zu Schiff oder in der Kutsche bis zu den Reisen, die Goethe im Geiste unternahm – ausschließlich mit den Flügeln der eigenen Vorstellungskraft oder auch mit der Hilfe von Büchern, inspiriert durch Lektüre. Zu dieser letzten Art Reisen gehört offensichtlich die, um die es im folgenden gehen soll: "Goethes poetische Orientreise". Der Titel bezeichnet Goethes erstaunliche Begegnung mit den Dichtern des Orients in den Jahren von 1814 bis 1819 und das Werk, das daraus entstand. Es geht also um den Westöstlichen Divan, der mindestens in doppelter Hinsicht eine "poetische" Reise ist: eine Reise hin zu der Poesie des Orients und eine Reise mit den Mitteln der Poesie: der Phantasie und der literarischen Gestaltung.
Pastor Silber gehört zu den evangelischen Geistlichen seiner Zeit, die im Bereich ihrer Pfarrerpflichten nicht nur den gewöhnlichen, alltäglichen Schreibaufgaben nachgingen, sondern darüber hinaus sich der intensiven Produktion religiöser, aber auch teilweise weltlicher Texte widmeten, die sie auch drucken ließen. Obschon zerstreut in mehreren polnischen und deutschen Archiven und Bibliotheken lässt sich heutzutage sein gedrucktes Werk nachvollziehen. Es zeugt von seiner bemerkenswerten Produktivität. Seine gedruckten Werke repräsentieren vorwiegend die Textsorte Predigt, wobei die Subtextsorten Hochzeitspredigt und Leichenpredigt unter den Drucken quantitativ dominieren. Das umfangreichste (873 bedruckte Seiten), in der auf Kirchengeschichte und Ortsgeschichte bezogenen Fachliteratur häufig zitierte und für Forscher unterschiedlicher Disziplinen relevante Buch, das lange Zeit als verschollen galt, ist eine Predigtsammlung aus dem Jahre 1619, die – wie oben bereits erwähnt – 2016 bei der Bestandsaufnahme der deutschsprachigen Archivalien im Greiffenberger Pfarramt gefunden wurde.
A arte tem lugar fundamental para pensarmos cultura e sociedade. Assim, a literatura é tratada aqui como discurso social que pode ser debatido. Discutiremos o ensino de Literatura em LE em diálogo com práticas de Letramento literário em Língua Materna (LM). Para tanto, abandona-se a abordagem centrada na competência linguística do aluno em LE. Inicia-se pela ativação/construção de um repertório prévio em LM, que será base para a leitura em LE. Dessa forma, é possível preservar a potencialidade da leitura de literatura, entendida como medium de construção de um universo histórico-cultural e posicionamento crítico do sujeito. Como exemplo, apresentaremos uma proposta de aproximação pedagógica e intercultural com romances do gênero discursivo 'Bildungsroman'.
Ein möglicher, die Einbildungskraft des Rezipienten verändernder Effekt liegt in der Evokation von Exotik. Durch eine zielgerichtete linguistische wie auch literaturwissenschaftliche Betrachtung in Form einer poetischen Onomastik kann es gelingen, dem Namen das Geheimnis seiner Wirkung zu entziehen und ihn somit sprechend zu machen. […] Moers findet bei den Bezeichnungen seiner Protagonisten sowie deren Lebenswelten die Eigenart, durch versteckte Anspielungen, Lautmalereien, Anagramme und morphologische Besonderheiten, Sprache zu einem eigenen thematischen Handlungsträger zu funktionalisieren. Die Tatsache, dass es sich um ein deutschsprachiges Buch handelt, ist zur Feststellung der Erweckung exotischer Emotionen hilfreich, da das Abwägen von Eigen- und Fremdkultur stets eine subjektive Wertung bedeutet. Weiß man um die eigene kulturelle Ausprägung Bescheid, so ist auch das Bewusstsein bestimmter für das, was "eigen" und was "fremd" ist.
Themen wie Antisemitismus, Exil, Flucht oder Vertreibung wurden in der deutschsprachigen und vor allem in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur nach dem Zweiten Weltkrieg relativ spät und nur sehr zögerlich aufgegriffen. Das hängt sehr stark mit dem damaligen politischen Klima zusammen. Die meisten ÖsterreicherInnen fühlten sich als erste Opfer von Hitlers Annexionspolitik, die jüngste Vergangenheit wurde weder in der Öffentlichkeit, in der Literatur, noch in Schulen thematisiert, sondern meist verschwiegen und verdrängt. Vor allem der Kinder- und Jugendliteratur wurde die Aufgabe zugesprochen, eine heile Welt zu schaffen – vorrangig für jene Kinder, die den Krieg selbst miterlebt hatten. Dabei richtete sich der Fokus auf jene, die während der NS-Zeit in Österreich verblieben waren und nicht auf jene, die selbst von Anfeindungen aller Art betroffen waren. AutorInnen, die aus eigener Erfahrung berichten hätten können, waren noch nicht in ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt bzw. wurden auch nicht eingeladen, wieder zurückzukommen. In diesem Klima gab es kaum einen Markt für Kinderund Jugendbücher, die von einer Realität berichteten, die damals und auch lange nach Kriegsende kaum jemand hören wollte. Ein Beispiel dafür ist Mira Lobes Insu-pu. Die Insel der verlorenen Kinder. Das Buch war bereits im Exil verfasst worden und erschien zunächst 1948 in Tel Aviv. In der ursprünglichen Form weist es direkte Verbindungen zu Vertreibung und Exil auf, die in den deutschen Versionen ab 1951 verschwinden. In der Originalversion ist zu lesen, dass eine Kindergruppe aus einem bombengefährdeten Gebiet per Schiff evakuiert wird. In den späteren Ausgaben fehlt dieser Bezug zur Realität. Die Kinder geraten zufällig auf eine Insel, wo sie aus eigener Kraft einen Kinderstaat aufbauen und das eigene Überleben sichern. Der historische Bezug wurde damit gelöscht und mit ihm auch die Chance, sich in der Kinder- und Jugendliteratur kritisch mit der eigenen Vergangenheit zu befassen. Österreichischen AutorInnen wie Alex Wedding, Fred Wander oder der aus politischen Gründen ins Exil gegangenen Hermynia Zur Mühlen, die 1945 in ihrem Buch Little Allies Flüchtlingskinder aus 14 Nationen einander ihre Märchen erzählen lässt, wurden eher in der DDR als in ihrem Heimatland Österreich eine Stimme gegeben. ...
Der vorliegende Aufsatz geht davon aus, dass es die vermeintlich unspektakuläre, zugewandte 'Volksnähe' des Heiligen sowie seine Fähigkeiten als Prediger sind, die Michael Köhlmeier an Antonius von Padua faszinieren. Jedenfalls zeugen sowohl Köhlmeiers literarische Texte als auch seine Auftritte als Mythen- und Sagenerzähler von einem besonderen Interesse an Formen des kollektiven Erzählens sowie an der Beziehung zwischen Publikum und Redner. Vor diesem Hintergrund verfolgt der Beitrag zum einen die These, dass Köhlmeiers Erzählung sich als literarische Untersuchung zur Tradition der Antonius-Legenden lesen lässt, deren inhärenten Spannungen sie nachgeht und deren Produktionsmechanismen sie offenzulegen versucht. Es gehört zu den gattungskonstitutiven produktiven Problemen der Legende, dass sie ihren Gegenstand sowohl voraussetzen als auch performativ durch das eigene Erzählen herstellen muss: Die Heiligkeit der Person, von der die Rede ist, bildet zugleich Anlass und Ziel des Erzählens. In diesem zirkulären Projekt muss die Legende zum einen das Verhältnis zwischen individueller Handlungsmacht und göttlicher Vorsehung austarieren - der oder die Heilige muss als Person exzeptionell sein oder es erst werden, wobei ihm oder ihr diese Exzeptionalität als transzendente Auszeichnung zugeschrieben wird. Zum anderen verhandelt die Legende das Verhältnis zwischen Individuum und Kollektiv - der oder die Heilige muss sich zwar vom Kollektiv absetzen und abgrenzen, ist aber dennoch angewiesen auf die Anerkennung und Beglaubigung durch eine Gemeinschaft. Während die mittelalterliche Antonius-Biographik dieses triadische Gefüge ausbalancieren, heterogene Überlieferungen harmonisieren und widerständige Elemente tilgen muss, um die Lebensgeschichte des Heiligen zur wirkungsvollen Legende zu modellieren, unternimmt es Köhlmeiers Novelle, die plurale Vielstimmigkeit und immanente Widersprüchlichkeit der Überlieferung wieder zu entfalten. Dieses quasi-archäologische, quellenkritische Verfahren erfolgt allerdings nicht um seiner selbst willen, sondern dient, so unsere zweite These, der Etablierung einer eigenen, alternativen Version der Antonius-Legende. Über die produktive Umschreibung der Prätexte und die imaginative Füllung ihrer Lücken findet Köhlmeiers Novelle auf die alte Frage, wie sich Heiligkeit konstituiert, eine neue, durchaus überraschende Antwort: Die Macht zur Heiligung kommt hier nicht der göttlich inspirierten Rede zu, sondern dem Kollektiv.
Es ist bereits ein Topos der Goethe-Philologie, daß den "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten" insgesamt ein eher geringes Interesse zukommt [...].Das Erzählwerk ist [...] zuerst einmal Unterhaltungsliteratur. Einer Rahmenhandlung mit begrenztem, auf jeden Fall überschaubarem Personal sind kleinere Erzählungen eingepaßt, die als Erzählungen in der Erzählung einem durch ein aktuelles Krisengeschehen verunsicherten Hörerpublikum zwecks Zerstreuung dargeboten werden. [...] Die Rede von einem "Nebenwerk" ist auch gattungspoetologisch zutreffend, insofern die Unterhaltungen als kleineres Prosawerk Ende des 18. Jahrhunderts im Schatten des Romans standen. [...] Erst die Romantik und dann die Neuromantik sahen die innovativen Elemente des Erzählwerks, das die hochentwickelte romanische Novellistik in die deutsche Literatur einführte. [...] Dokumentiert werden soll, daß die "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten" wohl nicht zuletzt [...] als "Nebenwerk" bis in die aktuelle Gegenwart hinein unter einem gewissen Minderinteresse und einer gelegentlich allzu flüchtigen Behandlung zu leiden haben. In der Folge soll das Erzählwerk selbst im Mittelpunkt stehen: Zuerst wird die Entstehungsgeschichte behandelt, anschließend werden die inhaltliche Dimension und – damit verbunden – das Verhältnis von Rahmenhandlung und Binnenerzählungen in den Blick genommen.
Die traditionale Klassifizierung von "Wilhelm Meisters Lehrjahren" als "Bildungsroman" hat im Laufe der Jahre erhebliche Relativierungen erfahren. Goethes Werk, das 1795/96 nach langer Vorarbeit gänzlich umgestaltet in vier Bänden à zwei Bücher beim Verleger Friedrich Unger erschien, gilt inzwischen allenfalls noch als Muster einer "unerfüllten Gattung". Im Großen und Ganzen hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass mit den Lehrjahren ein "moderne[r], komplizierte[r] Künstler- und Zeitroman" vorliegt, dessen Modernität sich allenthalben in einer anspielungsreichen transtextuellen Struktur und einer "Symbiose von objektivem (naivem, klassischem) Verfahren und subjektivem (sentimentalischem, modernem) Gegenstand" manifestiert. Davon unberührt bleibt allerdings eine schon seit der ersten Rezeption Ende des 18. Jahrhunderts zu beobachtende Ambivalenz bei der Bewertung von Wilhelm Meisters Entwicklungsgang innerhalb des Romangeschehens. Bereits in der frühesten Rezeption konzentrierte sich das Für und Wider auf den Erzählschluss des Romans.
Mit den Brüdern Grimm [etablierte sich] zusehends eine ernstzunehmende Konkurrenz für den marktbeherrschenden von der Hagen [...] "Ganz allein regieren’" [...], die Vorherrschaft im neuentstehenden Fach zu gewinnen bzw. zu behaupten, danach trachtete indes nicht nur von der Hagen, danach trachteten auch die Brüder Grimm [...]. Der von ihnen beim Eintritt in die gelehrte Welt eingeschlagene Weg ging - nicht zuletzt wegen der verschiedenen Ausgangsbedingungen - allerdings in eine völlig andere Richtung als bei von der Hagen; ihr Ansatzpunkt war die Kritik und ihr Mittel die Polemik. [...] Die Geschichte dieses "Kriegs" ist zwar nur kurz, aber außerordentlich verwirrend, da nicht nur die Grimms und von der Hagen, sondern noch weitere Parteien mit jeweils eigenen Interessen involviert waren und das Streitgeschehen durch eine nicht immer ganz durchschaubare Stafette von Intrigen, Zurechtdeutungen, Halb- und Unwahrheiten sowie der durchaus gängigen Praxis der Verschleierung und des heimlichen Vorbehalts begleitet wurde.[D]er Eddastreit, auf den sich in der Folge die Charakterisierung dieses umfassenderen Wissenschaftskriegs konzentrieren soll, [ist] nur eine von mehreren Frontsetzungen im Wissenschaftskrieg zwischen den Grimms und von der Hagen.
Eine kontextuelle Untersuchung vermag sich vor allem dann als produktiv zu erweisen, wenn sie sich entstehungs- und publikationsgeschichtlich fundamentieren lässt. Demgemäß wird in der Folge die jeweilige Entstehungsgeschichte der beiden Prosawerke Goethes einer detaillierten Analyse unterzogen. Dabei sollen insbesondere die Arbeitsphasen der einzelnen Projekte festgemacht werden, um aus der Abfolge und der zeitlichen Nähe mögliche Abhängigkeiten zu erschließen. Im Zentrum des Interesses wird zum einen die Ferdinand-Geschichte aus der Erzählsammlung und werden zum anderen die Bücher 5 sowie vor allem 7 und 8 der Lehrjahre stehen. In einem zweiten Schritt wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die entstehungsgeschichtlich fundamentierte Kontextualität für die Deutung der beiden Werke nutzbar gemacht werden kann. Dabei wird konkret jeweils die Kommentierungsleistung des einen Werks für das andere untersucht.
Wenn von Tiererlösungsmärchen die Rede ist, denkt man so bald sicherlich nicht an das Grimm’sche Kinder- und Hausmärchen (KHM) 57 "Der goldene Vogel", obwohl auch hier eine Tiererlösung begegnet. Im Blickfeld des Interesses stehen allemal die titelgebende Märchenfigur des goldenen Vogels und die vielfältigen Abenteuer des Haupthandlungsträgers. Die Handlung selbst wird bestimmt durch die wechselnden Ereignisse, die die Suche und die Bemühungen des Märchenhelden um die Erlangung des goldenen Vogels begleiten. [...] In der Folge soll allein die Frage nach der unmittelbaren Genese der Grimm´schen Erzählung behandelt werden, soweit sie literarhistorisch plausibel und nachprüfbar zu rekonstruieren ist. Es ist also ein literaturwissenschaftliches Anliegen bzw. – insofern eben auch die mündliche Tradition miteinbezogen ist – ein solches der Historischen Erzählforschung und der Volkskunde.
Das Gedicht 'Boas' erschien erstmals im Mai 1912 in der avantgardistischen Zeitschrift "Der Sturm", die Lasker-Schülers Ehemann Herwarth Walden herausgab. Gemeinsam mit den Gedichten 'Ruth' und 'Pharao und Joseph!' veröffentlichte die Autorin es 1913 erneut in der Zeitschrift Die Freistatt, wobei im vorletzten Vers statt „Ueber seine Korngärten“ die Variante „In seine Korngärten“ zu lesen war. Was auf der Oberfläche ein sentimentales Liebesgedicht (i.e. 'Boas') zu sein scheint, erweist sich bei einer näheren Betrachtung, die die biblische Rut-Novelle einbezieht und den biographischen Konnex sucht, als … mnemosynetisches Gedicht, die poetische Erinnerung an ein gescheitertes Projekt in der Literatur wie im Leben.
'Schweigen und tanzen' : Hysterie und Sprachskepsis in Hofmannsthals Chandos-Brief und "Elektra"
(2011)
Hugo von Hofmannsthals Tragödie "Elektra" wurde bereits 1903 bei ihrer Uraufführung in Berlin von der zeitgenössischen Kritik als Inszenierung einer hysterischen Krankengeschichte aufgefasst. Die germanistische Forschung hat die Ansicht, dass Hofmannsthals Drama "klinisches Material in bürgerliches Bildungstheater" verwandle, immer wieder aufgegriffen und variiert. Als Vorlage für die Figur der Elektra gilt dabei gemeinhin die Hysterikerin Anna O. aus Joseph Breuers und Sigmund Freuds "Studien über Hysterie". Eine solche eindimensionale Interpretation ist jedoch aus verschiedenen Gründen - nicht nur im Hinblick auf Hofmannsthals Kenntnis der "Studien über Hysterie" zum Zeitpunkt der Niederschrift seines Dramas - fragwürdig: Vernachlässigt wird dabei insbesondere die Bedeutung des Prozesses einer Umschrift von Fallgeschichten in Literatur, mithin die Transposition, welche die Versatzstücke aus dem medizinsch-psychoanalytischen Bereich erfahren, wenn sie in das poetische Gefüge eines literarischen Textes eingerückt beziehungsweise in den Zusammenhang eines Gesamtwerkes wie dasjenige Hofmannsthals und seiner ihm eingeschriebenen Poetologie gestellt werden.
Wer heute die Modernität von Georges Lyrik behauptet, hat das Frühwerk, also Zyklen wie "Algabal" (1894), "Das Jahr der Seele" (1897) oder den "Teppich des Lebens" (1899) im Blick. Im Einklang mit der Poetik von Georges Lehrmeister Stephane Mallarme, der Lyrik französischer und belgischer Symbolisten scheinen sich diese Gedichte radikal von der Erfahrungswelt losgesagt und allein das Dichten selbst - den Inspirationsmoment, den kreativen Sprachprozeß, das gelungene Artefakt -a zum Gegenstand zu haben. Von ihnen unterscheiden sich die anschließenden Gedichtbände "Der Siebente Ring" (1907), "Der Stern des Bundes" (1919) und "Das neue Reich" (1928) durch ein Zurücktreten von Wortartistik und Sprachreflexion, und rascher als angemessen wäre hat man sich zu einem recht schematischen Kontrastdenken verführen lassen. Dessen Logik folgend, pflegt ein Großteil der Forschung der reinen, alle Buchstäblichkeit transzendierenden Spiritualität des Frühwerks die didaktische Intention der späteren Bände entgegenzustellen, dem Credo für das utopische Reich der Poesie hier das Plädoyer für ein (wenn auch "geheimes") "Deutschland" dort, der antimimetischen Poesie eine realistische, einer Kunst, die sich im Zirkel unendlicher sprachlicher Repräsentation dreht, eine andere, der Bezeichnung und Sachverhalt vorgeblich eins sind.
An der Behauptung, Georges Gedichte seien modern, ist entschieden festzuhalten, wenn es zu ihrer Legitimation auch neuer Modernitätskriterien bedarf. Im Bemühen, diese Suche voranzutreiben, konzentrieren sich die folgenden Überlegungen auf die von Georges Dichtung und Literaturpolitik stets bedachte Problematik der sprachlichen und bildlichen Repräsentation.
Annette von Droste-Hülshoff hat neben ihren zu Lebzeiten erschienenen literarischen Hauptwerken keine explizit poetologischen Schriften hinterlassen. Dieser Befund überrascht bei einer Autorin, deren Gedichte und Prosatexte in hohem Maße selbstreflexiv sind. Eine mögliche Begründung dafür, dass diese konzeptionelle Energie nicht in eine individuelle Poetik mündete, kann sich auf kulturhistorische und biographische Argumente stützen. [...] Sich auf dem Literaturmarkt mit programmatischen Schriften oder literaturkritischen Zeitschriftenbeiträgen zu positionieren, wäre für Annette von Droste-Hülshoff undenkbar gewesen. Dem Verbot zum Trotz ließ sie sich allerdings nicht davon abhalten, alle verfügbaren Journale zu lesen und sich akribisch in Diskurs und Regularien zeitgemäßer Kritik einzuarbeiten. Daraus folgten verschiedene Strategien der Camouflage und des Versteckspiels, um die gewonnenen Fertigkeiten insgeheim und in gleichsam unverdächtigen Medien zu erproben: Poetologische Reflexionen liegen subkutan in Gedichten verborgen, die oberflächlich gelesen von der westfälischen Landschaft oder einer fragilen weiblichen Identität handeln, Spurenelemente verbotener Literaturkritik finden sich in den Briefen an Schücking und Elise Rüdiger. Wenn sich die Autorin nämlich, selten genug, in Briefen und Gedichten explizit über Poesie äußert, dann überrascht sie mit denkbar schlichten und dem eigenen Modernitätsanspruch kaum angemessenen Formulierungen. [...] Das sind Ungereimtheiten, die ich in diesem Beitrag zu erklären versuche. Sowohl die erste Beobachtung, dass Droste poetologische Äußerungen versteckt, als auch die zweite, dass die bestens und aktuell informierte Autorin mitunter zu solch anachronistisch anmutenden Formeln wie den oben zitierten greift, möchte ich vor dem Hintergrund ihrer kritischen Zeitgenossenschaft diskutieren. Meine Hypothese ist, dass das Spannungsfeld in Drostes Texten kontextuellen Spannungsfeldern korreliert und zu ihnen in ein Abbild- und Reflexionsverhältnis tritt. So, nämlich kontextbezogen und als Verhältnisbestimmung gesehen, erscheinen mir Drostes Verlautbarungen über das Dichten nicht weniger politisch als die ihrer vormärzlichen Kolleg*innen. Ein solches Vorgehen erfordert einen nochmaligen Blick in die Geschichte des 19. Jahrhunderts, und zwar unter besonderer Berücksichtigung jener ungeheuren, für das Jahrhundert charakteristischen Veränderungsdynamik, die Jürgen Osterhammel im Titel seiner Studie "Die Verwandlung der Welt" zum Ausdruck bringt. Einige der Fragen, die mich während der Suche nach Annette von Droste-Hülshoffs 'ungeschriebener Poetik' in ihren Texten und Briefen beschäftigen werden, richten sich auf die besonderen, von der Autorin selbst analysierten Modernisierungserfahrungen in Westfalen.
Aus einem ultranationalistischen Blickwinkel skizzierte Kuffner auf 32 Seiten und fünf beigefügten Karten die aus seiner Sicht notwendige territoriale Neuordnung Europas, die sowohl die allslawische Frage "od Šumavy až po Bajkal či Tichý Oceán" [vom Böhmerwald bis zum Baikalsee bzw. Pazifik] lösen als auch einen dauerhaften Frieden garantieren sollte. Die Hauptrolle dabei hatte er einem neu zu formierenden Staat zugedacht, dem er zwar den Namen "Čechy" (Böhmen) gab, der jedoch nicht nur die historischen Grenzen des Königreichs, sondern auch diejenigen der 1918 gegründeten ČSR deutlich überschritt. [...] Mit dieser überzogenen Denkschrift sollte Kuffer (unbeabsichtigt) einer antitschechischen Propaganda dies- und jenseits der 1919 sanktionierten Grenzen für 20 Jahre Dauermunition liefern: Binnen weniger Jahre avancierte sie zum meistzitierten tschechischen Werk im völkisch-deutschnationalen Schrifttum der 1920er und 1930er Jahre. Man glaubte in Kuffners Schrift "das heimliche Grundkonzept des tschechischen Imperialismus" aufgedeckt zu haben.
Der Beitrag widmet sich der literarischen Figur der alten Frau in Stifters Erzählungen "Das Haidedorf" (1844) und "Kazensilber" (1853). Im Fokus der Analyse steht ihr Dasein als Grenzgängerin zwischen narratologisch und topographisch entfalteten Dichotomien. Die Grenzziehungen zwischen diesen Gegensätzen, gerade in Bezug auf Natur und Kultur für das Stiftersche Werk häufig untersucht, verwischen bei genauer Betrachtung der Erzählungen. Die Großmutter, so die These dieses Aufsatzes, agiert zwischen den Bereichen und schafft auf diese Weise eine Zwischenwelt. Durch die Binnengeschichten in den beiden Erzählungen und die topographischen Gegebenheiten in "Kazensilber" und "Haidedorf" lässt sich diese These verifizieren.
Für Lessing [...] war die Epoche der Nationalliteratur [...] an der Zeit gewesen; und er hat in Hamburg nicht wenig für den "süße[n] Traum" gewirkt, "den Deutschen ein Nationaltheater zu verschaffen, da wir Deutsche noch keine Nation sind". Gleichwohl operierte er als Autor wie als Kritiker schon früh und je später desto mehr im Horizont der Weltliteratur. Um diesen literarischen Ausgriff in die "große Welt" besser zu verstehen, muß man sich zunächst seine ursprüngliche "kleine Welt" vergegenwärtigen.
Es [hatte]keineswegs nur ökonomische Gründe, daß Goethe in "Ueber Kunst und Alterthum" fast völlig auf eine bildliche Wiedergabe der behandelten Kunstwerke, damit er sie so „dem Anschaun sinnlich oder auch nur symbolisch näher brächte“, Verzicht leistete, sondern daß er statt solcher (wie auch immer vermittelten) Unmittelbarkeit der ästhetischen Anschauung supplementär auf „Reflexion und Wort“ als (wie George Steiner sagen würde) ‘sekundäres, parasitäres’ Medium der Kunstkritik setzte.
Selten dürfte ein Roman während seiner Entstehung von so kompetenten Werkstattgesprächen begleitet gewesen sein, wie sie der Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller zu "Wilhelm Meisters Lehrjahren" in den Jahren 1794-96 bezeugt. Dieser so kritische wie beflügelnde Dialog wurde jedoch gleich nach Erscheinen des ersten Bands im Januar 1795 durch einen Widerstreit der öffentlichen wie der privaten Reaktionen zu diesem Roman überlagert. In dieser durch den Xenien-Streit zusätzlich aufgeheizten Situation publizierte der damals fünfundzwanzigjährige Friedrich Schlegel, der soeben nach der Entzweiung mit Schiller und Woltmann von Jena nach Berlin übersiedelt war, im September 1797 im dortigen Lyceum der schönen Künste das selbstbewußte "Kritische Fragment.
Goethes "Italienische Reise" als antiromantische Konfession: diese Zugangsweise zu einem der klassischen Texte der deutschen, ja europäischen Reiseliteratur dürfte nicht nur auf den ersten Blick befremden. Denn ist Goethes "Italienische Reise" nicht vor allem ein Gründertext der spezifisch deutschen, Klassiker und Romantiker (ja selbst noch ihre störrischen Nachfahren wie Rolf Dieter Brinkmann) verbindenden "Faszination des Südens"? Und bildet sie nicht zugleich den Höhepunkt in Goethes lebenslanger Aneignung Italiens wie keiner anderen fremdsprachigen Kultur?
Während Anastasius Grüns übersetzerischer Beitrag zur Entwicklung der slowenischen Literatur in der slowenischen Sprach-, Literatur- und Übersetzungswissenschaft bis heute kein Interesse zu erwecken scheint, zeichnet sich in der slowenischen Germanistik seit den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein eindeutiger Paradigmenwechsel im wissenschaftlichen Umgang mit Anastasius Grün und seinem literarischen und politischen Wirken im Hinblick auf das Slowenentum ab, das immer häufiger zum Gegenstand kritischer und ausdifferenzierter Untersuchungen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen wurde. Dieser Wechsel hängt mit den in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts im slowenischen Raum verlaufenden Demokratisierungsprozessen zusammen und resultiert aus der Einsicht, dass die dort entstandene, in den slowenischen Raum transferierte und darin rezipierte Literatur in deutscher Sprache die Bildung der slowenischen Kulturidentität nachhaltig beeinflusste: Die Rede ist von der europäischen Kontextualisierung der slowenischen Literatur- und Kulturentwicklung und - in deren Rahmen - von der Erforschung der deutschsprachigen Literatur und Kultur im slowenischen Raum. Der Beitrag versucht, den bisherigen literaturwissenschaftlichen Forschungsrahmen theoretisch zu erweitern, indem auf die Ansätze des literarischen Feldes von Pierre Bourdieu zurückgegriffen wird, mit dem Ziel einer Neuinterpretation von literarischen Wechselwirkungen zwischen Anastasius Grün und dem bedeutendsten Vertreter der slowenischen romantischen Literatur und slowenischen Nationaldichter France (Franz) Prešeren (1801–1849).
Zu den traditionellen Gebieten des Kontaktes zweier Sprachen gehört bekanntlich das Rechtswesen. Die Ergebnisse unserer bisherigen sprachhistorisch vergleichenden Untersuchungen anhand von Rechtstexten belegen, dass die Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Ost-und Mitteleuropa Spuren in den Sprachen der jeweiligen, das Recht rezipierenden Sprachgemeinschaften hinterlassen hat. Diesen Spuren wurde im Rahmen unserer Untersuchungen nachgegangen.
Archäologie des Arbeiter- und Bastlerstaats : Marc Schweskas Roman "Zur letzten Instanz" (2011)
(2020)
Mit seinem Roman "Zur letzten Instanz" hat der Berliner Autor Marc Schweska 2011 einen lesenswerten und vor allem ungewöhnlichen Roman veröffentlicht. Das liegt nicht daran, dass dieser Roman über die Ostberliner Subkultur der 1980er Jahre letztlich auch ein Berlinroman ist, wie es sie bereits in Überfülle gibt, und auch nicht daran, dass "Zur letzten Instanz" sich immer wieder der Mittel des Schelmenromans bedient. Ungewöhnlich ist Schweskas Roman vor allem, weil er zuallererst ein Bastlerroman ist und sich sowohl inhaltlich als auch formal mit dem Basteln auseinandersetzt. [...] Als Schlüsselfigur im Prozess der Theoretisierung des Bastelns kann Claude Lévi-Strauss gelten. Nachdem der französische Anthropologe in seiner 1962 publizierten Monographie "Das wilde Denken" seine berühmten Ausführungen zur 'bricolage' veröffentlicht hatte, in denen er das Basteln als Ausdruck eines der künstlerischen Tätigkeit nahestehenden 'konkreten Denkens' und den Bastler als Gegenspieler des Ingenieurs bestimmte, avancierte das Basteln zu einem zentralen Konzept strukturalistischer und poststrukturalistischer Theorie und Theoriebildung und wurde im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend als eine maßgebliche Kulturtechnik und als ein zentrales Kulturmodell einer (wie auch immer verstandenen) Postmoderne aufgefasst. "Die Postmoderne", so erklärt etwa Thomas Reinhard, könne deshalb nicht nur als "Periode des Zitats", sondern vor allem auch als "Epoche des Bastlers" charakterisiert werden. In seinem Roman schließt Schweska nun an diesen Diskurs an und zeigt sich mit den strukturalistischen und poststrukturalistischen Theorien des Bastelns vertraut. Besonders ist "Zur letzten Instanz" aber vor allem, weil Schweska diese Theorien hier auf die DDR bezieht, der - wie allen unter den Bedingungen des Mangels wirtschaftenden Staaten des 'Ostblocks' - eine besondere Affinität zum Basteln nachgesagt wird. Dadurch wendet sich der Autor nicht nur einer bislang unzureichend beleuchteten Episode der Geschichte des Bastelns zu; vielmehr eröffnet er auch eine ungewohnte Perspektive auf die Geschichte der DDR, indem er diese am Beispiel des Bastelns zu erkunden versucht und sich dafür selbst der Mittel des Bastelns bedient.
Heines Naturästhetik
(2001)
1828 verkündet Heinrich Heine das Ende der Kunstperiode, die er durch Goethes Klassizismus formal und inhaltlich geprägt sieht. Die autonome Kunstauffassung des Weimarers schürt den von Heine erkannten Konflikt zwischen Kunst und Lebenswirklichkeit, der nur gelöst werden kann, wenn sich ein Dichter mit den politischen und sozialen Problemen seiner Gegenwart auseinandersetzt und sich einem harmonischen, ganzheitlichen Weltbild verweigert. Mit seiner Naturästhetik zielt er auf eine Überwindung der traditionellen ästhetischen Normen der Klassik und Romantik, die er als formalistischen Zwang empfindet, verlangt Anschaulichkeit und Natürlichkeit der Sprache, einer Sprache, die sich am Menschen orientiert und nicht an Poetiken, einer Sprache, die Subjektivität und Erfahrungen zuläßt und die auch im sozialen Interesse die Kunst dem Leben, der Wirklichkeit öffnet. Diese Natürlichkeitsideale tiefergehend zu untersuchen - so Heines Auseinandersetzung mit der Naturphilosophie, seine kulturkritischen Reflexionen im Rahmen einer Kulturgeschichte der Natur und im Rahmen der Natürlichkeitsvorstellungen anderer Schriftsteller, z.B. die der Aufklärer wie Albrecht von Haller -, vielleicht kann dazu die vorliegende Skizze einladen.
Seit den 1980er Jahren entwickelte sich in den Literaturwissenschaften die Fragestellung nach den literarischen Konstitutionsbedingungen der Beschreibung fremder Kulturen. Dies untersuchte vor allem die narrativen Entwürfe der Begegnung mit dem Fremden in fiktio-nalen Texten. Das Schaffen Hermann Hesses bildet ein Beispiel dafür, dass unterschiedliche Mentalitäten unterschiedliche Wahrnehmungsformen von Kulturen präformieren.
Alles Fake, reine Konstruktion. Oder? : narrativierte Unsicherheit in Tamara Bachs "Marienbilder"
(2019)
Im Strukturalismus wird Literatur verstanden als ein sekundäres modellbildendes System (vgl. Titzmann 1977, S. 69). Sekundär bedeutet, dass Literatur ein neues zeichentheoretisches System konstituiert, in dem die Signifikate der normalsprachlichen Zeichen eine neue Bedeutung bekommen; der Text erschafft folglich das Modell einer Welt und entspricht demnach nicht nur nicht der Realität, sondern soll es auch erst gar nicht (vgl. ebd., S. 65– 85). Dieses erschaffene Modell einer Welt meint das, was im Folgenden als Konstruktion bezeichnet wird. Was geschieht jedoch, wenn nicht einmal auszumachen ist, ob dem, was in der erzählten Welt geschieht, ein diegetischer Wahrheitsgehalt zugesprochen werden kann oder nicht? Und wie wird diese Unsicherheit narrativ erzeugt? ...
Lange Zeit herrschte im Forschungsdiskurs die Meinung vor, dass Kinder- und Jugendliteratur »aus sich selbst heraus verständlich sei und keiner literaturwissenschaftlichen Interpretationskunst bedürfe« (Gansel / Korte 2009, S. 7). Aus diesem Grund standen Fragen nach der Machart der Texte im Verhältnis zu Fragen nach ihren »Inhalte[n], Themen, pädagogische[n] Strategien und so genannte[n] ›Botschaften‹« (ebd.) häufig im Hintergrund. Diese Vorstellung hat sich mittlerweile jedoch gewandelt, was nicht zuletzt auf eine grundlegende Veränderung in der literarischen Landschaft seit Ende des 20. Jahrhunderts zurückzuführen ist...
Der Dichter als Stifter und/ oder Anstifter : deutsch-rumänische Lesarten gegenwärtiger Lyrik
(2007)
Das Interessante [...] ist, dass der lyrische Teil des Divans einen kulturhistorisch die Zeit transzendierenden utopischen Schwebezustand zwischen Ost und West inszeniert, welcher in kognitiver Spannung zum Ertrag des im Rahmen des Kolonialismus angehäuften Wissens über den Orient steht. Aus dieser Spannung entsteht die charakteristische Ambivalenz des deutschen Sonderwegs im Zusammenhang mit dem Orientalismus. Damit wird die ambivalente Stellung des deutschen Orientalismus auch am Divan deutlich. Die Spannung im Divan bedeutet, dass das Werk als Modell für Dialog und Verständnis zwischen Orient und Okzident gelesen werden kann, und es kann auch als utopischer Entwurf für den grenzüberwindenden Umgang mit fremden kulturellen Möglichkeiten gedeutet werden. Im Folgenden werden einige Aspekte davon behandelt.
There are many aspects of Haas' life and experiences in India which deserve greater attention. I would like to refer briefly only to his attempts as a litterateur to come to terms with 'India' as presented in his autobiographical recollection and to some comparative cultural reflections in his essays. Like all reconstructions his autobiographical recollection of India is also a construct in which the site of India as a place of exile is justified by an achieved awareness between conscious individual choice and inevitability. An individual acts out a personal history, the prefiguration of which he only becomes aware of in the form of a subsequent epiphanic realization. Given Haas' literary background, it is not surprising that this is articulated through a literary association.
Die Produktion historischer Romane wurde von den Versuchen der Zeitgenossen begleitet, sich über die Neuerung - da sie einmal als solche empfunden wurde - zu verständigen und über ihren Wert Gewißheit zu erlangen. Von diesen Versuchen wird der vorliegende Beitrag handeln. In ihm geht es also weder um allgemeine Überlegungen zur Literaturtheorie, die Romantheorie eingeschlossen, noch speziell um die Theorie des historischen Romans überhaupt. Größtenteils muss zudem außer Betracht bleiben, was die Forschung der letzten Jahrzehnte an empirischem Wissen über die Verfasser historischer Romane im Vormärz und diese selber zu Tage gefördert hat, auch an Abhandlungen zur Interpretation. Der vorliegende Beitrag zielt lediglich auf einen einzigen Punkt: die Theorie des historischen Romans in Autor-Reflexionen aus dem Vormärz (unter gelegentlichem Einschluss von Äßuerungen aus dem Nachmärz). Sie stammen von einigen der wichtigsten Schriftsteller der Epoche, ob sie nun selber Beispiele der Gattung schufen oder nicht, und lauten in der Regel entweder ablehnend, manchmal sogar krass ablehnend, oder befürwortend, von milder bis zu enthusiastischer Zustimmung.
Die erste Hypothese: Die Börne-Forschung machte besonders seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts bedeutende Fortschritte; sie ließ die 'Dramaturgischen Blätter', sozusagen das Debut des Autors, nicht unbeachtet; diese liegen mittlerweile, so der Eindruck, recht kenntlich vor den Augen der Interessierten, klar und heiter wie eine
schöne Landschaft unter der Sommersonne - und doch verdunkeln einige prinzipielle Schwierigkeiten, die sich mit dem Werk verbinden, das Verständnis bis zur Gegenwart.
Die zweite Hypothese: Konnte die bisherige Forschung den 'Dramaturgischen Blättern' nicht völlig auf den Grund sehen, ihren Kern nicht zu Tage fördern, so ist erstens immer noch die schon von Tröger und Inge und Peter Rippmann
benannte Ursache virulent: die "mangelhafte Erfassung der auf Börne direkt einwirkenden geistigen Richtungen". Sowie ein Zweites, damit Verbundenes: "die komplexe wie komplizierte Substanz" von Börnes Schaffen. Das trifft auf das ganze zu wie auf Teile davon, auf Teile wie auf Details darin.
Unter den verbindenden Elementen der hier zugrunde zu legenden Selbstlebensbeschreibungen soll in der Untersuchung allerdings ein einziges den Vorzug haben: Als Material dienen die Jugendgeschichten ausschließlich solcher Menschen, die im Verlauf ihres Lebens zu Künstlerpersönlichkeiten heranreiften. Stellten die Verfasserinnen und Verfasser eine Verbindung her zwischen ihrer Jugend im Vormärz und ihrer späteren Existenz als Künstlerinnen oder Künstler, und welchen Besonderheiten der Ära schrieben sie einen bedeutenden oder sogar überragenden Einfluß auf ihre Persönlichkeitsentwicklung zu?
Im Juli 1842 wanderte Johann Konrad Friederich nach Frankreich aus. Fortan lebte er knappe fünf Jahre in der französischen
Hauptstadt, bis zum Frühjahr 1847. Hier betätigte er sich, wie in Deutschland, weiterhin als Journalist und Schriftsteller. Er verfaßte oder stellte fertig u.a. das umfängliche Buch mit dem Reiz-Titel "Dämonische Reisen in alle Welt" sowie vermutlich den größeren Teil seiner reichhaltigen Memoiren (insgesamt rund 2000 Seiten). Im Frühjahr 1847 verzog er nach Ingouville bei Le Havre, wo er noch elf Jahre lebte und am 1. Mai 1858
verstarb. Ein Exilierter?
The paper aims to discuss the relations between culture, power and language in Bachmann’s story "Undine geht". Undine is a water creature that lives among humans for a period of time and this fact allows her to criticize them, their way of life, of love and of relate to others. Undine’s critique is that the discourse or language shows the domination that is present in the human relations, for example, in the submission of the individual to a collectivity, as well as in the relations between men and women. She condemns this society which is regulated by money, social roles, which are false representations and generate a repression for social and individual life. This is why Undine denounces strongly the humans and their society. But she also invites the humans to know themselves and to search for the truth. Only this can liberate them from repression and give them the possibility to live a dignified life.
Zieht man ein Fazit aus den verschiedenen Aspekten der Disziplinen Fremdsprachenerwerb, Musikerziehung und Interkulturelle Erziehung, führt dies zu interdisziplinären Überlegungen darüber, inwieweit sich eine Kooperation miteinander für jeden der Bereiche als sinnvoll erweist bzw. erweisen kann. Musik und Sprache haben sehr viel gemeinsam - beide sind nach einem Regelsystem konstruiert d.h. Wörter und Klänge werden zu größeren funktionellen Einheiten wie Sätzen und Phrasen zusammengefügt. Diese Regelsysteme bestimmen jeweils auch die Beziehungen ihrer einzelnen Teile zum Ganzen und bestimmte Abhängigkeiten der sprachlichen und musikalischen Elemente voneinander. Sie werden vom Menschen durch unbewusste Lernprozesse erworben. Der Beitrag stellt die Ergebnisse einer Studie dar, die an der Pädagogischen Fakultät Hradec Králové durchgeführt wurde und die sich dem Thema Musik im Fremdsprachenunterricht widmet. Es wurden ausgewählte Deutschlehrwerke analysiert und anschließend eine Umfrage unter Fremdsprachenlehrern durchgeführt. Musik im Fremdsprachenunterricht (FSU) zu verwenden, hat ein großes Potenzial. Deshalb sollte sie ein fester Bestandteil in jeder Phase des Fremdsprachenerwerbens sein.
Bei Thomas Brussigs Roman "Wie es leuchtet" (2004) wird die Wende 1989/1990 anhand der Veränderungen im Leben einer Vielzahl von Figuren geschildert, insbesondere die Spannung zwischen der Offenheit des ersten Momentes, die die Gestaltung hybrider Identitäten förderte, und der Macht der Ordnungsinstanzen, die sich um die Wiederaufstellung eines normativen Kanons bemühten. Die Abschnitte "Sprache" und "Körper" befassen sich mit einigen Formen der Hybridität, die im Roman gezeigt werden. Der darauffolgende Abschnitt "Der Westen" kommt fokussiert die Beschreibung des restaurativen, neukolonialen Prozesses, der bereits mit den Wahlen 1990 einsetzte, und sucht in Brussigs Text die Chancen einer gesamtdeutschen Identität.
Aktuelle Berichte
(2014)
Repräsentationen der verlorenen Heimat in der deutschsprachigen Literatur Böhmens, Mährens und Schlesiens. Internationale Tagung in Vitoria-Gasteiz, 27.-29. Juni 2013
Transnationale Repräsentationen von Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg (Deutschland - Polen - Tschechien - Slowakei). Internationale Tagung an der Universität Lille 3, 20.–22. März 2014
"Ende einer Ära. 1914 in den Literaturen der Donaumonarchie und ihrer Nachfolgestaaten". 22. Franz Werfel-StipentiatInnen-Tagung in Wien, 28.–29. März 2014
Projekt SpoluRosteme :: ZusammenWachsen :: 30 Jahre GFPS-Geschichte im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung in Mittel- und Osteuropa. Internationales Seminar in Ústí nad Labem, 3.–6. April 2014
Zentren und Peripherien. Deutsch und seine interkulturellen Beziehungen in Mitteleuropa. Sektion: "Macht und Ohnmacht. Hegemonialität und Marginalität in den Literaturen Mitteleuropas". IV. Kongress des MGV in Erfurt, 10.–12. April 2014
Eine "Nomadisierung der Moderne"? Interdisziplinäre Perspektiven der Interkulturalitätsforschung. Internationale Tagung am Internationalen Forschungszentrum Chamisso-Literatur an der Universität München, 26.–28. Juni 2014
"Deutsch ohne Grenzen". Tagung des Germanistenverbandes der Tschechischen Republik in České Budějovice, 16.–18. September 2014
Frieden und Krieg im mitteleuropäischen Raum. Historisches Gedächtnis und literarische Reflexion. Kolloquium der Österreich-Bibliotheken im Ausland. Tschechische Republik, 20.−27. September 2014
Als literarisches Konzept der zeichenhaften Vergegenwärtigung, das primär am bildlichen Sehen orientiert ist und die intuitive Wahrnehmung betont, erweitert sich die poetische Funktion von Kleidung und deren Accessoires als gängiges Charakterisierungsmittel fiktiver Figuren am Ende des 18. Jahrhunderts indes um poetologische, dichtungssymbolische Aspekte. Das betrifft den Goetheschen Symbolbegriff ebenso wie die von Herder 1776 in einer Rezension über Lavaters Physiognomische Fragmente aufgestellte Forderung nach einer adäquaten Korrespondenz von Körperausdruck und Sprache im Sinne einer poetisch-anschaulichen, "physiognomischen Sprache". Dies geschieht gleichzeitig vor dem Hintergrund eines lebenspraktischen Umgangs mit einer"toilette parlante", das heißt, einer symbolischen Bedeutung tatsächlich getragener Kleidung. [...] Denn die distinktive Kleidungsfunktion höfischer Etikette vervielfältigt sich im Zuge der Abschaffung von Standeskleidung durch die Französische Revolution nun vermehrt um psychologisch-emotionale Aspekte. Auch die zeitgenössische Schriftstellerin und Modeexpertin Caroline de la Motte Fouqué, Verfasserin einer Geschichte der Moden, [...] ist davon nicht unbeeinflußt geblieben. Inwieweit sie diese dichtungssymbolischen Tendenzen aus Empfindsamkeit, Klassik und Romantik in ihre Werke einbringt und umdeutet, soll daher im folgenden mein Thema sein.
Im Bereich der deutsch-ungarischen literarischen Wechselbeziehungen offenbaren sich kontinuierlich neue Forschungslücken, die Fragestellungen aufwerfen, welche bislang weder von der Germanistik, noch von der hungarologischen Forschung hinreichend beantwortet wurden. Die Wirkungsgeschichte Hölderlins in Ungarn stellt zweifels ohne eine derartige Forschungslücke dar: selbst in den groß angelegten Forschungsprojekten zur Geschichte der Aufnahme der deutschsprachigen Literaturen in Ungarn wurde auf die Rezeption des Hölderlinschen Werkes entweder nur am Rande oder gar nicht eingegangen. Dies überrascht umso mehr, als die Rezeptionshandlungen bereits seit Jahrzehnten über die Grenze des Textmediums hinaus wiesen. In der Folge soll Andor Sas’ 1909 veröffentlichter Hölderlinaufsatz – der den Beginn der ungarischen Hölderlinforschung darstellt – einer kritischen Analyse unterzogen werden.
1998 erschien in Ungarn ein Gedichtband von Endre Kukorelly unter dem Titel H.Ö.L.D.E.R.L.I.N. Es kam nicht von ungefähr, dass Attila Bombitz, seiner Besprechung den vielsagenden Titel In Hölderlin (Hölderlin ist in) gab, denn in den 90er Jahren haben sich neben Kukorelly auch andere Autoren produktiv mit dem Hölderlinschen Werk auseinandergesetzt, außerdem sind mehrere selbstständige Hölderlinausgaben erschienen, gleichsam als Manifestationen einer zwar unerwarteten, aber wohl kaum abstreitbaren ungarischen Hölderlinrenaissance. Alle Rezensenten des Gedichtbandes konzentrierten sich auf die Deskription der poetischen Verfahren, mittels deren Kukorelly die die ungarische Hölderlinrezeption beherrschenden romantischen Hölderlintopoi gewissermaßen zu dekonstruieren versuchte.
Der Rekonstruktionsversuch der Werkgenese und der Editionsgeschichte des ersten in Druck erschienenen deutschsprachigen Schriftstellerlexikons der siebenbürger Sachsen mag angesichts des derzeitigen Forschungsstandes gewagt erscheinen, ist jedoch mehr als notwendig. Das 18. Jahrhundert ist – was Siebenbürgen betrifft – keine bevorzugte Epoche der Literaturgeschichtsschreibung, stellt Stefan Sienerth in der Geschichte der siebenbürgisch-deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert resigniert fest. Als beinahe unüberwindbares Hindernis tut sich die Gattungs-, Formund Gehaltvielfalt der Texte aus der Zeit des Pietismus und der Aufklärung auf, infolge dessen meistens nicht die Literaturwissenschaft, sondern die verwandten Disziplinen mit den schriftlichen Zeugnissen des 18. Jahrhunderts sich auseinandersetzen; aber auch das fehlende, da unerforschte und unedierte Quellenmaterial erschwert die (literatur)wissenschaftliche Erforschung der Epoche. Besonders deutlich manifestiert sich dies am Beispiel des Johann Seivert.
Voraussetzung für argumentative Rede ist zum einen ihre Kohärenz; zum andern das Gelingen ihrer Referenz. Die Texte, die der poeta doctus Musil unter dem Titel 'Drei Frauen' versammelt hat, gehören nicht der argumentativen Rede an. Sie sind erzählender Natur. Dennoch problematisieren sie, wie wir vertreten möchten, die Voraussetzungen argumentativer Rede. Während 'Die Portugiesin' mit der Deixis (wie andernorts schon vorgeführt) den Weltbezug zu ihrem Thema macht, handeln 'Grigia' und 'Tonka' von der Verknüpfung elementarer Sätze zu Texten. In beiden Erzählungen werden die Konjunktionen zum Problem; das aber aus signifikant verschiedenen Gründen. Aus ähnlich verschiedenen Gründen werden in den fiktionalen Welten, die uns in 'Grigia' und 'Tonka' begegnen, Zusammenhänge zum Problem. Ein Textvergleich tut not; er führt auf die Bezüge, die wir soeben angedeutet haben.
Das vorliegende Themenheft der Aussiger Beiträge trägt den Titel "Deutsch als Fremdsprache – Didaktische und sprachwissenschaftliche Perspektiven". Mit den hier zusammengestellten Aufsätzen haben die Herausgeber vor allem zwei Ziele im Auge: Angeregt werden soll einerseits eine allgemeine Diskussion etablierter Trends und Schwerpunkte in der Fremdsprachendidaktik; andererseits stellt sich mit Blick auf die Fremdsprache Deutsch ganz konkret die Frage, in welchen Bereichen methodische und inhaltliche Innovationen möglich sind, um die Sprachvermittlung weiter zu optimieren. Solche Überlegungen sollten letztlich auch dazu beitragen, die Position von Deutsch als Fremdsprache in Schule und Hochschule zu stärken.
Der Beitrag geht anhand einer Fallstudie zur Textsorte Steckbrief auf das Potenzial und die Grenzen des Einsatzes von Texten aus Kinder- und Jugendzeitschriften im schulischen DaF-Unterricht ein. Er basiert auf den Ergebnissen eines studentischen Forschungsprojektes, in dessen Rahmen die Textsorte zunächst unter dem Gesichtspunkt einer mehrdimensionalen Textsortenanalyse beschrieben wurde. Anschließend wurden ausgewählte Steckbriefe didaktisch bearbeitet und an tschechischen Schulen evaluiert. Im Beitrag wird über die dabei gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen berichtet.
Aktuelle Berichte
(2007)
Bericht über die II. Germanisten-Tagung an der Universität Tallinn (Hana Bergerová/Renata Cornejo)
Kafka in Frankenstein. Böhmische Nerven-Politik zwischen 1890 – 1938. 100 Jahre Frankenstein. Zur Geschichte einer Heilstätte zwischen den Nationen, Systemen und Disziplinen (Ekkehard W. Haring/Mirek Němec/Benno Wagner)
Zum Germanistentreffen in Hradec Králové (Lenka Vaňková)